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Lot 530

Rainer Fetting 1949 Wilhelmshaven - lebt und arbeitet in Berlin und New YorkMann und Axt IX. 1980.Acryl und Rohpigment auf Leinwand. Verso auf der Leinwand signiert, datiert und betitelt. 220 x 160 cm (86,6 x 62,9 in). [CB].PROVENIENZ: Mary Boone Gallery, New York (verso mit dem Etikett, wohl 1981).Dorsky Galleries Ltd., New York (verso mit dem Etikett, wohl 1990).Christie`s, New York, Auktion am 13. November 1998, Lot 152. Rainer Fetting studiert 1972-1978 an der Hochschule der Künste in Berlin und gründet noch als Meisterschüler zusammen mit Helmut Middendorf, Salomé und Bernd Zimmer die Galerie am Moritzplatz. Er gilt als einer der Hauptvertreter der `Jungen Wilden`. Deutlich sind seine Arbeiten von der Rückbesinnung auf expressionistische figurative Malerei, die Vorliebe für Farbe als Ausdrucksmittel und die Reduzierung der Gegenstände, die durch Malgestik ersetzt werden, geprägt.1978 geht Fetting nach New York, um neue künstlerische Wege zu beschreiten. Dort findet er sowohl neue Motive als auch das für ihn so bezeichnende Licht und die urbane expressive Stimmung, die sich in seinen farbintensiven Arbeiten widerspiegeln. In den folgenden Jahren thematisiert Fetting eine Art großstädtischer Subkultur und stellt u.a. Obdachlose und meist dunkelhäutige Männer dar. Fettings isolierte Akte jener Zeit scheinen zu eindrucksvollen Sinnbildern von Einsamkeit und Schönheit gesteigert.1981 nimmt Fetting an der von Christos M. Joachimides in der Royal Academy of Arts zusammengestellten Ausstellung `A New Spirit in Painting` teil. Es folgen in fast jährlichem Abstand Einzelausstellungen in zahlreichen Galerien in Europa und Amerika. Ab 1984 schafft Fetting Arbeiten, in denen er Treibholz auf Leinwand montiert, übermalt und in die Bildkomposition integriert. Erste Bronzearbeiten entstehen in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre, u.a. die Bronzeskulptur `Willy Brandt` für die SPD-Parteizentrale in Bonn, jetzt in Berlin. Die Arbeiten der jüngeren Zeit widmen sich vermehrt der Metropole New York, in denen der Künstler die dunklen Randzonen der Großstadt thematisiert.Rainer Fetting gehört zu den Protagonisten einer Malerei, die Anfang der 1980er Jahre in der Hinwendung zur Gegenständlichkeit, zu kräftiger Farbigkeit und heftigem Pinselduktus europaweit, vor allem aber in Italien und Deutschland als Phänomen zu beobachten ist. ca. 12.06 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONRainer Fetting 1949 Wilhelmshaven - lebt und arbeitet in Berlin und New YorkMann und Axt IX. 1980.Acrylic and raw pigment on canvas. Verso of canvas signed, dated and titled. 220 x 160 cm (86,6 x 62,9 in). [CB].PROVENANCE: Mary Boone Gallery, New York (verso with label, presumably 1981).Dorsky Galleries Ltd., New York (verso with label, presumably 1990).Christie`s, New York, auction on 13 November, 1998, lot 152. ca. 12.06 h +/- 20 min.

Lot 55

Otto Mueller 1874 Liebau/Riesengebirge - 1930 Obernigk bei BreslauBergige Landschaft mit kleinem Haus. Um 1925.Farbige Kreidezeichnung. Von Lüttichau/Pirsig 645. Verso mit dem Nachlassstempel (Lugt 1829 d) von Erich Heckel signiert. Auf Velin. 51,4 x 69,5 cm (20,2 x 27,3 in), blattgroß. [EH]. PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers.Privatsammlung Deutschland.Ketterer Kunst München, 27. Auktion 22.-24. Mai 1978, Los 1502. AUSSTELLUNG: Galerie Nierendorf, Berlin, 1968, Kunstblätter 15, Kat.-Nr. 43.Otto Mueller - Bilder, Aquarelle, Kreiden, Lithographien, Galerie Günther Franke, München 1.3. bis Mitte April 1969, Kat.-Nr. 34 (o. Abb.)Otto Mueller - Bilder, Aquarelle, Kreiden, Lithographien, Galerie Thomas, München 13.10.-23.11.1978, Kat.-Nr. 60. Otto Mueller fühlt sich Zeit seines Lebens einer unverfälschten Natur verbunden, die er auf eine Weise sieht, die seiner Art von Naturverbundenheit weitestgehend entgegenkommt. Das Besondere an dieser Landschaft ist vor allem die reduzierte Farbigkeit, die mit ihren matten Schwarz- und Brauntönen einer eher elegischen Stimmung folgt. Muellers Landschaften, wie seine Akte, ruhen in sich selbst. Künstlich gesetzte Höhepunkte und spektakuläre Sichten sucht man bei ihm vergebens. Dabei sind seine Landschaften voller Geheimnisse, die geahnt, aber nicht visualisiert werden. ca. 12.39 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONOtto Mueller 1874 Liebau/Riesengebirge - 1930 Obernigk bei BreslauBergige Landschaft mit kleinem Haus. Um 1925.Colored chalk drawing. Von Lüttichau/ Pirsig 645. Verso with estate stamp (Lugt 1829 d) sigend by Erich Heckel. On wove paper. 51,4 x 69,5 cm (20,2 x 27,3 in), the full sheet. [EH]. PROVENANCE: From artist`s estatePrivate collection GermanyKetterer Kunst Munich, 27 auction 22 - 24 May, 1978, lot 1502. EXHIBITION: Galerie Nierendorf, Berlin, 1968, Kunstblätter 15, cat. no. 43.Otto Mueller - Bilder, Aquarelle, Kreiden, Lithographien. Galerie Günther Franke, München 01.03.- Mitte April 1969, cat. no.34 (no illu.)Otto Mueller - Bilder, Aquarelle, Kreiden, Lithographien. Galerie Thomas, München 13 October - 23 November, 1978, cat. no. 60. ca. 12.39 h +/- 20 min.

Lot 575

Luciano Castelli 1951 Luzern - lebt und arbeitet in Paris und ZürichOhne Titel (woman with red hat). 1987.Öl auf Papier. Am linken Rand signiert und datiert. Auf zwei collagierten Papierbögen von Fabriano (mit Wasserzeichen). 138,5 x 100 cm (54,5 x 39,3 in), blattgroß. Das Porträt ist zu den exotischen Frauenbildern zu zählen, die in der Folge des Philippinenaufenthaltes Luciano Castellis im Jahr 1985 entstehen. Die ruhigere Gesamtgestaltung weist schon auf eine Überwindung der Zeit der `Neuen Wilden` hin. [EH]. ca. 12.53 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONLuciano Castelli 1951 Luzern - lebt und arbeitet in Paris und ZürichOhne Titel (woman with red hat). 1987.Oil on paper. Signed and dated in left margin. On firm wove paper (two sheets) by Fabriano (with watermark). 138,5 x 100 cm (54,5 x 39,3 in), the full sheet. The portrait counts among the exotic pictures of women, which were made after Luciano Castelli`s sojourn to the Phillipines in 1985. The overall calm arrangement hints at the end of the times of New Wild Art. [EH].ca. 12.53 h +/- 20 min.

Lot 588

Luciano Castelli 1951 Luzern - lebt und arbeitet in Paris und ZürichCarlo. 1990.Kunstharz auf Leinwand. Verso auf der Leinwand signiert, datiert, betitelt sowie bezeichnet `19.6.90 / Paris vorher - nachher`. 160,5 x 141,5 cm (63,1 x 55,7 in). [CB]. PROVENIENZ: Dennis Hotz Fine Art, Sandton, Südafrika (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).Privatbesitz London. ca. 13.03 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONLuciano Castelli 1951 Luzern - lebt und arbeitet in Paris und ZürichCarlo. 1990.Synthetic resin on canvas. Verso of canvas signed, dated, titled and inscribed `19.6.90 / Paris vorher - nachher`. 160,5 x 141,5 cm (63,1 x 55,7 in). [CB]. PROVENANCE: Dennis Hotz Fine Art, Sandton, South Africa (with label on stretcher).Private ownership London. ca. 13.03 h +/- 20 min.

Lot 601

Gerhard Richter 1932 Dresden - lebt und arbeitet in Köln und DüsseldorfSeestück. 1991.Farboffset. Vergleiche Butin Anhang S. 285. Mit Gefälligkeitssignatur. Im Unterrand typografisch bezeichnet. Auf leichtem Offsetkarton. 54 x 54 cm (21,2 x 21,2 in). Papier: 89,9 x 70 cm (35,4 x 27,6 in).Reproduktion des gleichnamigen Ölgemäldes von 1969 (Werkübersicht der Gemälde 233). Herausgegeben von der Achenbach Art Edition, Düsseldorf 1991. ca. 13.13 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONGerhard Richter 1932 Dresden - lebt und arbeitet in Köln und DüsseldorfSeestück. 1991.Offset in colors. Cf. Butin appendix p. 285. With complimentray signature. Lower margin typographically inscribed. On light offset cardboard. 54 x 54 cm (21,2 x 21,2 in). Sheet: 89,9 x 70 cm (35,4 x 27,6 in).Reproduction of the oil painting of the same name from 1969 (catalog raisonné 233). Published by Achenbach Art Edition, Düsseldorf 1991. [KH]. ca. 13.13 h +/- 20 min.

Lot 604

Bernard Schultze 1915 Schneidemühl (Westpreußen) - 2005 KölnWaghalsige Konstruktion. 1992.Schwarze Kreidezeichnung. Rechts unten sowie auf dem Keilrahmen signiert, datiert und betitelt. Auf Velin, auf dünne Leinwand aufgezogen. 226,7 x 137 cm (89,2 x 53,9 in). Die Arbeit ist im handschriftlichen Werkverzeichnis des Künstlers aufgeführt. Wir danken Frau Doris Schultze-Berger, Köln, für die freundliche Unterstützung.PROVENIENZ: Direkt vom Künstler erworben. Privatsammlung Hessen. AUSSTELLUNG: Bernard Schultze - Das große Format, Wanderausstellung Museum Ludwig, Köln, Josef-Haubrich-Kunsthalle Köln, Galleria Comunale d`Arte Moderna Bologna, Kunsthalle Elzenveld Antwerpen 1994/96.Museum Ludwig im Wäino Aaltonen Museum of Art, Turku/Finnland 1997.Museum Folkwang, Essen.Kunsthalle Rostock, 2005 (auf dem Keilrahmen mit gestempeltem Etikett sowie einem typografisch bezeichneten Aufkleber). Diese großformatige, schwarz-weiße Komposition steht einer farbigen in nichts nach. Schultze schafft es, durch die unterschiedlichen Schraffierungen das Dreidimensionale detailliert herauszuarbeiten, es scheint den Rahmen zu sprengen. Alles drängt heraus auf den Betrachter zu, der sich nicht näher herantraut, in der Angst, von den einzelnen kralligen Verästelungen gepackt zu werden. Ein Effekt, den sogar der Künstler für sich in Anspruch nimmt. `Sich treiben lassen, wohin das Bild will, soviel wie möglich dem Zufall überlassen, so wenig wie möglich Kontrolle; die Kunstgeschichte zum Steinbruch erklären und was man gebrauchen kann, bricht man sich heraus. Letzten Endes steht man als Fremdling vor seinem Bild.` (zit. nach: Bernhard Schultze, Im Labyrinth. Werke von 1947 bis 1990, Ausst.-Kat. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, 1991). Schultze gehört zu den letzten großen Namen und Wegbereitern der deutschen Nachkriegs-Abstraktion. ca. 13.15 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONBernard Schultze 1915 Schneidemühl (Westpreußen) - 2005 KölnWaghalsige Konstruktion. 1992.Black Chalk drawing. Signed, dated and titled lower right and on stretcher. On wove paper, laid on thin canvas. 226,7 x 137 cm (89,2 x 53,9 in). This work is registered in the artist`s hand-written index of works. We are grateful to Doris Schultze-Berger, Cologne, for her kind support in cataloging this work.PROVENANCE: Acquired directly from artist. Private collection Hesse. EXHIBITION: Bernard Schultze - Das große Format, travelling exhibition Museum Ludwig, Josef-Haubrich-Kunsthalle Cologne, Galleria Comunale d`Arte Moderna Bologna, Kunsthalle Elzenveld Antwerp 1994/96.Museum Ludwig in Wäino Aaltonen Museum of Art, Turku/Finland 1997.Museum Folkwang, Essen.Kunsthalle Hansestadt Rostock, 2005 (with stamped label on stretcher as well as with typographically inscribed sticker). ca. 13.15 h +/- 20 min.

Lot 620

Max Weiler 1910 Hall/Tirol - 2001 WienOhne Titel. 1996.Eitempera über Bleistift auf Leinwand. Rechts unten signiert und datiert. 60 x 64 cm (23,6 x 25,1 in). [JS]. Wir danken Frau Yvonne Weiler, Büro Max Weiler, Wien, für die freundliche Beratung.PROVENIENZ: Galerie Weiz, Salzburg (1997, auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).Privatsammlung Süddeuschland. LITERATUR: Max Weiler. Arbeiten aus den Jahren 1995/96, Galerie Welz, Salzburg 9.1.-9.2.1997, Kat.-Nr. 2 (mit Farbabb.). 1910 in Tirol geboren, schließt Max Weiler seine Gymnasialausbildung 1929 mit der Matura an der Lehrerbildungsanstalt in Innsbruck ab. Von 1930 bis 1937 studiert Weiler bei Karl Sterrer an der Akademie der bildenden Künste in Wien, der den jungen Künstler mit den Werken der altchinesischen Landschaftsmalerei der Sung-Dynastie bekannt macht. Im Zweiten Weltkrieg steht Weiler im Dienst der Deutschen Wehrmacht als Gefreiter in Oberitalien und Jugoslawien, von wo er 1945 desertiert und nach Tirol zurückkehrt. Bald nach Kriegsende gewinnt er den Wettbewerb für die Freskierung der Theresienkirche in Innsbruck. 1951 findet Weilers erste Einzelausstellung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum und in der Galerie Wührle in Wien statt. 1955 nimmt Weiler schließlich auf Empfehlung von Otto Benesch, dem damaligen Direktor der Albertina in Wien, an der III. Biennale von São Paulo, Brasilien, teil und präsentiert Österreich 1960 auch auf der XXX. Biennale von Venedig. Zahlreiche Preise, Ausstellungen und Veröffentlichungen zu seinem Werk, das sich ab den 1950er Jahren zunehmend der Abstraktion zuwendet und sich doch mit jedem Strich am Vorbild der Natur misst, folgen in den kommenden Jahren. Parallel lehrt Weiler bis 1981 auch als Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Die Ausstellung `Kunst und Natur` wird 1986 im Salzburger Rupertinum (heute Museum der Moderne) und 1988 im Belvedere in Wien gezeigt. Im darauffolgenden Jahr folgt eine titelgleiche Ausstellung im Museo de Arte Moderno in Mexico-City, die noch im selben Jahr auch vom Stanford Museum Kalifornien, dem University of Iowa Museum of Art sowie dem Kunstmuseum Bern gezeigt wird. 1995 wird Max Weiler als zweiter Maler nach Oskar Kokoschka zum Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste in Wien ernannt und die Ausstellung der Bilderserie `Wie eine Landschaft (1961-1967)` im Belevedere in Wien gezeigt.Max Weiler, der zu den bekanntesten österreichischen Malern der Moderne zählt, hat sein künstlerisches Schaffen der Landschaft gewidmet. Während seine Arbeiten der 1920er und 1930er Jahre noch Bergwelten in differenzierter Malweise zeigen, verlieren sich die geschilderten Natur- und Landschaftseindrücke ab Ende der 1950er Jahre in zunehmender Abstraktion, ohne jedoch ihre gegenständlichen Bezüge gänzlich aufzugeben. Auch in unserem späten Gemälde, das der damals bereits 86-jährige Künstler in dynamischem Strich geschaffen hat, wird die Wahrnehmung des Betrachters - wenn auch nur noch in entfernter Weise - zwischen abstrakter Farbwirkung und Landschaftsassoziation in der Schwebe gehalten. 1998 folgt die erste Einzelausstellung eines lebenden europäischen Malers im NAMOC, dem chinesischen Nationalmuseum in Peking, dazu erscheint die Publikation `Max Weiler - Ein anderes Bild der Natur. Der Weg zum Spätwerk` von Wieland Schmied. Ein Jahr später wird Weiler, der bereits seit 1995 Ehrenmitglied der Akademie ist, an der Akademie der bildenden Künste Wien sowie am Künstlerhaus mit einer großen Retrospektive geehrt. Max Weiler stirbt 90-jährig am 29. Januar 2001 und wird in einem Ehrengrab der Stadt Wien auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. ca. 13.27 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONMax Weiler 1910 Hall/Tirol - 2001 WienOhne Titel. 1996.Egg tempera over pencil on canvas. Signed and dated lower right. 60 x 64 cm (23,6 x 25,1 in). [JS].</

Lot 629

Bernard Schultze 1915 Schneidemühl (Westpreußen) - 2005 KölnErdbebenlandschaft der Migofs. 1997.Öl auf Leinwand. Rechts unten signiert und datiert. Verso signiert, datiert und betitelt. 147 x 200 cm (57,8 x 78,7 in). [SM]. PROVENIENZ: Privatsammlung Deutschland. AUSSTELLUNG: Bernard Schultze, Museum Ludwig im Wäinö Aaltonen Museum of Art, Turku/Finnland 1997. ca. 13.34 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONBernard Schultze 1915 Schneidemühl (Westpreußen) - 2005 KölnErdbebenlandschaft der Migofs. 1997.Oil on canvas. Signed and dated lower right. Verso signed, dated and titled. 147 x 200 cm (57,8 x 78,7 in). [SM]. PROVENANCE: Private collection Germany. EXHIBITION: Bernard Schultze, Museum Ludwig im Wäinö Aaltonen Museum of Art, Turku/Finland 1997. ca. 13.34 h +/- 20 min.

Lot 66

Gerhard Marcks 1889 Berlin - 1981 KölnBüste Justine. Um 1920.Terrakotta. Dunkelgrauer Scherben mit brauner Oxydengobe. Rudloff 108 e. Wohl Unikat. 20,5 x 22,5 x 11 cm (8 x 8,8 x 4,3 in). Die Büste wurde von Marcks in seinen nach dem Material (in diesem Falle Terrakotta) getrennt geführten Werk-Tagebüchern unter Nr. 9 verzeichnet. Aus einer um 1923 entstandenden Folge von Terrakotta-Köpfen und -Masken, von denen nur wenige erhalten sind.Die vorliegende Büste zeigt eine Frau vom Obersalzberg. Für Marcks sind von 1915 bis 1920 regelmäßig Aufenthalte auf dem Obersalzberg belegt. Die Familie seiner Frau besaß dort ein Haus, und für ihn war es der Ort der Rekonvalenz nach dem Weltkrieg. Unter Einfluss der dortigen Volkskunst findet seine zunehmende Hinwendung zu einer vereinfachten Formensprache statt, welche die Phase am Bauhaus bestimmen wird. [KD].Wir danken Herrn Dr. Arie Hartog, Gerhard Marcks Haus, Bremen, für die freundliche wissenschaftliche Beratung.PROVENIENZ: Wohl Sammlung Frans Wildenhain.Privatsammlung USA. Ist in Marcks` frühen Arbeiten die klassische Körpersprache noch dominierend, wird das vorliegende Werk, das während der Zeit am Bauhaus entsteht, zugunsten einer Intensivierung des Ausdrucks auf eine abstrahierend formale Körpersprache reduziert. Nicht zu übersehende Vorbilder sind sowohl die Frühzeit der klassischen Antike als auch die etruskische Kunst. Die kleine Büste ist in ihrer Direktheit der Aussage von archaisch-abstrakter Geschlossenheit, die in ihrer Klarheit der Formensprache sich jeder Interpretation im Sinne eines Illusionismus entzieht. Marcks formuliert den Typus, weniger das Individuum. ca. 12.48 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONGerhard Marcks 1889 Berlin - 1981 KölnBüste Justine. Um 1920.terracotta. Dark grey sherd with brown oxide engobe. Rudloff 108 e. Presumably unique piece. 20,5 x 22,5 x 11 cm (8 x 8,8 x 4,3 in). Marcks registered the bust in one of his work diaries which he kept according to the material (in this case terracotta, under the number 9. From a series of terracota masks and heads from around 1923, of which just a few have been preserved.This bust shows a woman from Obersalzberg. There is proof of regular sojourns on the Obersalzberg between 1915 and 1920. His wife`s family owned a house there, and to him it was a place where he was able to recover from the war. Under the influence of local folk art he increasingly turned to a simplified style which would become decisive for his activities at the at the Bauhaus. [KD].We are grateful to Dr. Arie Hartog, Gerhard Marcks Haus, Bremen, for his kind expert advice.PROVENANCE: Presumably collection Frans Wildenhain.Private collection USA. ca. 12.48 h +/- 20 min.

Lot 663

Tom Wesselmann 1931 Cincinnati - 2004 New YorkHelen Nude. 1981.Farbserigrafie. Signiert, datiert und nummeriert. Eines von 150 Exemplaren. Auf Velin. 78,9 x 81,4 cm (31 x 32 in). Papier: 91,2 x 93,8 cm (35,9 x 36,9 in).Herausgegeben von Transworld Art, New York (mit dem Trockenstempel). [KP]. ca. 13.59 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONTom Wesselmann 1931 Cincinnati - 2004 New YorkHelen Nude. 1981.Silkscreen in colors. Signed, dated and numbered. One of 150 copies. On wove paper. 78,9 x 81,4 cm (31 x 32 in). Sheet: 91,2 x 93,8 cm (35,9 x 36,9 in).Published by Transworld Art, New York (with blindstamp). [KP].ca. 13.59 h +/- 20 min.

Lot 67

Paul Klee 1879 Münchenbuchsee (Schweiz) - 1940 Muralto/LocarnoAkt in geschraubter Bewegung. 1933.Bleistiftzeichnung. Klee 6314. Links unten signiert. Auf dem collagierten Original-Unterlagekarton datiert und betitelt sowie mit der Werknummer `Y8` bezeichnet. Auf dünnem Zeichenpapier (linke Kante mit Perforierung). 42,5 x 32 cm (16,7 x 12,5 in), Blattgröße. [KD]. PROVENIENZ: Hermann und Margit Rupf, Bern (bis 1954).Berggruen & Cie, Paris (1954-1959).James Wise, Genf/New York/Nizza (ab 1959).New Art Center, New York (bis 1962).Curtis O. Baer (bis 1985).Sammlung Edgar M. Bronfman, New York. AUSSTELLUNG: Paul Klee. Zeichnungen und Aquarelle 1913-40, Galerie Würthle, Wien, Februar - März 1959, Nr. 29.Paul Klee. Drawings and watercolors, New Art Center Gallery, New York, 18.1.-20.2.1960, Nr. 16 mit Abb.Master drawings from Titian to Picasso. The Curtis O. Baer Collection, National Gallery of Art, Washington D.C./Indianapolis Museum of Art u.a. Juli 1985 - Januar 1987, S. 164, Nr. 96 mit Abb.Paul Klee 1933, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München/Kunstmuseum, Bern/Schirn Kunsthalle, Frankfurt a. Main/Kunsthalle, Hamburg, Februar 2003 - März 2004, Kat.-Nr. 155 mit Abb. Am 18. Dezember 1879 wird Paul Klee in Münchenbuchsee bei Bern geboren. 1898 siedelt er nach München über, wo er bei Heinrich Knirr Radier- und Zeichenunterricht nimmt. Zwei Jahre später beginnt Klee ein Studium an der Münchener Akademie in der Malklasse von Franz von Stuck. Erste Studienreisen führen ihn 1901/02 nach Rom, 1905 nach Paris. Als Klee im Jahr 1908 an den Ausstellungen der Münchner und der Berliner Sezession teilnimmt, macht er die Bekanntschaft von Wassily Kandinsky, Franz Marc und Hans Arp, die sich prägend auf sein künstlerisches Schaffen auswirkt. Durch die Teilnahme an der zweiten Ausstellung des `Blauen Reiter` im Jahre 1912 lernt er weitere herausragende zeitgenössische Künstler und Schriftsteller wie Alexej von Jawlensky, Rainer Maria Rilke und Herwarth Walden kennen. Seit 1914 beschäftigt er sich verstärkt mit der Aquarellmalerei, wobei die gemeinsame Tunesienreise mit August Macke und Louis René Moilliet zum entscheidenden Schritt zu einem eigenen malerischen Stil wird. Nach dem Kriegsdienst wird Klee 1920 von Walter Gropius an das Weimarer Bauhaus berufen, wo er zunächst als Formmeister, später in einer eigenen Malklasse unterrichtet. In den darauf folgenden Jahren intensiviert der Künstler seine Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland: 1924 stellt Klee in New York aus, 1925 nimmt er an der ersten Gruppenausstellung der `peinture surréaliste` in Paris teil, u.a. mit Max Ernst, Joan Miró und Pablo Picasso. Ein Jahr später gründet er in Weimar zusammen mit Kandinsky, Lyonel Feininger und Jawlensky die Künstlergruppe `Blaue Vier`. 1931 erhält Klee eine Professur an der Düsseldorfer Akademie und löst daraufhin den Vertrag mit dem Bauhaus. Zwei Jahre später wird der Maler als `entarteter Künstler` fristlos entlassen und siedelt nach Bern über.Mit schwungvollen Parallelstrichen modelliert Paul Klee einen Akt, dessen komplizierte Körperhaltung durch die wellig-gerundeten Strichlagen noch betont wird. Scheinbar ohne natürliche Balance und doch von einer zur Schau getragenen, fast imperialen Haltung ist die Gestalt eine Verkörperung so vieler Widersprüche, dass sich der Gesamteindruck zu einer pittoresken Tanzfigur verdichtet, wie sie sich in der Historie etwa in den Tänzern der Balli di Sfessania von Jacques Callot finden lässt, während die aufmüpfige Attitüde der Kopfhaltung ihre Vorbilder in den satirischen Lithografien von Honoré Daumier hat, die Paul Klee zu schätzen wusste. Die Zeichnung in ihrer Gesamtheit ist ein eindrucksvolles Zeugnis der Zeichenkunst von Paul Klee, die in ihrer Bandbreite der Gestaltungsmöglichkeiten ihresgleichen sucht und zugleich viel von der kritischen Geisteshaltung ihres Gestalters

Lot 670

Vanessa Beecroft 1969 Genua - lebt und arbeitet in New YorkJesse (vb29). 1997.Farbfotografie (vibracolor print). Eines von 3 Exemplaren. Auf Fotopapier. 157,5 x 113,6 cm (62 x 44,7 in), Blattgröße. Anlässlich der auf der Vernissage zur Ausstellung `identité` aufgeführten Performance im Institut d`Art Contemporain, Villeurbanne/Rhône-Alpes 27.6.-31.10.1997, entstandene Farbfotografie. [DB].Wir danken der Galerie Hussenot, Paris, und dem Institut d´Art Contemporain, Villeurbanne/Rhônes-Alpes, für die freundliche Auskunft. ca. 14.05 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONVanessa Beecroft 1969 Genua - lebt und arbeitet in New Yorkvb29. 1997.Color photograph. One of 3 copies. On photo paper. 157,5 x 113,6 cm (62 x 44,7 in), size of sheet. Made on occasion of a perfomance in the Institut d`Art Contemporain, Villeurbanne/Rhône-Alpes, France 1997. [DB].ca. 14.05 h +/- 20 min.

Lot 695

Michael Wesely 1963 München - lebt und arbeitet in BerlinThe Museum of Mordern Art, New York. 2004.C-print hinter Plexiglas. Links unten typografisch bezeichnet `Michael Wesely 7.8.2001 - 7.6.2004 The Museum of Modern Art, New York` sowie nummeriert. Aus einer Auflage von 6 Exemplaren. 125 x 175 cm (49,2 x 68,8 in). Herausgegeben von Fahnemann Projects, Berlin 2004. Im Original-Stahlrahmen. [JS].Die fotografische Langzeitdokumentation ist seit seiner legendären fotografischen Dokumentation der Umgestaltung des Potsdamer Platzes in Berlin (1997-1999) Michael Weselys Markenzeichen. Verschiedene Abschnitte des Baus werden mit verschiedenen Kameraeinstellungen festgehalten und schließlich durch die Übereinanderblendung dieser unterschiedlichen Sequenzen zu einem simultanen Bildeindruck von magischer Transparenz vereint. ca. 14.23 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONMichael Wesely 1963 München - lebt und arbeitet in BerlinThe Museum of Modern Art, New York. 2004.C-print behind plexiglass. Typographically inscribed `Michael Wesely 7.8.2001 - 7.6.2004 The Museum of Modern Art, New York` lower left as well as numbered. From an edition of 6 copies. 125 x 175 cm (49,2 x 68,8 in). Published by Fahnemann Projects, Berlin 2004. In original steel frame. [JS]. ca. 14.23 h +/- 20 min.

Lot 698

Jonathan Meese 1970 Tokio - lebt und arbeitet in Ahrensburg und BerlinEwigkeitsformel. 2009.Öl, Acryl und Papier- und Plastik-Collage auf Leinwand. Links oben und links unten monogrammiert und datiert, oben betitelt. Verso zweifach signiert und datiert sowie bezeichnet `Kein Lolly zuviel (hier bruzzelt Dein Bruzzelschlüpfer) => Du bist fein raus`. 184,5 x 184,5 cm (72,6 x 72,6 in). PROVENIENZ: Contemporary Fine Art, Berlin (auf dem Keilrahmen und dem Rahmen mit der handschriftlichen Werk-Nr. `MEE/M 2027`, mit dem typografischen Galerieetikett und mehrfach unterschiedlich gestempelt). Jonathan Meese lebt als Total-Künstler in und mit seiner Kunst. Wild, wie Meese sich in seinen öffentlichen Auftritten gibt, sind die Pinselstriche auf die Leinwand gesetzt und zeugen von der getriebenen Künstlerpersönlichkeit. Die Kunst, sagt er, äußere sich durch ihn, nicht er sich durch die Kunst. Eine wichtige Rolle bei allen künstlerischen Äußerungen spielt die Provokation, aber auch die kindliche Freude an Knalleffekten. Jonathan Meeses Kunst ist laut, provokant, pathetisch und bisweilen neurotisch, immer aber mit einer großen Portion Leidenschaft, sprühendem Temperament und handschriftlich hinzugefügten kryptischen Wortschöpfungen gewürzt. Meese sucht die Irritation: `Ich glaube, dass Kunst ihre eigenen Regeln hat. Ich vermute es. Oder habe die Sehnsucht. Wir verstehen es nicht, es ist ein Mysterium. Es bleibt ein großes Rätsel, warum etwas Kunst ist. [?] Wir wissen nicht, warum ein Bild Kunst ist und warum ein anderes es eventuell nicht ist. Wir werden überfordert.` (Jonathan Meese im Interview mit Alain Bieber, artnet, 19.5.2006).Jonathan Meese ist u.a. vertreten in:? Contemporary Fine Arts, Berlin ? Galerie Haas, Zürich? Koenig & Clinton, New York? Galerie Krinzinger, Wien ? Modern Art, London? Regina Gallery, Moskau? Sies + Höke, Düsseldorf ? Paolo Curti Galerie, Mailand? Centre Pompidou, Paris ? The Roland Berger Art Collection, München? RUBELL FAMILY COLLECTION, Miami? Sammlung Rheingold, Mönchengladbach? Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, Bonn ca. 14.26 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONJonathan Meese 1970 Tokio - lebt und arbeitet in Ahrensburg und BerlinEwigkeitsformel. 2009.Oil, acrylic and paper- and plastic collage on canvas. Upper and lower left monogrammed and dated, titled at top. Verso twice signed and dated as well as inscribed `Kein Lolly zuviel (hier bruzzelt Dein Bruzzelschlüpfer) => Du bist fein raus`. 184,5 x 184,5 cm (72,6 x 72,6 in). PROVENANCE: Contemporary Fine Art, Berlin (stretcher and frame with work number `MEE/M 2027`, with typographic gallery label and several different stamps). ca. 14.26 h +/- 20 min.

Lot 715

Norbert Bisky 1970 Leipzig - lebt und arbeitet in BerlinFester. 2001.Aquarell. Rechts unten mit dem Künstlersignet, datiert und betitelt. Auf Velin. 42 x 59,5 cm (16,5 x 23,4 in), Blattgröße. [SM]. Norbert Bisky wird 1970 in Leipzig als zweiter Sohn des damaligen SED Politikers Lothar Bisky geboren. Nach der Wende, durch welche für den damals gerade 19-jährigen Bisky eine im Sinne des Kommunismus durchorganisierte Jugend ein abruptes Ende findet, besucht er die Freie Kunstschule Berlin und studiert schließlich ab 1994 an der Hochschule der Künste in West-Berlin Malerei in der Klasse von Georg Baselitz, wo er seine Ausbildung im Jahr 1999 als dessen Meisterschüler beendet. Bereits wenige Jahre später gelingt Bisky mit seinen in eine helle Farbigkeit getauchten Gemälden der Durchbruch auf dem nationalen und bald auch internationalen Kunstmarkt. Arbeiten Norbert Biskys befinden sich in zahlreichen internationalen Sammlungen. Norbert Bisky ist u.a. vertreten in:GALERIE CRONE, Berlin Koenig & Clinton, New YorkBurger Collection, Berlin Museum Ludwig KölnMuseum of Modern Art, New YorkSammlung Deutsche Bank, Frankfurt Museum der Bildenden Künste, Leipzig ca. 14.39 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONNorbert Bisky 1970 Leipzig - lebt und arbeitet in BerlinFester. 2001.Watercolor. Lower right with artist`s signet and dated and titled. On wove paper. 42 x 59,5 cm (16,5 x 23,4 in), size of sheet. [SM]. Norbert Bisky is represented at, among others:GALERIE CRONE, Berlin Koenig & Clinton, New YorkBurger Collection, Berlin Museum Ludwig KölnMuseum of Modern Art, New YorkSammlung Deutsche Bank, Frankfurt Museum der Bildenden Künste, Leipzig ca. 14.39 h +/- 20 min.

Lot 752

Andy Warhol 1928 Pittsburgh - 1987 New YorkJoseph Beuys. 1980.Farbserigrafie mit `Diamond Dust`. Feldmann/Schellmann/Defendi II.247. Signiert und nummeriert. Eines von 90 Exemplaren. Auf schwarzem Velin von Arches. 101 x 76,4 cm (39,7 x 30 in). Papier: 111,7 x 76,4 cm (43,9 x 30 in).Gedruckt von Rupert Jasen Smith, New York (mit dem Trockenstempel). Herausgegeben von den Editionen Schellmann & Klüser, München/New York. [KP].LITERATUR: Forty are better than one. Edition Schellmann 1969-2009, herausgegeben von Jörg Schellmann, Ostfildern 2009, S. 338. Wie im malerischen Werk gehören auch bei den Druckgrafiken die Porträts zu den bevorzugten Sujets Warhols. So entstehen in der typischen Pop-Art-Manier neben zahlreichen Selbstbildnissen Abbilder unter anderem von Jackie Kennedy, Mick Jagger, Mao, Mickey Mouse oder Marilyn Monroe. Die populären Personen werden in der Direktheit des Siebdruckverfahrens als zeittypische `Images` nach Fotovorlagen angefertigt. In seinen Porträts von Joseph Beuys, die in serieller Vierfachansicht oder, wie hier vorliegend, formatfüllend erscheinen, manipuliert Warhol das Foto als Vorlagematerial durch die Veredelung der Oberfläche mit Glitterpartikeln, um das Charisma des gefeierten deutschen Künstlers noch zu steigern: Die für die Pop-Art typische Ikonenhaftigkeit alles Dargestellten erhält so eine noch größere Sinnhaftigkeit.ca. 15.02 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONAndy Warhol 1928 Pittsburgh - 1987 New YorkJoseph Beuys. 1980.Silkscreen in colors with `Diamond Dust`. Feldmann/Schellmann/Defendi II.247. Signed and numbered. One of 90 copies. On black wove paper by Arches. 101 x 76,4 cm (39,7 x 30 in). Papier: 111,7 x 76,4 cm (43,9 x 30 in).Printed by Rupert Jasen Smith, New York (with blindstamp). Published by Editions Schellmann & Klüser, Munich/New York. [KP].LITERATURE: Forty are better than one. Edition Schellmann 1969-2009, published by Jörg Schellmann, Ostfildern 2009, p. 338. ca. 15.02 h +/- 20 min.

Lot 758

Andy Warhol 1928 Pittsburgh - 1987 New YorkCouple Embracing. Ca. 1954/55.Kugelschreiberzeichnung. Verso mit dem Nachlassstempel sowie dem Stempel der Andy Warhol Foundation for the Visual Arts und der handschriftlichen Nummerierung `246.024`. Sowie zusätzlich bezeichnet `SF`. Auf chamoisfarbenem Zeichenpapier, Oberkante unregelmäßig. 42,3 x 35,4 cm (16,6 x 13,9 in), Blattgröße. [JS]. PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, New York (bis 2014). Auch in Amerika war der Klassizismus eine beliebte Kunstrichtung, was sich nicht allein in der Architektur des Kapitols und des Weißen Hauses in Washington D.C. niedergeschlagen hat und das öffentliche Erscheinungsbild der USA bis heute maßgeblich prägt, sondern auch im privaten Bereich bis ins 20. Jahrhundert hinein seine künstlerischen Ausläufer hatte. Zu der vorliegenden Zeichnung könnte Warhol entweder ein gemalter Tondo, eine Gemme bzw. eine Kamee oder aber auch eine Fotografie nach einer solchen Vorlage inspiriert haben, welche vermutlich das antike Thema `Amor und Psyche` zeigt. Durch den Zusatz der beiden sich ebenfalls küssenden Tauben am rechten unteren Rand der Darstellung verleiht Warhol der in der antiken Literatur überlieferten Liebesgeschichte zwischen dem Gott Amor und der sterblichen Königstochter Psyche eine süßlich-naive Note, welche an biedermeierliche Freundschaftsbillets erinnert. Die vorliegende, in sicherem Strich ausgeführte Zeichnung belegt somit eindrucksvoll nicht nur das zeichnerische Können des ausgebildeten Werbegrafikers, sondern darüber hinaus, dass Andy Warhol, der bedeutendste Vertreter der amerikanischen Pop-Art, bereits in seinem Frühwerk die visuelle Auseinandersetzung mit der kunsthistorischen Tradition gesucht hat.ca. 15.09 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONAndy Warhol 1928 Pittsburgh - 1987 New YorkCouple Embracing. Ca. 1954-1955.Ball-point drawing. Verso with estate stamp as well as with stamp of the Andy Warhol Foundation for the Visual Arts and with number `246.024`. Additionally inscribed `SF`. On creme paper, upper edge irregular. 42,3 x 35,4 cm (16,6 x 13,9 in), size of sheet. [JS]. PROVENANCE: From artist`s estate.Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, New York (until 2014). ca. 15.09 h +/- 20 min.

Lot 759

Andy Warhol 1928 Pittsburgh - 1987 New YorkMick Jagger. 1975.Fotoserigrafie auf Kunststofffolie über Collage mit Goldpapier. Verso mit dem Nachlassstempel sowie dem Stempel der Andy Warhol Foundation for the Visual Arts und der handschriftlichen Bezeichnung `34.019` sowie `VF`. Unikat. Auf leichtem Karton. 43 x 35,3 cm (16,9 x 13,8 in), Blattgröße. [JS]. PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.Andy Warhol Foundation for the Visual Arts.Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg / Paris (auf der Rahmenrückpappe mit dem Etikett).Gagosian Gallery, New York (auf der Rahmenrückpappe mit dem Etikett). Neben der Marilyn-Monroe-Serie gehören die Mitte der 1970er Jahre entstandenen Darstellungen Mick Jaggers zu den berühmtesten Porträtdarstellungen Andy Warhols. Der Frontmann der 1962 gegründeten `Rolling Stones`, die zum damaligen Zeitpunkt bereits zahlreiche Amerika- und Europatourneen hinter sich hatten und nicht nur durch ihre progressive Musik, sondern auch durch ihre provozierenden Bühnenshows zu weltweitem Ruhm gelangt waren, galt geradezu als Sinnbild einer allen bisherigen gesellschaftlichen Konventionen wehrenden Freiheit. Der Sonderling Warhol, der selbst seit den 1960er Jahren mit weiß-blond gefärbter Perücke und schwarzer Sonnenbrille sein Markenzeichen gefunden hatte, muss in Mick Jagger eine Art exzentrisches Alter-Ego erkannt haben, das ihn zu epochalen Porträtdarstellungen inspiriert hat. Das vorliegende Unikat, welches die auf Folie ausgeführte Serigrafie mit der dahinterliegen Collage zu einer abstrakt-figürlichen Komposition verbindet, muss im Zuge der Konzeptionierung des gleichnamigen Portfolios mit 10 Farbserigrafien aus dem Jahr 1975 (vgl. Feldman/Schellmann/Defendi II.138-147) entstanden sein. ca. 15.10 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONAndy Warhol 1928 Pittsburgh - 1987 New YorkMick Jagger. Vor 1975.Photo silkscreen on plastic foil over collage with gold paper. Verso with estate stamp as well as with stamp of the Andy Warhol Foundation for the Visual Arts and with inscription `34.019` as well as `VF`. On light board. 43 x 35,3 cm (16,9 x 13,8 in), size of sheet. [JS]. PROVENANCE: From artist`s estate.Andy Warhol Foundation for the Visual Arts. ca. 15.10 h +/- 20 min.

Lot 764

Andy Warhol 1928 Pittsburgh - 1987 New YorkLenin. 1987.Farbserigrafie über Collage. Für die Serigrafie vgl. Feldman/Schellmann/Defendi II.402. Verso mit dem Nachlassstempel sowie dem Stempel der Andy Warhol Foundation for the Visual Arts und der handschriftlichen Nummerierung `42.003` sowie bezeichnet `VF`. Unikat mit Collage außerhalb der Serigrafie-Edition. Auf festem Velin. 109 x 77,5 cm (42,9 x 30,5 in), Blattgröße. [JS]. Mit einer Foto-Bestätigung der Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc., New York, vom 7. Juli 1998.PROVENIENZ: Brooke Alexander, New York (auf der Rahmenrückpappe mit dem Etikett).Privatsammlung Süddeutschland (1998 vom Vorgenannten erworben). Der als Andrew Warhola geborene Künstler beginnt 1945 am Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh Design zu studieren. 1949 zieht er nach New York und arbeitet als erfolgreicher Werbegrafiker. Mitte der 1950er Jahre beschäftigt sich der Künstler mit Schuhzeichnungen, deren Details typische Wesenszüge berühmter Persönlichkeiten symbolisieren sollen. 1959 entwickelt Warhol zusammen mit Nathan Gluck Geschenkpapiere, die mit Hilfe handgefertigter Stempel hergestellt werden. Mit Beginn der 1960er Jahre malt Warhol erste Figuren, die auf Comicstrip-Vorlagen wie Batman, Dick Tracy und Superman beruhen. Darauf folgen die ersten Elvis- und Marilyn-Porträts, sowie die `Desaster`-, die `Do it Yourself`-Bilder und Campbell`s Suppendosen als Ikonen der amerikanischen Konsumwelt. Die Siebdruck-Serien werden 1962 in der New Yorker Stable Gallery gezeigt und sorgen innerhalb von kürzester Zeit für einen kometenhaften Aufstieg des Künstlers. In der `Factory`, seinem Atelier, das Wohn- und Arbeitsstätte zugleich für ihn und seine Mitarbeiter ist, macht sich Warhol die Künstlichkeit der Konsumkultur zum künstlerischen Thema. Hier entstehen die Serien aus dem gesamten Bereich des Alltäglichen und Trivialen wie die Coca-Cola-Flaschen oder die Dollarnoten. Als quasi Erweiterung des Mediums Bild konzentriert sich Warhol Ende der 1960er auf Filme, Theater und multimediale Happenings mit der Band `The Velvet Underground`. Zudem gründet er die Zeitschrift `Interview`. 1968 verübt Valerie Solanas ein Attentat auf Warhol, bei dem dieser angeschossen und schwer verletzt wird. In den 1970ern wendet sich Warhol wieder dem Tafelbild zu, er arbeitet mit den Künstlern Basquiat und Clemente zusammen und produziert die Fernsehsendung: `Andy Warhol Television`.Warhol gilt als Hauptvertreter der Pop-Art, der mit seinem Werk die herrschenden Auffassungen von Kunst und Ästhetik radikal verändert. Warhol verbindet Kunst und Kommerz nicht nur hinsichtlich der von ihm neu gewählten Bildgegenstände - die von Suppendosen über Hamburger und Sahnetorten bis hin zu Schuhen reichen -, sondern auch im Produktionsprozess seiner Kunst, die zum großen Teil in seinem `Factory` benannten Atelier und unter Beteiligung zahlreicher Assistenten entsteht. Durch die Rücknahme des Originalitäts- und Kreativitätsanspruchs nimmt er bereits konzeptuelle Tendenzen der späteren Kunstentwicklung vorweg. In der vorliegenden Arbeit hat Warhol aus der Kombination von Collage und Farbserigrafie ein Kunstwerk geschaffen, in welchem Originalitätscharakter und serielle Momente eine einzigartige Synthese bilden. Dass Warhol als Kind des amerikanischen Technisierungs- und beginnenden Konsumzeitalters in unserer noch zur Zeit des Kalten Krieges entstandenen Arbeit den russischen Kommunistenführer Lenin im Stile der Pop-Art monumental ins Bild setzt, führt auch auf inhaltlicher Ebene Gegenläufiges zusammen und demonstriert somit eindrucksvoll Warhols künstlerische Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Politik und Gesellschaft.In seinen letzten Lebensjahren fördert Warhol andere Künstler wie Keith Haring oder Robert Mapplethorpe. Nach seinem Tod eröffnet seine Heimatstadt Pittsburgh in Pennsylvania ihm zu Ehren das `Andy Warhol Muse

Lot 767

Andy Warhol 1928 Pittsburgh - 1987 New YorkHammer and Sickle. Um 1975.2 Gelatinesilberabzüge. Verso jeweils mit dem Nachlassstempel und dem Stempel der Andy Warhol Foundation for the Visual Arts sowie mit den handschriftlichen Nummerierungen `FL 09.00270` bzw. `FL 09.00271` sowie zusätzlich mit der handschriftlichen Bezeichnung `LP`. Auf leichtem Fotopapier. Jeweils 11,5 x 16,9 cm (4,5 x 6,6 in). Papier: jeweils 12,8 x 18,1 cm (5 x 7,1 in).[KP].PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, New York (bis 2014). Mitte der 1970er Jahre nimmt das Stillleben einen der wichtigsten Ränge im ?uvre Andy Warhols ein. Neben den `Skulls` entsteht die umfängliche Reihe der `Hammer and Sickle`-Werke, die Warhol in Aquarellen, Zeichnungen und Gemälden umsetzt. Einmal mehr sind Fotografien die ersten bildgewordenen Gedanken Warhols, die er bei dieser Motivreihe nicht nur in den unterschiedlichen Medien erprobt. Vielmehr erzählen die Fotos, zu denen die beiden hier angebotenen Abzüge gehören, vom Ringen um ein mögliches Motiv und präsentieren die unzähligen Darstellungsmöglichkeiten von Hammer und Sichel. Dabei werden die kommunistischen Inkunabeln der industriellen und landwirtschaftlichen Arbeit nicht nur in den unterschiedlichsten Positionierungen arrangiert, wodurch sich spektakuläre Schattenspiele ergeben, sondern sie werden auch mit verschiedenstem Beiwerk inszeniert, darunter nicht nur wie in den hier vorliegenden Beispielen Toastbrot und Vibrator, sondern auch Damenpumps und Bananen. Dieser Darstellungsmodus scheint nicht nur eine Kritik am Kommunismus in den Zeiten des Kalten Krieges zu sein, sondern ist auf künstlerischer Ebene ein umso deutlicheres Signal der Freiheit, mit der die Pop-Art und letztlich Andy Warhol als ihr berühmtester Vertreter zu agieren vermag.ca. 15.19 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONAndy Warhol 1928 Pittsburgh - 1987 New YorkHammer and Sickle. Um 1975.2 gelatine silver proofs. Both with estate stamp and stamp of the Andy Warhol Foundation for the Visual Arts on verso, as well as with numbers `FL 09.00270` and `FL 09.00271`. Additonally with inscription `LP`. On light photo paper. Each 11,5 x 16,9 cm (4,5 x 6,6 in). Sheet: each 12,8 x 18,1 cm (5 x 7,1 in).[KP].PROVENANCE: From the artist`s estateAndy Warhol Foundation for the Visual Arts, New York (until 2014). ca. 15.19 h +/- 20 min.

Lot 775

Andy Warhol 1928 Pittsburgh - 1987 New YorkIce Cream Cone. Um 1959.Aquarell über Tusche. In der Darstellung signiert und bezeichnet `ice cream come a La Rosenbloom 5 c[ents]`. Verso mit dem fragmentarischen Stempel des Andy Warhol Art Authentication Board, Inc., und der handschriftlichen Registriernummer `A122.992`. Auf leichtem chamoisfarbenen Karton (mit dem angeschnittenen Prägestempel `Strathmore Seconds`). 71,2 x 55,8 cm (28 x 21,9 in), Blattgröße. [JS]. PROVENIENZ: Susan Sheehan Gallery, New York (auf der Rahmenrückpappe mit dem Etikett).Gagosian Gallery, New York (auf der Rahmenrückpappe mit dem Etikett). AUSSTELLUNG: Andy Warhol, Drawings and related works 1951-1986, Gagosian Gallery, New York, 23.2.-22.3.2003 (auf der Rahmenrückpappe mit dem Etikett). Neben den berühmten Schuhzeichnungen der 1950er Jahre bringt Andy Warhol - sicherlich von seinen Besuchen im berühmten New Yorker Serendipity-Café inspiriert - in seinem charakteristischen linearen Stil auch Torten, Eisbecher und Eistüten zu Papier. Das 1954 von Stephen Bruce gegründete Café wird schnell zum Künstlertreff und somit zu einer New Yorker Institution, für welche nicht nur regelmäßige Besuche Warhols, sondern auch Marilyn Monroes und der amerikanischen First Lady Jackie O überliefert sind. Die in leuchtender Farbigkeit und grafisch-ornamentaler Inszenierung wiedergegebenen Süßspeisen werden in diesen Jahren zu Warhols Markenzeichen. Sie stehen geradezu sinnbildlich für den Luxus des Alltages der frühen amerikanischen Konsumgesellschaft. Das vorliegende Blatt jedoch, in welchem in den Tuschekonturen der Eistüte das von Warhol entwickelte Verfahren der Blotted-Line Anwendung findet, hat der junge Werbegrafiker vermutlich darüber hinaus als Annonce für eine New Yorker Eisdiele entworfen.ca. 15.29 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONAndy Warhol 1928 Pittsburgh - 1987 New YorkIce Cream Cone. Um 1959.Watercolor over India ink. Signed and inscribed `ice cream come a La Rosenbloom 5 c[ents]` in image. Verso with fragments of stamp from thze Andy Warhol Art Authentication Board, Inc., and with hand-written registration number `A122.992`. On light creme board (with truncated embossing stamp `Strathmore Seconds`). 71,2 x 55,8 cm (28 x 21,9 in), size of sheet. [JS]. PROVENANCE: Susan Sheehan Gallery, New York (with label on rear of frame).Gagosian Gallery, New York (with label on rear of frame). EXHIBITION: Andy Warhol, Drawings and related works 1951-1986, Gagosian Gallery, New York, 23 February - 22 March, 2003 (with label on rear of frame). ca. 15.29 h +/- 20 min.

Lot 779

Andy Warhol 1928 Pittsburgh - 1987 New YorkEmpire State Building. 1982.Gelatinesilberabzug. Mit dem Trockenstempel `© Andy Warhol`. Verso mit dem Nachlassstempel, dem Stempel der Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, mit der handschriftlichen Nummerierung `FL 13.01951`, der Bezeichnung `LP` sowie mit dem Datumsstempel `MAY 07 1982`. Auf Fotopapier. 24,2 x 16,7 cm (9,5 x 6,5 in). Papier: 25,4 x 20,4 cm (10 x 8 in).[KP].PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, New York (bis 2014). Das im New Yorker Stadtteil Manhattan erbaute Empire State Building ist mit einer Gesamthöhe von über 440 Metern, seinen erstmalig errichteten mehr als 100 Etagen und seiner ungemein kurzen Bauzeit steingewordener Ausdruck des Konkurrenzkampfes um das seinerzeit höchste Gebäude der Welt. Diesen Titel konnte der Wolkenkratzer nach seiner Fertigstellung im Jahr 1931 bis zur Errichtung des World Trade Centers 1972 stolz führen. Das im Art-Déco-Stil von den Architekten Shreve, Lamb und Harmon entworfene Bauwerk gilt bis heute als Inbegriff des `Skyscrapers`, der einerseits in zahllosen Hollywoodfilmen als imposante Kulisse, andererseits als illuminierte Projektionsfläche für Weltereignisse dient, und der wie kaum ein anderer Wolkenkratzer die amerikanische Seele verkörpert. Diese ikonische Aufladung macht das Empire State Building zu einem immer wiederkehrenden Protagonisten in Andy Warhols Kunst. Hervorzuheben ist zunächst der 1964 gedrehte achtstündige Film `Empire`, der den Blick zum Empire State Building vom Time-Life Building aus gesehen in der für Warhols filmisches ?uvre typisch starren Kameraeinstellung zeigt. Ganz im Sinne der Filmtheorie Dziga Vertovs stellt sich auf diese Weise eine Überschneidung von Kamera- und Zuschauerauge ein. Etwa zwei Jahre später verwendet Warhol isolierte Filmstills für auf Plexiglas gedruckte Serigrafien (vgl. Feldmann/Schellmann/Defendi I.13). Wie nachhaltig Warhol das Sujet beeinflusst, zeigt eine ganz eigene Werkreihe mit Fotografien, zu denen die hier vorliegende gehört, in welcher der beeindruckende Wolkenkratzer in kühner Perspektive in Szene gesetzt wird.ca. 15.33 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONAndy Warhol 1928 Pittsburgh - 1987 New YorkEmpire State Building. 1982.Gelatine silver impression. With blindstamp `© Andy Warhol`. Verso with estate stamp, stamp of the `Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc.`, with number `FL 13.81951` as well as with date stamp `MAY 07 1982`. Unique piece. On photo paper. 24,2 x 16,7 cm (9,5 x 6,5 in). Sheet: 25,4 x 20,5 cm (10 x 8 in).[KP].PROVENANCE: From artist`s estate.Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, New York (until 2014). ca. 15.33 h +/- 20 min.

Lot 782

Andy Warhol 1928 Pittsburgh - 1987 New YorkStill Life with Fruit on Table. 1960.Farbige Tinte über Tusche. Verso mit dem Nachlassstempel sowie dem Stempel der Andy Warhol Foundation for the Visual Arts sowie der handschriftlichen Nummerierung `313.028` und Bezeichnung `VF`. Auf leichtem chamoisfarbenen Karton (mit dem Trockenstempel `Strathmore Seconds`). 57,5 x 72,8 cm (22,6 x 28,6 in), Blattgröße. [JS]. PROVENIENZ: Susan Sheehan Gallery, New York (auf der Rahmenrückpappe mit dem Etikett).Gagosian Gallery, New York (auf der Rahmenrückpappe mit dem Etikett). AUSSTELLUNG: Andy Warhol, Drawings and related works 1951-1986, Gagosian Gallery, New York, 23.2.-22.3.2003 (auf der Rahmenrückpappe mit dem Etikett). Warhol, der Meister der künstlerischen Produktinszenierung, erklärt immer wieder Alltagsgegenstände wie Schuhe, Eistüten, Suppendosen, Hamburger und die berühmten Brillo-Boxen isoliert zum zentralen Bildgegenstand. Überraschenderweise aber hat sich Warhol - ganz im Gegensatz zu seinen Pop-Art-Kollegen Lichtenstein und Wesselmann - kaum dem klassischen Sujet des Stilllebens, dem kunstvollen Arrangement mehrerer Gegenstände, zugewandt. Das vorliegende, reich kolorierte Blatt ist ein seltenes Beispiel seiner künstlerischen Auseinandersetzung mit dieser kunsthistorisch traditionsreichen Motivik, die sich bereits im 17. Jahrhundert als eigene künstlerische Gattung und gefragtes Vanitas-Symbol etablieren konnte. Nicht zuletzt aufgrund des kunstvoll drapierten Tuches erinnert Warhols Komposition an die berühmten Beispiele Paul Cézannes, dessen Bildsprache der Pop-Art-Künstler durch die Zugabe des Erdbeerkörbchens, die in nahezu monochromen Farbflächen ausgeführte Kolorierung sowie das Fehlen des Tisches und jeglicher Hintergrundgestaltung in eine progressive zeitgenössische Bildsprache überführt.ca. 15.37 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONAndy Warhol 1928 Pittsburgh - 1987 New YorkStill Life with Fruit on Table. 1960.Color ink over India Ink. Verso with estate stamp and stamp of the Andy Warhol Foundation for the Visual Arts as well as with hand-written number `313.028` and inscription `VF`. On light creme board (with blindstamp `Strathmore Seconds`). 57,5 x 72,8 cm (22,6 x 28,6 in), size of sheet. [JS]. PROVENANCE: Susan Sheehan Gallery, New York (with label on rear of frame).Gagosian Gallery, New York (with label on rear of frame). EXHIBITION: Andy Warhol, Drawings and related works 1951-1986, Gagosian Gallery, New York, 23 February - 22 March, 2003 (with label on rear of frame). ca. 15.37 h +/- 20 min.

Lot 788

Andy Warhol 1928 Pittsburgh - 1987 New YorkGoethe. 1982.Farbserigrafie. Feldmann/Schellmann/Defendi II.273. Signiert, nummeriert und bezeichnet `HC`. Einer von drei römisch nummerierten Drucken von insgesamt 6 HC-Exemplaren außerhalb der Auflage von 100. Auf Lenox Museum-Karton. 96,3 x 96 cm (37,9 x 37,7 in), blattgroß. Blatt 4 des gleichnamigen Portfolios, das insgesamt 4 Farbserigrafien umfasst. Gedruckt von Rupert Jasen Smith, New York (mit dem Trockenstempel). Herausgegeben von den Editionen Schellmann & Klüser, München/New York in Zusammenarbeit mit Denise René/Hans Mayer, Düsseldorf (verso mit dem Copyright-Stempel). [KP].LITERATUR: Forty are better than one. Edition Schellmann 1969-2009, herausgegeben von Jörg Schellmann, Ostfildern 2009, S. 342-343. Innerhalb der Druckgrafik, die einen großen Teil von Warhols ?uvre einnimmt, kommt der Vorlage eine entscheidende Rolle zu. Bei der hier angebotenen Farbserigrafie handelt es sich um die erste in einer Reihe von Arbeiten, für die ein historisches Kunstwerk als Referenz genutzt wurde. Für `Goethe` isoliert Warhol einen Ausschnitt des wohl bekanntesten Goethe-Porträts, welches Johann Heinrich Wilhelm Tischbein 1787 malte und das sich heute im Frankfurter Städel befindet. Wenngleich Warhol hier auf ein tradiertes Sujet Bezug nimmt, schwingen doch weitere Bedeutungsdimensionen mit, wählt er doch mit Goethe und der Inkunabel der Goethe-Bilder ein Werk, welches tief verwurzelt ist in der deutschen Literaturgeschichtsschreibung und weiter noch, in der Verkörperung einer `deutschen Seele`. Damit knüpft Warhol inhaltlich trotz zunächst scheinbarer motivlicher Verschiedenheit unmittelbar an die nur ein Jahr früher entstandene Serie `Myths` an, die amerikanische Heldengestalten wie Mickey Mouse, Uncle Sam, Santa Claus und zu guter Letzt Warhol selbst inszeniert. Einmal mehr zeigt sich: Pop-Art ist nicht nur schrille Massenkunst, sondern vielmehr eine kritische Reflexion der Gesellschaft, in der sie entsteht.ca. 15.44 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONAndy Warhol 1928 Pittsburgh - 1987 New YorkGoethe. 1982.Silkscreen in colors. Feldmann/Schellmann/Defendi II.273. Signed, numbered and inscribed `HC`. One of three Roman numbered prints of together 6 copies hors commerce aside from the edition of 100. On Lenox museum board. 96,3 x 96 cm (37,9 x 37,7 in), the full sheet. Sheet 4 of the portfolio of the same name, with together 4 silkscreens in colors. Printed by Rupert Jasen Smith, New York (with blindstamp). Published by Editions Schellmann & Klüser, Munich/New York in cooperation with Denise René/Hans Mayer, Düsseldorf (verso with copyright stamp). [KP].LITERATURE: Forty are better than one. Edition Schellmann 1969-2009, published by Jörg Schellmann, Ostfildern 2009, pp. 342-343. ca. 15.44 h +/- 20 min.

Lot 808

Heinz Mack 1931 Lollar/Hessen - lebt und arbeitet in Mönchengladbach und auf IbizaSchlitz-Relief. 1960.Relief. Aluminium auf Holz. Honisch 529. Verso signiert, datiert und bezeichnet `12` sowie mit Richtungspfeil. Unikat. 48 x 100 x 5,5 cm (18,8 x 39,3 x 2,1 in). [JS].PROVENIENZ: Galerie Ad Libitum, Antwerpen (verso mit dem Etikett).Privatsammlung Frankfurt.Privatsammlung Hessen. AUSSTELLUNG: Goepfert und Zero: Zero und Goepfert, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Main 29.4.-31.5.1987, Kat.-Nr. 77, S. 128 (mit Abb.). Der am 8. März 1931 im hessischen Lollar geborene Heinz Mack besucht 1950-1953 die Staatliche Kunstakademie in Düsseldorf und macht sein Staatsexamen in Kunst- und Werkerziehung. Parallel dazu studiert er in Köln Philosophie. Zusammen mit Otto Piene gründet Mack 1957 die avantgardistische Künstlergruppe `ZERO`, mit der sein Name seither untrennbar verbunden ist. Anstelle von `Klassischen Kompositionen` stellt sie den Betrachter vor völlig neue und provozierende Aspekte: Licht, Bewegung, Raum, Zeit, Dynamik, Vibration und serielle Strukturen treten in den Vordergrund. Licht und Bewegung sind auch die zentralen Themen der nun entstehenden Kunstwerke, wie das `Sahara-Projekt`, das Mack 1958 konzipiert und 1968/69 teilweise realisiert.Heinz Mack hat sich mit seinen Arbeiten einen eigenen Platz in der Kunst der Moderne gesichert, der zwischen skulpturalem Anspruch und architektonischem Raumelement liegt. Durch die Hereinnahme von Licht, sei es nun passiv oder aktiv, werden die Objekte von Mack aus ihrem rein skulpturalen Umfeld herausgehoben und bekommen eine eigenständige Komponente. Es ist nicht mehr nur die Materialität der Formen, die den Gesamteindruck bestimmt, sondern die Art des Lichteinfalls. Mack schafft auf diese Weise eine in Teilen entstofflichte Kunst, die auch stets die Interaktion mit dem Betrachter sucht. Die Materie seiner Werke ist statisch und doch, abhängig von Lichteinfall und Betrachterstandpunkt, optisch höchst unterschiedlich präsent.Für die Documenta III in Kassel schafft er 1964 zusammen mit Piene und Uecker den `Licht-Raum`, der sich heute im Kunstmuseum in Düsseldorf befindet. 1966 findet eine Einzelausstellung seiner Arbeiten in der New Yorker Howard Wise Gallery statt. Im selben Jahr findet die letzte `ZERO`-Ausstellung in Bonn statt. Neben den `Rotoren` bilden die `Lichtreliefs` eine weitere selbstständige Werkgruppe, die vor allem während der 1970er Jahre - nach Auflösung der `ZERO`-Bewegung - in Erscheinung tritt. Inspiriert durch die Sonnenfarben seines Ateliers auf Ibiza widmet sich Mack ab 1991 wieder intensiv der Malerei, nennt seine Werke `Chromatische Konstellationen`. Heinz Mack gilt als unermüdlicher Experimentator im Spektrum des Farblichts. Als Maler, Zeichner, Skulpturenkünstler, Keramiker, aber auch als Gestalter von Plätzen und Interieurs stellt er die ästhetischen Gesetze von Licht und Farbe, Struktur und Form in immer neue Dialoge. Seine Werke befinden sich in rund einhundert öffentlichen Sammlungen in aller Welt.ca. 15.54 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONHeinz Mack 1931 Lollar/Hessen - lebt und arbeitet in Mönchengladbach und auf IbizaSchlitz-Relief. 1960.Relief. Aluminum on wood. Honisch 529. Verso signed, dated and inscribed `12` as well as with arrow indicating the direction. Unique piece. 48 x 100 x 5,5 cm (18,8 x 39,3 x 2,1 in). [JS].PROVENANCE: Galerie Ad Libitum, Antwerp (verso with label).Private collection Frankfurt.Private collection Hesse. EXHIBITION: Goepfert und Zero: Zero und Goepfert, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Main 29 April - 31 May, 1987, cat. no. 77, p. 128 (with illu.). Heinz Mack, born in Lollar in Hesse on 8 March 1931, studied painting at the Staatliche Kunstakademie in Düsseldorf from 1950 to 1953 and graduated with a state exami

Lot 816

César 1921 Marseille - 1998 ParisNu de la belle de mai. 1957.Bronze, nach einer geschweißten Eisenfigur. Durand-Ruel 178. Auf der Plinthe mit dem Namenszug des Künstlers, verso nummeriert und mit dem Gießerstempel von A. Valsuani. Eins von 6 Exemplaren der ersten Bronzeguss-Auflage von 1958. Höhe: 63,5 cm (25 in). Mit Sockel und Glassturz (gesamt: 180 x 30 x 30 cm). [CB].Unter dem Namen César Baldaccini wird im Jahr 1921 César, einer der bedeutendsten Künstler des Nouveau Réalisme, in Marseille geboren. An der École des Beaux-Arts seiner Geburtsstadt immatrikuliert sich César bereits 1935, gerade einmal vierzehn Jahre alt. Hier soll er bis 1943 studieren, wenngleich die politische Entwicklung und der Kriegsausbruch seine Ausbildung immer wieder unterbrechen. 1943 schreibt er sich dann an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris ein. Hier kann César, Student von Marcel Gimond, 1947 sein Studium erfolgreich abschließen. Die Jahre in Paris werden prägend für César. Hier begegnet er Pablo Picasso, Germaine Richier und Alberto Giacometti. Diese Künstler sind es auch, die ihn auf seinem Weg hin zu einer betont antiakademischen Kunst bestärken. César schafft nun erste bildhauerische Werke aus Gips und Eisen, ab 1949 auch aus getriebenen Bleifolien und Draht. Die 1950er Jahre bringen einen radikalen Wandel: César benutzt bereits ab 1952, verstärkt aber ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts Industrieabfälle und Schrottteile für seine Werke. Schon 1954 bespielt er damit die erste Einzelausstellung, er zeigt seine `Tiere aus Schrott` in der bekannten Galerie Durand.Schrottteile sind es auch, die César in unserer Skulptur `Nu de la belle de Mai` verarbeitet. Mit diesem Titel nimmt er Bezug auf die `Belle de Mai`, ein bekanntes Stadtviertel von Marseille, das 1953 auch einem verbreiteten Chanson den Namen gibt. Die Arbeit gehört zur Werkgruppe der `Nus`, der Nackten. César selbst beschreibt deren Entstehungsprozess: ?In der Nachbarschaft gab es viel Alteisen. Daher entstanden meine ersten Akt-Figuren vor allem mit Quadraten aus Winkeleisen (..). Dabei habe ich immer vom Bauch aus begonnen, habe mich dann um die Figur herum gearbeitet und zuletzt die Beine gemacht. Meist fehlt der Kopf, da der Torso sich selbst genug ist und so viel moderner erscheint.? (César, frei übersetzt nach WVZ Durand-Ruel, Paris 1994, S. 158). Modern erscheint die `Nu de la belle de Mai` aber nicht nur aufgrund des fehlenden Kopfes: Auch die existenzialistische Note, die in der zerschundenen Oberfläche und den langgestreckten Beinen zum Klingen gebracht wird, beweist Césars außergewöhnliche künstlerische Kraft.Ab 1960 beteiligt er sich dann an der Bewegung des Nouveau Réalisme. Nun entstehen auch die `Compressions dirigées`: In diesen wegweisenden Werken, die die internationale Bekanntheit von César massiv vorantreiben, bearbeitet er Metallteile und ganze Karosserien mit hydraulischen Schrottpressen. Berühmt werden auch die bildhauerischen Objekte des Künstlers, etwa die Skulpturen seines eigenen Daumens oder der Brust einer Tänzerin. Mit diesen betont ironischen Werken steht er auch der Pop-Art nahe. In den 1980er Jahren nähert sich César schließlich sogar der Appropriation Art, wenn er sich die eigenen Werke älterer Epochen nochmals vornimmt. César, stets auf der Höhe seiner Zeit arbeitend, schreibt mit seinen innovativen Grenzerweiterungen der bildhauerischen Techniken und Methoden Kunstgeschichte. Längst befinden sich seine Arbeiten in den renommiertesten Museen weltweit. Der Künstler verstirbt 1998 in Paris. ca. 16.04 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONCésar 1921 Marseille - 1998 ParisNude. 1956.Bronze. 63 x 17 x 12 cm (24,8 x 6,6 x 4,7 in). ca. 16.03 h +/- 20 min.

Lot 817

Georges Mathieu 1921 Boulogne-sur-Mer - 2012 ParisComposition. 1958.Öl auf Leinwand. Links unten signiert und datiert. 67 x 67 cm (26,3 x 26,3 in). [KP]. Wir danken Herrn Jean-Marie Cusinberche für die freundliche Auskunft zu diesem Werk.PROVENIENZ: Galerie Schmela, Düsseldorf.Privatsammlung Düsseldorf.Privatsammlung München. AUSSTELLUNG: Georges Mathieu, Galerie Alfred Schmela, 11.-30.1.1958. Georges Mathieu wird 1921 in Boulogne-sur-Mer (Pas-de-Calais) geboren. Er beginnt zunächst mit dem Studium der Philosophie und Literatur, bevor er sich mit 21 Jahren der Malerei zuwendet. Die ersten künstlerischen Arbeiten Georges Mathieus zeigen realistische Landschaften und Porträts, allmählich entwickelt sich jedoch ein sehr persönlicher, abstrakt-expressiver Stil. Im Jahr 1947 organisiert Georges Mathieu gemeinsam mit dem Maler Camille Bryen eine Ausstellung, die tachistische Werke zeigt. Mathieu bezeichnet diese Stilrichtung auch als `non-figuration psychique` oder als `abstraction lyrique`, die Werke stehen außerhalb von Tradition und formalen Regelsystemen. Bis 1951 organisiert Mathieu mehrere Gruppenausstellungen und er weist als einer der Ersten in Europa auf die Bedeutung der amerikanischen Abstrakten Expressionisten hin. Als dessen wichtigsten Vertreter sieht Mathieu den amerikanischen Maler Jackson Pollock und dessen spontane, gestische Malweise. Georges Mathieu zählt neben Jean Fautrier und Jean Dubuffet zu einem der wichtigsten Vertreter des französischen Informel.Der Ausdruck `Informel` leitet sich ab von der französischen Wendung `art informel`. Im Rückgriff auf die surrealistische `écriture automatique` und die von Paul Klee als `psychische Improvisation` bezeichneten Kunstäußerungen ist die informelle Kunst gekennzeichnet durch eine Abkehr von der streng rationalen geometrischen Abstraktion zugunsten eines freien und spontanen Schaffensprozesses. Dabei wurde der Formoffenheit - genauer dem Oszillieren zwischen Formverlust und Formerhalt - die wohl größte Bedeutung zuerkannt. Bisweilen entstehen fein vernetzte Farbspuren, die an kalligrafische Zeichen erinnern. Diese sensiblen Liniengeflechte sind in dem vorliegenden Gemälde von Georges Mathieu auf der rechten Bildseite zu erkennen. Lässt man den Blick über die in die feuchte Farbe gekratzten Spuren wandern und versucht, ihnen zu folgen, so lässt sich die Dynamik und die kreative Rhythmik, die dem Unbewussten entspringt und eine verrätselte Botschaft aus dem Innersten zu sein scheint, sinnlich nachvollziehen. Demgegenüber bietet das rote Farbfeld, als kräftig ausgeführter Pinselstrich dem Liniennetz gegenübergestellt, einen meisterhaft im Zentrum der Komposition platzierten Fixpunkt.Anfang der 1960er Jahre entstehen neben dem malerischen ?uvre zunehmend auch bildhauerische Arbeiten, darüber hinaus fertigt Georges Mathieu auch Entwürfe für Möbel, Gobelins und Wandmalereien. Mit dem im Jahr 1963 erschienenen Aufsatz `Au-delà du Tachisme` und anderen theoretischen Schriften macht sich Georges Mathieu auch einen Namen als Kunsttheoretiker. Werke Georges Mathieus, der 2012 in Paris verstirbt, sind weltweit in renommierten Sammlungen vertreten, so unter anderem im MUMOK Wien, im Centre Pompidou Paris und im Schaulager Basel.ca. 16.04 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONGeorges Mathieu 1921 Boulogne-sur-Mer - 2012 ParisComposition. 1958.Oil on canvas, partly scratched. Signed and dated lower left. 67 x 67 cm (26,3 x 26,3 in). We are grateful to Jean-Marie Cusinberche for his kind support in cataloging this lot.PROVENANCE: Galerie Schmela, Düsseldorf.Private collection Düsseldorf.Private collection München. EXHIBITION: Georges Mathieu, Galerie Alfred Schmela, January 1958. Georges Mathieu was born at Boulogne-sur-Mer (Pas-de-Calais) in 1921. He began studying philosophy and lit

Lot 818

Yves Klein 1928 Nizza - 1962 ParisÉponge. Ca. 1961.Objekt. IKB-Pigment mit Bindemittel auf Naturschwamm. Auf einen Metallstab mit Plinthe montiert. Ca. 4 x 6 x 5,5 cm (1,5 x 2,3 x 2,1 in). [KP]. Yves Kleins Schwammskulpturen zählen zu den bedeutendsten Werkgruppen innerhalb der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts.Wir danken dem Yves Klein Archiv, Paris für die freundliche Beratung.PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland. Yves Klein, geboren 1928 in Nizza, ist eine der schillerndsten Künstlerfiguren im 20. Jahrhundert. Sicherlich wird ihm die Kreativität bereits in die Wiege gelegt, sind doch Mutter und Vater Yves Kleins ihrerseits beide Künstler. Yves Kleins Talent äußert sich zunächst vielgestaltig, denn er spielt in einer Band, komponiert, übt sich im Judo und entdeckt seine Leidenschaft für das Malen. Schon Mitte der 1940er Jahre ist die Monochromie eine zunehmend bedeutende Größe im Werk. 1947 trifft Yves Klein den Künstler Arman, mit dem ihn eine lange und enge Freundschaft verbinden soll. In den 1950er Jahren finden erste Ausstellungen statt, zunächst im privaten Rahmen, dann zunehmend in Galerien. Zu einer der wichtigsten Förderinnen Yves Kleins wird bald Iris Clert, eine Pariser Galeristin. Immer deutlicher offenbaren nun die Kunstwerke in ihrer Konzentration auf eine einzige Farbe das wesentliche Kennzeichen der Kunst Yves Kleins, die ihren Höhepunkt 1957 in der Entwicklung eines einzigartigen ultramarinblauen Farbtons findet - dem `I.K.B. - International Klein Blue`. Dieses Blau ermöglicht Klein nicht nur, Abstraktes und Ungreifbares wie etwa die Unendlichkeit darstellbar machen zu können. Vielmehr kann `Yves le Monochrome` durch die Patentierung von I.K.B. diese Farbe untrennbar mit sich selbst verbinden. Neben den monochromen Bildern, in denen neben I.K.B. die Farben Rot und Gold vorherrschen, gibt es weitere feste Größen im Werk von Yves Klein.Neben den Anthropometrien, zumeist Abdrücken nackter Frauenkörper, sind sicherlich die Schwammskulpturen die eindrucksvollste und bekannteste Werkgruppe im ?uvre des Künstlers. Dabei handelt es sich um singulär aufgefasste, auf Metallstelen präsentierte, monochrome Schwämme. Die Schwammskulpturen stimulieren das ästhetische Empfinden des Betrachters auf mehreren Ebenen. Zunächst ist das Farberlebnis von höchster Intensität, denn hunderte feiner Poren des Schwammes vergrößern die Farbfläche trotz der auf den ersten Blick kleinen Gesamterscheinung. Kunsttheoretisch verortbar sind die Schwammskulpturen im Umkreis des Nouveau Réalisme, der durch eine Einbeziehung von Alltagsgegenständen in die Kunstwerke visuellen Ausdruck findet. Yves Klein gehört 1960 neben Arman, Daniel Spoerri, Jean Tinguely und anderen zu den Gründungsmitgliedern dieser `Nouveaux Réalistes`. Bei Klein sind es daher die wundervollen Schwämme, die vom Gebrauchsgegenstand zum Kunstobjekt werden.Im August 1962 kommt das erste Kind von Yves Klein und seiner Frau Rotraut Uecker, Schwester des Künstlers Günther Uecker, auf die Welt. Tragischerweise erlebt Yves Klein die Geburt seines Sohnes nicht mehr, denn der Künstler stirbt am 6. Juni desselben Jahres infolge mehrerer Herzanfälle. Werke des Künstlers sind in den wichtigen Museen der Welt zu bestaunen, regelmäßig ist darüber hinaus Yves Kleins künstlerisches Schaffen Gegenstand vielbeachteter Retrospektiven wie etwa in der Frankfurter Schirn Kunsthalle (2005) oder im MUMOK in Wien (2007). ca. 16.06 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONYves Klein 1928 Nizza - 1962 ParisÉponge. Ca. 1961.Object. IKB pigment with binder on natural sponge. Mounted on a metal rod with plinth. Ca. 4 x 6 x 5,5 cm (1,5 x 2,3 x 2,1 in). [KP]. Yves Klein`s sponge sculptures count among the most important work groups of 20th century art.PROVENANCE: Private collection Southern Germany. ca. 16.06 h +/- 20 min. </

Lot 820

Kazuo Shiraga 1924 Amagasaki/Japan - 2008 Amagasaki/JapanChijikusei Gotenrai. 1961.Öl auf Leinwand. Rechts unten signiert und datiert sowie verso signiert, datiert und japanisch betitelt. Auf dem Keilrahmen handschriftlich bezeichnet `No. 28` und `S75 [im Kreis]`. 130 x 162 cm (51,1 x 63,7 in). [JS]. Shiragas großformatige Fußgemälde der frühen 1960er Jahre gelten als die gefragtesten Arbeiten des Künstlers auf dem internationalen Auktionsmarkt.PROVENIENZ: Galerie Stadler, Paris (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).Galerie Georg Nothelfer, Berlin.Privatsammlung Berlin (1992 vom Vorgenannten erworben). AUSSTELLUNG: Kazuo Shiraga, Galerie Georg Nothelfer, Berlin 1992, Kat. S. 24 (mit Farbabb.). Im Jahr 1948, zwei Jahre nach der Kapitulation Japans im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg, schließt Kazuo Shiraga sein Studium der traditionellen japanischen Malerei an der Kyoto City Specialist School of Arts (heute Kyoto City University of Arts) ab. Die historische Umbruchsituation forderte in den Augen Shiragas auch einen künstlerischen Neuanfang, und so beginnt er, sich verstärkt mit den Kunststilen der westlichen Welt auseinanderzusetzen. 1952 gründet der Künstler zusammen mit Akira Kanayama, Saburo Murakami und Kaiko Tanaka die `Zero Gruppe`, deren Namen der Überzeugung entspringt, dass jede künstlerische Schöpfung aus dem Nichts hervorgeht. Bereits wenig später gehört Shiraga zu den Mitbegründern und führenden Vertretern der `Gutai`-Gruppe um den spirituellen Meister Jiro Yoshihara, welcher von buddhistischem Gedankengut geprägt seine Anhänger auf ihrem Weg zu einer vollkommen neuartigen Art der Malerei ermutigt. Das Wort `gutai` bedeutet etwa soviel wie `konkret`, den Bestrebungen der konkreten Poesie entsprechend ist das Ziel der Gruppe, die Bildsprache nicht mehr nur als Mittel zur Beschreibung eines Sachverhaltes zu nutzen, sondern diese selbst zum Zweck und Gegenstand der Malerei zu erheben. In diesem Umfeld entwickelt Shiraga in den späten fünfziger Jahren eine besonders dynamische, körperbezogene Art des Farbauftrags, welche für sein künstlerisches Schaffen prägend sein sollte.Im Jahr 1955 lässt Kazuo Shiraga auf einer Ausstellung der `Gutai`-Gruppe in Tokio in einer Art Performance ein Wachsrelief unter dem Druck und der Bewegung seines Körpers entstehen, bevor es 1957 schließlich in einer Galerie in Osaka zu Shiragas erster Fußgemälde-Performance kommt. Bei dieser hält sich der Künstler an einem von der Decke hängenden Seil fest und verteilt mit den Füßen Ölfarbe über ein am Boden liegendes Papier. Von der positiven Resonanz beeindruckt, beginnt Shiraga ab 1959 schließlich in gleicher Technik auf Leinwand zu arbeiten und legt damit den Grundstein für seinen internationalen Durchbruch ab den 1960er Jahren. Bereits die sechste `Gutai`-Ausstellung (1958) findet nicht mehr in Japan, sondern in der Martha Jackson Gallery in New York statt. Shiragas Arbeiten sind aufgrund des körperbetonten Farbauftrags im Ausstellungskontext als Happening zu bezeichen und gehen den epochemachenden Arbeiten von Allen Kaprow und Yves Klein zeitlich voraus. Kopien des im japanischen Kunstmagazin `Geijutsu Shincho` publizierten Manifests der `Gutai`-Guppe wurden 1956 auch in Jackson Pollocks Bibliothek gefunden. Die vorliegende Arbeit ist ein besonders frühes und farbintensives Beispiel von Shiragas Fuß-Action-Painting und visualisiert die Energie des Farbauftrages durch die pastosen Farbmassen und den Kontrast zwischen der hellen Leinwandfläche und dem dunklen, kraftvoll spritzenden Farbauftrag.1971 tritt Shiraga unter dem Namen Sodo als buddhistischer Mönch in das Enryaku Kloster in der Nähe von Kyoto ein. Der kraftraubenden und dynamischen Art des Farbauftrages ist er in seinem in den Folgejahren entstandenen Spätwerk treu geblieben. Arbeiten Shiragas befinden sich in zahlreichen internationalen Sammlungen, unter anderem im Hara Museum, To

Lot 824

Hans Hartung 1904 Leipzig - 1989 AntibesP25-1977-H20. 1977.Acryl und Pastell auf glattem Karton. Rechts unten signiert und datiert. Verso signiert, datiert `19-12-79`, betitelt und gewidmet sowie mit dem Richtungspfeil. 59 x 78,5 cm (23,2 x 30,9 in), blattgroß. Das Werk ist im Archiv der Fondation Hans Hartung et Anna-Eva Bergman registriert und wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen.PROVENIENZ: Vormals Sammlung Edmund Ringling, Köln 1979. Hans Hartung beginnt seine Studien der Philosophie und Kunstgeschichte 1924 an der Universität in Leipzig, wechselt dann an die Akademien der Bildenden Künste in Leipzig und Dresden. 1928 bildet Hartung sich bei dem Maler Max Doerner in München weiter. In dieser Zeit entstehen spontane, zeichenhafte Linienkompositionen, in denen sich der Künstler von der Inspiration des Zufälligen leiten lässt und das Spannungsverhältnis von Farbfläche und Linie untersucht. Nach einem längeren Aufenthalt auf der Insel Menorca übersiedelt Hartung 1932 nach Paris. Hier lernt er Kandinsky, Mondrian, Miró und Calder kennen und beteiligt sich an den Ausstellungen im `Salon des Surindépendants`. Bei Kriegsausbruch tritt Hartung 1939 in die Fremdenlegion ein und kehrt 1945 schwer verwundet nach Paris zurück, wo er die französische Staatsbürgerschaft annimmt. In diesen Jahren entstehen Bilder mit schwebenden Farbfeldern, die von kalligrafischen Linienbündeln überlagert werden. Ab 1949 nimmt Hartung an bedeutenden Ausstellungen in Paris, Brüssel, München und Basel teil. In den Jahren 1955-64 ist er auf der Documenta in Kassel vertreten. 1956 wird Hartung mit dem Prix Guggenheim geehrt und als außerordentliches Mitglied an die Akademie der Künste in Berlin berufen. 1960 erhält er den Großen Internationalen Preis für Malerei auf der Biennale in Venedig. In den 1960er Jahren entstehen nun monochrome Farbflächen, in die Hartung Reihen paralleler Rillen einritzt, so dass zur kalligrafischen noch eine plastische Qualität hinzukommt. Hartung veröffentlicht seine Lebenserinnerungen 1976 in dem Buch `Autoportrait`. Ein Jahr später wird er Mitglied der Académie des Beaux-Arts in Paris.Der große gestische Schwung in Hartungs späten Arbeiten ist Ausdruck einer gesammelten Energie, die ihn befähigt, einen Schaffensprozess in konzentrierter Form zu bewältigen. Erst die Acrylfarbe hat dem Maler die Farbstrukturen ermöglicht, die er in einer spontanen Aktion niederschreibt. Alle seine Kompositionen haben eine eigene Rhythmik, einen speziellen Klang, der sich dem Betrachter direkt vermittelt. Die Klarheit der Aussage, der direkte Zugang hat einem breiten Publikum den Weg zu einem optischen Erlebnis gewiesen, das in seiner Unverwechselbarkeit mit dem Künstler verbunden bleibt.1981 erhält er den Oskar-Kokoschka-Preis der Republik Österreich. Die große Anzahl an Auszeichnungen, mit denen das künstlerische Schaffen Hartungs bereits zu seinen Lebzeiten bedacht wird, zeigt, dass er ein Künstler von internationalem Rang ist. 1989 stirbt er in Antibes als einer der wichtigsten Repräsentanten des europäischen Informel.ca. 16.13 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONHans Hartung 1904 Leipzig - 1989 AntibesP25-1977-H20. 1977.Acrylic on smooth board. Signed and dated lower right. Verso signed, dated `19-12-79`, titled and dedicated as well as with arrow indicating the direction. 59 x 78,5 cm (23,2 x 30,9 in), the full sheet. The work is registered in the archive of the Fondation Hans Hartung et Anna-Eva Bergman and will be included into the fortcoming catalog raisonné.PROVENANCE: Formerly collection Edmund Ringling, Cologne. Hans Hartung was one of the few artists who spent their entire life working in an Informel manner. He began studying philosophy and art history in 1924 at the university of Leipzig, but soon changed to the Akademie der Bildenden Künste in

Lot 826

Bernard Aubertin 1934 Fontenay-aux-Roses - lebt und arbeitet in ReutlingenTableau clous. 1970.Objekt. Nägel und rote Acrylfarbe auf Holzplatte. In Objektkasten. Verso signiert, datiert und bezeichnet `L20`. 50 x 50 x 7 cm (19,6 x 19,6 x 2,7 in). Objektkasten: 71 x 71 x 7 cm (27,9 x 27,9 x 2,7 in).[EH].Mit einer Fotoexpertise des Künstlers.Der Maler, Medien- und Objektkünstler Bernard Aubertin gilt als einer der wichtigen Vertreter der Künstlergruppe `Zéro`. Zur Welt kommt Bernard Aubertin im Jahr 1934 im französischen Fontenay-aux-Roses. Nach Kriegsende nimmt er ein Studium an der Pariser Ecole des Metiers d`Art und an der dortigen Ecole de Formation des Professeurs de Dessin auf (1950-1953). Bernard Aubertins frühe Gemälde knüpfen an der Vorkriegsavantgarde an: In kubistisch und futuristisch beeinflusstem Stil entstehen insbesondere Landschaften, Bildnisse und Stillleben. Das Jahr 1957 aber bringt den großen Durchbruch in der künstlerischen Entwicklung von Bernard Aubertin. Nun begegnet der junge Maler Yves Klein, dessen ?uvre ihn nachhaltig beeinflusst. Bernard Aubertin wendet sich ab diesem Zeitpunkt von der Figuration ab und sucht stattdessen die Wirkung von reiner Farbe, Licht, Bewegung und abstrakten Strukturen. Eine urtümliche, gleichsam mystische Kraft beherrscht die neuen Arbeiten des jungen Künstlers. Im Jahr 1958 entscheidet sich Bernard Aubertin für die Realisation einer roten Periode. Über die Farbe Rot findet der Künstler seinen Weg zum Feuer. `Durch das Rot habe ich das Gefühl mich mit dem Feuer zu identifizieren` (B. Aubertin, in: B. Aubertin, Das Feuer und das Rot, Bielefeld 1997, S. 29). Mit der Verwendung der Nägel, die von hinten durch die Holzplatte getrieben sind, führt er diesen Gedanken weiter. `Das Spiel der Splitter [..] repräsentiert die fixierte Realisation der Auswirkung glühender Streichhölzer, und damit jene Phase des Arbeitens an meinen Feuerbildern (tableau-feu), die aus Streichhölzern bestehen` (a. a. O.).Ab den späten 1980er Jahren entstehen auch schwarze Bilder. 1961 verwendet Bernard Aubertin das Element Feuer, das für ihn die Quelle allen Lebens darstellt, erstmals in kinetischen Objekten. Es folgen Werkgruppen wie die angebrannten Bücher (`Livres Brûlés`, ab 1962) oder die rot rauchenden, metallenen `Cages rouges de Fumée`. Brandspuren, Streichhölzer oder Feuerwerksraketen finden sich häufig in den Arbeiten der 1960er Jahre. Werke von Bernard Aubertin werden ab den 1960er Jahren auf internationalen Ausstellungen präsentiert, darunter Schauen in Paris (1972), Florenz (1974), Caracas (1989) oder Mailand (1990). Bernard Aubertin lebt und arbeitet in Paris.ca. 16.15 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONBernard Aubertin 1934 Fontenay-aux-Roses - lebt und arbeitet in ReutlingenTableau clous. 1970.Object. Nails and red acrylic paint on wooden board. In object box. Verso signed, dated and inscribed `L20`. 50 x 50 x 7 cm (19,6 x 19,6 x 2,7 in). Object box: 71 x 71 x 7 cm (27,9 x 27,9 x 2,7 in).[EH].ca. 16.15 h +/- 20 min.

Lot 828

Fritz Winter 1905 Altenbögge - 1976 Herrsching am AmmerseeOhne Titel. 1963.Öl auf Papier. Rechts unten signiert und datiert. Auf Karton. 74,5 x 99,5 cm (29,3 x 39,1 in). [JS]. Mit einer Fotoexpertise von Dr. Gabriele Lohberg, Trier, vom 17. Mai 2014 (in Kopie).Am 22. September 1905 wird Fritz Winter als erstes von acht Kindern in Altenbögge bei Unna geboren. 1919 beginnt er eine Elektrikerlehre und ist als Bergmann tätig. Anfang der zwanziger Jahre entstehen erste zeichnerische und malerische Versuche. 1927 bewirbt sich Fritz Winter erfolgreich am Bauhaus in Dessau und studiert dort die folgenden drei Jahre unter anderem bei Klee, Kandinsky, Albers und Schlemmer. 1929 nimmt Winter an der Ausstellung `Junge Bauhausmaler` teil. Er macht Bekanntschaft mit Ernst Ludwig und Erna Kirchner, die er wiederholt in Davos besuchen wird. Nach seinem Studium unterrichtet Winter an der Pädagogischen Akademie in Halle. 1933 folgt ein Umzug nach München, 1935 ein weiterer nach Dießen am Ammersee. Die Nationalsozialisten erklären seine Kunst als `entartet` und Winter erhält Malverbot. Bereits 1939 als Soldat an die Ostfront eingezogen, gerät Winter kurz vor Kriegsende in russische Gefangenschaft, aus der er erst 1949 entlassen wird. Während des Krieges entstehen in kleinen Skizzenbüchern die sogenannten `Feldskizzen`, die seine berühmte Werkgruppe `Triebkräfte der Erde` vorbereiten. Unmittelbar nach seiner Heimkehr ist Fritz Winter Gründungsmitglied der Gruppe `Zen 49` und findet schnell Anschluss an die europäische Avantgarde. Im Rückgriff auf seine vom Bauhaus beeinflussten Arbeiten der 1930er Jahre entwickelt der Künstler eine eigene Formensprache, die ihm neben dem Informel eine Sonderstellung zuweist. Ab 1953 ist Winter Gastdozent an der Landeskunstschule Hamburg, zwei Jahre später erhält er eine Professur an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Kassel. Im selben Jahr und nochmals 1959 ist er auf der documenta I und II vertreten. Winter wird mit zahlreichen Preisen geehrt, so erhält er etwa 1956 den Cornelius-Preis der Stadt Düsseldorf, 1957 den Internationalen Graphikpreis Tokio sowie den Preis der Internationalen Bau-Ausstellung Berlin und 1958 den Preis der Weltausstellung Brüssel. 1959 erkrankt er als Folge seiner Kriegsverletzungen.Unsere großformatige, malerisch aufgefasste Papierarbeit der frühen 1960er Jahre markiert eine Art Wendepunkt in Winters Schaffen, sie dokumentiert den Übergang von Winters stärker gestisch angelegter Malerei der 1950er Jahre, die bei den Papierarbeiten hinter kalligraphisch anmutenden Liniengefügen meist den Malgrund flächig stehen lässt, und einer zunehmenden Konzentration auf die Farbe bei gleichzeitiger Zurückdrängung der gestischen Impulse. Im vorliegenden Werk setzt Winter die breiten Pinselstriche oftmals parallel und schafft auf diese Weise einen fließenden Übergang zwischen Linien und Flächen. Zum 60. Geburtstag 1965 ehrt man den Künstler mit einer großen Retrospektive in verschiedenen Städten Deutschlands. Das `Große Bundesverdienstkreuz` erhält er 1969. 1970 erfolgt die Emeritierung in Kassel; Winter lebt seitdem wieder in Dießen. 1975 wird in Ahlen das Fritz-Winter-Haus eröffnet. Am 1. Oktober 1976 stirbt Fritz Winter. Schon zu Lebzeiten zählt der Maler zu den bekanntesten deutschen Künstlern der Nachkriegszeit. ca. 16.17 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONFritz Winter 1905 Altenbögge - 1976 Herrsching am AmmerseeOhne Titel. 1964.Oil on paper. cm ( in). Fritz Winter was born as the first of eight children in Altenbögge near Unna on 22 September 1905. In 1919 he began an apprenticeship as an electrician and worked as a miner. At the beginning of the 1920s he made his first attempts in drawing and painting. In 1927 he applied successfully to the Bauhaus in Dessau, where he studied for three years under Klee, Kandinsky and Schlemmer. In 1929

Lot 836

Horst Antes 1936 Heppenheim - lebt und arbeitet in Sicellino, Wolfartsweier und BerlinTarnkopf. 1966.Aquatec auf Leinwand. Rechts unten signiert. Verso auf der Leinwand signiert, datiert und betitelt. 70 x 60,5 cm (27,5 x 23,8 in). [EH].PROVENIENZ: Galerie Beyeler, Basel (verso auf dem Keilrahmen mit einem typografisch bezeichneten Etikett). AUSSTELLUNG: Adelaide festival of arts, German art today 1968 (verso auf dem Keilrahmen mit einem Etikett; hier bezeichnet `Mask, 1967`). Anfang der 1960er Jahre entwickelt Horst Antes stufenweise die einprägsame Figur des `Kopffüßlers?, die ihn seitdem in allen möglichen Abwandlungen und Variationen sowie verschiedenen künstlerischen Techniken beschäftigt. Es entstehen Gemälde wie die vorliegende Arbeit - Werke von monumentaler Präsenz und eindrücklicher Bildsprache. `Figur heißt bei mir immer gemalter Mensch; im Gegensatz zu Bacon, der seine Figuren immer an den Rand setzt, versuche ich eine Figur zu malen, die im Mittelpunkt steht, die von innen nach außen geht.` (Horst Antes im Interview mit Otmar Engel, in : CIVIS, Nr. 9/10, Oktober 1963). ca. 16.27 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONHorst Antes 1936 Heppenheim - lebt und arbeitet in Sicellino, Wolfartsweier und BerlinTarnkopf. 1966.Aquatec on canvas. Signed lower right. Verso of canvas signed, dated and titled. 70 x 60,5 cm (27,5 x 23,8 in). [EH].PROVENANCE: Galerie Beyeler, Basel (verso of stretcher with typographically inscribed label). EXHIBITION: Adelaide festival of arts, German art today 1968 (verso of stretcher with label, there inscribed `Mask, 1967`). ca. 16.27 h +/- 20 min.

Lot 837

Cy Twombly 1928 Lexington - 2011 RomNatural History Part I, Mushrooms. 1974.Folge von 10 Farblithografien mit Lichtdruck, Fotochromdruck, Collagen und Farbkreidezeichnung. Bastian 42-51. Alle monogrammiert und nummeriert sowie mit den geprägten römischen Blattnummern und dem geprägten Copyright-Stempel. Exemplar aus einer Auflage von 98. Auf Velin von Rives (teils mit angeschnittenem Wasserzeichen), eins auf Velin von Richard de Bas (mit Wasserzeichen). Jeweils 75,8 x 55,8 cm (29,8 x 21,9 in), Blattgröße. Gedruckt bei Matthieu Studio, Zürich (jeweils mit dem Trockenstempel). Herausgegeben von Heiner Bastian im Propyläen Verlag, Berlin. [CB].Cy Twombly wird am 25. April 1928 in Lexington, Virginia, geboren. Ab 1947 studiert er an der School of the Museum of Fine Arts in Boston und 1949/50 an der Washington and Lee University in Lexington. 1950 geht Twombly nach New York und setzt sein Studium an der Art Students League fort, wo er Robert Rauschenberg kennenlernt. Ein Jahr später wechselt er ans Black Mountain College in North Carolina, und nimmt dort Unterricht bei Robert Motherwell und Franz Kline. Gemeinsam mit Rauschenberg bereist Twombly 1952 Südamerika, Nordafrika, Spanien und Italien. In seinen frühen Bildern Anfang der 1950er Jahre setzt Twombly sich unter dem Eindruck von Kline, v.a. aber unter dem Eindruck von Paul Klee, mit den Möglichkeiten der gestisch-expressionistischen Pinselführung auseinander, er entwickelt ein sensibles Geflecht von Zeichen, Worten, Zahlen und gegenständlichen Fragmenten. Nach seinem einjährigen Militärdienst lehrt er 1955/56 am Southern Seminary and Junior College in Buena Vista, Virginia, um dann 1957 ein zweites Mal nach Rom zu reisen, wohin er schließlich 1960 übersiedelt. Im selben Jahr hat er seine erste Ausstellung in der Galerie von Leo Castelli. In den 1960er Jahren entstehen Twomblys `Schultafel-Bilder`, auf denen der Akt des Schreibens in eine physische Geste verwandelt wird. Mitte der 1970er Jahre werden seine Arbeiten vielschichtiger. Mit eincollagierten Blättern und verschiedenen Malmitteln schafft Twombly expressive Strukturen. Von Bild zu Bild lösen sich die grafischen Elemente stärker in heftige Farbwirbel auf, um in die fauvistisch anmutenden Blumenbilder der 1990er Jahre zu münden.Zu den bedeutenden Werken der mittleren 1970er Jahre gehören zwei Portfolios, die Cy Twombly, ganz auf der Höhe seiner Epoche, in scheinwissenschaftlicher Ästhetik umsetzt. Die erste Folge, `Natural History Part I`, befasst sich mit Pilzen. In ausdrucksstarken Collagedrucken gerät die Klarheit schematischer Zeichnungen und Fotografien mit Twomblys expressiver zeichnerischer Handschrift in reizvollen Kontrast. In diesen innovativen Blättern vereinen sich Logik und Chaos, Wissenschaft und Wahn zu Allegorien geistiger Strukturen und menschlichen Erkenntnisstrebens.Schon ein Jahr vor `Natural History Part I` findet 1973 die erste Retrospektive für Cy Twombly in Bern statt. Es folgen wichtige Ausstellungen u.a. 1979 im Whitney Museum, New York, 1987 in der Kunsthalle Zürich und 1994 im Museum of Modern Art, New York. Twomblys künstlerisches Verdienst wird zudem durch zahlreiche Preise gewürdigt. 1995 eröffnet die Cy Twombly Gallery in Houston, deren Architektur der Künstler gemeinsam mit dem Architekten Renzo Piano geplant und ausgeführt hat. 2001 ist Twombly mit dem 12-teiligen Gemäldezyklus `Lepanto` auf der Biennale in Venedig vertreten. ca. 16.28 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONCy Twombly 1928 Lexington - 2011 RomNatural History Part I, Mushrooms. 1974.Series of 10 Lithograph in colors with heliotype, photo chrome print, collage and color chalk drawing. Bastian 42-51. All monogrammed and numbered as well as with embossed Roman sheet numbers and embossed copyright stamp. From an edition of 98 copies. On wove paper by Rives (some with truncated watermark

Lot 838

David Hockney 1937 Bradford - lebt und arbeitet in London und Los AngelesMy bonnie lies over the ocean. 1961/62.Farbige Aquatintaradierung mit Collage. Scottish Arts Council 13. In rotem Buntstift signiert. In der Platte datiert `new york july 1961`, betitelt und bezeichnet. Exemplar außerhalb der Auflage von 50 Exemplaren. Auf Velin. 45 x 45 cm (17,7 x 17,7 in). Papier: 52,5 x 48,2 cm (20,6 x 18,9 in).Gedruckt von Ron Fuller and Peter Mathews, Royal College of Art, London.Auf dem Auktionsmarkt äußerst selten angeboten. (Quelle: Artnet).David Hockney beginnt seine künstlerische Ausbildung in den Jahren 1953 bis 1957 am Bradford College of Art und setzt sie von 1959 bis 1962 am Royal College of Art in London fort. 1960 nimmt Hockney an der Ausstellung der `London Group 1960` teil und ist erstmals bei den `Young Contemporaries` in den R.B.A. Galleries in London vertreten. Zudem zeichnet ihn das Royal College im Jahr seines Abschlusses mit dem `Drawing Prize` aus. Nach Beendigung seines Studiums reist Hockney nach New York, Berlin und Ägypten, um Anregungen für Illustrationen zu sammeln. In der Alan Gallery, New York, wird im Jahr 1961 seine erste Einzelausstellung in den USA erfolgreich eröffnet. Es folgen bis in das Jahr 1967 weitere Lehraufträge an der University of Colorado in Boulder, in Los Angeles und in Berkeley. 1969 nimmt Hockney eine Gastprofessur an der Hamburger Kunsthochschule an. Seine internationale Anerkennung wird in den Jahren 1968 und 1977 durch die Einladungen zur Documenta 4 und 6 in Kassel untermauert.Die vorliegende Radierung ist anlässlich des ersten New York-Aufenthalts von David Hockney im Jahr 1961/62 entstanden. Hockney erhält hier völlig neue Impulse, die seinem gesamten ?uvre eine neue Richtung geben. Er besucht damals in New York auch einen ehemaligen Kommilitonen vom Royal College of Art, London. Die eingefügten Texte, Zeichen und Symbole geben uns Hinweise auf die Bedeutung der Bildinhalte. `Die ersten Zeilen eines englischen Volksliedes. Hockney, für drei Monate in New York, als `Dh` auf einem Wolkenkratzer, sehnt sich nach seinem Freund `P` (Peter) jenseits des Atlantiks, der gleich viermal dargestellt wird` (zit. nach: Kat.-Ausst. Kestnergesellschaft Hannover, 22.5-21.6.1970 S. 39). Diese Collagierung von Inhalten - hier kombiniert mit der Collage einer ausgeschnittenen 1 Cent-Briefmarke - ist typisch für seine neue Gestaltungsweise. David Hockney, ein Begründer der Pop-Art und einer der wichtigsten Künstler unserer Zeit, setzt sich seit 1960 immer wieder mit der Frage auseinander, was wirklichkeitsgetreues Darstellen ist. Anfang der 1970er Jahre verbringt der Künstler viele Stunden in seinem Londoner Atelier mit der detaillierten zeichnerischen Wiedergabe von Pflanzen und Früchten. In diesen zartfarbigen und doch kraftvollen Arbeiten werden- wie in der vorliegenden Arbeit - Objekt und Zeichnung auf der Bildfläche eins und entfalten so ihre grafische, ganz auf Tiefenräumlichkeit verzichtende Wirkung.Hockney wird gerne der Pop-Art zugerechnet, lehnt jedoch selbst diese Etikettierung seiner Kunst ab. Die unwirklich helle Farbskala seiner Gemälde und die kühle, künstliche Acryloberfläche verleihen seinen Bildern etwas Surreales, das sich am besten unter dem Begriff `Stilisierter Realismus` zusammenfassen lässt. [JS] ca. 16.29 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONDavid Hockney 1937 Bradford - lebt und arbeitet in London und Los AngelesMy bonnie lies over the ocean. 1961/62.Etching and aquatint in colors with collage. Scottish Arts Council 13. Signed in red pencil. Dated `new york / july 1961` on the plate, titled and inscribed. Copy aside from the edition of 50 copies. On wove paper. 45 x 45 cm (17,7 x 17,7 in). Sheet: 52,5 x 48,2 cm (20,6 x 18,9 in).Printed by Ron Fuller and Peter Mathews, Royal College of Art, London. Exceptionally rare

Lot 839

Bruce Nauman 1941 Fort Wayne/Indiana - lebt und arbeitet in Gallisteo/New MexicoInfrared Outtakes. 1968/2006.4 Epson UltraChrome K3 ink-jet prints. Verso jeweils signiert, datiert `68 - 06`und nummeriert . Aus einer Auflage von 60 Exemplaren. Auf leichtem Fotokarton. Jeweils 48,2 x 70,9 cm (18,9 x 27,9 in), blattgroß. Gedruckt von Jack Fulton (verso jeweils signiert sowie mit dem Stempel). Herausgegeben von Gemini G.E.L LLC, Los Angeles (verso jeweils mit dem Copyright-Stempel). Es handelt sich um die Blätter `Opened Eye`, `Hands Only`, `Neck Pull` und `Cockeye Lips`. [KP].PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland. Bruce Nauman wird am 6. Dezember 1941 in Fort Wayne, Indiana, als Sohn eines Ingenieurs geboren. Nach einer unruhigen Jugend, in der seine Familie häufig den Wohnort wechseln muss, beginnt er 1960 in Madison, Wisconsin, ein Studium der Mathematik, der Physik und als Nebenfach der Kunst. 1964 erhält Bruce Nauman seinen Bachelor of Arts und wechselt an die University of California in Davis, wo er bei William T. Wiley und Robert Arneson sein Studium der Kunst fortführt. In dieser Zeit wird er Assistent von Wayne Thibaud und beginnt seine Arbeit mit Fiberglasskulpturen, Performances und Filmen, die im Wesentlichen seine Performances wiedergeben. Im Jahr 1966 schließt Nauman sein Studium mit dem Master-degree ab und wird Lehrer am Art Institute von San Francisco. Gleichzeitig erweitert er sein Repertoire der künstlerischen Ausdrucksmittel um Fotografien, die Verwendung von Worten, Abgüsse und die bekannten Neonleuchten. Deutlich zeigen sich dabei zwei Bereiche, die Naumans Arbeiten besonders beeinflussen: die Ästhetik der Werbung und seine technisch-naturwissenschaftliche Ausbildung. Er kann zunehmend international beachtete Ausstellungen durchführen. Allein 1968 werden seine Arbeiten zugleich bei Leo Castelli in New York, in der Galerie Konrad Fischer in Düsseldorf und auf der documenta 4 in Kassel gezeigt. In den siebziger Jahren lebt, arbeitet und lehrt Bruce Nauman in Kalifornien. Er gibt das Video als Medium vorübergehend auf und entwickelt in den achtziger Jahren an seinem neuen Wohnort in New Mexico als Fortführung seiner Rauminstallationen die Hängeskulpturen der Südamerika- und Südafrikareihe. 1989 beginnt Naumans Arbeit mit Wachsköpfen, die in den neunziger Jahren von Handabgüssen abgelöst werden. Sie nehmen die eindrücklichen physischen Grenzerfahrungen wieder auf, die schon Teil seiner Performances und der daraus entwickelten Videos war. Nicht zuletzt durch seine regelmäßige documenta-Teilnahme ist Nauman dem Publikum als Pionier und Wegweiser der Neonskulptur und der Videokunst bekannt. Für sein Lebenswerk erhält Bruce Nauman 1999 den Goldenen Löwen der Biennale von Venedig.Mitte der 1960er Jahre beginnt Bruce Nauman sich in seinem ?uvre verstärkt dem eigenen Körper zuzuwenden. Neben wegweisenden Performances und Videoinstallationen, darunter Schlüsselwerke wie `Art Make-Up` (1967/68) und später `Clown Torture` (1987/88), beschäftigt sich der Künstler im Medium der Druckgrafik mit selbstreferenziellen Themen. Die hier vorliegende Serie hat ihren Ursprung in Zeichnungen, die Nauman als Projektskizzen 1967 anfertigt. Im weiteren Verlauf bittet er seinen Freund, den Fotografen Jack Fulton, selbst herbeigeführte temporäre Körper-Manipulationen zu dokumentieren. Die entstandenen Bilder zeigen die ineinander gefaltenen Hände des Künstlers, sein mit den Händen auseinandergezogenes Auge, die am Hals weit gedehnte Haut sowie die mit den Fingern zur Fratze verzerrten Lippen. Neben diesen auf den ersten Blick irritierenden Bildmotiven sollen die extreme Nahsicht und die absichtlich durch einen gelben Filter erzeugte unnatürliche Farbigkeit beim Betrachter extreme Reaktionen hervorrufen, denn sie erinnern unter anderem an Schmerz, Entstellung und Wahnsinn. Damit sind Naumans Bilder im Umkreis der `Body Art` zu verorten, in dem der Körper als M

Lot 841

Heinz Mack 1931 Lollar/Hessen - lebt und arbeitet in Mönchengladbach und auf IbizaRotor. 1971.Multiple. Handgeprägte Aluminiumscheibe auf Elektromotor in Edelstahlkasten mit Wellenglas. Mack 66. Verso signiert, datiert und nummeriert. Aus einer geplanten Auflage von 250 Exemplaren, von welcher jedoch nur ca. 20 Exemplare ausgeführt wurden. 40 x 40 x 17 cm (15,7 x 15,7 x 6,6 in). Hergestellt von Objekt Art Niepel & Hunecke, Düsseldorf. Funktionsfähig.LITERATUR: Multiples, Izlo?ba savremene umetnosti u Saveznoj Republici nemackoj, Göppingen 1973, Abb. 41. Der am 8. März 1931 im hessischen Lollar geborene Heinz Mack besucht 1950-53 die Staatliche Kunstakademie in Düsseldorf und macht sein Staatsexamen in Kunst- und Werkerziehung. Parallel dazu studiert er in Köln Philosophie. Zusammen mit Otto Piene gründet Mack 1957 die avantgardistische Künstlergruppe `ZERO`, mit der sein Name seither untrennbar verbunden ist. Anstelle von `Klassischen Kompositionen` stellt sie den Betrachter vor völlig neue und provozierende Aspekte: Licht, Bewegung, Raum, Zeit, Dynamik, Vibration und serielle Strukturen treten in den Vordergrund. Licht und Bewegung sind auch die zentralen Themen der nun entstehenden Kunstwerke, wie das `Sahara-Projekt`, das Mack 1958 konzipiert und 1968/69 teilweise realisiert. Für die Documenta III in Kassel schafft er 1964 zusammen mit Piene und Uecker den `Licht-Raum`, der sich heute im Kunstmuseum in Düsseldorf befindet. 1966 findet eine Einzelausstellung seiner Arbeiten in der New Yorker Howard Wise Gallery statt. Im selben Jahr findet die letzte `ZERO`-Ausstellung in Bonn statt.Durch die Hereinnahme von Licht, sei es nun passiv oder aktiv, werden die Objekte von Mack aus ihrem rein skulpturalen Umfeld herausgehoben und bekommen eine eigenständige Komponente. Es ist nicht mehr nur die Materialität der Formen, die den Gesamteindruck bestimmt, das Licht bestimmt aktiv deren Aussagekraft. In der hier angebotenen Arbeit ist einmal mehr zu beobachten, wie sehr sich Heinz Mack in seiner Kunst mit dem Einfluss von Licht, Dreidimensionalität und den daraus resultierenden optischen Phänomenen beschäftigt.Neben den `Rotoren` bilden die `Lichtreliefs` eine weitere selbstständige Werkgruppe, die vor allem während der 1970er Jahre - nach Auflösung der `ZERO`-Bewegung - in Erscheinung tritt. In den 1980er Jahre erhält Mack zahlreiche Aufträge zur Gestaltung des öffentlichen Raums. So stellt er 1981 den `Jürgen-Ponto-Platz` in Frankfurt fertig, 1984 wird die `Columne pro caelo` vor dem Kölner Dom errichtet, 1989 konzipiert Mack den Platz der Deutschen Einheit in Düsseldorf. Inspiriert durch die Sonnenfarben seines Ateliers auf Ibiza widmet sich Mack ab 1991 wieder intensiv der Malerei, nennt seine Werke `Chromatische Konstellationen`. Einen Beweis für seine Vielfältigkeit liefert der Künstler 1999: Anlässlich des 250. Geburtstages von Goethe erscheint die Publikation `Mack: Ein Buch der Bilder zum West-östlichen Divan`. Für sein Gesamtwerk und für seine Arbeit als Botschafter der Kulturen erhält Mack das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Heinz Mack gilt als unermüdlicher Experimentator im Spektrum des Farblichts. Als Maler, Zeichner, Skulpturenkünstler, Keramiker, aber auch als Gestalter von Plätzen und Interieurs stellt er die ästhetischen Gesetze von Licht und Farbe, Struktur und Form in immer neue Dialoge. Seine Werke befinden sich in rund einhundert öffentlichen Sammlungen in aller Welt. [EH] ca. 16.45 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONHeinz Mack 1931 Lollar/Hessen - lebt und arbeitet in Mönchengladbach und auf IbizaRotor. 1971.Multiple. Hand-embossed aluminum disc on electric engine in stainless steel box with . Mack 66. Verso signed, dated and numbered. From a planned edition of 250 copies, of which only some 20 copies were executed. 40 x 40 x 17 cm (15,7 x 15,7

Lot 843

Victor Vasarely 1906 Pécs - 1997 Annet-sur-Marne bei ParisOhne Titel. Ca. 1987.Acryl auf Leinwand. Mittig unten signiert. 230 x 160 cm (90,5 x 62,9 in). [KP]. Wir danken Herrn Pierre Vasarely, Alleinerbe und Erbe des Urheberrechts Victor Vasarelys, für die mündliche Bestätigung der Authentizität des Werkes. Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis des Künstlers, bearbeitet von der Fondation Vasarely, Aix-en-Provence, aufgenommen.Victor Vasarely wird am 9. April 1906 in Pécs, Ungarn, als Gyözö Vásárhelyi geboren. 1927 beginnt Vasarely seine künstlerische Ausbildung an einer privaten Zeichenschule in Budapest. Im folgenden Jahr wechselt er zur Ausbildungsstätte `Mühely` (dt. `Werkstatt`) unter der Leitung von Sándor Bortnyik, an der in erster Linie das Gedankengut des Bauhauses vermittelt wird. Nach seiner Übersiedelung nach Paris 1930 arbeitet Vasarely erfolgreich als Gebrauchsgrafiker und erforscht dabei systematisch die optischen und emotionalen Möglichkeiten verschiedener grafischer Mittel. Dies bringt ihn 1947 zu der Erkenntnis, dass mit geometrischen Mitteln Sinnesempfindungen hervorgerufen werden können, die neue Ideen über Raum, Materie und Energie vermitteln. Er entwickelt eine eigenständige geometrische Abstraktion, deren Variationen zu optischen Bildmustern mit kinetischen Effekten führen. In einem Gitterwerk ordnet der Künstler geometrische Formen in leuchtenden Farben so an, dass dabei für das Auge der Eindruck einer fluktuierenden Bewegung entsteht. Vasarely trägt damit wesentlich zur Entstehung der Op-Art bei. Optische Täuschungen, die aus dem Arrangement geometrisch-abstrakter Elemente entstehen, begleiten Victor Vasarely durch sein gesamtes Schaffen. Schon früh werden dabei Assoziationen an figürliche Motive wahrnehmbar. Im Spätwerk der 1980er Jahre widmet sich der Künstler, einer allgemeinen Entwicklung gemäß, zunehmend auch konkreteren Figurationen. Ein wiederkehrendes Thema Victor Vasarelys wird der Harlekin. Auch in unserem großformatigen Gemälde wölbt sich die Form eines tanzenden Clowns in kunstvoll imitierter Dreidimensionalität aus einem Schachbrettfeld hervor. Die farbliche Differenzierung der goldgelben Wölbung vom orange-braunen Grund trägt zur Konkretisierung der Figur ebenso bei wie die als abstrakte Farbflächen aufgesetzten Formen von Kopf, Händen und Füßen. Die Komposition, die Victor Vasarely ähnlich auch in einer Farbserigrafie umsetzt, erzeugt Figuration - jedoch allein mit den Mitteln abstrakter Kunst.Parallel zur Malerei und Grafik befasst sich Victor Vasarely zeitlebens auch mit ortsgebundenen Werken. Mit der Ausgestaltung der Universität in Caracas 1954 beginnt sein reges Engagement für die Kunst im öffentlichen Raum. Er entwirft Wandbilder aus Metall und Keramik, vor allem für Gebäude in Frankreich. Daneben sind seine Arbeiten von 1955 bis 1968 regelmäßig auf der Documenta zu sehen. Für die XX. Olympiade in München entwirft Vasarely das offizielle spiralenförmige Logo. Im Jahr 1976 gründet der Künstler die Fondation Vasarely in Aix-en-Provence, mit deren Hilfe 1981 ein Institut für zeitgenössische Formgestaltung und Architektur eingerichtet wird. 1976 eröffnet das Vasarely-Museum in seiner Geburtsstadt Pécs, ein zweites folgt 1987 in Schloß Zichy/Budapest. Victor Vasarely stirbt am 15. März 1997 in Paris, die von ihm gegründete Stiftung muss kurz darauf schließen. Durch die Aufarbeitung des Nachlasses Vasarelys durch seinen Sohn Pierre ist die Pflege der beliebten Bildwelt des Künstlers aber gesichert. ca. 16.47 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONVictor Vasarely 1906 Pécs - 1997 Annet-sur-Marne bei ParisOhne Titel. Ca. 1987.Acrylic on canvas. Signed lower center. 230 x 160 cm (90,5 x 62,9 in). [KP]. We are grateful to Mr. Pierre Vasarely, sole heir and owner of Victor Vasarely`s copyright, for his oral confirmatuion of this

Lot 845

Adolf Luther 1912 Krefeld - 1990 KrefeldHohlspiegelobjekt. 1977.Objekt. 40 runde Hohlspiegel über 28 quadratischen Hohlspiegeln auf Spiegelfläche montiert. In Objektkasten. Auf der Rückabdeckung signiert und datiert. Objektkasten: 150 x 94,5 x 11 cm (59 x 37,2 x 4,3 in). [SM]. PROVENIENZ: Privatsammlung (seit 1999). AUSSTELLUNG: Mönchehaus Museum für Moderne Kunst, Goslar. Adolf Luther ist in seinem künstlerischen Bestreben, das Unsichtbare sichtbar zu machen und eine Wirklichkeit zu begreifen, die sich der bildnerisch abbildenden Darstellung entzieht, ein Hauptvertreter der kinetischen Kunst und Optical Art. 1938 nimmt Luther in Köln ein Jurastudium auf, das er 1943 an der Universität Bonn mit der Promotion abschließt. Sein Studium muss er mehrmals unterbrechen, da er zum Kriegsdienst einberufen wird. Ab 1942 beschäftigt sich Luther in seiner Dienstfreizeit mit der Malerei und mit der ersten Beobachtung des Lichtes als eigenständige Realität. Nach der Rückkehr aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft wird er Referendar am Oberlandesgericht Düsseldorf, beteiligt sich jedoch zugleich an Ausstellungen in Krefeld, Düsseldorf und Hamburg. In den folgenden zehn Jahren von 1947-57 experimentiert Luther mit unterschiedlichen Malstilen, er bewegt sich vom perspektivischen Abbild zur reinen Farbflächen-Malerei, um seine eigenen Erfahrungen für einen künstlerischen Neubeginn zu sammeln. 1957 gibt Luther, der inzwischen als Richter tätig ist, den Juristenberuf endgültig auf, um sich ganz der Kunst zu widmen. In den gespachtelten Oberflächen seiner `Dynamischen Formen` entdeckt Luther das Licht als unmittelbaren Gestaltungsfaktor im Raum. 1959-61 entwickelt er die `Licht + Materie`-Arbeiten weiter und erprobt neue Materialien. Seine Werke kann er 1960 in den ersten Einzelausstellungen im Kaiser Wilhelm Museum in Krefeld und in der Drian-Gallery in London präsentieren. Für Luther wird das Glas die wichtigste Materie, um Energie in Form von Licht bildhaft darzustellen. In den 1960er Jahren entstehen Lichtschleusen, Arbeiten mit `optischen Medien`, Arbeiten mit Hohlspiegeln und erste `Sphärische Objekte`.Alle `Hohlspiegelobjekte`, die von Luther selbst so bezeichnet wurden, zeichnen sich durch eine strenge serielle Anordnung identischer Elemente aus. Luthers Objekte sind allein dazu bestimmt, Instrumente einer neuen Lichtwahrnehmung zu sein. Sie wirken mehrdimensional, indem die Spiegel einerseits den umgebenden Raum reflektieren und ihn im Gegenzug zugleich optisch dynamisieren. Nicht selten spielt die sensorische Irritation eine entscheidende rezeptionsästhetische Rolle. Denn die Hohlspiegelobjekte vervielfältigen nicht nur ihre Umgebung, verdrehen und verzerren die Perspektive, sondern vermitteln auch durch den Standortwechsel des Betrachters eine komplexe optische Erfahrung, die außergewöhnliche Wahrnehmungsmomente schenkt.Seit 1970 arbeitet er auch mit Laserstrahlen. Schon zu seinen Lebzeiten erhält Luther zahlreiche Würdigungen. 1979 wird ihm durch das Land Nordrhein-Westfalen der Professorentitel verliehen, 1982 erhält er die Thorn-Prikker-Medaille in Krefeld, 1987 findet aus Anlass des 75. Geburtstages in Bremen eine Retrospektive statt und 1989 wird er mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Im gleichen Jahr gründet er die Adolf-Luther-Stiftung in Krefeld. 1990 verstirbt der Künstler. Im Umgang mit Spiegeln, Hohlspiegeln, Glas und Linsen entwickelt Luther eine Vielfalt von Ideen, die in seinem faszinierenden ?uvre zu bewundern ist.ca. 16.49 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONAdolf Luther 1912 Krefeld - 1990 KrefeldHohlspiegelobjekt. 1977.Object. 40 round concave mirrors over 28 squared oncave mirrors mounted on mirror surface. In object box. Signed and dated on covering on rear. Object box: 150 x 94,5 x 11 cm (59 x 37,2 x 4,3 in). [SM]. PROVENANCE: Priva

Lot 848

Günther Uecker 1930 Wendorf - lebt und arbeitet in DüsseldorfWeißer Wind. 1992.Nägel und weiße Farbe auf Leinwand, auf Holz. Verso zweifach signiert und datiert sowie betitelt und mit dem Richtungspfeil. 150 x 150 x 18 cm (59 x 59 x 7 in). [SM]. Wir danken Herrn und Frau Prof. Günther Uecker für die freundliche Auskunft.PROVENIENZ: Galerie Dorothea van der Koelen, Mainz (verso zweifach mit dem Stempel).Privatsammlung Süddeutschland. Günther Uecker wird am 13. März 1930 in Wendorf, Mecklenburg, geboren. Seine künstlerische Ausbildung beginnt Uecker 1949 mit dem Studium der Malerei in Wismar. Seine nächste Station ist die Kunstschule in Berlin-Weißensee, dann geht er 1955 nach Düsseldorf. Dort studiert Uecker bei Otto Pankok an der Kunstakademie, wo er seit 1974 bis heute als Lehrer tätig ist. Gegen Ende der 1950er Jahre entstehen dort auch die ersten Nagelbilder. Uecker kommt mit der Gruppe `ZERO`, den Künstlern Heinz Mack und Otto Piene in Berührung, die für einen Neuanfang der Kunst gegen das deutsche Informel plädieren. Er beschäftigt sich mit Lichtmedien, erforscht optische Phänomene, Strukturreihungen und Schwingungsbereiche, die den Betrachter aktiv miteinbeziehen und diesen den visuellen Prozess durch motorische oder manuelle Eingriffs- und Veränderungsmöglichkeiten selbst beeinflussen lassen. Mit Mack und Piene richtet Uecker 1962 im Amsterdamer Stedelijk Museum und im Palais des Beaux Arts in Paris einen `Salon de lumière` ein. Weitere Lichtsalons folgen in Krefeld und Frankfurt. Seit Anfang der 1960er Jahre, insbesondere aber ab 1966, nach der Auflösung von `ZERO` und einer letzten gemeinsamen Ausstellung, setzt Günther Uecker Nägel als sein Hauptgestaltungsmittel ein - ein Material, das bis heute im Zentrum seines Schaffens steht. Er beginnt mit der Übernagelung von Möbeln, Musikinstrumenten und Haushaltsgegenständen, kombiniert dann Nägel mit dem Lichtthema und entwickelt so Serien von Lichtnägeln und kinetischen Nägeln. Später bleiben Licht und Strom ein großes Thema, es werden aber auch natürliche Materialien wie Sand und Wasser in Raumkonzepte eingebunden und in einem Zusammenspiel der verschiedenen Elemente zu einem Ereignis von Licht, Raum, Bewegung und Zeit vereint.Der Nagel als anonymes industrielles Produkt wird in Ueckers ?uvre zum Träger intensiven geistigen Ausdrucks. Traditionell ist der Nagel mit Assoziationen wie Festhalten und Fixieren verhaftet, doch setzt Uecker dieses Material bei seinen Objekten dazu ein, Bewegung zu demonstrieren und zu artikulieren. So beleben Licht und Schatten die Fläche mit den teils dicht gedrängten, teils einzeln verstreuten Nägeln und erschaffen eine rhythmische Dynamik, die sich je nach Standort des Betrachters wandelt. Alle Elemente scheinen in einem im Fluss befindlichen Vorgang aufgebracht zu sein und spiegeln den intensiven, fast tranceartigen Arbeitssprozess des Künstlers wider.Günther Uecker lebt und arbeitet in Düsseldorf. ca. 17.39 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONGünther Uecker 1930 Wendorf - lebt und arbeitet in DüsseldorfWeißer Wind. 1992.Nails and white paint on canvas, on wood. Verso twice signed and dated (once illegible) as well as titled and with arrow indicating the direction. 150 x 150 x 18 cm (59 x 59 x 7 in). [SM]. We are grateful to Mr and Mrs Prof. Günther Uecker for their kind support in cataloging this lot.PROVENANCE: Galerie Dorothea van der Koelen, Mainz (verso twice with stamp).Private collection Southern Germany. Günther Uecker was born in Wendorf, Mecklenburg on 13 March 1930. He began his artistic education in 1949 when he took up studies at Wismar. He then went to the art school in Berlin-Weißensee and in 1955 to Düsseldorf. Here Uecker studied under Otto Pankok at the Kunstakademie where he has also been teaching since 1974. He made his first nail pictures tow

Lot 850

Gerhard Richter 1932 Dresden - lebt und arbeitet in Köln und DüsseldorfOhne Titel (2.1.78). 1978.Aquarell. Rechts oben signiert und datiert. Auf leichtem Karton. 14,8 x 21 cm (5,8 x 8,2 in), blattgroß. [JS]. PROVENIENZ: Galerie Fred Jahn, München.Privatsammlung Bayern. Nach seinem Studium der Malerei in Dresden von 1951 bis 1956 und den drei anschließenden Jahren als Meisterschüler der Akademie reist Gerhard Richter in die Bundesrepublik aus. Aus dieser Zeit stammt ein umfangreiches Frühwerk, das lange Zeit als verschollen galt und von dem auch nur einige wenige Werke erhalten geblieben sind. Von 1961 bis 1963 studiert Richter bei Karl Otto Götz an der Düsseldorfer Kunstakademie. Hier beginnt die Freundschaft mit Sigmar Polke, Blinky Palermo und Konrad Lueg - dem späteren Galeristen Konrad Fischer -, mit dem er 1963 die `Demonstration für den Kapitalistischen Realismus` als deutsche Variante der Pop-Art veranstaltet. 1962 beginnt er zunächst, beeinflusst von Giacometti und Dubuffet, mit gegenständlichen Bildern, die auf Fotovorlagen beruhen. Dies geschieht aus einer veränderten Ansicht über Kunst, die nach Richter `nichts mit Malerei zu tun hat, nichts mit Komposition, nichts mit Farbe`. Erste Einzelausstellungen finden 1964 in den Galerien Heiner Friedrich in München und Alfred Schmela in Düsseldorf statt. 1967 wird Richter als Gastdozent an die Hochschule für bildende Künste nach Hamburg berufen, 1971 übernimmt er eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf, die er bis 1996 innehat. Weitere Gastprofessuren werden dem Maler 1978 am College of Art in Halifax, Kanada, und 1988 an der Städelschule Frankfurt angeboten. In den gegen Ende der sechziger Jahre entstehenden Alpen- und Städtebildern erscheint die fotografische Struktur in pastos aufgetragenen Farbflecken. Mit den Serien der Farbfelder von 1971 bis 1974, in denen der Künstler die vier Grundfarben facettiert und zufällig kombiniert, sowie den monochromen Grau-Bildern aus der Zeit von 1972 bis 1975 thematisiert Richter bestimmende Komponenten der Malerei. Ab 1976 entstehen abstrakte Bilder mit farbigen Schlieren, jedoch greift Richter immer wieder auf Gegenständliches zurück, wie überhaupt der Wechsel der Darstellungsmittel und der Stilbruch bei ihm zum Prinzip werden.Gerhard Richter beschäftigt sich erst recht spät, ab Ende der 1970er Jahre, mit der Aquarellmalerei. Zunächst erscheint sie ihm zu verspielt, da er fürchtet, die entstehenden Blätter könnten zu schön, zu verführerisch, zu `künstlerisch` sein. Generell spielt das Medium der Aquarellmalerei in der Kunst der Nachkriegsmoderne eine untergeordnete Rolle, und erst in den 1980er Jahren wird es für verschiedene Künstler wie Beuys, Tuttle, Palermo, Polke, Baselitz, Graubner oder eben Gerhard Richter wieder zu einem wichtigen Ausdrucksmittel. Der Künstler schätzt den nur hier möglichen Arbeitsvorgang - das Schütten, Tropfen, Auftragen von Farbe - weil das Ergebnis nicht genau planbar ist. So wird eine `Lässigkeit` (G. Richter, in: Dieter Schwarz, Gerhard Richter: Zeichnungen 1964-1999, Düsseldorf 1999, S. 7.) erzeugt, die in den Ölgemälden nur schwer zu erreichen ist und die Richter besonders wichtig ist, da sie den Künstler als Subjekt in den Hintergrund und Material und Farbe in den Vordergrund treten lässt.1997 wird der `Atlas`, eine systematische Sammlung fotografischer Vorlagen und malerischer Skizzen, auf der Documenta X in Kassel ausgestellt. Gerhard Richter zählt heute zu den international erfolgreichsten und bekanntesten Künstlern der Gegenwart, dessen Werke auf zahlreichen großen Ausstellungen ein breites Publikum finden.ca. 16.55 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONGerhard Richter 1932 Dresden - lebt und arbeitet in Köln und DüsseldorfOhne Titel (2.1.78). 1978.Watercolor. Signed and dated upper right. On light board. 14,8 x 21 cm (5,8 x 8,2 in), the full sheet. [JS

Lot 851

Adolf Luther 1912 Krefeld - 1990 KrefeldEnergetische Plastik. 1986.Objekt. 289 quadratische Hohlspiegel auf gewölbter Plexiglasplatte auf Holzplatte. In Objektkasten. Verso signiert, datiert und mit dem Stempel `Energetische Plastik`. Objektkasten: 105 x 105 x 12,5 cm (41,3 x 41,3 x 4,9 in). PROVENIENZ: Privatsammlung Baden-Württemberg. Adolf Luther ist in seinem künstlerischen Bestreben, das Unsichtbare sichtbar zu machen und eine Wirklichkeit zu begreifen, die sich der bildnerisch abbildenden Darstellung entzieht, ein Hauptvertreter der kinetischen Kunst und Optical Art. 1938 nimmt Luther in Köln ein Jurastudium auf, das er 1943 an der Universität Bonn mit der Promotion abschließt. Sein Studium muss er mehrmals unterbrechen, da er zum Kriegsdienst einberufen wird. Ab 1942 beschäftigt sich Luther in seiner Dienstfreizeit mit der Malerei und mit ersten Beobachtungen des Lichtes als eigenständiger Realität. Nach der Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft wird er Referendar am Oberlandesgericht Düsseldorf, beteiligt sich jedoch zugleich an Ausstellungen in Krefeld, Düsseldorf und Hamburg. 1947-1957 experimentiert Luther mit unterschiedlichen Malstilen, er bewegt sich vom perspektivischen Abbild zur reinen Farbflächen-Malerei, um seine eigenen Erfahrungen für einen künstlerischen Neubeginn zu sammeln. 1957 gibt Luther, der inzwischen als Richter tätig ist, den Juristenberuf endgültig auf, um sich ganz der Kunst zu widmen. In den gespachtelten Oberflächen seiner `Dynamischen Formen` entdeckt Luther das Licht als unmittelbaren Gestaltungsfaktor im Raum. 1959-1961 entwickelt er die `Licht + Materie`-Arbeiten weiter und erprobt neue Materialien. Für Luther wird das Glas die wichtigste Materie, um Energie in Form von Licht bildhaft vorzustellen. In den 1960er Jahren entstehen Lichtschleusen, Arbeiten mit `optischen Medien`, Arbeiten mit Hohlspiegeln und erste `Sphärische Objekte`.Ab Mitte der 1960er Jahre beginnt Adolf Luther, die Glasbruchstücke, die er bisher zum Einfangen seiner Lichtkompositionen benutzt, durch Brillengläser, konkav und konvex gewölbte Hohlspiegel, Linsen und Prismen zu ersetzen. Die Verwendung dieser optisch hochwertigen Materialien bringt Luther eine wesentliche Erkenntnis bezüglich des Lichts: `Die durch den Raum eilende Lichtenergie führt Bilder mit sich. [..] Ich sehe das Licht als eine transoptische Substanz unbegrenzter Bildhaltigkeit.` (zit. nach: Magdalena Broska, Adolf Luther, Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, S. 7). Die Hohlspiegelobjekte gehören zu den klassischen Lichtobjekten des Künstlers. Hier sortiert Luther die formal gleichen und gleichwertigen Elemente nach unhierarchischen, seriellen Reihungsstrukturen. Die Spiegelflächen produzieren immaterielle Lichterscheinungen und ermöglichen dem Betrachter als aktivem Rezipienten, immer wieder neue Konstellationen der Lichtarchitektur zu erfahren.1987 findet aus Anlass des 75. Geburtstages in Bremen eine Retrospektive statt und 1989 wird er mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Im gleichen Jahr gründet er die Adolf-Luther-Stiftung in Krefeld. 1990 verstirbt der Künstler. Im Umgang mit Spiegeln, Hohlspiegeln, Glas und Linsen entwickelt Luther eine Vielfalt von Ideen, die in seinem faszinierenden ?uvre zu bewundern ist. ca. 16.56 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONAdolf Luther 1912 Krefeld - 1990 KrefeldEnergetische Plastik. 1986.Object. 289 squared concave mirrors on bulged plexiglass plate on wooden plate. In object box. Verso signed, dated and with stamp `Energetische Plastik`. Object box: 105 x 105 x 12,5 cm (41,3 x 41,3 x 4,9 in). PROVENANCE: Private collection Baden-Württemberg. ca. 16.56 h +/- 20 min.

Lot 852

Georg Baselitz 1938 Deutschbaselitz/Sachsen - lebt und arbeitet in Inning am AmmerseeFahrradfahrer. 1982.Farblinolschnitt, teils überarbeitet. Jahn 436. Rechts unten signiert und datiert. Einer von 4 Abzügen. Auf Leinwandpapier, auf Leinwand kaschiert. 193,5 x 150,5 cm (76,1 x 59,2 in). [KP]. Wir danken dem Büro Georg Baselitz, München, für die freundliche Auskunft.PROVENIENZ: Sammlung Ackermaier, Berlin.Privatsammlung Braunschweig.Galerie Springer & Winkler, Berlin.Privatsammung Süddeutschland. AUSSTELLUNG: Georg Baselitz. Opere della collezione Ackermeier - Berlino, Mailand, Galleria del credito Valtellinese `Refettorio delle Stelline`, 1991, Kat.-Nr. 23 (mit Abb).Georg Baselitz. Druckgrafik 1964-1989, Kunstverein Braunschweig, 1997, Kat.-Nr. 58 (mit Abb.).Georg Baselitz. Gravures monumentales, 1977-1999, Musées d`art et d`histoire, Genf 1999, Kat.-Nr. 48 (mit Abb.).Georg Baselitz, Opelvillen, Rüsselsheim 2006. Baselitz wird als Hans-Georg Kern geboren und entleiht sich seinen Künstlernamen vom Heimatort. Nachdem er aufgrund von `gesellschaftspolitischer Unreife` von der Ost-Berliner Kunsthochschule verwiesen wird, wechselt er 1956 auf die Hochschule der Bildenden Künste in Berlin-Weißensee. 1957-1962 setzt Baselitz seine Ausbildung an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin-Charlottenburg fort. Einer seiner Lehrer wird Hann Trier. In den frühen 1960er Jahren verfasst Baselitz mehrere künstlerische Manifeste und etabliert zusammen mit Künstlern wie Eugen Schönebeck oder Markus Lüpertz eine neue figurative Kunst mit expressiven Zügen. Mit seinen Arbeiten will Baselitz gegen festgelegte Kategorien und Regelmäßigkeiten verstoßen, seine unprätentiöse Malerei richtet sich gegen das gängige Ideal. 1963 werden in der Galerie Werner & Katz in Berlin die beiden Gemälde `Die große Nacht im Eimer` und `Der nackte Mann`, die einen Skandal auslösten, von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Ein anhängiges Verfahren wegen Pornografie wird 1965 eingestellt und die Werke werden zurückgegeben. Neben der Malerei gewinnen auch Zeichnung, Druckgrafik und Holzskulptur an Bedeutung. Anfang der 1970er Jahre erreicht der Künstler durch zahlreiche Ausstellungen einen hohen Bekanntheitsgrad in Deutschland. Wie es typisch für das malerische und zeichnerische Baselitz`sche ?uvre ist, findet sich die Umkehrung des Motivs, das `Auf-dem-Kopf-Stehen`, das der Künstler seit Ende der 1960er Jahre praktiziert, auch im druckgrafischen Werk. Georg Baselitz setzt sich während seines gesamten Schaffens immer wieder mit dem menschlichen Körper auseinander, den er meist in provokanten und teils auch schockierenden Darstellungen wiedergibt. In der vorliegenden Arbeit überrascht die formelle Leichtigkeit, mit der dies geschieht, ebenso wie das alltägliche Sujet des Fahrradfahrens, das Baselitz mit kräftig gesetzten, gestisch anmutenden Pinselstrichen überformt.Von 1983 bis 1988 führt Baselitz seine Professur an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin fort. 1980 gestaltet Baselitz den deutschen Pavillon der Biennale in Venedig, nimmt an der Documenta VII teil und hat unzählige Ausstellungen und Retrospektiven in den größten internationalen Kunstforen, wie 1995 im Guggenheim Museum in New York. Im Jahr 2004 wird Baselitz der `Nobelpreis der Künste`, der Praemium Imperiale der Japan Art Association, zuerkannt. Das Gremium begründet die Verleihung des weltweit renommierten Preises für zeitgenössische Kunst damit, dass Georg Baselitz mit seiner energievollen Malerei die internationale Kunstszene Jahrzehnte lang geprägt habe.ca. 16.57 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONGeorg Baselitz 1938 Deutschbaselitz/Sachsen - lebt und arbeitet in Inning am AmmerseeFahrradfahrer. 1982.Linocut in colors, partly worked over. Jahn 436. Signed and dated lower right. One of 4 impre

Lot 857

Günther Uecker 1930 Wendorf - lebt und arbeitet in DüsseldorfSchwarzes Feld I. 1981.Nägel und schwarze Farbe auf Leinwand auf Holz. Honisch 1024. Verso zweifach signiert, datiert, betitelt sowie bezeichnet und mit Richtungspfeil. 40 x 40 x 11 cm (15,7 x 15,7 x 4,3 in). [SM]. Wir danken Herrn und Frau Prof. Günther Uecker, Düsseldorf, für die freundliche Auskunft.PROVENIENZ: Erker Galerie, St. Gallen.Privatsammlung Baden-Württemberg. Günther Uecker wird 1930 in Wendorf, Mecklenburg, geboren. Seine künstlerische Ausbildung erhält er ab 1949 in Wismar und an der Kunstakademie in Berlin-Weißensee, 1955 geht er nach Düsseldorf, wo er bei Otto Pankok an der Kunstakademie studiert und von 1974 bis 1995 als Lehrer tätig ist. Gegen Ende der 1950er Jahre entstehen dort auch die ersten Nagelbilder. Uecker kommt mit der Gruppe `ZERO` um Heinz Mack und Otto Piene in Berührung, mit denen er für einen Neuanfang der Kunst in Abgrenzung zum deutschen Informel plädiert. Er selbst sieht seine Arbeit in der Tradition der politisch motivierten osteuropäische Avantgarde der zwanziger und dreißiger Jahre (Malewitsch, Strzeminski). In seinen Werken beschäftigt Uecker sich nachhaltig mit Lichtmedien, erforscht optische Phänomene, Strukturreihungen und Schwingungsbereiche, die den Betrachter aktiv miteinbeziehen und diesen visuellen Prozess durch motorische oder manuelle Eingriffs- und Veränderungsmöglichkeiten selbst beeinflussen lassen. Seit Anfang der 1960er Jahre, insbesondere aber seit der Auflösung von `ZERO` im Jahr 1966 setzt Uecker Nägel als sein Hauptgestaltungsmittel ein - ein Material, das bis heute im Zentrum seines Schaffens steht.Neben seriellen, gereihten Anordnungen von Nägeln auf den Bildträgern hat Uecker auch verschiedene scheinbar ungeordnete `Feld`-Bilder geschaffen. In typischer Weise beleben Licht und Schatten die Fläche der gewaltigen Nägel und schaffen so ein Feld kraftvoller Bewegung, das sich je nach Standort verändert. Die Intensität des Schaffensprozesses überträgt sich bleibend auf das entstandene Werk. Dabei erzeugt die feine Bewegtheit der optischen Oberfläche einen spannungsreichen Kontrast zur Starrheit des verwendeten Materials.Ueckers ?uvre umfasst disziplinübergreifend Malerei, Objektkunst, Installationen, aber auch Bühnenbilder und Filme. Sein Werk ist in diversen deutschen Museen und Sammlungen vertreten. Einen Höhepunkt in Ueckers künstlerischem Schaffen bildet der 1998 bis 2000 von ihm gestaltete Andachtsraum im Berliner Reichstagsgebäude. Günther Uecker lebt und arbeitet in Düsseldorf und St. Gallen. ca. 17.03 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONGünther Uecker 1930 Wendorf - lebt und arbeitet in DüsseldorfSchwarzes Feld I. 1981.Nails and black paint on canvas and wood. Honisch 1024. Verso twice signed, dated, titled as well as inscribed and with arrow indicating the direction. 40 x 40 x 11 cm (15,7 x 15,7 x 4,3 in). [SM]. PROVENANCE: Erker Galerie, St. Gallen.Private collection Baden-Württemberg. Günther Uecker was born in Wendorf, Mecklenburg on 13 March 1930. He began his artistic education in 1949 when he took up studies at Wismar. He then went to the art school in Berlin-Weißensee and in 1955 to Düsseldorf. Here Uecker studied under Otto Pankok at the Kunstakademie where he has also been teaching since 1974. He made his first nail pictures towards the end of the 1950s. Uecker met the group ZERO with Heinz Mack and Otto Piene in 1960, artists who propagated a new beginning of art in opposition to the German Informel. He occupied himself with the medium of light, studied optical phenomena, series of structures and the realms of oscillation which actively integrate the viewer and enable him to influence the visual process by kinetic or manual interference. Uecker, Mack and Piene began working together in joint studios at the Stedelijk Mus

Lot 858

Sam Francis 1923 San Mateo/Kalifornien - 1994 Santa Monica/KalifornienUntitled (SF86-078). 1986.Acryl auf Papier. Verso signiert und datiert. 104 x 75 cm (40,9 x 29,5 in), blattgroß. Verso ein Probedruck einer Lithografie. [SM].Die Arbeit ist bei der Samuel L. Francis Foundation, Glendale/Kalifornien, unter der Nummer SF86-078 registriert und wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis von Debra Burchett-Lere aufgenommen.PROVENIENZ: Privatsammlung Kalifornien (direkt vom Künstler erworben).Sotheby?s, New York, Contemporary Art, 15. Februar 1989, Los 95.Privatsammlung Europa.Galería Theo, Madrid.Galería Elvira González, Madrid.Privatsammlung (beim Vorgenannten erworben). AUSSTELLUNG: Sam Francis. Works on Paper. 1953?1986: The Ranchito Collection, Riverside California, 1987, The Roy and Frances Brandstater Gallery, Loma Linda University, S. 24 (mit Abb.). Nach einem Studium der Malerei bei Mark Rothko und Clyfford Still von 1948-50 zieht Sam Francis nach Paris und besucht die dortige `Académie Léger`. In Paris findet 1952 auch seine erste Einzelausstellung statt, wo er Künstler des Französischen Informel kennenlernt. Aufgenommen in die Reihe der jungen europäischen Avantgarde, werden seine Bilder nun auf Ausstellungen in Paris, London und Bern gezeigt. Die Teilnahme an der Ausstellung `Twelve Americans` 1956 im New Yorker Museum of Modern Art macht Francis auch in Amerika bekannt. In diese Zeit fällt der stilistische Wechsel von den flächendeckenden Kompositionen in monochromen Werten zu bunten `Farbinseln` auf der weißen Leinwand. Die kalligrafische Eigenart des Farbauftrags und der lyrische Charakter der flüssigen Farbe verbinden Francis mit der Kunst des Ostens, mit der er sich auch auseinandersetzt. 1957 besucht er während einer Weltreise u.a. Indien, Thailand und Japan, seine Werke werden auf Ausstellungen in Tokio und Osaka gezeigt. Der Künstler, der ein rastloses Leben zwischen seinem Pariser Hauptwohnsitz und anderen Metropolen führt, zieht 1962 zurück nach Kalifornien, wo er sich zunächst in Santa Monica, 1963 in Venice ein Atelier einrichtet. In den 1960er Jahren entwickelt Francis eine sehr persönliche Form des spontanen und gestischen Drippings. Mit kreisenden und spritzenden Bewegungen lenkt er die Öl-, Acryl- und Aquarellfarben über die Bildträger. In seinen `Gitterbildern` der 1970er Jahre ist die Bildfläche mit netzartigen Strukturen bedeckt. Neben dem `Action Painting`, zu dessen bedeutendsten Vertretern Francis zählt, hat er sich auch anderen Techniken wie Lithografie, Radierung und Monotypie zugewandt. Seine Auseinandersetzung mit der Grafik führt Anfang der 1980er Jahre zu reizvollen experimentellen Arbeiten. Ausdrucksstarke mehrteilige Bildkompositionen mit teilweise verfließenden Farben prägen das malerische Werk dieser Jahre. Untitled `(SF86-078)` aus dem Jahr 1986 bezeugt die ganze künstlerische Kraft des Malers. Das Werk kombiniert, auf eine für Francis charakteristische Art, die Methoden des Action Painting mit den Mitteln gestisch-abstrakter Malerei. Die `Zufallsprodukte` der Aktionsmalerei, die Farbspuren des `Dripping`, bilden so einen spannungsvollen Kontrast mit den schwungvollen Zügen des breiten Pinsels und wolkig ineinander verlaufenden Farbflächen. Opake und durchscheinende Farbe, kalte und warme Töne, lineare und flächige Strukturen geraten hier in reizvolles Gegenspiel. Es entsteht ein Werk, das sich nicht dem `all over` des Action Painting unterordnet, sondern im Wortsinne kunstvoll komponiert ist.Es erstaunt nicht, dass Francis am Ende seines Lebens noch einmal besondere Erfolge feiert. Große Auftragsarbeiten für Wandbilder bestimmen seine letzte künstlerische Schaffensphase. Sam Francis stirbt am 4.11.1994 in Santa Monica.ca. 17.04 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONSam Francis 1923 San Mateo/Kalifornien - 1

Lot 864

Gerhard Richter 1932 Dresden - lebt und arbeitet in Köln und DüsseldorfOhne Titel (8.4.89). 1989.Öl auf Papier, original auf Unterlagekarton montiert. Rechts unten auf dem Unterlagekarton signiert und datiert `8.4.89`. 29,8 x 42 cm (11,7 x 16,5 in), blattgroß. Die einen Tag zuvor in ähnlicher Farbzusammenstellung und gleichem Format geschaffene Papierarbeit `Ohne Titel (7.4.89) ` befindet sich in der Sammlung des Museum of Modern Art, New York. [JS] .Richters abstrakte Arbeiten der späten 1980er und 1990er Jahre zählen zu den international gefragtesten Schöpfungen des Künstlers.Wir danken Herrn Dr. Dietmar Elger, Gerhard Richter Archiv, für die freundliche Auskunft.PROVENIENZ: Galerie Fred Jahn, München.Privatsammlung Süddeutschland (1990 vom Vorgenannten erworben). Nach seinem Studium der Malerei in Dresden von 1951 bis 1956 und den drei anschließenden Jahren als Meisterschüler der Akademie reist Gerhard Richter in die Bundesrepublik aus. Aus dieser Zeit stammt ein umfangreiches Frühwerk, das lange Zeit als verschollen galt und von dem auch nur einige wenige Werke erhalten geblieben sind. Von 1961 bis 1963 studiert Richter bei Karl Otto Götz an der Düsseldorfer Kunstakademie. Hier beginnt die Freundschaft mit Sigmar Polke, Blinky Palermo und Konrad Lueg - dem späteren Galeristen Konrad Fischer -, mit dem er 1963 die `Demonstration für den Kapitalistischen Realismus` als deutsche Variante der Pop-Art veranstaltet. 1962 beginnt er zunächst, beeinflusst von Giacometti und Dubuffet, mit gegenständlichen Bildern, die auf Fotovorlagen beruhen. Dies geschieht aus einer veränderten Ansicht über Kunst, die nach Richter `nichts mit Malerei zu tun hat, nichts mit Komposition, nichts mit Farbe`. Erste Einzelausstellungen finden 1964 in den Galerien Heiner Friedrich in München und Alfred Schmela in Düsseldorf statt. 1967 wird Richter als Gastdozent an die Hochschule für bildende Künste nach Hamburg berufen, 1971 übernimmt er eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf, die er bis 1996 innehat. Weitere Gastprofessuren werden dem Maler 1978 am College of Art in Halifax, Kanada, und 1988 an der Städelschule Frankfurt angeboten. In den gegen Ende der sechziger Jahre entstehenden Alpen- und Städtebildern erscheint die fotografische Struktur in pastos aufgetragenen Farbflecken. Mit den Serien der Farbfelder von 1971 bis 1974, in denen der Künstler die vier Grundfarben facettiert und zufällig kombiniert, sowie den monochromen Grau-Bildern aus der Zeit von 1972 bis 1975 thematisiert Richter bestimmende Komponenten der Malerei. Ab 1976 entstehen abstrakte Bilder mit farbigen Schlieren, jedoch greift Richter immer wieder auf Gegenständliches zurück, wie überhaupt der Wechsel der Darstellungsmittel und der Stilbruch bei ihm zum Prinzip werden. Während die abstrakten Arbeiten der späten 1970er und 1980er Jahre, wie etwa das Gemälde `Vögel` (WVZ 509, 1984) über den Titel und formelhaft verkürzte Chiffren immer wieder gegenständliche Assoziationen heraufbeschwören, gelingt Richter in den abstrakten Arbeiten der 1990er Jahre die vollständige Loslösung vom Gegenstand. Richter beginnt nun seine Leinwände mit dem Rakel zu überarbeiten und verbannt auf diese Weise nicht nur jegliche Gegenstandsassoziation, sondern auch die künstlerische Handschrift, den Pinselduktus, aus seinem Werk. Er überträgt so die verschleiernde Unschärfe, welche bereits seine gegenständlichen Arbeiten ausgezeichnet hat, auf sein abstraktes ?uvre. Der verstandesmäßig konzipierte Farbauftrag verliert sich durch die Überarbeitung in einem scheinbar zufälligen Farbschleier, hinter welchem man die ursprüngliche Komposition noch zu erahnen glaubt. Jene entrückten Schöpfungen der 1990er Jahre werden zu eindrucksvollen Darstellungen des Verborgenen gesteigert. Neben Richters Beitrag auf der 47. Biennale von Venedig, für den er mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wird, werden seine abstrakte

Lot 866

Gerhard Hoehme 1920 Greppin bei Dessau - 1989 Neuss-SelikumDie Quelle der Aurora. 1982.Acryl auf Leinwand und PE-Schnüre. Hoehme 75-15. Verso signiert und datiert sowie betitelt `Es ist Landschaft- und es ist keine Landschaft aber es ist die Quelle der Aurora`. 100 x 80 cm (39,3 x 31,4 in). [JS]. PROVENIENZ: Privatsammlung Norddeutschland. AUSSTELLUNG: Gerhard Hoehme. Bilder, Galerie Karin Fesel, Düsseldorf 1986. Der am 5. Februar 1920 in Greppin bei Dessau geborene Gerhard Hoehme ist Jagdflieger im Zweiten Weltkrieg; die Begeisterung für die Fliegerei hat ihn nachhaltig auch in seiner Kunst beeinflusst. Erst 1946, im Alter von 26 Jahren, beginnt Hoehme ein Studium der Buch- und Schriftgestaltung bei Herbert Post an der Burg Giebichenstein in Halle. 1951 wechselt er an die Kunstakademie in Düsseldorf. In diesem Jahr begegnet er Jean-Pierre Wilhelm, der den Kontakt zu Jean Fautrier und Jean Dubuffet herstellt, den bedeutendsten Vertretern des Informel in Paris. Nun ist Hoehme der informellen Malerei verpflichtet. Von 1954 bis 1957 ist Hoehme Vorsitzender der Düsseldorfer Künstlervereinigung `Gruppe 53`. Während sich der Künstler 1955 noch der `Lyrischen Abstraktion` zuwendet, entwickelt und erneuert er ab 1957 seinen Stil: Hoehme benutzt ungewöhnliche Bildformate in der Tradition der `shaped canvas` und vermischt das Farbmaterial, um räumliche Strukturen zu erforschen. 1959 wird der Künstler auf die Documenta II in Kassel eingeladen, ein Jahr später, 1960, mit dem Villa-Massimo-Preis in Rom geehrt. In diesem Jahr nimmt Hoehme zudem eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf an, die er bis 1984 innehat. Dem rein malerischen Frühwerk folgt nun, ab den 1960er Jahren, eine Auseinandersetzung mit der Dreidimensionalität in der Kombination von bemalter Fläche und Raumelementen. Ab 1964 entstehen verstärkt Raumobjekte, die neben dem klassischen Leinwandgrund unter anderem auch Holz, Gaze und Nylonschnüre integrieren. Im selben Jahr entdeckt Hoehme seine `Schnittmusterbögen`, ab 1968 folgen Installationen und es entstehen die ersten `Damastbilder`, mit denen Hoehme einen weiteren Beitrag zum `offenen Bild` leistet. Das für seine Malerei gültige Manifest `Relationen` veröffentlicht Hoehme 1968.Hoehmes Werk intendiert, die Trennung zwischen Bildfläche und Betrachter aufzuheben. Durch die Einbeziehung von Schnüren und Kabeln minimiert der Künstler die räumliche Distanz zwischen Werk und Rezipient, indem die Bildfläche in den Raum hinausgreift und über ihre traditionellen Begrenzungen hinausgeht. `Die Schnur ist eine Art Fühler. Sie tritt aus dem Bild heraus, kommt auf den Betrachter zu, um ihn zu berühren, den Abstand zwischen dem Betrachter und dem Bild aufzuheben, den Betrachter in das Bild hineinzuholen. So ist das Bild nicht mehr ein fremdes Gegenüber. Es entsteht so etwas wie ein Übergang vom Bildraum zu unserem gelebten Raum, die Schnur vermittelt den Übergang.`` (Walter Biemel, in: Begegnung mit Gerhard Hoehme, Ausst.-Kat. Düsseldorf 1992, S. 91). In Vergangenheit und Gegenwart wird sein Werk mit zahlreichen Ausstellungen geehrt, so z.B. 1980 im Museum am Ostwall in Düsseldorf oder 1985/86 in der Städtischen Kunsthalle Mannheim und im Sprengel Museum Hannover. 1998 sind seine Arbeiten im Bonner Kunstmuseum und 2000 in der Kunsthalle Düsseldorf zu sehen. Gerhard Hoehme hat mit seinem ?uvre in den 1950er Jahren einen wesentlichen Beitrag zum deutschen Informel geleistet. Darauf aufbauend entwickelte er eines der eigenwilligsten und vielschichtigsten Werke, die die deutsche Kunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kennt.ca. 17.14 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONGerhard Hoehme 1920 Greppin bei Dessau - 1989 Neuss-SelikumDie Quelle der Aurora. 1982.Acrylic on canvas and PE strings. Hoehme 75-15. Verso signed and dated as well as titled `Es ist Landschaft- und es ist keine Landschaf

Lot 869

Jörg Immendorff 1945 Bleckede bei Lüneburg - 2007 DüsseldorfDen Hahn wecken. 1998.Öl auf Leinwand. Rechts unten signiert und datiert. Links unten betitelt. 70 x 100 cm (27,5 x 39,3 in). [SM]. Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen.PROVENIENZ: Vanity Art Hamburg.Privatsammlung Norddeutschland. Jörg Immendorff studiert 1963/64 zunächst Bühnenkunst an der Düsseldorfer Kunstakademie und wechselt dann in die Klasse von Joseph Beuys. Angeregt durch seinen Lehrer verfasst er mehrere Manifeste und initiiert diverse künstlerische und politische Aktionen. Am bekanntesten wird das `Lidl`-Projekt 1968-70 - Kunstaktionen, Happenings und Debattenrunden, den dem politischen Flügel der Fluxus-Bewegung zuzuordnen sind. 1977 wendet sich Immendorff, angeregt vor allem von den Werken Renato Guttusos, verstärkt der Malerei zu. Mit der politisch und gesellschaftskritisch engagierten Bildserie `Café Deutschland` gelingt ihm der internationale Durchbruch. Daneben ist er auch im Bereich Kunstpädagogik tätig. 1971 bis 1980 arbeitet er als Kunsterzieher an der Lindemann-Hauptschule in Düsseldorf. In den 1980er Jahren nimmt der Künstler mehrere Gastprofessuren an internationalen Universitäten an: 1981 an der Kunsthochschule in Stockholm, 1982 an der Akademie der bildenden Künste in Hamburg und der `Klasse F+F` in Zürich sowie 1984 an der Werkschule in Köln und der Akademie der Bildenden Künste in München. Neben der Malerei widmet er sich auch dem Bühenenbild und entwirft 1986 die Kostüme zu `Elektra` von Richard Strauss, die am Bremer Stadttheater aufgeführt wird. 1994 folgen Bühnenbild und Kostüme zu der Oper `The rakes progress` von Igor Strawinsky im Rahmen der Salzburger Festspiele. Angeregt durch diese Tätigkeit befasst sich Jörg Immendorff in den kommenden Jahren mit der spätbarocken Bilderserie gleichen Titels von William Hogarth. Von hier kommt er zur Vanitas-Thematik von `Den Hahn wecken`, wie ein weiteres Gemälde selben Titels belegt. Im vorliegenden Bild ruft Immendorff gezielt und wirkungsvoll barocke Symbolik in Erinnerung: Ein nackter Mann liegt, tot oder schlafend, auf einem Strohhaufen, der in der Bildsprache des 17. und 18. Jahrhunderts die geschnittenen Halme des Lebens bedeutet. Sanduhr und Totenköpfe verstärken diesen Bezug, der, gleichsam emblematisch, mit dem Ausblick auf die Morgensonne zusammenspielt, die in die dunkle Nacht eindringt. Bei so viel christlich geprägter Todes- und Erlösungssymbolik darf aber auch eine kleine, versteckte Provokation nicht fehlen: So ruft der nackte Mann den perspektivisch verzerrten toten Christus aus Andrea Mantegnas ikonischer Mailänder `Beweinung` in Erinnerung - ein subtiler Bruch, der Immendorffs schöpferische Qualitäten deutlich vor Augen führt.Immendorff ist auch als Bildhauer tätig. Für Aufsehen sorgt das Projekt `Elbquelle`, eine 25 Meter hohe Skulptur, die 1999 in Riesa (Sachsen) eingeweiht wird. Seit den siebziger Jahren ist Immendorff auf wichtigen Ausstellungen vertreten. 1972 und 1982 nimmt er an der documenta in Kassel teil, 1976 an der Biennale von Venedig. 1983/84 ist er auf der großen Wanderausstellung `Expressions: New Art from Germany` vertreten, die u.a. durch New York, Philadelphia, St. Louis, Oslo und Malmö tourt. 1997 sind seine wichtigsten Werke auf der Ausstellung `Deutschlandbilder: Kunst aus einem geteilten Land` in Berlin zu sehen. Große Einzelausstellungen finden u.a. in New York, St. Petersburg, Peking, Köln und Chicago statt. Jörg Immendorff verstirbt 2007 in Düsseldorf.ca. 17.17 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONJörg Immendorff 1945 Bleckede bei Lüneburg - 2007 DüsseldorfDen Hahn wecken. 1998.Oil on canvas. Signed and dated lower right. Titled lower left. 70 x 100 cm (27,5 x 39,3 in). [SM]. The work will be included into the forthcoming catalog raisonné.PROVENANCE: V

Lot 872

Elvira Bach 1951 Neuenhain/Taunus - lebt und arbeitet in BerlinEin neuer Tag im Paradies. 1992/1999.Folge von 5 Gemälden. Kunstharz auf Leinwand. Eine der Leinwände verso signiert, datiert `1992-99` und betitelt. Jeweils verso fortlaufend bezeichnet `E.B. 1` bis `E.B. 5`. Jeweils 180 x 80 cm (70,8 x 31,4 in). [JS]. PROVENIENZ: Galerie Deschler, Berlin (jeweils auf dem Keilrahmen mit dem Stempel).Privatsammlung Baden-Württemberg. LITERATUR: Friedrich W. Kasten, Elvira Bach. Kinder-Küche-Kunst, Köln 1999, S. 58-59 (mit Abb.). Elvira Bach erlangt als Vertreterin der `Jungen Wilden` in den 1980er Jahren internationale Bekanntheit. Von 1967 bis 1970 besucht Elvira Bach die Staatliche Glasfachschule Hadamar. Zwei Jahre nach ihrem Abschluss zieht sie nach Berlin und studiert dort bis 1979 an der Hochschule der Künste Malerei bei Hann Trier. Parallel zum Studium arbeitet sie als Requisiteuse an der Schaubühne am Halleschen Ufer. 1982 verbringt Elvira Bach im Rahmen eines Stipendiums mehrere Monate als `Artist in Residence` in Santo Domingo in der Dominikanischen Republik. Diese Zeit in der Karibik übt einen starken Einfluss auf sie aus, erweist sich als künstlerisch höchst inspirierend und beeinflusst ihr gesamtes späteres Werk. Noch im selben Jahr wird sie, erst 29-jährig, auf die Documenta VII eingeladen. Es folgen zahlreiche Ausstellungen in Museen und Kunstvereinen. Subjektive Thematik statt Ratio findet bei Bach ihren Ausdruck in einer kraftvollen, rasanten, energisch bestimmten Bildsprache, die sich ausdrückt in sinnlich greller Palette und scharfen kantigen Formen.Die Frau steht in ihrer geschlechtsspezifischen Existenz und ihrer Sinnlichkeit im Fokus von Elvira Bachs malerischem ?uvre. Stets weisen die typisierten weiblichen Gestalten ihrer Gemälde ganz ähnliche äußere Merkmalen auf. Die Parallelen zwischen ihren neoexpressionistischen Frauenbildnissen und ihrer eigenen Person sind unverkennbar, und so haben auch immer wieder biografische Einschnitte zu Veränderungen in Bachs Frauenbild beigetragen, dass jedoch stets die Stärke und Sinnlichkeit des weiblichen Geschlechtes ins Bild setzt. In den 1970er und frühen 1980er Jahren inszeniert Bach ihre Großstadtamazonen noch meist mit Champagner- oder Cocktailgläsern als emanzipiert-erotische Szenefrau. Bald beginnen auch Schlangen und Erdbeeren als zentrale Attribute sowie Verweise auf Sündenfall und Paradies das Bildgeschehen mitzubestimmen. In den 1990er Jahren jedoch, in denen die Künstlerin ihre beiden Söhne großzieht und eine Existenz zwischen Atelier und Hausfrauen-Dasein führt, bedient sich Bach wie im vorliegenden, mehrteiligen Gemälde `Ein neuer Tag im Paradies` der Symbolik einer anderen Frucht, der Kartoffel. Keine andere Frucht eignet sich besser als Sinnbild der Normalität. Bachs `Küchendiven` sind keinesfalls Heimchem am Herd, sondern vielmehr sinnliche Powerfrauen des Alltages. Mit brennender Zigarette im Mundwinkel, roten Fingernägeln, Netzstrumpfhosen und hohen Schuhen schälen sie Kartoffeln oder machen den Abwasch. Elvira Bachs Frauen haben sich kaum verändert, nur gehen sie jetzt anderen Tätigkeiten nach.In den vergangenen Jahren wurden Bachs Werke auf zahlreichen Ausstellungen u.a. in der Kunsthalle Wien, in der Halle 12, Leipzig, sowie in der Kunsthalle Darmstadt präsentiert. Zahlreiche Werke befinden sich darüber hinaus in renommierten öffentlichen Sammlungen wie der Städtischen Galerie Wolfsburg, der Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt, und dem Museum of Modern Art, New York.ca. 17.21 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONElvira Bach 1951 Neuenhain/Taunus - lebt und arbeitet in BerlinEin neuer Tag im Paradies. 1992/1999.Series of 5 paintings. Synthetic resin on canvas. One canvas signed, dated `1992-99` and titled on verso. Each with serial number `E.B. 1` to `E.B. 5` on verso. Each 180 x 80 cm (70,8 x 31,4 in). [J

Lot 874

Tony Cragg 1949 Liverpool - lebt und arbeitet in WuppertalKnot (Early Forms). 1997.Bronze mit schwarzer Patina. Mit dem Namenszug, der Nummerierung und dem Gießerstempel `Schmäke Düsseldorf`. Eines von 6 Exemplaren. Ca. 75 x 55 x 35 cm (29,5 x 21,6 x 13,7 in). [SM/DT]. Der als Bildhauer und Grafiker international berühmt gewordene Tony Cragg kommt im Jahr 1949 in Liverpool als Sohn eines Elektroingenieurs zur Welt. Auch Tony Cragg beginnt zunächst eine naturwissenschaftliche Laufbahn. Er möchte Wissenschaftler werden und arbeitet von 1966 bis 1968 als biochemischer Labor-Assistent bei `Natural Rubber Producers Research Assoc.` Schon bald aber bemerkt Tony Cragg, dass ihm Kunst näher liegt als Naturwissenschaft. Noch während seiner Zeit als Labor-Assistent entstehen Zeichnungen und Landschaften aus Gummi, wenig später folgen die ersten Assemblagen. Nach Besuch des Grundkurses am Gloucestershire College of Art & Design in Cheltenham (1969/70) schreibt sich Tony Cragg schließlich an der Wimbledon School of Art ein. Hier studiert er bis 1973 als Schüler von Roger Ackling und Jim Rogers. Im Anschluss immatrikuliert sich Tony Cragg am Royal College of Art und studiert dort bis 1977 Skulptur. Nach Beendigung des Studiums zieht Tony Cragg nach Wuppertal. In den 1970er Jahren stoßen die Bewegungen Land Art, Minimal Art, Arte Povera und Konzeptkunst die künstlerische Entwicklung von Tony Cragg maßgeblich an und befruchten zahlreiche unterschiedliche Werkgruppen vorrangig in der Plastik, aber auch in den grafischen Künsten. Oft bleibt die naturwissenschaftliche Prägung des Künstlers dabei spürbar. Dies ist auch in vielen seiner bedeutenden Spätwerke der Fall, deren Strukturen oft zwischen Gegenstandslosigkeit und Biomorphismus changieren. Seit den späten 1980er Jahren schuafft Tony Cragg in der Serie ?Early Forms? seine unverkennbaren abstrakt-organischen Skulpturen, die er aus verschiedenen Behältern ? wie antiken Krügen, modernen Kanistern und Plastikflaschen ? entwickelt. Offenbar gab der spektakuläre Fund einer großen Anzahl fossiler Knochen in den Savannen Nordamerikas, darunter auch Frühformen von Schwein, Pferd und Antilope, den Anstoß für diese Neuinterpretation der Form. Auf der Annahme basierend, dass es so etwas wie eine variable Erbmasse gibt, dehnt, knautscht und dreht Cragg die Formen verschiedener Gefäßtypen und verschmilzt sie zu neuartigen, plastisch eigenständigen Bewegungsstrukturen, deren äußere Hülle vor unserem Auge von einer inneren Energie geformt zu werden scheint. So verändern sich seine Skulpturen beim Umschreiten immer wieder aufs Neue, so dass sie Schritt für Schritt eine neue Gestalt annehmen und keine Ansicht der anderen gleicht. Mit dieser Vielfältigkeit und Variabilität der Form symbolisiert Tony Cragg in seinen Arbeiten die Wandelbarkeit und im gewissen Sinne auch den Evolutionsprozess mit seinem ewigen Wachsen und Sicherneuern.Seit den 1980er Jahren gilt Tony Cragg als einer der wichtigsten Meister der `New British Sculpture` und ist ein international gefeierter Künstler. 1988 kann er England bei der Venezianischen Biennale repräsentieren und wird mit dem renommierten Turner Prize geehrt. Noch im selben Jahr wird er als Professor und Prorektor an die Düsseldorfer Kunstakademie berufen. 1994 nimmt die Royal Academy in London Tony Cragg als Mitglied auf. Werke von Tony Cragg werden heute in bedeutenden internationalen Museen der Öffentlichkeit präsentiert. Tony Cragg lebt und arbeitet in Wuppertal. ca. 17.23 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONTony Cragg 1949 Liverpool - lebt und arbeitet in WuppertalKnot (Early Forms). 1997.Bronze with black patina. With name, number and foundry mark `Schmäke Düsseldorf`. One of 6 copies. Ca. 75 x 55 x 35 cm (29,5 x 21,6 x 13,7 in). [SM]. ca. 17.23 h +/- 20 min.

Lot 875

Gottfried Helnwein 1948 Wien - lebt und arbeitet in IrlandUntitled (Angel with Skull). 1997.Acryl und Öl auf Leinwand. Verso zweifach signiert. 160 x 117 cm (62,9 x 46 in). [SM]. PROVENIENZ: Modernism, San Francisco.Privatsammlung (direkt vom Vorgenannten erworben). AUSSTELLUNG: Paintings & Works on Paper: Basquiat, Heinze, Helnwein, Kearns, Ramos, Register, Roje, Stock, Topor, Warhol, Modernism, San Francisco, November-Dezember 1997 (auf dem Keilrahmen mit Etikett). Gottfried Helnwein beginnt im Jahre 1969 sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Er wird Meisterschüler in der Klasse von Rudolf Hausner, einem der bedeutendsten Vertreter der Bewegung `Phantastischer Realismus`, und erhält 1970 den Meisterschulpreis. Es folgen der Kardinal-König-Preis (1971) und der Theodor-Körner-Preis (1974). Die für Hausner typische technische Brillanz hat starken Einfluss auf die Arbeit Helnweins. So entstehen bereits während seiner Studienzeit die ersten hyperrealistischen Gemälde von verwundeten und gequälten Kindern. Helnweins Aktionen und Ausstellungen provozieren und rufen immer wieder Stürme der Ablehnung hervor. Eine Ausstellung muss sogar wegen heftiger Proteste abgebrochen werden - Begebenheiten, die an das Unverständnis erinnern, das Malern wie Schiele oder Munch zu Lebzeiten entgegengebracht worden ist. Ende der 1970er Jahre entstehen auch erste Entwürfe für Plakate, Plattencover und Zeitschriften (u.a. Spiegel, Stern, Time, Lui, Playboy). Diese Auftragsarbeiten für die Massenmedien nehmen einen immer größeren Raum in seiner Arbeit ein und liegen ihm besonders am Herzen, da er so ein breiteres Publikum erreichen kann, das über den Kunstbetrieb hinausgeht. Helnwein wird zu einem der gesuchtesten internationalen Illustratoren. 1982 lehnt er ein Angebot für einen Lehrstuhl an der Hamburger Fachhochschule für Gestaltung ab. 1985 zieht Helnwein nach Deutschland und beginnt großformatige Fotos mit abstrakt-gestischer Malerei zu verbinden. Seit den 1970er Jahren beschäftigt sich Gottfried Helnwein zunehmend mit Figuren der Trivialkultur, wobei er sich die Charaktere von Walt Disney zum Vorbild nimmt. Ab 1981 beginnt er mit einer Fotoserie über `Helden` der Gegenwart, zu denen seit 1982 auch der Außerirdische E.T. aus dem weltberühmten Spielfilm von Steven Spielberg gehört. Helnwein konterkariert in diesen Werken die kunsthistorische Tradition, indem er einer durch die Massenmedien verbreiteten Fantasy-Figur die Qualität eines bildwürdigen Sujets zuspricht. In der vorliegenden Arbeit jedoch arbeite sich Helnwein in anderer Form an den kunsthistorischen Traditionen ab, indem er aus vergangenen Jahrhunderten bekannte Motive und Ikonen der Kunstgeschichte zu einer neuen Bildfindung synthetisiert, die erst auf den zweiten Blick den ihr innewohnenden Verfremdungseffekt offenbart. Erinnert die weibliche Gestalt in Kombination mit dem Totenschädel zunächst an eine Heiligendarstellung in der Art der Maria Magdalena, so zeigt sich schnell, dass die Haltung der scheinbar Tod darniedergesunkenen Frau nicht so recht zur Büßenden passen will und vielmehr der des sterbenden Marat im brühmten Gemälde `Der Tod des Marat` (1793) des französischen Malers Jaques-Louis David nachempfunden ist.Seit 1997 lebt und arbeitet Gottfried Helnwein in Irland. 2004 findet die Einzelausstellung `Helnwein - The Child` im Fine Arts Museum in San Francisco statt und 2005 eine Retrospektive im Chinesischen Nationalmuseum der Künste und in der Verbotenen Stadt in Peking. ca. 17.24 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONGottfried Helnwein 1948 Wien - lebt und arbeitet in IrlandUntitled (Angel with Skull). 1997.Acrylic and oil on canvas. Verso twice signed. 160 x 117 cm (62,9 x 46 in). [SM]. PROVENANCE: Modernism, San Francisco.Private collection (acquired directly from previously mentioned). <

Lot 877

Giulio Paolini 1940 Genua - lebt und arbeitet in TurinCythere. 1983.Collage. Fotografie und Glas, Alurahmen. Gesamtmaß 102 x 128 cm (40,1 x 50,3 in). PROVENIENZ: Galerie Maeght Lelong, New York (verso auf der Rahmenrückwand mit dem Etikett, darauf Nr. `GML #365`, ohne Jahr).Xaver Hufkens, Brüssel.Privatsammlung Süddeutschland. Giulio Paolini, einer der wichtigen Vertreter der Arte Povera und der Concept Art, kommt im Jahr 1940 in Genua zur Welt. Zwei Jahre darauf übersiedelt die Familie nach Bergamo, ein Jahrzehnt später lassen sich die Paolinis in Turin nieder. Auf Wunsch des Vaters absolviert Giulio Paolini eine Ausbildung als Grafikdesigner. 1959 macht er seinen Abschluss. Doch schon während des Studiums bemerkt er, wie sehr es ihn zur freien Kunst drängt. Bald entstehen die ersten Werke. 1961 beteiligt er sich erstmals an einer Gruppenausstellung, und schon drei Jahre später bespielt der junge Giulio Paolini in der römischen Galleria La Salita seine erste Einzelausstellung. In seinen Arbeiten stellt sich Giulio Paolini in klare Opposition zum in jenen Jahren noch dominanten Informel. Die gestische Abstraktion hat in den Augen des jungen Künstlers die Grenzen ihrer Entwicklungsfähigkeit erlangt. An ihre Stelle setzt er Klarheit und Konzentration. Er sucht eine andere, reinere Form der Malerei. Von der Malerei wendet sich Giulio Paolini bald auch anderen Gattungen zu. Besonders als Fotograf macht er sich rasch einen Namen. Als dann in den ausgehenden 1960er Jahren die Arte Povera aufkommt, wird Giulio Paolini zu einer wesentlichen Figur innerhalb dieser Bewegung und erlangt internationale Bekanntheit. Paolini arbeitet nun mit aufgefundenen Materialien, die er in andeutungs- und bezugreiche, lyrische Kunstwerke überführt. In besonderem Maße interessiert ihn dabei die eigene Geschichte der Dinge, weshalb auch immer wieder kunstgeschichtliche Zitate in seinen Werken auftauchen. Auch Papierarbeiten beschäftigen Paolini, den gelernten Grafikdesigner, nachhaltig. Eine besondere, durch ihre Klarheit ebenso wie ihre konzeptuelle Tiefe ausgezeichnete und vollkommen überzeugende Ästhetik kennzeichnet die Werke des Italieners in allen Gattungen. Dies gilt auch für unsere Fotocollage `Cythere`. Das Werk spielt, ganz auf der Höhe seiner `postmodernen` Entstehungszeit, in minimalistischer Schlichtheit mit der Ästhetik des Surrealismus. Hintersinnig wird die Arbeit nicht zuletzt durch ihren Titel: `Cythere` verweist keineswegs nur auf die bekannte griechische Insel, sondern vor allem auf die Liebesgöttin Aphrodite/Venus, die traditionell den Beinamen `Kythere` trägt. Im Besonderen bezieht sich Giulio Paolini hier auf die von Meereswogen umspülte `Schaumgeborene`, seit Botticelli der Inbegriff des Venusbildes. Doch statt der Liebesgöttin zeigt Paolini surreale Destruktion im Zentrum des Meeres - eine ebenso tiefsinnige wie ironische Bilderfindung.Ab 1964 zeigt Giulio Paolini seine Werke auf zahlreichen Einzelausstellungen. Hervorzuheben sind die großen Schauen im renommierten Amsterdamer Stedelijk Museum (1980), der Staatsgalerie in Stuttgart (1986), der Galleria Nazionale d`Arte Moderna in Rom (1988), dem Kunstmuseum in Winterthur (2005) oder der Londoner Whitechapel Gallery (2014).Der mehrmalige Documenta-Teilnehmer Giulio Paolini (1972, 1977, 1982, 1992) lebt und arbeitet in Turin.Giulio Paolini ist u.a. vertreten in:The Tate Gallery, LondonDaimler Art Collection, StuttgartSammlung FER Collection, UlmStedelijk Museum, Amsterdam ca. 17.27 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONGiulio Paolini 1940 Genua - lebt und arbeitet in TurinCythere. 1983.Collage. Photography and glass, aluminum frame. Dimensions 102 x 128 cm (40,1 x 50,3 in). PROVENANCE: Galerie Maeght Lelong, New York (verso of frame with label, iscribed no. `GML #365`, no date).Xaver

Lot 878

Gerhard Richter 1932 Dresden - lebt und arbeitet in Köln und DüsseldorfOhne Titel. 1992/93.Lack über Farbfotografie. Rechts unten signiert und datiert `10.2.93`. Verso signiert und datiert `8.2.92` sowie bezeichnet `(die für Ihr Album)`. 10 x 15 cm (3,9 x 5,9 in). [CB]. Nach seinem Studium der Malerei in Dresden von 1951 bis 1956 und den drei anschließenden Jahren als Meisterschüler der Akademie reist Gerhard Richter in die Bundesrepublik aus. Aus dieser Zeit stammt ein umfangreiches Frühwerk, das lange Zeit als verschollen galt und von dem auch nur einige wenige Werke erhalten geblieben sind. Von 1961 bis 1963 studiert Richter bei Karl Otto Götz an der Düsseldorfer Kunstakademie. Hier beginnt die Freundschaft mit Sigmar Polke, Blinky Palermo und Konrad Lueg - dem späteren Galeristen Konrad Fischer -, mit dem er 1963 die `Demonstration für den Kapitalistischen Realismus` als deutsche Variante der Pop-Art veranstaltet. 1962 beginnt er zunächst, beeinflusst von Giacometti und Dubuffet, mit gegenständlichen Bildern, die auf Fotovorlagen beruhen. Dies geschieht aus einer veränderten Ansicht über Kunst, die nach Richter `nichts mit Malerei zu tun hat, nichts mit Komposition, nichts mit Farbe`. Erste Einzelausstellungen finden 1964 in den Galerien Heiner Friedrich in München und Alfred Schmela in Düsseldorf statt. 1967 wird Richter als Gastdozent an die Hochschule für bildende Künste nach Hamburg berufen, 1971 übernimmt er eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf, die er bis 1996 innehat. Weitere Gastprofessuren werden dem Maler 1978 am College of Art in Halifax, Kanada, und 1988 an der Städelschule Frankfurt angeboten. In den gegen Ende der sechziger Jahre entstehenden Alpen- und Städtebildern erscheint die fotografische Struktur in pastos aufgetragenen Farbflecken. Mit den Serien der Farbfelder von 1971 bis 1974, in denen der Künstler die vier Grundfarben facettiert und zufällig kombiniert, sowie den monochromen Grau-Bildern aus der Zeit von 1972 bis 1975 thematisiert Richter bestimmende Komponenten der Malerei.Ab 1976 entstehen abstrakte Bilder mit farbigen Schlieren, jedoch greift Richter immer wieder auf Gegenständliches zurück, wie überhaupt der Wechsel der Darstellungsmittel und der Stilbruch bei ihm zum Prinzip werden. Während Richters Gemälde ab Ende der 1980er Jahre gegenständliche Assoziationen gänzlich auszublenden beginnen, findet mit den übermalten Fotografien gleichzeitig das sein Frühwerk prägende gegenständliche Medium wieder in Richters Werk zurück. Er beginnt private Schnappschüsse im Standardformat zehn mal fünfzehn Zentimeter zu übermalen. Ebenso wie die Rakeltechnik in den Gemälden, hat - wie in unserem frühen Beispiel dieses Werkkomplexes - die Übermalung der Fotografie eine Verschleierung und Entfremdung des zugrunde liegenden Motivs zur Folge. Der Blick des Betrachters, der zunächst noch auf die Lektüre des fotografischen Motivs fokussiert ist, tritt bald in Dialog mit den Tiefenräumen, Farbsequenzen und Formbezügen der Malerei. Im Jahr 2008/09 werden im Museum Morsbroich in Leverkusen erstmals Richters übermalte Fotografien in einer umfassenden Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert.1997 wird der `Atlas`, eine systematische Sammlung fotografischer Vorlagen und malerischer Skizzen, auf der Documenta X in Kassel ausgestellt. Gerhard Richter zählt heute zu den international erfolgreichsten und bekanntesten Künstlern der Gegenwart, dessen Werke auf zahlreichen großen Ausstellungen ein breites Publikum finden. ca. 17.28 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONGerhard Richter 1932 Dresden - lebt und arbeitet in Köln und DüsseldorfOhne Titel. 1992/93.Lacquer over color photography. Barely legibly signed and dated `10.2.93` lower right. Verso signed and dated `8.2.92` as well as inscribed `(die für Ihr Album)`. 10 x 15 cm (3,9 x 5,9 in). [CB]. After his studies of painting

Lot 879

Georg Baselitz 1938 Deutschbaselitz/Sachsen - lebt und arbeitet in Inning am AmmerseeAdieu (Remix). 2006.Aquarell und Tusche. Mittig unten signiert und datiert `26. III. 2006`. Verso handschriftlich bezeichnet `GBZ 5189`. Auf leichtem Aquarellpapier. 64,5 x 50,5 cm (25,3 x 19,8 in), Blattgröße. [KP]. Die vorliegende Arbeit ist im Archiv Georg Baselitz, München, unter der Nummer GBZ 5189 verzeichnet. Wir danken dem Archiv für die freundliche Auskunft.PROVENIENZ: Galerie Taddeus Ropac, Paris/Salzburg (auf dem Passepartout mit dem Galerieetikett, dort typografisch bezeichnet). Baselitz wird als Hans-Georg Kern geboren und entleiht sich seinen Künstlernamen vom Heimatort. Nachdem er aufgrund von `gesellschaftspolitischer Unreife` von der Ost-Berliner Kunsthochschule verwiesen wird, wechselt er 1956 auf die Hochschule der Bildenden Künste in Berlin-Weißensee. 1957-1962 setzt Baselitz seine Ausbildung an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin-Charlottenburg fort. Einer seiner Lehrer wird Hann Trier. In den frühen 1960er Jahren verfasst Baselitz mehrere künstlerische Manifeste und etabliert zusammen mit Künstlern wie Eugen Schönebeck oder Markus Lüpertz eine neue figurative Kunst mit expressiven Zügen. Mit seinen Arbeiten will Baselitz gegen festgelegte Kategorien und Regelmäßigkeiten verstoßen, seine unprätentiöse Malerei richtet sich gegen das gängige Ideal. 1963 werden in der Galerie Werner & Katz in Berlin die beiden Gemälde `Die große Nacht im Eimer` und `Der nackte Mann`, die einen Skandal auslösen, von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Ein anhängiges Verfahren wegen Pornografie wird 1965 eingestellt und die Werke werden zurückgegeben. 1969 entsteht das erste der für Baselitz typischen Bilder, in denen das Motiv auf dem Kopf steht. Neben der Malerei gewinnen auch Zeichnung, Druckgrafik und Holzskulptur an Bedeutung. Anfang der 1970er Jahre erreicht der Künstler durch zahlreiche Ausstellungen einen hohen Bekanntheitsgrad in Deutschland. Baselitz wird 1977 an die Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe berufen. Von 1983 bis 1988 führt er seine Professur an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin fort.Im vorliegenden Blatt erreicht Baselitz in einer komplexen Komposition mit formgebändigter Expressivität eine Monumentalität von fast visionärer Eindringlichkeit, einen Expressionismus ganz eigener Art. Dabei hält er bemerkenswerterweise gerade nicht an der Umkehrung des Motivs fest, die sein Werk so unverwechselbar macht, wenngleich doch ein 1982 entstandenes Hauptwerk des Künstlers, `Adieu`, das sich heute in der Tate Collection befindet und das als Stichwortgeber für unsere Arbeit gilt, die beiden Protagonisten vor geometrisch-abstrahiertem Hintergrund auf den Kopf gestellt abbildet. Geblieben ist die Farbgebung der zentralen Figur sowie ihre Armhaltung, die in ihrer Vereinzelung noch mehr betont wird. Meisterlich sind die Malmittel eingesetzt im Kontrast zwischen filigraner, mit der Tuschfeder gezogener Linienführung und den flächigen Farbakzenten, die Baselitz einmal mehr als wegweisenden Künstler unserer Zeit auszeichnen.1980 gestaltet Baselitz den deutschen Pavillon der Biennale in Venedig, nimmt an der Documenta VII teil und hat unzählige Ausstellungen und Retrospektiven in den größten internationalen Kunstforen, wie 1995 im Guggenheim Museum in New York. Im Jahr 2004 wird Baselitz der `Nobelpreis der Künste`, der Praemium Imperiale der Japan Art Association, zuerkannt. Das Gremium begründet die Verleihung des weltweit renommierten Preises für zeitgenössische Kunst damit, dass Georg Baselitz mit seiner energievollen Malerei die internationale Kunstszene Jahrzehnte lang geprägt habe.Seit 2006 lebt Baselitz am Ammersee in Oberbayern. ca. 17.29 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONGeorg Baselitz 1938 Deutschbaselitz/Sachsen - lebt und arbeitet in Inning am AmmerseeOhne

Lot 883

Sol LeWitt 1928 Hartford/Connecticut - 2007 New YorkUntitled (horizontal). 1991.Gouache. Rechts unten signiert und datiert. Auf chamoisfarbenem Velin-Karton von C.M.F. Fabriano (mit Wasserzeichen). 56 x 76 cm (22 x 29,9 in), blattgroß. [JS]. Wir danken Frau Sofia LeWitt für die freundliche Beratung.PROVENIENZ: Galerie Annemarie Verna, Zürich.Privatsammlung Süddeutschland (1991 beim Vorgenannten erworben). Sol LeWitt wird 1928 in Hartford im Bundesstaat Connecticut geboren. 1945 beginnt er sein vierjähriges Studium an der Syracuse Universität, New York und besucht anschließend die Cartoonist and Illustrators School in New York City. Nach seinem Studium ist er als Grafiker tätig und arbeitet für das Museum of Modern Art, wo er Robert Mangold, Robert Ryman und Dan Flavin kennenlernt. Sol LeWitt unterrichtet an verschiedenen Kunstschulen wie an der Museum Art School und an der University New York. 1962 beginnt Sol LeWitt erste Boden- und Wandarbeiten sowie Skulpturen in geometrischen Formen.Sol LeWitt holt sich seine künstlerischen Inspirationen vom Konstruktivismus, der klassischen Moderne, vom Bauhaus und der holländischen `De Stijl`-Bewegung und entwickelt diese Ideen weiter, indem er in seinen Werken verschiedene Variationen durchspielt. Das Ziel der Variationen ist eine Gleichstellung der Möglichkeiten. Die Aussagekraft des Kunstwerkes soll sich nur auf sich selbst beziehen und nicht auf etwas anderes. Ab 1965 entstehen modulare Arbeiten mit räumlichen Strukturen unter Einbeziehung gitterartiger Konstruktionen oder auch Kuben, welche in den Folgejahren zu komplexen Linienstrukturen oder - wie im vorliegenden Fall - zu farbmodulierten Liniengefügen weiterentwickelt werden.Sol LeWitt stirbt am 8. April 2007 in New York.ca. 17.34 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONSol LeWitt 1928 Hartford/Connecticut - 2007 New YorkUntitled (horizontal). 1991.Gouache. Signed and dated lower right. On creme wove board by C.M.F. Fabriano (with watermark). 56 x 76 cm (22 x 29,9 in), the full sheet. [JS]. We are grateful to Mrs. Sofia LeWitt for kindly providing us with information.PROVENANCE: Galerie Annemarie Verna, Zurich.Private collection Southern Germany (acquired from previously mentioned in 1991). ca. 17.34 h +/- 20 min.

Lot 885

Hanne Darboven 1941 München - 2009 Hamburg-HarburgOhne Titel. 1991.Collage aus 36 Postkarten. Jede Postkarte nummeriert, gewidmet und bezeichnet sowie typografisch bedruckt. Postkarten aus leichtem Karton, fest auf papierbeschichtete Styroporplatte montiert. 94,7 x 59,7 cm (37,2 x 23,5 in). PROVENIENZ: Privatsammlung Norddeutschland (Geschenk der Künstlerin). Hanne Darboven, am 29. 04. 1941 in München geboren, studiert von 1962 bis 1966 bei Wilhelm Grimm und Almir Mavignier an der Hochschule der Künste in Hamburg und geht nach Abschluss des Studiums für zwei Jahre nach New York, wo sie durch das Zusammentreffen mit Vertretern der Minimal Art wie Carl Andre und Sol LeWitt in ihrem künstlerischen Schaffen beeinflusst wird. In ihren Werken beschäftigt sie sich insbesondere mit dem Sichtbarmachen von Zeiträumen, wofür sie eine Systematik selbst gewählter Zeichen entwickelt. Zeitabläufe oder historische Ereignisse werden von ihr mit Hilfe von Zahlencodierungen, Texten, Fotos und Diagrammen meist auf Schreibmaschinenpapier festgehalten, wobei sie die zeiträumliche Dimension ihrer Arbeit als räumliche Ausdehnung mittels einer Aufhängung der Blätter an der Wand erfahrbar macht. Die Intention Hanne Darbovens ist dabei das Fassbarmachen des eher unbewussten Zeitflusses und damit verbunden das Aufzeigen der Grenzen menschlicher Wahrnehmung.Postkarten gehören seit den 1970er Jahren zu den von Hanne Darboven verwendeten Bildmaterialien. Ihr Vorgehen, entgegen der allgemeinen Gewohnheit nicht das Postkartenmotiv, sondern deren rückwärtigen Text in Wiederholung ins Zentrum zu rücken, erscheint in Anbetracht der Bedeutung von Serialität in Darbovens Werk als logische Konsequenz. Was zunächst wie die monotone Reihung der immer gleichen Kurznachricht auf insgesamt 36 Postkartentextfeldern erscheint, lässt bei genauerer Betrachtung minimale Abweichungen im Schriftbild und Zahlenraster erkennen. Zudem steht die persönliche Botschaft des Geburtstagsgrußes der Künstlerin und ihrer geliebten Ziege `Micky` im Gegensatz zur fortlaufenden Nummerierung der Frankierfelder. Darboven erhebt die Schrift somit zum eigentlichen Bildgegenstand und verleiht ihr eine sowohl formale als auch inhaltliche Ästhetik. Ihre Arbeiten werden u. a. 1970 im Museum of Modern Art und 1971 im Guggenheim-Museum in New York ausgestellt. Hanne Darboven nimmt 1972, 1977, 1982 und 2002 an der Documenta in Kassel teil und vertritt Deutschland auf der Biennale di Venezia. Ihre Werke sind in den meisten der renommierten, internationalen Museen für moderne Kunst zu finden.ca. 17.36 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONHanne Darboven 1941 München - 2009 Hamburg-HarburgOhne Titel. 1991.Collage of 36 postcard. Each postcard numbered, dedicated and inscribed as well as typographically print. Postcards made of light board, firmly mounted on paper-coated styrofoam plate. 94,7 x 59,7 cm (37,2 x 23,5 in). PROVENANCE: Private collection Northern Germany (present from artist). ca. 17.36 h +/- 20 min.

Lot 886

Sol LeWitt 1928 Hartford/Connecticut - 2007 New YorkVertical Brush Strokes. 1992.Gouache. Rechts unten signiert und datiert. Auf der Rahmenrückpappe handschriftlich betitelt, datiert und bezeichnet. 152,8 x 87,1 cm (60,1 x 34,2 in), blattgroß. [JS]. Eine der ausgesprochen seltenen großformatigen Papierarbeiten des Künstlers auf dem deutschen Auktionsmarkt.Wir danken Frau Sofia LeWitt für die freundliche Beratung.PROVENIENZ: Galerie Annemarie Verna, Zürich.Privatsammlung Süddeutschland (1992 vom Vorgenannten erworben). Sol LeWitt wird 1928 in Hartford im Bundesstaat Connecticut geboren. 1945 beginnt er sein vierjähriges Studium an der Syracuse Universität, New York, und besucht anschließend die Cartoonist and Illustrators School in New York City. Nach seinem Studium ist er als Grafiker tätig und arbeitet für das Museum of Modern Art, wo er Robert Mangold, Robert Ryman und Dan Flavin kennenlernt. Sol LeWitt unterrichtet an verschiedenen Kunstschulen wie an der Museum Art School und an der University New York. 1962 beginnt Sol LeWitt erste Boden- und Wandarbeiten sowie Skulpturen in geometrischen Formen. Er holt sich Inspirationen vom Konstruktivismus der klassischen Moderne, vom Bauhaus sowie der holländischen Stilbewegung `De Stijl` und entwickelt diese Ideen weiter, indem er in seinen Werken verschiedene Variationen durchspielt. Das Ziel der Variationen ist eine Gleichstellung der Möglichkeiten. Die Aussagekraft des Kunstwerkes soll sich nur auf sich selbst beziehen und nicht auf etwas anderes. Ab 1965 entstehen modulare Arbeiten mit räumlichen Strukturen unter Einbeziehung gitterartiger Konstruktionen oder auch Kuben.Wie die Pop-Art ist auch die Minimal-Art eine genuin amerikanische Kunstrichtung, welche durch die künstlerische Konfrontation mit der kunsthistorischen Tradition, allem voran dem Abstrakten Expressionismus der Nachkriegszeit, zu einer vollkommen neuartigen Bildsprache findet. Während Andy Warhol etwa in seinen 1962/63 geschaffenen malbuchartigen `Do-it-yourself`-Bildern eine beißende Persiflage auf die zeitgenössische Vorstellung von Malerei entworfen hat und der zentralen Bedeutung der künstlerischen Handschrift eine klare Absage erteilt, so hat auch Lewitt, einer der Protagonisten der Minimal-Art, mit jenem traditionellen Charakteristikum der Malerei gebrochen. Sol LeWitt verdrängt alles gestische aus seinem Werk und führt die künstlerische Schaffenskraft - wie auch in der vorliegenden Arbeit - an die Grenzen der formalen Reduktion. LeWitts frühe, großformatige Wandzeichnungen, in denen er dynamische Linienstrukturen über die Fläche ausbreitet und die er zum Teil durch Assistenten ausführen ließ, gehören zu den konzeptuell fortschrittlichsten Arbeiten der 1960er Jahre. Großen Wert hat LeWitt darauf gelegt, dass sein Werk als `konzeptuell` bezeichnet wird und auf diese Weise unmissverständlich ein Gegenkonzept zu der expressiven Gestik des Farbauftrages entworfen, die für das Action Painting und den Abstrakten Expressionismus charakteristisch ist.Seine praktische Künstlertätigkeit wird begleitet von den Publikationen `Paragraphen über konzeptuelle Kunst` von 1967 und `Sätze über konzeptuelle Kunst` von 1969, welche ihn zum Begründer des Kunstbegriffs der Konzeptkunst machen. Sol LeWitt stirbt am 8. April 2007 in New York. ca. 17.37 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONSol LeWitt 1928 Hartford/Connecticut - 2007 New YorkVertical Brush Strokes. 1992.Gouache. Signed and dated lower right. With title, date and inscription on rear of frame. 152,8 x 87,1 cm (60,1 x 34,2 in), the full sheet. [JS]. One of the extremely rare large works on paper by the artist on the German auction market.We are grateful to Mrs. Sofia LeWitt for kindly providing us with information.PROVENANCE: Galerie Annemarie Verna, Zurich.Private collection Southern

Lot 887

Otto Piene 1928 Laasphe - 2014 BerlinStrange fires. 2008.Öl, Feuer und Rauch. Verso auf der Leinwand signiert, datiert und betitelt sowie mit einem Richtungspfeil auf dem Keilrahmen oben. 30 x 40 cm (11,8 x 15,7 in). Otto Piene wird 1928 im westfälischen Laasphe geboren und wächst in Lübbecke auf. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft beginnt Piene im Alter von 20 Jahren mit seinem Studium an der Blocherer Schule und an der Kunstakademie in München. Zwei Jahre später wechselt er an die Düsseldorfer Kunstakademie, wo er bis 1953 eingeschrieben ist. Danach folgt ein vierjähriges Philosophiestudium an der Universität Köln. Ab Mitte der fünfziger Jahre beginnt Piene, sich künstlerisch mit dem Element Licht auseinanderzusetzen. Die Arbeiten präsentiert er ab 1955 in Gruppenausstellungen, 1959 in einer Einzelausstellung, die die Galerie Schmela in Düsseldorf ausrichtet. 1957 gründet Piene zusammen mit Heinz Mack die Gruppe `ZERO`, der sich auch Günther Uecker anschließt. Mit den beiden anderen Künstlern gibt Piene bis 1961 auch das gleichnamige Magazin heraus. In der Zeit von 1961 bis 1966 veranstaltet die Gruppe zahlreiche `ZERO`-Ausstellungen. So ist sie 1964 auf der Documenta 3 mit einem `ZERO-Lichtraum` als Gemeinschaftsarbeit der drei Künstler vertreten. In diesem Jahr übernimmt Piene eine Lehrtätigkeit an der University of Pennsylvania, die er vier Jahre lang ausübt. Im Anschluss geht er an das Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.) in Cambridge/USA, wo er ab 1972 eine Professur für Umweltkunst innehat und von 1974 bis 1993 Direktor des Center for Advanced Visual Studies (CAVS) ist. Bereits 1967 findet eine erste Retrospektive von Pienes Werken im Museum am Ostwall in Dortmund statt, zehn Jahre später bietet ihm die Documenta wieder eine Plattform zur Präsentation seiner Objekte.Durch den Verbrennungsprozess und die dabei entstehende Hitze verändert die Farbe auf der Leinwand ihre Struktur. Ein einmaliges Abbild der Naturkraft entsteht gerade durch diese elementare Kraft selbst. Otto Piene hat die Auseinandersetzung mit den Elementen Licht, Luft und Feuer zum zentralen Punkt seines Arbeitens gemacht. Damit gehört er zu den wichtigsten Erneuerern der zeitgenössischen Kunst. Sein Lebenswerk ist zuletzt mit einer großen Retrospektive in der Nationalgalerie und der Deutschen Bank KunstHalle in Berlin geehrt worden.1990 wird der Künstler Mitglied im Beirat des Zentrums für Kunst und Medien in Karlsruhe. Seit 1994 ist er Direktor emeritus am CAVS. Otto Piene lebt und arbeitet in Düsseldorf, Cambridge und Groton, Massachusetts. Bekannt ist Otto Piene durch seine lichtkinetischen Arbeiten, insbesondere das Lichtballett, in denen der Künstler eine Verbindung von Natur und Technik herzustellen sucht. Ebenso zeigt sich die konsequente Auseinandersetzung mit den Themen Licht, Bewegung und Raum in seinen technisch völlig anders gearteten Raster- und Feuerbildern, mit denen Piene seit den sechziger Jahren experimentiert, darüber hinaus in seinen Luft- und Lichtplastiken und in den von ihm inszenierten Sky Events. [EH]ca. 17.38 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONOtto Piene 1928 Laasphe - 2014 BerlinStrange fires. 2008.Oil, fire and smoke. Verso of stretcher signed, dated and titled as well as with arrow indicating the direction at top of stretcher. 30 x 40 cm (11,8 x 15,7 in). Otto Piene was born in Laasphe in Westphalia in 1928 and grew up in Lübbecke. After military service and war captivity Piene began his studies at the Blocher School and at the Kunstakademie in Munich at the age of 20. Two years later he went to the Kunstakademie in Düsseldorf where he was enrolled until 1953. Then followed a four-year degree in philosophy at the university of Cologne. Piene began studying the element of light in art around the mid 1950s. He had exhibitions from 1955 onwards, first group exhibitions and, in 1959,

Lot 892

Andy Warhol 1928 Pittsburgh - 1987 New YorkFlowers. 1970.Farbserigrafie. Feldman/Schellmann/Defendi II. 68. Verso zweifach signiert und schwer leserlich datiert `1968` sowie bezeichnet `a.p.`. Verso mit dem Stempel des Andy Warhol Art Authentication Board, Inc. und der handschriftlichen Registriernummer `A 129.122`. Künstlerexemplar außerhalb der Auflage von 250. Auf leichtem Karton. 91,5 x 91,5 cm (36 x 36 in), blattgroß. Gedruckt bei Aetna Silkscreen Products, Inc., New York. Herausgegeben von Factory Additions, New York. [SM].Der als Andrew Warhola geborene Künstler beginnt 1945 am Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh Design zu studieren. 1949 zieht er nach New York und arbeitet als erfolgreicher Werbegrafiker. Mitte der 1950er Jahre beschäftigt sich der Künstler mit Schuhzeichnungen, deren Details typische Wesenszüge berühmter Persönlichkeiten symbolisieren sollen. 1959 entwickelt Warhol zusammen mit Nathan Gluck Geschenkpapiere, die mit Hilfe handgefertigter Stempel hergestellt werden. Mit Beginn der 1960er Jahre malt Warhol erste Figuren, die auf Comicstrip-Vorlagen wie Batman, Dick Tracy und Superman beruhen. Darauf folgen die ersten Elvis- und Marilyn-Porträts, sowie die `Desaster`-, die `Do it Yourself`-Bilder und Campbell`s Suppendosen als Ikonen der amerikanischen Konsumwelt. Die Siebdruck-Serien werden 1962 in der New Yorker Stable Gallery gezeigt und sorgen innerhalb von kürzester Zeit für einen kometenhaften Aufstieg des Künstlers. In der `Factory`, seinem Atelier, das Wohn- und Arbeitsstätte zugleich für ihn und seine Mitarbeiter ist, macht sich Warhol die Künstlichkeit der Konsumkultur zum künstlerischen Thema. Hier entstehen die Serien aus dem gesamten Bereich des Alltäglichen und Trivialen wie die Coca-Cola-Flaschen oder die Dollarnoten. Als quasi Erweiterung des Mediums Bild konzentriert sich Warhol Ende der 1960er auf Filme, Theater und multimediale Happenings mit der Band `The Velvet Underground`. Zudem gründet er die Zeitschrift `Interview`. 1968 verübt Valerie Solanas ein Attentat auf Warhol, bei dem dieser angeschossen und schwer verletzt wird. In den 1970er Jahren wendet sich Warhol wieder dem Tafelbild zu, er arbeitet mit den Künstlern Basquiat und Clemente zusammen und produziert die Fernsehsendung: `Andy Warhol Television`. `Das erste rein dekorative Motiv, das Warhol machte, waren die Flowers, mit denen er direkt auf das Verhältnis zwischen Kunst und Dekoration einging und der undefinierten Grenze zwischen beiden nachspürte. [..] Während Warhol ganz bewußt ein hübsches und ausschließlich dekoratives Motiv wählte, hebt er die dekorative Wirkung wieder auf, indem er Farben benutzt, die zu aggressiv sind, um sich für Dekoration im herkömmlichen Sinne zu eignen.` (Roberta Bernstein, in: Frayda Feldman und Jörg Schellmann, Andy Warhol. Prints. Werkverzeichnis Druckgraphik, München/New York 1989, S. 9f.). Andy Warhols berühmte `Flowers` gehören neben seinen Marilyns und den Mao-Serigrafien zu den Ikonen der amerikanischen Pop-Art.Warhol gilt als Hauptvertreter der Pop-Art, der mit seinen Arbeiten die herrschenden Auffassungen von Kunst und Ästhetik radikal verändert, indem er den Gedanken des Pop auf eine vielfältige Art in seine Kunstproduktion zu übertragen weiß. Durch die Rücknahme des Originalitäts- und Kreativitätsanspruchs nimmt er bereits konzeptuelle Tendenzen der späteren Kunstentwicklung vorweg: Serie statt Individualität lautet sein künstlerisches Credo. In seinen letzten Lebensjahren fördert Warhol andere Künstler wie Keith Haring oder Robert Mapplethorpe. Nach seinem Tod eröffnet seine Heimatstadt Pittsburgh in Pennsylvania ihm zu Ehren das `Andy Warhol Museum`ca. 17.44 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONAndy Warhol 1928 Pittsburgh - 1987 New YorkFlowers. 1970.Silkscreen in colors. Feldman/Schellmann/Defendi II. 68. Verso twice signed and barely le

Lot 893

David Hockney 1937 Bradford - lebt und arbeitet in London und Los AngelesLillies (Stillife). 1971.Farblithografie. Ketterer Editionsverzeichnis 101. Scottish Arts Council 118. Signiert, datiert und bezeichnet `H/C`. Exemplar außerhalb der Auflage von 65 Exemplaren auf Velin. Auf Velin von Arches (mit Wasserzeichen). 62,5 x 49,5 cm (24,6 x 19,4 in). Papier: 65,5 x 50,3 cm (25,8 x 19,8 in).Blatt 3 der Mappe `Europäische Graphik VII (Englische Künstler)`. Herausgegeben von der Galerie Wolfgang Ketterer in Zusammenarbeit mit dem Herausgeber Felix H. Man, München 1971 (mit dem Trockenstempel).David Hockney genießt schon seit den frühen sechziger Jahren internationale Anerkennung. Seine künstlerische Ausbildung beginnt er in den Jahren 1953 bis 1957 am Bradford College of Art und setzt sie von 1959 bis 1962 am Royal College of Art in London fort. Noch bevor er das Royal College verlässt, werden seine Werke bereits ausgestellt und prämiiert. 1960 nimmt Hockney an der Ausstellung der `London Group 1960` teil und ist erstmals bei den `Young Contemporaries` in den R.B.A. Galleries in London vertreten. Zudem zeichnet ihn das Royal College im Jahr seines Abschlusses mit dem `Drawing Prize` aus. Hockney ist nicht nur ein genialer Maler, sondern auch ein ausgezeichneter Grafiker; später entwirft er mehrere Bühnenbilder für das Theater. Bereits 1961 arbeitet er an seinem ersten Radierzyklus `A Rake`s Progress`, der 1963 veröffentlicht wird. Nach Beendigung seines Studiums reist Hockney nach New York, Berlin und Ägypten, um Anregungen für Illustrationen zu sammeln. Die Bekanntschaft mit Henry Geldzahler, dem Kustos des Metropolitan Museum of Art in New York, ermutigt ihn 1964 zum Umzug nach Los Angeles. Im Sommer desselben Jahres erhält Hockney einen Lehrauftrag an der Universität von Iowa. In der Alan Gallery, New York, wird im selben Jahr seine erste Einzelausstellung in den USA erfolgreich eröffnet. Es folgen bis in das Jahr 1967 weitere Lehraufträge an der University of Colorado in Boulder, in Los Angeles und in Berkeley. 1966 entstehen die ersten Bühnenbilder und Kostüme für Alfred Jarrys Stück `Ubu Roi`, das am Royal Court Theatre in London aufgeführt wird. 1969 nimmt Hockney eine Gastprofessur an der Hamburger Kunsthochschule an. Seine internationale Anerkennung wird in den Jahren 1968 und 1977 durch die Einladungen zur Documenta 4 und 6 in Kassel untermauert.David Hockney, ein Begründer der Pop-Art und einer der wichtigsten Künstler unserer Zeit, setzt sich seit 1960 immer wieder mit der Frage auseinander, was wirklichkeitsgetreues Darstellen ist. Anfang der 1970er Jahre verbringt der Künstler viele Stunden in seinem Londoner Atelier mit der detaillierten zeichnerischen Wiedergabe von Pflanzen und Früchten. In diesen zartfarbigen und doch kraftvollen Arbeiten werden- wie in der vorliegenden Arbeit - Objekt und Zeichnung auf der Bildfläche eins und entfalten so ihre grafische, ganz auf Tiefenräumlichkeit verzichtende Wirkung.Seit Mitte der siebziger bis in die neunziger Jahre entstehen zahlreiche Bühnenbilder für Ballette und Opern von Mozart, Strawinsky, Wagner und Strauss. Seit 1982 fertigt Hockney Polaroidcollagen an, die dem Kubismus nahe stehen. Ende der achtziger Jahre entstehen zudem Vierfarb-Copy-Drucke, abstrakte Computergrafiken und Faxzeichnungen. Hockney wird gerne der Pop-Art zugerechnet, lehnt jedoch selbst diese Etikettierung seiner Kunst ab. Die unwirklich helle Farbskala seiner Gemälde und die kühle, künstliche Acryloberfläche verleihen seinen Bildern etwas Surreales, das sich am besten unter dem Begriff `Stilisierter Realismus` zusammenfassen lässt. [EH]ca. 17.45 h +/- 20 Min.ENGLISH VERSIONDavid Hockney 1937 Bradford - lebt und arbeitet in London und Los AngelesLillies (Stillife). 1971.Lithograph in colors. Ketterer Editionsverzeichnis 101. Scottish Arts Council 118. Signed, d

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