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Lot 1117

Fermo, Serafino da. Breve dichiaratione sopra l'Apocalipse de Giovani [und:] Specchio interiore compendiosamente raccolto alle deuote persone utilissimo. 2 Werke in 1 Band. 64 Bl.; 79 Bl. 10 x 7 cm. Etwas späteres Pergament (minimal wurmstichig, leicht berieben, etwas gebräunt). Venedig, (Comin da Trino), 1541.Nicht im STC, nicht bei Adams. - Einzige und seltene Ausgabe. Verfasst von Serafino Aceti de 'Porti, bekannt als Serafino da Fermo (1496-1540) (Fermo, ca. 1496 - Bologna, 1540), einem Augustinerprediger und Theologe. - Titel des ersten Werkes etwas stärker fleckig und leicht angeschmutzt. Der Titel des zweiten Werkes mit hs. Korrektur. Leicht gebräunt und fleckig. Kein Exemplar in der Berliner und Münchener Staatsbibliothek, keines in der Pariser Bibliothèque Nationale und im British Museum in London nachweisbar.

Lot 1214

Siena, Sisto da. Bibliotheca sancta ex praecipuis Catholicae ecclesiae auctoribus collecta. 2 Teile in 1 Band. 2 Bl., 510 S., 1 w. Bl.; S. 513-1069, 1 w., 34 (le. w.) Bl. Mit 3 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken und 1 Textholzschnitt. 30 x 20 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (vorderes Gelenk angeplatzt, etwas berieben und angestaubt, ohne die vier Bindebänder). Venedig, Franciscis, 1566.Adams S 1267. - Erste Ausgabe dieser Bibelexegese, die die erste größere Auslegung der Heiligen Schrift nach dem Konzil von Trient darstellt. Autor ist der vom Judentum zum Katholizismus konvertierte Sisto da Siena oder Sixtus von Siena (1520-1569). In acht Kapiteln erklärt er unter Bezugnahme der Kirchenväter und ihrer Schriften sowie weiterer Bibelinterpreten Das Alte und das Neue Testament. - Titel mit zwei hs. Besitzvermerken von alter Hand. Gering gebräunt. Stellenweise mit Randanmerkungen und Textunterstreichungen. Am Schluss mit minimalen Wurmspuren. Das letzte Blatt mit Wappenexlibris und das Jahreszahl "MDLXXX". Vorderer Innenspiegel mit montiertem Schildchen und Montierungsresten.

Lot 1226

Cassiodorus, Flavius Magnus Aurelius. Super Psalmos. 18 nn., 227 num. Bl. Mit 6-teiliger Holzschnitt-TBordüre mit integrierter Druckermarke, zahlreichen Metallschnitt-Initialen und großer Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. 31 x 21,5 cm. Pergament d. 18. Jahrhunderts (fleckig, etwas berieben und bestoßen, unteres Kapitel mit Abplatzungen, Gelenke minimal eingerissen, Deckel etwas geworfen). Venedig, (Ottaviano Scoto), 1534.Edit16 9893. Nicht bei Adams und im STC. - Werk über die Psalmen von Flavius Magnus Aurelius Cassiodor (485-580), dem römischen Staatsmann, Gelehrten und Schriftsteller der Spätantike. Er gilt zudem als Schöpfer des christlichen mittelalterlichen Lehrplans und trug maßgeblich zur Erhaltung zahlreicher bedeutender Schriften bei, indem er sie von anderen Mönchen abschreiben und vervielfältigen ließ. In der Holzschnitt-Titelbordüre befinden sich Porträtvignetten von Cassiodor (485-580) und "Ludolphus" (de Saxonia; ca. 1377) dargestellt, dessen Werk "In psalterium expositio" beigebunden ist. Die Metallschnitt-Initialen sind sehr detailliert und reich ausgearbeitet. - Titel mit älterem Monogrammstempel mehrfach gestempelt. Im Bug teils leicht wurmstichig und etwas feuchtrandig im oberen Rand der ersten Seiten. Reste von altem Schnitt-Titel. - Beigebunden: Ludolphus de Saxonia. In psalterium expositio. 16 nn., 144 num. Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. (Ebenda 1521). - Adams 1676. - Spätere Ausgabe des Psalmenkommentars aus der Feder des Mönchs und spätmittelalterlichen Erbauungsschriftstellers Ludolf von Sachsen. - Titel mehrfach gestempelt, teils wurmstichig. Auf dem letzten Blatt ein zeitgenössischer Besitzvermerk: "I Di Fré Sabba di Castiglione cavalieri de la Magione di Faenza al Primo di ottobre M.DXXXVIII"; hs. Anmerkungen in Sepia-Tinte. - Beide Drucke sind sehr selten. Der Besitzvermerk ist Fra' Sabba da Castiglione zuzuordnen (1480-1554), einem italienischen Literaten und Humanisten, sowie Ordensmann der Hospitalritter. Seine umfassende Bibliothek, zu der sehr wahrscheinlich auch das vorliegende Buch gehörte, ist heute leider nicht mehr vorhanden, bzw. wurde aufgelöst. Die verbliebenen künstlerischen Relikte, zu denen auch archäologische Stücke gehören, werden heute teilweise in der Pinacoteca Comunale von Faenza aufbewahrt.

Lot 125

Brass, August. Borussia. Volksgeschichte des Preussischen Staates. 3 Bände. X, 230 S.; 2 Bl., 324 S.; 2 Bl., 378 S., 1 Bl. Mit 59 (25 Aquatinten und 34 Stahlstich-)Tafeln (von ?). 25 x 20,5 cm. Halbleinen bzw. Leinen d. Z. (leicht berieben, stellenweise fleckig, Kanten teils stärker abgerieben). Berlin, Hübethal bzw. Knecht, 1842.Chronik Preußens mit Ansichten von u. a. Bingen, Bonn, Brandenburg, Cottbus, Danzig, Eisleben, Elbing, Falkenstein i. H., Freienwalde, Gernrode, Kammin, Langensalza, Kloster Lehnin, Köpenick, Köslin, Magdeburg, Marienburg, Perleberg, Pyritz, Quedlinburg, Sangerhausen, Salzwedel, Stargard, Stettin, Stolpe, Stralsund, Trier. - Titel von Band eins mit montiertem Impressum. Bindung des ersten Bandes geschwächt, immer wieder stärker feuchtrandig und gebräunt. Für uns es nicht möglich, die genaue Anzahl der in dieser Ausgabe eingebundenen Tafeln zu verifizieren, da weder die Bibliographien noch die Bibliothekskataloge diese nennen.

Lot 1258

Schöder, Johann. Daniel Reseratus, Das ist: Außführliche und in Gottes Wort wolgegründete Erklärung über den gantzen Propheten Danielem [und:] Derselbe. Dasselbe. Das ist: Außführliche und wolgegründete Erklärung über das zwölffte und letzte Kapitel Danielis. 2 Werke in 1 Band. 10 Bl., 626 S., 25 Bl.; 4 Bl., 908 S., 11 Bl. 20 x 16 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig und angestaubt, am oberen Gelenk eingerissen, gebrochen, Deckel geworfen) mit hs. RTitel. Giessen, Jacob Gottfried Seyler, 1673.VD17 4620:716478E. VD17 4620:716479N. Jöchers IV, 354 f. - Seltene Ausgabe der Predigtsammlung des lutheranischen Theologen Johann Schröders (1572-1621) über das Buch des Propheten Daniel. Schröders hinterlassene lateinische und deutsche Schriften zeigen, dass er sich lebhaft für dogmatische Theologie und für praktisch-kirchliche Angelegenheiten interessierte. Dabei bewegt sich die Thematik der Werke oft zwischen Lutheranern und Calvinisten, die zur damaligen Zeit die Streitfragen über die Person Christi, die Gnadenwahl, die Sacramente abhandelten (ADB XXXII, 1891). - Innengelenke und Vorsätze alt erneuert. Titel fleckig und mit kleinen Randläsuren, mit Besitzvermerk und kleinem hinterlegten Ausriss mit etwas Textverlust. Vereinzelt minimal geknickt an dem Ecken und leichte ältere Feuchtigkeitsränder. Insgesamt etwas, hier und da auch etwas stärker gebräunt. Sonst in einem wohlerhaltenen Zustand.

Lot 1337

Luther, Martin. Ein Christliche und vast wolgegrundte beweysung von dem Jungsten tag. 16 nn. Bl. (le. w.). 20 x 14,5 cm. Moderner Pappband um 1920. "Wittenberg" o. Dr. und J. (d. i. Regensburg, Paul Kohl, 1522). VD16 L 3932. Benzing 1492. Panzer DA 1311. Schottenloher 17. - Spätere Ausgabe von Luthers Auslegung der Teleologie des Evangeliums nach Lukas 21, 25-33, dem Evangelium für den 2. Adventssonntag ("Himel und erden werden vergehn, aber meine wort werden nicht vergehn" (Bl. A2). Es ist die apokalyptische Zukunftsvision des Synoptikers, die dann im Johannesevangelium ihre Ausformung findet. - Etwas gebräunt und fleckig, stellenweise mit Feuchtflecken. Mit kleinen, teils hinterlegten Randläsuren. Klebung teils gelöst.

Lot 1338

Stella, Didacus (d. i. Diego de Estella). In sanctum Jesu Christi evangelium secundum Lucam, doctissima pariter & piissima Commentaria, Hactenus depravissime excusa. 2 Teile in 1 Band. 4 Bl., 464 S.; 596 S., 22 Bl. 34 x 22 cm. Modernes Halbleder (Rücken verblasst und berieben). Lyon, Juncta, 1592.Vgl. Palau 83959. De Backer-Sommervogel II, 40 (Übersetzer). Nicht bei Adams. - Seltene erste Ausgabe des Kommentars zum Lukas-Evangelium, das de Estella (1524-1578) unter einem Pseudonym Didacus Stella verfasste, da die Ausgabe durch die spanische Inquisition verfolgt wurde. - Durchgehend stärker gebräunt, feuchtrandig und fleckig. Zu Beginn mit Knickspuren in der unteren Ecke. Exlibris.

Lot 1423

Sadoletus, Jacob. In Pauli episolam (sic) ad Romanos commentariorum libri tres. 204 num. Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke. 15,5 x 10 cm. Blindgeprägter Kalbslederband d. Z. (Gelenke etwas beschabt bzw. angeplatzt, Kapitale etwas bestoßen; neu aufgebunden, Rücken unter Verwendung des alten Bezugsmaterials fachmännisch restauriert) mit 8 (erneuerten) Schließbändern. Venedig, Giovanni Antonio Nicolini da Sabbio für Melchior Sessa, Mai 1536.Panzer VIII, 555. Vgl. Graesse VI, 214. Nicht bei Adams. - Frühe Ausgabe seines Kommentars zum Römerbrief, dem theologischen Hauptwerk des aus Modena stammenden Kardinals und katholischen Reformers Jacopo Sadoleto (1477-1547). Der Erstdruck aus dem Jahr 1535 wurde gleich nach dem Erscheinen von der Sorbonne als theologisch unzulänglich verurteilt, die beanstandeten Textstellen - auch die der Zensurbehörde in Rom - wurden für diesen Druck entsprechend korrigiert.Exemplar in einem bemerkenswerten Bologneser Platteneinband: Beide Deckel sind von einer Dreifachfilete eingefasst und werden von einer blindgepägten Arabeskenplatte ausgefüllt. Das Mittelfeld auf dem Rückdeckel zeigt die goldgeprägte Figur der Fortuna mit Segel und flankierenden kleinen Rosenstempeln, der Vorderdeckel in der Mitte mit dem goldgeprägten Kurztitel. Von diesen Arabeskenplatten existieren weitere ähnliche Fassungen, von denen eine in der Literatur mehrfach Erwähnung findet. Der entsprechende Einband wurde für den 1533 bis 1543 in Bologna studierenden Gerhard Aich gefertigt und befindet sich heute im Victoria and Albert Museum in London. Ilse Schunke vermutet, diese Platte und weitere, mit Stempeln geprägte Bologneser Einbände seien nach einem Kunsttischler-Musterbuch für Einlegearbeiten kopiert worden. Und sie verweist darauf, dass sich, offenbar von solchen Mustervorlagen ausgehend, ein neuer Einbandstil ausprägte, bei dem das Bandgeflecht den ganzen Deckel ausfüllt: "Die Übertragung des über- und unterfahrenden, mehrfach gebrochenen und verflochtenen Bänderwerks auf den Einbandschmuck, in minutiöser Kleinarbeit mit Bogen, Linien und Einzelstempeln ausgeführt, war ein kühnes Experiment." Und erstmals nachzuweisen seien derartige Einbände bereits 1545 in Bologna, nicht in Rom oder Paris, wo die große Zeit der deckenfüllenden Bandwerkentwürfe erst Ende der vierziger Jahre beginnt (vgl. Ilse Schunke, Die Renaissanceeinbandkunst in Bologna. In: Beiträge zur Geschichte des Buchs. Festschrift für hans Widmann. Stuttgart 1974. S. 252-268). - Titel im Bug etwas gelöst sowie mit hs. Eintrag, Blatt C8 mit kleiner Fehlstelle im Seitenrand. Mit vereinzelten Anstreichungen. - Beigebunden: Johannes Campensis. Commentariolus in duas quidem D. Pauli, sed argumenti eiusdem, epistolas, alteram ad Romanos, alteram ad Galatas. 51 num., 1 nn. Bl. Mit 2 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken. Ebenda September 1534. - Graesse II, 29. - Im Jahr des Lyoneser Erstdrucks erschienene Ausgabe, die ebenfalls sogleich auf den Index gesetzt wurde. Die Weiterverbreitung wurde Campensis nur unter der Auflage gestattet, dass er die bei Gryphius in Lyon gedruckte Folioausgabe zurückzog.

Lot 1493

Giovanni di San Geminiano. Opus aureum sermonum quadragesimalium, epistolarum et evangeliorum, hactenus nusquam impressum. 190 nn. Bl. Mit großer Metallschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 18,7 x 12,7 cm. Leder des 18. Jahrhunderts (Kanten und Ecken restauriert, Rücken erneuert, etwas säurebrüchig) mit (modernem) goldgeprägten RTitel, dreifachen Deckelfileten und etwas Steh- und Innenkantenvergoldung (teils abgerieben) sowie dreiseitigem Goldschnitt. (Paris, Jean Petit, 3.II.1511)STC 205. Moreau II, 94. Renouard 887. - Die Jean-Petit-Ausgabe der Predigten des Joannes Gorinus (1260-1332), der unter dem Namen Giovanni da San Geminiano bekannt wurde und zahlreiche "Goldene Worte", erbauliche Sermones schrieb, die der Drucker hier in einer neuen Ausgabe zusammenfasste. Sie enthält neben den Pfingstpredigten auch Homilien zu den Evangelien und Episteln, teils aus bis dato unbekannten Handschriften zusammengesucht: "hactenus nusquam impressum" (vgl. Kaeppeli II, 539/543; LMA V, 601). Schön ist auch die Druckerangabe des Jean Petit: "Venundantur ab Johanne Parvo in lilii aureo flore vici divi Jacobi" und das Kolophon: "Sermonum aureorum quadragesimalium ... per fratrem Johannem de Sancto Geminiano ... impensis Johannis Petit ... finis adest. Anno millesimo quingentesimo undecimo, die vero IIII. mensis decembris". - Wie üblich ohne die meist herausgeschnittenen letzten beiden weißen Blätter. Das letzte Textblatt mit Ausrissen (Textverlust), älter überklebt und mit Rissen, teils etwas angestaubt, fleckig, gebräunt und gegen Ende sporfleckig. Mit wenigen blassen Wasserrändern und einigen älteren Marginalien. Titel mit hs. Besitzvermerken

Lot 1524

Sachs, Hans. Ein wunderliche weissagung, von dem Bapstnmb [sic], wie es yhm bis an das ende der welt gehen sol, ynn figuren odder gemelde begriffen, gefunden zu Nurmberg, ym Cartheuserkloster und ist seer alt. Ein vorred Andreas Osianders. 17 (statt 18) Bl. Mit koloriertem typographischen Titel, kolorierter 8-zeiliger Vignette und 28 (von 30) großen kolorierten Holzschnitten von E. Schön. 17,5 x 13 cm. Pergament des 19. Jahrhunderts (leicht fleckig, Deckel geworfen) mit RTitel und Deckelbezügen unter Verwendung einer spätmittelalterlichen Bastarda-Handschrift des 15. Jahrhunderts. (Wittenberg, Hans Weiß), 1527.VD16 Z 777. Rudolphi 192. Hohenemser 3394. Vischer C1888. Finsler 97. Goedeke II, 417, 15b. - Zweite Ausgabe der kleinen, prachtvoll illustrierten Streitschrift mit Texten Hans Sachsens (1494-1576) gegen die "Vaticini Joachimi" von 1515, die Andreas Osiander (1498-1552) veranlasste und mit einem Vorwort versah, "Mit gutter verstendtlicher auslegung, durch gelerte leut, verklert. Wilche, Hans Sachs yn Deudsche reymen gefasset, und darzu gesetzt hat" (Untertitel). "Das Büchlein, (als Erstausgabe) bei dem Drucker und Briefmaler Hans Guldenmund erschienen, geht auf die 'Vaticini Joachimi' zurück, welche 1515 in Bologna erschienen waren. Andreas Osiander, fanatischer Anhänger der neuen evangelischen Lehre in Nürnberg, bearbeitete den Text, ließ Holzschnitte dazu fertigen und bat Hans Sachs, für jedes Bild ein vierzeiliges Gedicht beizusteuern. Um seinem Pamphlet eine größere Wirkung zu verleihen, schrieb Osiander in der Einleitung, die Illustrationen gingen auf Wandmalereien des 13. Jahrhunderts zurück, welche im Nürnberger Karthäuserkloster aufgefunden worden seien. Dem Nürnberger Rat, obwohl auf Seiten der Reformation stehend, gingen Schärfe und Einseitigkeit des Pamnphlets zu weit. Er vebot den Vertrieb der Schrift ... Mehrere Nachdrucke entstanden" (Die Welt des Hans Sachs. Katalog der Ausstellung Nürnberg 1976, Nr. 25). - Blatt C1 fehlt mit 2 Holzschnitten (recto und verso). Teils mit geringem Farbdurchschlag, wenige Fleckchen durch Farbanhaftung, hier und da etwas gebräunt und fingerfleckig, kaum feuchtrandig. Auch der Titel wurde reizend koloriert. Das Altkolorit in den Farben Gelb, Rot, Hell- und Dunkelgrün sowie Blau ist kraftvoll aufgetragen, womit das Exemplar zu den wenigen nachweisbaren in zeitgenössischer Kolorierung überhaupt gehört. Das handschriftliche Fragment mit zwei unteren Kolumnen eines Textblattes von einer spätmittelalterlichen theologischen Handschrift, geschrieben in einer regelmäßigen, gut lesbaren Bastarda vom Anfang des 15. Jahrhunderts. Rubriziert mit zahlreichen roten und blauen Absatzmarken, Kapitalstrichelung, roter Marginalie sowie einem hübschen Notabene-Händchen. Der Text mit einer Passage der Exegese des Heiligen Bonaventura zum XXI. Kapitel des Lukasevangeliums: "Prima die erigit se mare quadraginta cubitis ... Quarto die ardebit aqua et omnis aque. Quinto erbe et arbores dabunt..."Aus der bedeutenden Fürstlich Stolberg-Wernigerodeschen Bibliothek, von denen Bände in den 1920er und 1930er Jahren verkauft wurden, mit deren alten Rundstempelchen. Danach mehrfach im Antiquariats- und Auktionshandel.

Lot 1532

Savonarola, Girolamo. Sermones quadragesimales super archam noe. 8 nn., 175 num., 1 nn. Bl. Mit 2 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken. 15 x 10 cm. Modernes Pergament. (Venedig, Francesco und Michele Tramezzino für Pietro Nicolini da Sabbio, 1536).Edit 16 CNCE 32745. Nicht bei Adams, nicht im STC. - Einzige und seltene Ausgabe dieser 40 Predigten. - Stellenweise feuchtrandig, öfters im Rand mit restaurierten Wurmgängen. Mit Textan- und -unterstreichungen. Gewaschenes Exemplar.

Lot 1542

Bourignon, Antoinette. Der entdeckte Widerkrist, welcher die gefährliche Zeit, darinnen wir itzt leben, zu sehen giebet, wie der Teuffel die Herschafft über die Geister der Menschen habe ... daher es dan sehr guht ist daß er entdeckt worden und geoffenbahret. 3 Teile in 1 Band. 8 Bl., 121 S., 2 Bl.; 7 Bl., 122 S., 3 Bl.; 14 Bl., 142 S. 15,5 x 10 cm. Pergament d. Z. (gering angestaubt). Amsterdam, Riwert und Arents, 1684.VD17 23:275017R. Jantz 586 (ohne den 2. Bd.). Vgl. Caillet 1564, 23. - Erste deutsche Ausgabe der belgischen Mystikerin und Separatistin Antoinette Bourignon (1616-1680), die bereits mit 19 Jahren eine Vision des hl. Augustinus hatte. Sie erhielt die Aufgabe, das Christentum zu reformieren. Durch weitere Visionen wird sie heute als Endzeitprophetin betrachtet. Immer wieder musste sie ihre Aufenthaltsorte, u. a. Gent, Amsterdam, Schleswig und Hamburg wechseln, umgab sich aber stets in einem Umfeld von wie sie selbst konfessionell Verfolgten. In ihren eklektischen Schriften finden sich Elemente der Mystik, des Quietismus und des Spiritualismus. In Hamburg, einem ihrer letzten Zufluchtsorte, lernte sie den französischen protestantischen Theologen Pierre Poiret kennen. "Da nach seiner [Poirets] Ansicht der göttliche Geist sich unmittelbar in dem Herzen des einzelnen Frommen offenbart, so daß die Offenbarung eine fortgehende ist, ignorirte er gelegentlich den Wortlaut der Bibel und folgte neuen Offenbarungen, am liebsten denen, die angeblich eine fromme mystische Jungfrau Anna Bourignon hatte. Dieser schwärmerischen Person folgte er, bis sie starb. Nach ihrem Tode gab er auch ihre zahlreichen Werke heraus." (ADB XXVI, 375). - Teil eins nahezu durchgehend mit verblasstem Feuchtigkeitsschaden und Blatt 97/98 mit kleinem Eckausriss (ohne Darstellungsverlust). Minimal gebräunt und braunfleckig, selten mit kleinen Randanstreichungen. - Dabei: Dieselbe. Der neue Himmel und die neue Erde. Erster Theil (alles Erschienene). 8 Bl., 278 S., 5 Bl. Ebenda 1680. - Erste deutsche Ausgabe. Am Schluss mit einem Verzeichnis der bisher von Bourignon gedruckten Schriften. - Jantz 587. Vgl. Caillet 1566, 27. Cioranescu 15839. Noch nicht im VD17.

Lot 2028

(Combe, William.). The tour of Doctor Syntax in search of the picturesque. A poem. (Band I: "Sixth edition with new plates"). 3 Bände. Mit 2 Kupfertiteln mit kolorierten Aquatinta-Vignetten, 2 kolorierten Aquatinta-Frontispices, 2 (1 kolorierte) Schlussvignetten und 78 kolorierten Aquatinta-Tafeln von Thomas Rowlandson. 24,2 x 15,2 cm. Auberginefarbendes geglättetes Kalbsleder um 1890 im Stil d. Z. (minimal berieben und bestoßen) mit reicher RVergoldung, 2 goldgeprägten RSchildern und Deckelfilete. London, R. Ackermann 1820-(1821). Lowndes 2564. Vgl. Tooley 427-429 und Abbey, Life, 265-67. Grego II, 247ff. Thieme-Becker XXXIX, 127f. - Vollständige Buchausgabe des berühmten satirischen Werks mit den feinen, oft in Punktiermanier ausgeführten Illustrationen, die in ihrer frischen Farbigkeit und Detailfreude zwischen Karikatur und Genredartellung wechseln. Exemplar der Großoktavausgabe des in zahlreichen Auflagen erschienenen Werks, Band I in sechster Auflage, die anderen wohl als Erstdrucke, hier alle noch ohne Verfasserangabe des Schriftstellers William Combe (1797-1847). Mit den Untertiteln: I. "In search of the picturesque"; II. "In search of consolation"; III. "In search of a wife". "The most famous of all these spirited and usually beautiful works is the joint composition of Rowlandson and Combe. This is an outstanding example of unseen and undiscussed collaboration, culminating in lasting fame, to the author, the artist, and the publisher, who forestalled Chapman & Hall and Dickens and Seymour by a quater of a century" (Sawyer-D. II, 190). - Titel und Vorsätze etwas stockfleckig, vereinzelt gebräunt und leicht fleckig, hier und da mit Abklatsch, die Tafeln in leuchtendem zeitgenössischem Kolorit. Exlibris.

Lot 2051

Gessner, Salomon. Le opere tradotte dalla signora Elisabetta Caminer Turra con le due novelle morali del Signor D***. 3 Bände. 21 x 14 cm. Sprenkelmarmoriertes geglättetes Kalbsleder d. Z. (etwas berieben, Kanten und Kapitale beschabt, nur unwesentliche, minimale Löcher, gering bestoßen) mit reicher RVergoldung goldgeprägten roten RSchildern, umlaufendem Doppelwellenband als Bordüre auf den Vorderdeckeln, Eckfleurons sowie jeweils auf beiden Deckeln ein großes goldgeprägtes Wappensupralibros mit hellblau gefärbtem Wappenschild und den dunkelblau gehöhten ligierten Initialen "CG" in weiß sowie Goldschnitt. Vicenza, Turra, 1781.ICCU\VIAE\001708. Treccani, 1974, XVII. - Erste italienische Ausgabe der Werke Gessners (1730-1788), noch zu dessen Lebzeiten erschienen. Herausgegeben und übersetzt wurde das Werk von der Schriftstellerin Elisabetta Caminèr Turra (1751-1796), über die die Enciclopedia Treccani vermerkt: "Caminèr Turra, Elisabetta. Letterata Venezia 1751 - Orgiano 1796. Collaborò col padre, Domenico, all'Europa letteraria, trasformata nel 1774 in Giornale enciclopedico. A Vicenza, nel 1783, diede vita al Nuovo giornale enciclopedico. Tradusse commedie straniere. Bella, colta, vivace, ebbe parecchi ammiratori, tra cui A. Bertòla ... Risultati apprezzabili raggiunge anche come traduttrice; oltre i drammi vanno ricordati almeno i tre volumi delle Opere (Vicenza 1781) e gli Idilli (Livorno 1787) di Salomon Gessner" (Cesare De Michelis, Dizionario Biografico degli Italiani, XVII, 1974).Caminèr Turra richtet ihre Widmung an den Stadtvogt und Bürgermeister von Vicenza in der venezianischen Terra Ferma, Camillo Bernardino Gritti (geb. 1745 in Strà, nachweisbar bis 1814), aus dem Geschlecht der bedeutenden Patrizierfamilie, deren berühmtester Vertreter Andrea Gritti (1455-1538) war, der 77. Doge der Stadtrepublik Venedig: "A sua Eccellenza il Signor Camillo Gritti Podestà di Vicenza" mit einer vierseitigen Eloge (Band III, Seiten I-IV): "Il più piccolo ommaggio, offerito da un'anima penetrata di rispetto, d'ammirazione, d'entusiasmo per la virtù, ha un sicuro titolo all'accoglimento cortese ... Il raro complesso di qualità eminenti che avete spiegato e posto in opera a bene di questa Città e della Provincia, la giustizia incorruttibile, la probità degna di servir di modello, la nobile delicatezza portata fino allo scrupolo, la costante beneficenza, l'attività istancabile, l'affabilità dignitosa, che v'hanno guadagnato i cuori di tutti, fanno sentire a me ciò che sentono generalmente" (S. II). - Vorsatz mit unschönem hs. Besitzvermerk in Kugelschreiber, gedruckt auf weißen, festen Bütten, kaum fleckig, durchgehend bemerkenswert sauber und frisch. Aus der Bibliothek des Vicentiner Bürgermeisters Camillo Gritti mit dessen großem goldgeprägten Wappensupralibros auf allen sechs Deckeln. Vorderdeckel mit den Initialen "CG" auf hellblauem Grund, die Rückdeckel mit dem Geschlechterwappen der Familie: in der oberen Hälfte ein weißes Johanneskreuz auf hellblauem Grund, darunter ein weißes Halbfeld (die Wappenmalerei teils etwas abgerieben). Das Exemplar stammt aus dem Familienbesitz der Gritti-Nachfahren.

Lot 2122

Totentanz. - Combe, William. The english dance of death. - The dance of life, a poem. 3 Bände. Mit 2 gestochenen kolorierten Frontispices, 2 Kupfertiteln mit kolorierten Aquatinta-Vignetten sowie 94 kolorierten Aquatinta-Tafeln von Thomas Rowlandson. 23,5 x 14,5 cm. Geglättetes rotes Maroquin um 1890 (kaum berieben; signiert: "Bound by Sangorski & Sutcliffe. London") über 5 Zierbünden mit goldgeprägtem RTitel, goldenen Sternstempelchen und KGoldschnitt London, R. Ackermann, 1815-1817. Lowndes 2564. Abbey, Life in England, 263. Tooley 411. House 440. - Erste Ausgabe der Totentanz-Folge mit den prächtigen Aquatinta-Tafeln von Rowlandson und in einem bemerkenswert schönen englischen Meistereinband der Londoner Buchbinderwerkstatt Sangorski & Sutcliffe. Rowlandsons "eigentliches Gebiet ist die Gesellschaftssatire, die Verspottung der Unsitten seiner Zeit, der Modetorheiten und der sprichwörtlich gewordenen Prüderie seiner Landsleute. Er hat keine moralisierenden Absichten, sondern will nur das Komische der Situation durch das Mittel der Übertreibung zur Wirkung bringen - kulturgeschichtlich interessantes Genre, in dem er durch Frische und Lockerheit des Zeichenstrichs besticht" (Thieme-Becker XXIX, 127f.). Das Gegenstück zum "English dance of death", der "Dance of life", enthält bekannte humoristische Darstellungen aus unterschiedlichen Lebensbereichen und -altern, z. B. Schule, Studium, Familie, Sport, Einzug ins Parlament usw. - Vereinzelt, insbesondere auf den ersten Seiten in Band II teils etwas stärker stockfleckig und hier und da leicht vergilbt sowie gering angeschmutzt. Titel von Band I oben eingerissen und restauriert. Die Aquatinta-Tafeln durchgehend in abwechslungsreicher, nuancierter Farbigkeit sorgfältig koloriert. Nur vereinzelt gelegentlicher Abklatsch der Tafeln auf den Textseiten. Insgesamt gutes und dekorativ gebundenes Exemplar.

Lot 2148

Kant, Immanuel. Konvolut von 3 Werken. Ca. 20 x 12 cm. Pappbände d. Z. (teils stärkere Gebrauchsspuren, beschabt und bestoßen). Königsberg und Riga 1790-1798.I. Critik der reinen Vernunft. Dritte verbesserte Auflage. XLIV, 884 S. Riga, Johann Friedrich Hartknoch, 1790. - Vgl. Warda 61. Adickes 45. Ruppert 3086. Carter-Muir 226. - Dritte verbesserte Auflage, die erste der beiden in der Auflagenbezeichnung variierenden und kollationsgleichen Ausgaben der dritten Auflage, die 1790 bei Hartknoch erschienen (die andere Ausgabe mit der Auflagenbezeichnung "Dritte unveränderte Auflage". - II. Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft. Zweyte vermehrte Auflage. XXVI, 2 Bl., 314 S. Königsberg, Friedrich Nicolovius, 1794. - Vgl. Warda 146. Adickes 79. Goedeke V, 3, 17. - Enthält die Vorrede zur ersten Auflage. Textlich vollständigste Ausgabe des religionsphilosophischen Hauptwerks Kants, die als Vorlage für die Akademie-Ausgabe diente. - III. Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. XIV, 334 S., 1 w. Bl. Königsberg, Friedrich Nicolovius, 1798. - Erste Ausgabe der letzten von Kant selbst veröffentlichten Schrift. "Viele der in der modernen Anthropologie diskutierten Themen sind vorweggenommen" (Volpi). "Ein weiser Mann sollte das Wort Narr nicht so oft brauchen, besonders da ihm selbst der Hochmuth so lästig ist. Genie und Talent sind ihm überall im Wege, die Poeten sind ihm zu wider, und von den übrigen Künsten versteht er Gott sei Dank nichts" (Goethe an Voigt am 19. Dezember 1798 über dieses Werk). - Vorsätze mit Einträgen und Stempeln, Titel gestempelt, teils mit Unterstreichungen und Anmerkungen, gelegentlich etwas fleckig und mit Gebrauchsspuren. Meist ordentlich.

Lot 2331

Memento-Mori-Klappbrief. "Ein Brief an mich und Dich ist cito abzugeben". Kolorierte Kupferstichtafel (teils in Punktiermanier) zum mehrfachen Einklappen mit wechselnden Ansichten. 1 Blatt, beidseitig bedruckt. 26,7 x 21,3 cm. Reutling, Jakob Noa Enßlin, um 1840.Seltener Memento-Mori-Klappbrief: "Ein Brief an mich und Dich ist ist cito abzugeben. Das Porto ist gering, nimm ihn begierig an. Der Inhalt zielt auf Dich auf mich und Jedermann. Der Ort wohin er soll, der ist und heißt: O Herz merks wohl". Der zusammengefaltete Brief misst ca. 9 x 9,9 cm.Das sukzessive Auffalten ergibt eine einzigartige Choreographie von Bildern zum barocken Carpe Diem und Memento Mori. Vorne der Titel, rückseitig sitzt Adam unter einem Laubbaum: "O Anblick voller Lieblichkeit/ Wie prangst du mit dem Ehrenkleid. Ihr Sterblichen gedenket doch zurück, wie groß war nicht im Paradies mein Glück! All ein, was kurz darauf geschehn, das könnt ihr bald mit Schmerzen sehn".Faltet man einmal auf, erscheinen Adam und Eva mit der Schlange vor dem Baum der Erkenntnis, aus dem oben das Kruzifix herauswächst: "O Anblick voller Schreken! wie thust du doch entdecken, Den grossen Sündenfall, der uns nun tödtet All'.". Beim Aufklappen sieht der Betrachter ein prachtvoll gewandetes junges Paar auf einer Rasenfläche "Der Mensch von Erde ist gemacht, Was nützet denn die große Pracht? Kleider sind nur Sündendecken. Heb sie nur auf du wirst erschreken!".Wird nun die untere Blatthälfte nach unten aufgeklappt, stehen beide Figuren auf ihren dürren Skelettbeinen, sie eine Schaufel, er eine Sense in der Hand haltend, in der Mitte eine Art Grabplatte mit einem von einer Schlange durchringelten Totenschädel, einem Stundenglas und rechts einer Kerze: "O Mensch! hier spiegle dich, erwäge, was du bist. Nichts als der Würmer Koth, ein Schatten der nicht bleibet, ein Staub den Augenblicks ein leiser Wind verstäubtet, ein Licht, das bald verlöscht. Drum lebe als ein Christ und lerne, weil du lebst auf Erden, wie du kannst ewig selig werden". Unten dann der von Schlangen zerfressene Leichnam auf der Steinbahre: "Ich wußte nicht wie ich an Pracht mich sollte tragen, nun ist die Pracht dahin. Da Schlangen mich zernagen und der Verwesung Raub ich bin. Komm Sterblicher, betrachte mich, was du jetzt bist, das war auch ich". - Mit entsprechenden Knicken und winzigen Fehlstellen dort, stellenweise etwas fleckig, leicht gebräunt. Gutes Blatt, von extremer Seltenheit, da solche Ephemera sich meist nicht erhalten haben.

Lot 249

-- Entdeckung eines neuen Elements-- Rayleigh, (J. W. Strutt) und W. Ramsay. Argon, a new constituent of the atmosphere. 2 Bl., 43 S. Mit einigen Textabbildungen. 34 x 26 cm. OKartonage (an den Rändern etwas gebräunt, minimale Randläsuren, leicht lichtrandig). Washington, Smithsonian Institution, 1896.Roller-Goodwin II, 345. Darmstaedter 940. Dibner 50. Poggendorff IV, 1217. - Erste Buchausgabe. Mitteilung über die Entdeckung des Edelgases Argon. "Rayleigh and Ramsay had noted that nitrogen obtained from the air had a density greater than that of nitrogen liberated from its compounds by about one-half percent. This led to the isolation of the first of the inert gases which they called argon" (Dibner). Da es das erste entdeckte Edelgas war, schlugen Rayleigh und Ramsay den Namen "Argon" nach dem griechischen Wort aergón ("träge, untätig") aufgrund der Reaktionsträgheit des Edelgases vor. Schon dem englischen Chemiker Henry Cavendish (1731-1810) war 100 Jahre zuvor aufgefallen, dass ein "Restgas" in der Luft zurückblieb, nachdem er den Sauerstoff und den Stickstoff der Luft in Oxide übergeführt hatte. - Unaufgeschnittenes Exemplar.

Lot 2503

-- Köchinnen-Ärger-- Arnim, Bettine von, geb. Brentano, Ludwig Achim von Arnims Gemahlin, Schriftstellerin (1785-1859). Eigh. Brief m. U. "Bettine v Arnim". 1/2 S. Doppelblatt mit Adresse und Ringsiegel. Gr. 4to. (Berlin ca. 1832). An den Justizrat am Berliner Kammergericht, Heinrich Leopold von Strampff (1800-1879), mit der Bitte um juristischen Beistand in einer Dienstboten-Angelegenheit. "Ich bin beschämt Herr von Strampff, daß Sie so viel belästigt werden. Die Jeannette Leidenfrost ist heute durch meinen Bedienten aufgefunden, und hat in seiner Gegenwart beiliegende Aussage gemacht und unterzeichnet; sollte es nothwendig seyn, sie nochmals hierüber zu vernehmen, so ist ihre Wohnung in der Burgstraße bei Baronin von Schimmelpfennig ... ich hoffe daß Ihre freundschaftliche Gesinnung Ihnen diese Fürbittenden ertragen helfen ...". - Beiliegend ein Quartblatt mit der erwähnten "Aussage": "Daß die Gehlert bei Frau von Arnim als Köchin auf 1 Monat angenommen war mit der Bedingung daß wenn sie der Herrschaft nicht genügend kochen könne, solle sie wieder abgehen; daß da sie nicht passend war sie bei ihrem Abgang ihren Lohn der ihr zukam emfangen [!]; daß sie auch gleich nachher in einen andern Dienst gezogen ist, bescheinige ich mit meines Nahmens Unterschrift, und kann es der Wahrheit gemäß bezeugen. J. Leidenfrost". - Ferner beiliegend ein Billet des mit Strampff befreundeten Juristen Martini, an Strampff gerichtet: "Guten Morgen! Die alte Gehlertsche Sache nimmt noch kein Ende - anliegend ein festes Decr., dessen Betrag Du wohl von Fr. v. Arnim einzuziehen die Güte hast ..." [18.XII.1833]. Mit dem Vermerk: "Uebersandt an Frau v. Arnim. 20.12." - An Bettinens Brief kleine Defekte am rechten Rand.

Lot 2505

-- Der politische Bauernfeld-- Bauernfeld, Eduard von, liberaler Wiener Schriftsteller, mit Schwind und Schubert befreundet, Ehrenbürger Wiens (1802-1890). Eigh. Gedichtmanuskript. 4 S. Doppelblatt. 8vo. (Wien ca. 1849-1850). Seite 3-6 eines Doppelblattes, das insgesamt 19 der jeweils 2-6 Zeilen umfassenden "Zahmen Xenien" enthält, in Gedichtform gefasste Kommentare zur Revolution und ihren Folgen, die Bauernfeld ca. 1849-1850 in unterschiedlicher Anzahl und Reihenfolge in mehreren Zeitschriften veröffentlicht hat. Einige Auszüge: "Wenn die Welt des Taumels müde ist, / Und überall rings Friede ist, / Und alles nur der Ruh' bedacht - / Da kommen die Kleinen / Und Super-Feinen, / Und sagen, das hätten sie gemacht. - Metternich wie Napoleon / Erlag der Revolution; / Ihr Knäblein aber unverdrossen / Habt muthig ihren Schlund verschlossen. - Die Sach zerfiel in Zänkerei'n, / Es hat nicht anders kommen können; / Deutscher Kaiser will keiner seyn, / Will's keiner auch dem Andern gönnen. - Das ist Alles Kraut und Stroh - / Ach, erleuchte sie, mein Herr! / Gagern ist kein Mirabeau, / Robert Blum kein Robespierre ... So kam der März, so kam der Mai, / So kam auch das Ermatten; / Die Sonne wünschtet Ihr herbei, / Und suchtet dann den Schatten." - In der Wiener "Wochenschrift für Kunst und Literatur" vom 21. November 1850, wo 28 "Zahme Xenien" unter Bauernfelds Namen abgedruckt sind, finden sich nur 2 aus unserem Manuskript. Gesammelt erschienen die Xenien erst 1887 unter dem Titel "Poetisches Tagebuch. In zahmen Xenien von 1820 bis Ende 1886" bei Freund & Jeckel in Berlin. - Gering braunfleckig.

Lot 2507

-- "in meinem unendlichen Schmerz"-- - Eigh. Brief m. U. "Benn". 2 S. Mit eigh. Umschlag. 4to. Berlin 31.I.1946.An Hilde Nommensen. Ergreifender Brief nach dem Selbstmord seiner Ehefrau Herta. "... Else C. Kraus [die mit Benn befreundete Musikerin]sandte mir Ihre an sie gerichtete Karte, in der Sie von meiner so sehr geliebten verstorbenen Frau sprechen ... Der Aufenthalt von Herta im Sommer 44 in Oeynhausen war ihr ein solches Glück gewesen, da es die Heimat ihrer Mutter war, dass sie ganz davon erfüllt blieb, solange sie noch um mich war. Sie sprach auch viel von Ihnen und von Frau Brandt, sodass Sie beide für mich in Hertas Leben verwoben sind und über ihr Grab hinaus mit in mein Dasein gehören. Erlauben Sie also, dass ich auch nochmals zu Ihnen in meinem unendlichen Schmerz spreche, Herta verloren zu haben und sie in ihrer letzten Stunde nicht nicht habe trösten u. halten zu können. Mein Schmerz lässt nicht nach mit der Zeit, sondern wird immer tiefer und breitet sich zu einer so grossen Trauer in mir aus, dass ich sie nicht mehr werde überwinden können. Lassen Sie mich dies noch einmal aussprechen zu Ihnen, gewissermassen als der Gestalt von Oeynhausen, dem Ort, von dem sich Hertas Gedanken nie gelöst hatten ...". - Ein Riss im unteren Rand mit Transparent-Klebstreifen repariert. - Dabei: Else C. Kraus, eine der beiden mit Benn befreundeten Musikerinnen "Die Buschis" (1899-1979). Eigh. Postkarte m. U. "PAC". 1 S. Wuppertal-Barmen 31.12.1945. - Gleichfalls an Hilde Nommensen. Nach Mitteilungen über ihr Haus Wylerberg kommt sie auf Herta Benns Tod zu sprechen: "... Denke Dir: Hertha [sic] Benn hat sich Anf. Juni das Leben genommen (Morphiumspritze) in Neuhaus-Elbe, kam nicht mit d. Andern mit, ging zurück, fand ihr primitives Quartier schon besetzt u. tat es dann, war wohl ohne Nachricht v. ihrem Mann aus Berlin, glaubte ihn tot. Es war viel zu viel für f. ihre zarte Konstitution, sie war fast immer krank. Er lebt nun ganz einsam, kann u. will sich nicht davon erholen. Hat gute Praxis ...".

Lot 2509

-- Großer Reinfall in Wuppertal-- - 2 eigh. Briefe m. U. "G. B." bzw. "G. Benn". Zus. 3 S. 8vo. Berlin-Schöneberg 22.I. und 27.X.1953.An die ihm befreundeten Musikerinnen Alice Schuster und Else C. Kraus, genannt "Die Buschis". "Liebe Buschis, wir sitzen zu Euern Füssen u. lauschen Cchen [d. i. die Pianistin Else C. Kraus]. Bitte, ruft mich an, wenn Ihr Zeit habt zwecks Wiedersehn [22.I.] ... Ihr lieben schönen Frauen, wie reizend war es, Euch zu sehen, nehmt nochmals meinen herzlichen Dank dafür. Hoffentlich seid Ihr gut nach Hause gekommen u. Elses's Abstinenz hat sich gelohnt. In Wuppertal gab es einen grossen Reinfall, da der von Erich als nett geschilderte Dr. Leep trotz meiner schriftlichen und mündlichen Bitten keinen Lautsprecher hatte aufstellen lassen. Der Saal überfüllt, die hinteren Reihen murrten, ich wurde wütend, hatte keine Lust mehr, machte es kurz, holte nur mein Honorar, drehte allen den Rücken u. ging nicht in die Nachfeier ins Hotel. Ein armseliger Provinzonkel, dieser Herr Dr. L.! ..." [27.X.1953].

Lot 2510

- Herzfelde, Wieland, kommunistischer Schriftsteller und Publizist, Gründer und Leiter des Malik Verlages, Professor für Literatursoziologie (1896-1988). 3 Briefe m. U. "W. Herzfelde", der erste Brief eigenhändig, die beiden anderen maschinenschriftlich. Zus. 4 S. Mit den Umschlägen. Gr. 4to und quer-gr. 8vo. Hévíz (Ungarn) und Berlin 1963-1967.An den Mediziner Prof. Dr. Werner Rübe, der sich mit der Persönlichkeit Gottfried Benns als Arzt beschäftigte und dessen medizinische Schriften herausgab. An Herzfelde hatte Rübe geschrieben und nach dessen Kenntnis von dem Dada-Prozess gefragt, den Walter Mehring in seinen Briefen (siehe die nächste Katalog-Nummer) schilderte und dabei Gottfried Benns Gutachten zugunsten Mehrings erwähnte. Herzfelde antwortet handschriftlich, da er aus einem Krankenhaus in Ungarn schreibt. "... Ich kannte Dr. Benn seit 1915 - von dem erwähnten Gutachten höre ich indessen zum erstenmal von Ihnen. Folglich kann ich darüber nichts mitteilen. Auch dürfte es für mich nicht leicht sein, etwas zu erfahren. Um welchen Streitfall hat es sich gehandelt. Das Thema interessiert mich - umso mehr, als ich mit den wohl bedeutendsten Satirikern Deutschlands: Grosz, Tucholsky und Heartfield verbunden war ... Sollte es mir möglich werden, Ihnen das gewünschte Aktenzeichen zu besorgen, lasse ich es Sie wissen ... Wissen Sie vielleicht, wer der Anwalt war, der das Gutachten bestellte? [15.X.1963] ... Herzlichen Dank für die Übersendung Ihres Aufsatzes 'Gottfried Benn und die Medizin' ... Stark beeindruckt hat mich Ihre Stilkritik, der ich weitgehend zustimme. Nur möchte ich sagen, dass psychische oder sexuelle Erkrankungen wie Krankheiten überhaupt nicht notwendig eine minderwertige künstlerische Produktion bedingen. Ich finde diese Behauptung für [!] so verfehlt, wie etwa die von Eckermann-Goethe, das Klassische sei gesund, das Romantische krank. Auch glaube ich, kommt man schwer darüber hinweg, auch Erkrankungen der Gesellschaft da zu konstatieren, wo individuelle Gesundheit vorherrscht. Ebenso kann das Umgekehrte eintreten ... Sobald meine Zeit mir erlaubt, möchte ich diese Zeilen durch längere Ausführungen zu präzisieren versuchen ..." [Berlin 3.II.1967]. - Der dritte Brief über einen geplanten Besuch Rübes bei Herzfelde.

Lot 2529

-- Hoffmann von Fallersleben und die Anfänge der Germanistik-- Haupt, Moritz, bedeutender Philologe und Germanist, Mitbegründer der modernen Germanistik, befreundet mit Lachmann und Hoffmann von Fallersleben, Professor in Leipzig und Berlin, dort auch Ständiger Sekretär der Akademie der Wissenschaften (1808-1874). 2 eigh. Briefe m. U. "Haupt". Zus. 8 S. Doppelbl. Gr. 8vo. Zittau 31.XII.1834 und 4.I.1836.An den Bibliothekar und später bedeutenden Sinologen und Botaniker Stephan Ladislaus Endlicher (1804-1849) in Wien. Sehr frühe und außerordentlich gehaltvolle Briefe des jungen Gelehrten aus seiner Heimatstadt Zittau, wo er seinen kranken Vater betreut, sich aber bereits mit großem Eifer der klassischen Philologie und der Germanistik widmet. Die in munterem Ton gehaltenen Briefe (er versucht sich auch mit zwei Witzen) beschäftigen sich mit einer Vielzahl von philologischen Spezialfragen, vor allem mit korrekter Übersetzung und Deutung einzelner Texte des klassischen Altertums. Bei früheren Wien-Besuchen hatte sich Haupt mit Endlicher befreundet, der zu dieser Zeit noch an der Hofbibliothek die Handschriften verwaltete und katalogisierte. Haupt bedankt sich bei seinem "theuersten Freund" noch einmal für die damalige gastliche Aufnahme. "... Ich lebe jetzt sehr in wiener erinnerungen, die Hoffmann's besuch angefrischt hat. die schönen, arbeitsamen und ergiebigen tage, die ich in Wien verlebt habe, werden mir unvergeßlich bleiben ... Hoffmann ist in Leipzig in seinen buchhändlerischen geschäften recht glücklich gewesen, davon wird er Ihnen wohl selbst schreiben, obwohl er, wie ich soeben sah, noch auf dem sofa rastet. - Ihrer grammatischen arbeiten freue ich mich von herzen. ganz abgesehen von dem nutzen, den Ihr antritt zu der ausgabe der grammatiker in materieller hinsicht, d. h. durch Ihren beistand und Ihre hülfe gewinnen muß, ist es gewiß schon deshalb erfreulich, daß Sie dem werke Ihre förderung widmen, weil durch Eichenfeld's hypochondrische ängstlichkeit und duch Reinecke's hinderliche einmischung die ganze sache niemals zu stande gekommen wäre ...". Er würde gern Endlichers Wunsch erfüllen, nach Wien überzusiedeln. "... indessen will ich Sie gleich im voraus mit einer recension Ihrer grammatiker bedrohen. besser wenigstens als die der fragmente soll sie werden und die jahrbücher nicht ganz verunstalten. ich bin jetzt gerade auch mit der lecture der lateinischen grammatiker beschäftigt, bloß zum behuf einiger weniger anmerkungen über das fragment de generibus vocabulorum. Ich denke bald nach Ostern sollen erscheinen: Gratii et Nemesiani carmina ex recensione M. H. & Accedunt anecdota vindobonensia (1.) der herrliche hymnus, 2.) de generibus vocab., 3.) de miraculis mundi) in dem herrlichen hymnus und in dem tractat über das genus der substantive habe ich einige coniecturen gemacht ... hinderlich an der bearbeitung ist es mir daß ich viele bücher, oft um eines unbrauchbaren citats willen, mir aus Dresden u. Leipzig schicken lassen muß ... Zum gratius habe ich mir eine abschrift des pariser fragments bestellt. Haben Sie doch die güte den schluß des gratius in der wiener hs. noch einmal nachzusehen, vielleicht hat das reagens nachträglich gewirkt ... Hinsichtlich des Charisius habe ich Lindemann ausgeforscht. Unter 5 jahren giebt er ihn gewiß nicht heraus, d. h. - niemals ... Schön wäre es, wenn Sie in Neapel zugleich das fragment des Festus vornähmen; aber freilich würde dieß nicht wenig zeit kosten, da es auf die minutioseste bestimmung der größe der einzelnen lücken ankommt ... Zur medaille gratuliere ich. In Ihrem brief an Hoffmann (der noch immer ohne zu schreiben faullenzt) sind Sie (pace tua dixerim) recht hypochondrisch. Wie hätten denn die fragmente ohne Ihre hülfe ediert werden können? ... mit vollstem rechte heißen die fragmente Ihr und Hoffmann's gemeinschaftliches werk, und daß Sie dies bereuen zeigt zu meiner betrübnis, daß Ihr rastloser fleiß der wißenschaft zwar sehr nützt, aber nicht Ihrem unterleibe. - Zu Ihren gothischen studien viel glück. von einer ausgabe der gothica müßen wir abstehen. Wie mir Maßmann (dem, sowie der leipziger universitätsbibliothek der herr von Fallersleben die fragmente verehrt hat) erzählte, haben zwei Altenburger (wenn ich nicht irre ist einer davon der mandschurische Gabelenz) in Upsala den codex argenteus sorgfältig verglichen zum behuf einer ausgabe des Ulfilas, die sie veranstalten. - Ein ahd. handwörterbuch wäre freilich ein verdienstliches werk, da Graff's opus allzu abenteuerlich ist; aber ich getraue mich nicht, es zu unternehmen, Hoffmann wohl eher. Es gehört viel dazu, althochd. sachen zu behandeln, wie Lachmanns (noch nicht aufgegebene) ganz ausgezeichnet herrliche abhandlung über das Hildbrandslied auf's neue lehrt. Hoffm.[ann] ist im althochd. weit mehr zu Hause als ich. Helfen wollte ich übrigens gern. Für die nächste zeit wird Hoffm. durch ein neues collegium (encyclopädie der deutschen philologie), durch den 2ten theil der pfundgruben und den 3tten der Horae belgicae vollauf beschäftigt sein. - unsere blätter werden recht hübsch. ohne alle vorrede wird das erste heft durch vielseitigkeit unsere tendenz zeigen. Für das zweite heft hoffen wir interessante beiträge von Wackernagel. vergeßen auch Sie uns nicht, zunächst mit den chinesischen thiermärchen. Daß Ihr Schi-king bloß für sprachkundige bestimmt ist bedauere ich a-sinus (der Witz ist mir verunglückt) ... Auf den catalog freue ich mich; Sie werden dadurch eine scharte der hofbibliothek auswetzen; Mosel's geschichte nämlich ist doch gar zu nichtig ..." [31.XII.1834].Im zweiten Brief, zwei Jahre später, nimmt er betrübt zur Kenntnis, dass von der Hofbibliothek und den mittelalterlichen Handschriften zum Naturaliencabinet übergewechselt ist. "... eigentlich thut es mir leid Sie von der bibliothek gschieden zu wissen. wie viel schönes würden Sie noch in handschriften, einbänden und fidibusstreifen entdeckt haben! und was wird denn nun aus den analecten und aus dem handschriftencataloge? Geben Sie nur nicht etwa über der naturgeschichte die philologie ganz auf, das würde mich in stille Wuth versetzen ...". Bringt dann doch noch eine bibliographische Bitte vor, die ihm - mit Recht - einigermaßen peinlich ist: "... mein vielerwähnter gratius sammt anhang könnte längst im druck sein, wenn ich nicht die ciceronischen aratea mitherausgeben wollte. hierzu bedurfte ich einer collation, die denn endlich vor einigen tagen aus Paris angelangt ist. während ich auf diese warte, kommen mir auf unerklärliche weise einige blätter des fragmentarischen tractates über die genera nominum, dessen nachweisung wie fast mein ganzes buch ich Ihnen verdanke abhanden und mir bleibt nur die vermuthung übrig daß ich diese blätter aus versehen mit alten papieren verbrannt habe. dieser verlust ist mir um so empfindlicher, weil ich mir bewußt bin auf dieses fragment nicht geringen und nicht erfolglosen fleiß verwendet zu haben ...". Bittet nun Endlicher, die verlorenen texte in der Hofbibliothek noch einmal mit allen Details und Formaten für ihn abzuschreiben. "... Ich schäme mich in der that meiner zumuthungen; aber Sie allein können mir helfen ...". - Mit den "altdeutschen Fragmenten" sind die "Fragmenta theotisca" gemeint, die Endlicher gemeinsam mit Hoffmann von Fallersleben bearbeitet und 1834 bei Gerold in Wien herausgegeben hatte. Haupt hatte noch im selben Jahr eine ausführliche Besprechung geliefert. - - Mit "unsere Blätter" meint Haupt die Zeitschrift "Altdeutsche Blätter", ... [-- Beschreibung gekürzt! --]

Lot 2537

Lasker-Schüler, Else, Dichterin (1869-1945). Eigh. Postkarte m. U. "Else Lasker Schüler". 11/2 S. Berlin 26.I.1929.An Dr. J. Veith in Prag. "... Mein Peter-Hille Buch ist noch nicht übersetzt. Ich allein kann die Erlaubniß geben, da Cassirers Verlag von mir und Anwalt verboten wurde eine neue Auflage zu drucken ...". - Beiliegend eine neuere fotografische Reproduktion eines Lasker-Schüler-Porträts.

Lot 254

-- PFLANZEN-UND TIERBÜCHER-- Besler, Basilius. "I. Gladiolus italicus flore rubro. II. Gladiolus hispanicus flore albo. III. Gladiolus narbonensis flore incarnato." 1 Tafel aus dem Hortus Eystettensis. Kolorierter Kupferstich. 48,5 x 39,5 cm (Plattenrand). Mit Passepartout unter Glas in vergoldeter Kunststoffleiste gerahmt. 68 x 56,5 cm. Eichstätt und Nürnberg, Besler, 1613 oder später. Die Gladiole umfasst um die 250 Arten und wird in der Forschung als Bioindikator eingesetzt, da sie bereits bei niedrigen anorganischen Fluorid-Konzentrationen in der Luft mit sichtbaren Schädigungen reagiert. Die vorliegende Tafel 203 stammt aus dem großen botanischen Werk "Hortus Eystettensis", das zwischen 1613 und 1750 in mehreren Auflagen erschien und den fürstbischöflichen Barockgarten in Eichstätt zum Thema hat. Basilius Besler (1561-1629) fertigte die Zeichnungen für die insgesamt 374 Kupferstiche über einen Zeitraum von 16 Jahren an. Neben Blumen und Kräutern zeichnete er auch Gemüsesorten und neu entdeckte Pflanzen, die aus fernen Ländern mitgebracht wurden. - Leicht gebräunt und lichtrandig. Nicht ausgerahmt, daher mit möglichen Randläsuren. Versand nur ohne Rahmen.

Lot 2540

- Eigh. Brief m. U. "Heil Hitler! Oskar Loerke". 2 S. Gr. 4to. Berlin-Frohnau 17.VIII.1940.An Herrn Puschmann, der sich kritisch zu der Auswahl der Texte in der zweibändigen Anthologie "Deutscher Geist. Ein Lesebuch aus zwei Jahrhunderten" geäußert hatte, die, herausgegeben von Oskar Loerke und Peter Suhrkamp, 1940 bei S. Fischer erschienen war. Loerke bemüht sich, die Einwände zu entkräften. "... selbstverständlich, wo es sich um fast 2 Jahrhunderte und viele Leser handelt, tauchen so viele Fragen auf, daß kein Einzelner die Zeit aufbrächte, sie so, wie es sein sollte, zu erörtern. Mit [Franz] Kugler haben Sie völlig recht. Der Text ist ein Auszug aus dem französischen Original Friedrichs [des Großen], doch schien uns Kugler durch sein großes biographischens Friedrichbuch, vor dem aber die Forschung nicht Halt gemacht hat (sodaß andere Stücke weniger geeignet erschienen) gerechtfertigt als Urteilender, die deutsche Fassung Prägender und Auswählender herangezogen zu werden. Neue Übersetzungen haben wir nicht gebracht, aber eine ganze Anzahl von Zitaten. Friedrich hat ja auf das deutsche Geistesleben einen so ungemeinen Einfluß gehabt, daß wir ihn berücksichtigen mußten. Etwas Deutsches außer etwa den unwesentlichen Briefen an den Kammerdiener Fredersdorf war nicht da ...". - Ein weiterer Kritikpunkt des Lesers war die Mörike-Auswahl. Loerke erwidert: "... Bei Mörike bitte ich Sie, die Composition der ganzen beiden Bände des 'D. G.' zu berücksichtigen. M. zeichnet sich gerade durch die Trockenheit seines Berichtes aus, vergegenwärtigen Sie sich bitte Justinus Kerner, Die Blätter von Prevost, M's eigenen Maler Nolten u.s.w. Der Beitrag ist durch seine Anschaulichkeit, durch die herbeigezogenen Zeugenschaften und dadurch, daß er der einzige aus diesen Grenzgebieten in den zwei Bänden ist, wohl nicht unwürdig. So treten auch sonst manche Dichter hier nicht als Dichter (selbst nicht in der Zwitterform einer dichterischen Prosa) auf, sondern eher als gut und einfach darstellende Prosaiker. Übrigens wäre von Mörike noch ein Brief über drei Zeichnungen von Schwind in Betracht gekommen, aber über bildende Kunst hatten wir bereits genügend und bedeutsameres Material ...". - Bemerkenswerte Offenbarung der Auswahlkriterien Loerkes und Suhrkamps bei dieser als besonders repräsentativ beabsichtigten Anthologie.

Lot 2544

-- Rilke über die Natur der Liebe-- Rilke, Rainer Maria, Dichter und Übersetzer (1875-1926). Eigh. Brief m. U. "RM Rilke". 4 S. Doppelblatt. Kl. 4to. Paris 12.XI.1913.Sehr schöner Brief an den früh-expressionistischen Dramatiker Reinhard Johannes Sorge (1892-1916, in Frankreich gefallen), dessen Drama "Der Bettler" 1912 bei S. Fischer erschienen war. "... ich habe Ihre Adresse vermerkt und und lasse bald dorthin das versprochene Buch folgen; es zeigt sich, dass ich kein gebundenes Exemplar hier habe und ich bestelle nun eines, das mir der Inselverlag mit dem nächsten Postpaket mitzusenden haben wird ...". Schickt vorläufig schon den Insel-Almanach und "die von mir übertragenen fünf Briefe der bekannten portugiesischen Nonne" [das 1913 in der Insel-Bücherei erschienene Bändchen "Portugiesische Briefe. Die Briefe der M. Alcoforado"]. "... Ihr 'Bettler', dessen Sendung Sie mir damals freundlich anzeigten, ist mir nicht zugekommen; ich merke eben, aus der Zusendung der Rundschau, daß der Fischer'sche Verlag noch meine spanische Adresse verwendet, vielleicht ist auch Ihr Buch über diesen Umweg gegangen und findet mich doch eines Tages hier. Übrigens habe ich es mir gleich damals nach Ihrem Besuch in München beim Buchhändler geholt, und gelesen hab ich es mehr als einmal mit aufmerksamster Theilnehmung. - Ich habe den Sommer über soviel Eindrücke intensiver und starker Art gehabt, daß es mir jetzt Mühe machen würde, bei nicht recht geordnetem Innern, die Antheile herauszuheben und zu beschreiben, die ein einzelner Gegenstand, Ihr Buch, innerhalb eines großen Umkreises von Einflüssen besitzt. Jedenfalls bin ich Ihnen durch diese Vorbereitung nahe genug gekommen, um Ihre künftigen Schriften so herzlich zur Hand zu nehmen, wie ich mir das bei unserer kurzen Begegnung wünschte. - Für Rom, das mir so sehr lieb war und ist, wünsch ich Ihnen alles Günstige, und das es die Art fände, Ihnen seine Größe großmüthig beizubringen; es ist vielleicht der Orst innerhalb der europäischen Kultur, an dem sich alles am zeitlosesten hinnehmen und verwenden läßt ... Die Briefe der Nonne aus dem Hause Alcoforado gehörten seit Jahren zu den Erscheinungen, die an gewissen inneren Wendungen meines Weges über rechts oder links entschieden haben. Ich bewunderte in ihnen zweierlei; das unermeßliche Hinauswachsen der großen Liebe über diesen (unzulänglichen) Geliebten: (woraus sich mir die Vermuthung nahelegte, daß es die Natur der Liebe sei, über jeden, auch den besseren und höheren Geliebten, maaßlos hinauszuwachsen;) - und dann: die Redlichkeit, die beinah obstinate Genauigkeit dieser Liebenden ihrem immensen Gefühl gegenüber, indem sie es nicht, von dem Treulosen fort, auf Gott hinbezog, wozu in der Heftigkeit dieses Gefühles selbst, in ihrer Verzweiflung, ja sogar in ihrem Stand soviel Anlaß gewesen wäre. Eine Nachschrift, in der das alles sollte angemerkt werden, habe ich, da meine Auffassung in manchem sich verschoben hat, im letzten Augenblick fortgelassen ...". - Rom und die portugiesische Nonne standen jetzt im Mittelpunk von Sorges Interesse, denn er war in diesem Jahr mit seiner Frau zum katholischen Glauben konvertiert. - Sorges Besuch im Jahre 1912 bei Rilke im Münchener Hotel "Marienbad" wird in der Rilke-Chronik von Schnack-Scharffenberg nicht erwähnt. - Wenige kleine Stockfleckchen; inhaltlich prächtiger, gehaltvoller Brief.

Lot 2551

-- Arno Schmidts letzter Geburtstag-- Schmidt, Arno, Schriftsteller, der "Bargfelder Eremit" (1914-1979). Eigh. Unterschrift "Arno Schmidt" auf einer handschriftl. Briefkarte m. U. seiner Frau Alice Schmidt. 2 S. Quer-8vo. Mit hs. Umschlag. Bargfeld 28.II.1979.Ausführliche Geburtstags-Glückwünsche an Irene Schlotter, die Witwe des mit den Schmidts befreundeten Graphikers Eberhard Schlotter, sowie über Arno Schmidts eigenen Geburtstag. "... In's beiliegende Buch ab und an einmal hineinzuschauen, wird Sie sicherlich hinten im Register der eine oder andre bekannte Name verlocken. - Und nun haben wir uns noch für Ihren lieben Weihnachtsbrief zu bedanken und die Geburtstagsgratulation für Arno gefreut. Den konnten wir schon, leichte Gläser klingend, in unserm neuen Archivraum begehen - war ja auch trotz des bösen Wetters auf ein paar Stunden die Verlegerin extra aus Frankfurt gekommen - sich diese Gelegenheit, Arno Schmidt persönlich kennen zu lernen, wahrnehmend. Und denken Sie, was für ein Geschenk sie mitbrachte (wie hätte das Ihren lieben Mann interessiert!) eine echte Kupferradierung von Giovanni Battista Piranesi's Römischen Veduten ... Und über Eberhard's Mappe, die uns Rauschenbach überreichte, hat sich mein Mann natürlich riesig gefreut. Er wird's Ihnen ja selbst noch schreiben. (Meinte erst, er käme zu Ihrem Geburtstag und da sei Zeit, es Ihnen zu sagen.) ...". Sie übersendet auch einen Prospekt zu der "Verlagsgeburtstagsgabe" ihres Mannes", die durch äußere Umstände erst verspätet erscheinen werde. - Arno Schmidt verstarb rund drei Monate später. Dass auch Alice Schmidt literarische Qualitäten aufzuweisen hatte, zeigte sich bei der Veröffentlichung ihrer Tagebücher. - Beiliegend die farbige Filzstiftzeichnung eines Hundekopfes mit der Aufschrift "Attikus!"

Lot 2569

-- Vor Heuglins Eduard-Vogel-Expedition-- - Petermann, August, bedeutender Geograph, Kartograph und Weltreisender, Leiter des Geographischen Instituts von Perthes in Gotha und Herausgeber der dort erscheinenden „Mittheilungen“ (1822-1878). Eigh. Brief m. U. "A Petermann". 12/3 S., in sehr kleiner Schrift eng beschrieben. Mit Briefkopf "Redaction der Mittheilungen aus Justus Perthes geographischer Anstalt". Gr. 8vo. Gotha 4.X.1860.Inhaltsreicher Brief an den mit "hochverehrter Gönner" angesprochenen Gustav von Schubert (1824-1907), Schwager und Nachlaßverwalter des großen Afrikaforschers Heinrich Barth, Generalleutnant, Miltärschriftsteller und Leiter der Bibliothek und Kartensammlung des kursächsischen Generalstabs. "... Wegen biographischer Notizen habe ich an Heuglin geschrieben und hoffe, er wird direkt an Sie oder durch mich das Gewünschte schicken ... Von Ihrem Schwager dem Central-Afrikaner [d. i. Heinrich Barth] erhielt ich gestern ein paar Zeilen. Ich danke Ihnen für Ihre gütige Bereitwilligkeit, für die Heuglin'sche Sache in Dresden zu wirken". Theodor von Heuglin (1824-1876), namhafter Afrikareisender und Nordpolfahrer sollte auf Barths und Petermanns Betreiben die Such-Expedition nach Dr. Eduard Vogel leiten, der dem als verschollen gegoltenen Barth nachgereist und nach dem Zusammentreffen selbst verschollen war. - Geht dann auf die Finanzierung der Heuglin-Expedition durch Einrichtungen wie das in diesem Jahr von Barth, Petermann und Perthes gegründete "Wadai-Comité" und die Carl-Ritter-Stiftung ein: "... Aus der Einlage werden Sie sehen, daß die Sache nicht übel fortschreitet, allein sie bringt mir eine extra - wahrhaft bewältigende Arbeit, die es mich sehr bereuen läßt, daß ich mich, & zwar aus gutem Gemeinsinn, an der Sache in der geschehenen Weise betheiligt. Eine Schande für Deutschland wäre es freilich nach so vielem jahrelangem Geschwätz über dieselbe, wenn sie nicht würdig zur Ausführung käme, besonders da Roscher auch verloren ist, und ohne Nutzen für die Wissenschaft! Beide, Vogel & Roscher höchst talentvolle Männer, aber zu jugendlich, unbesonnen & unvorsichtig! ... Fürwahr es thut Noth, daß ein so erfahrener & besonnener Mann wie Heuglin in den Stand gesetzt würde, mal Etwas zu thun. Die Humboldt- und Ritterstiftung sind recht schön, allein die erstere will ihre 20.000 rh auf Zinseszins legen, bis 100.000 rh daraus werden & dann ihre Thätigkeit beginnen; darüber werden Sie, Barth & ich beispielsweise hinsterben, & was die Ritterstiftung anbelangt, so kann sie allein, selbst bei 5000 rh Nichts anfangen, Nichts ins Leben rufen. - Dresden & Leipzig sollten sich nobel bei der Heuglin'schen Sache betheiligen. Alle übrigen Orte stehen der Sache ferner. Der österreichische Reisende Scherzer, gar nicht wohlhabend, hat ein nobles Beispiel gegeben, - ich lege Abschrift seines Briefes an Cotta für Sie zum diskreten Gebrauche bei. Zeigen Sie ihn doch mal Carus, vielleicht daß er die Sache bei dem König anbringen kann. Der König von Sachsen hätte für seinen Sächser Eduard Vogel sich einmal ausnahmsweise mit 1000 rh enthusiasmiren können; andere Könige, wie der König von Preußen, von Bayern haben schon sehr viel für Reisen ... gethan. Sagen Sie Carus, er könne es gewiß leicht dahin bringen, daß der König (angesichts der 400 fl. des armen Reisenden Scherzer) die 250 rh als jährliche Zeichnung für die 4 projektirten Jahre bewilligt. Ich schreibe nicht selbst an ihn, sondern lege die Sache in Ihre treuen Hände ...". - Der erwähnte Albrecht Roscher starb (1860) wie Eduard Vogel (1856) in Afrika, ihre Aufzeichnungen gingen verloren. Der Österreicher Karl von Scherzer (1821-1903) wurde durch seine Teilnahme an der Weltumseglung der Fregatte "Novara" bekannt. Der Dresdener Arzt, Schriftsteller und Maler Carl Gustav Carus (1789-1869) genoß nicht nur im Goethekreis, sondern auch am sächsischen Hof hohes Ansehen. - Leicht fleckig; Gebrauchsspuren.

Lot 2571

-- "der Bart mehr modellirt"-- Haeckel, Ernst, Zoologe und Philosoph, Professor in Jena, als Darwinist Begründer des "Monismus" (1834-1919). Eigh. Brief m. U. "Ernst Haeckel". 3 S. Gr. 8vo. Jena 31.VIII.1912.An Frau Denninghoff, die eine Relief-Plakette nach einem Profil-Porträt Haeckels gefertigt und ihm übersandt hatte. Der Gelehrte bedankt sich und bedauert, dass sie ihn nicht persönlich aufgesucht habe. "... sage ich Ihnen meinen herzlichen Dank, - und ganz besonders für die Mühe und Sorgfalt, , die Sie auf die Herstellung dieses Kunstwerks verwendet haben. Ich bedaure nur, dass Sie bei Ihrer Anwesenheit in Jena - in übergrosser Bescheidenheit - nicht den Mut hatten, mich persönlich zu besuchen; Sie würden dann, bei Vergleichung mit dem lebenden Original, an Ihrem Wachsmodell leicht einige Verbesserungen haben anbringen können, die jetzt wohl schwerlich mehr auszuführen sind. Da Sie eine offene Kritik Ihrer Arbeit wünschen, erlaube ich mir zu bemerken, dass nach meiner Ansicht die obere Hälfte des Kopfes recht gelungen ist. Dagegen würden in der unteren Hälfte einige Korrekturen wünschenswert sein, die Ihnen leicht durch Vergleichung mit dem älteren, 1890 in Rom von Professor Josef Kopf (Baden-Baden) modellirten Profil-Relief ersichtlich sein werden. Das Postkarten-Photogramm dieses letzteren, das ich beilege, ist auch auf dem Titelblatt der beifolgenden "Wanderbilder" etwas vergrössert wiedergegeben. Besonders würde die Unterlippe mehr zurücktreten und der Bart mehr modellirt werden ...". Gibt Hinweise, wo sie weitere Vergleichs-Porträts finden würde, u. a. bei seinem Sohn Walter Haeckel in München. "... Gegen die gewünschte Vervielfältigung und Publication Ihrer Plakette habe ich meinerseits Nichts einzuwenden." - Beiliegend die erwähnte Porträtfoto-Postkarte mit dem Bildnis von 1890, unter dem Bild eigenhändig signiert "Ernst Haeckel".

Lot 2581

-- Fürst Metternich zahlt nicht-- Ledebour, Carl Friedrich von, bedeutender Botaniker, bereiste Sibirien und Zentralasien, Professor und Gründer des Botan. Gartens in Dorpat, Kaiserlich Russischer Staatsrat, Verfasser der "Flora Rossica" (1786-1851). 6 eigh. Briefe m. U. "Ledebour". Zus. 16 S. Gr. 4to. Dorpat (heute Tartu, Estland) 1823-1835.Inhaltsreiche Briefe an einen Fachkollegen in Wien. Ausschließlich über Themen der Botanik: Austausch und Bestimmung von Pflanzen, Reise- und Forschungsergebnisse, Untersuchungen zu einzelnen Gattungen, Fachliteratur, eigene Veröffentlichungen, Buchhandel usw. Erwähnt verschiedene Kollegen, darunter Adelbert von Chamisso, Carl Woitkewitz, Matthias Jacob Schleiden und andere. Am 29. Oktober 1834 schreibt er: "... Erlauben Sie mir, mich jetzt mit einer Bitte an Sie zu wenden. Der Graf Bray interessirte sich für den Absatz meiner Icones [= Icones plantarum novarum etc, 5 Bde, 1829-1834]. Auf seinen Vorschlag wurden in Wien 3 Ex. genommen, nämlich eins für die Privat-Bibliothek Sr. Maj. des Kaisers, eins vom Fürsten Metternich für seine eigene Bibl. und ein drittes für die Hofbibliothek. Durch ein Versehen hatte aber der Graf Dietrichstein das Ex. für d. Hofbibl. direct vom Buchhändler genommen (und, beyläufig gesagt, daher auch keines bezahlen müssen). Von dem ersten u. zweiten kann also eigentlich nur die Rede seyn. Der Graf Bray starb, seitdem nur 3 Lieferungen, jede von 50 Tafeln, erschienen waren, und da ich nicht wußte, wie ich die Fortsetzungen abliefern sollte, unterblieb das bis jetzt. Nun aber ist das ganze Werk beendigt, und ich wünschte daher die Fortsetzungen abzuliefern. Für das erste Ex. hat die Privat-Bibl. d. K. die 3 ersten Lieferungen (zusammen mit 90 Rub. Silb.) bezahlt. Der Fürst Metternich hat nichts bezahlt. Ich schrieb vor etwa 11/2 Jahren an Se. Durchlaucht, natürlich ohne der Bezahlung zu erwähnen, und fragte an, ob ich die Fortsetzung schicken dürfe. Ob der Fürst meinen Brief erhalten hat, weiß ich nicht, aber ich bin wenigstens ohne Antwort geblieben. Könnten Sie nun ... die Güte haben: 1) wegen des Ex. für die Privat-Bibl. d. K. die Ablieferung der 4-10 Lieferung zu besorgen, wenn ich Ihnen selbige zuschicke, oder mir sonst einen Weg angeben. 2) Wegen des Ex. für den Fürsten Metternich dessen Bibliothekar oder wer sonst die Aufsicht über seine Bibl. führt, fragen, ob ich die Fortsetzung vielleicht auch, wenn Sie es denken, durch Ihre gütige Vermittelung schicken könne, in welchem Falle dann auch wohl die Bezahlung erfolgen würde ...". - Ledebour, der zuletzt in München lebte, war im Jahr des ersten hier vorliegenden Briefes, 1823, aufgrund seiner wissenschaftlichen Verdienste in den russischen Adelsstand erhoben worden. - Reichhaltiges Material über die botanische Forschung der Zeit und ihren publizistischen Niederschlag. - Bei 2 Briefen die erste Seite angestaubt; sonst gut erhalten. - Sehr selten.

Lot 2587

Petermann, August, bedeutender Geograph, Kartograph und Weltreisender, Leiter des Geographischen Instituts von Perthes in Gotha und Herausgeber der dort erscheinenden „Mittheilungen“ (1822-1878). Eigh. Brief m. U. "A Petermann". 2 S. Mit Briefkopf "Redaction der Mittheilungen aus Justus Perthes' geographischer Anstalt". Doppelblatt. Gr. 8vo. Gotha 13.II.1858.An (den nicht genannten) Gustav von Schubert (1824-1907), Schwager des großen Afrikaforschers Heinrich Barth, Generalleutnant, Miltärschriftsteller und Leiter der Bibliothek und Kartensammlung des kursächsischen Generalstabs, der Petermann nach einer Polen-Karte gefragt hatte. "... Da ich das betreffende Übersichtsblatt der Polnischen Küste in meiner Privatsammlung besitze, so gereicht es mir zum größten Vergnügen, es zu Ihrer und Ihres Generalstabes Einsicht zu schicken, und da ich hoffen darf, es würde Sie nicht minder interessiren, von den Sectionen selbst einige zu lesen, so schicke ich gleichzeitig 9 andere Blätter, theils von der Polnischen, theils von der allgemeinen Karte von ganz Westrußland ... Die Blätter sind meines Wissens einzeln zu haben (dieses Exemplar schickte mir der K. K. Russ. Generalstab zum Geschenk. - Apropos, vielleicht können Sie veranlassen, daß von Ihrer Generalstabskarte mir ein Exemplar Ihrer Karte für meine Privatsammlung geschickt wird. Sie können mit Recht erwähnen, daß alle außersächsischen Staaten, von Amerika bis Rußland (oder wenn Sie das lieber wollen - von Californien in östlicher Richtung bis zum Amurlande) mich fortwährend aufs Liberalste mit ihren Werken bedächten ... Was Ihre Kupferstecher anbelangt, so habe ich darüber mit unserem Geschäftsführer gesprochen - Einen beschäftigen wir ja schon, H. Haase. Die Leute lassen sich nur so horrende bezahlen ...". Berichtet dann über seine Familie und stellt einen gemeinsamen Besuch in Aussicht. - Etwas geknittert.

Lot 2591

-- "eine Schande für Wien"-- Reichenbach, Karl Freiherr von, aus Stuttgart stammender Chemiker, Industrieller, Naturforscher und Philosoph, Meteoriten-Sammler, Teer-Spezialist, experimentierte in seinem Schloß Cobenzl bei Wien, Erfinder der mehr oder weniger okkulten Lehre vom "Od" (1788-1869). 4 eigh. Briefe m. U. "Reichenbach". Zus. 81/2 S. Gr. 4to und gr. 8vo. Schloß Meisenburg bzw. "N. H." 1839-1842.An einen befreundeten Wiener Naturwissenschaftler, über Bestand und Fortführung einer gelehrten Gesellschaft von Naturforschern, die in seinem Hause tagte. Im ersten, sehr umfangreichen Brief (Schl. Meisenberg 23.XII.1839), geht es um deren wissenschaftliche Erneuerung, die nach dem Tode des Wiener Chemikers und Botanikers Josef Franz von Jacquin (gest. 26. Okt. 1839), der zu Mozarts Umkreis gehörte, notwendig geworden sei. " ... Noch danke ich Ihnen für Ihren Besuch letzten Mittwoch Abend; bey der Kostbarkeit, den Ihre Zeit für Sie hat, werde ich dies immer als ein Opfer von Ihnen empfangen, das aber für die Fortdauer und künftige Gestaltung unserer Gesellschaft besonders in den ersten Wochen von den wesentlichen Folgen ist. ich betrachte Sie als Vorbild wissenschaftlicher Thätigkeit, wie wir in Wien kein gleiches mehr haben. Ihre gerade auf den Nerv der Produktion gerichtete Thätigkeit, wie Ihre Fruchtbarkeit im Felde der reinen Naturwissenschaft muß Allen, die sie einigermaßen verstehen, die größte Achtung gebieten. Mein innerster Wunsch geht auf etwas anderes nicht hin, als den Vereinigungspunkt, in einem Hauße nach und nach so viel nur möglich nach der Richtung hinzuarbeiten, in der gerade Sie sich bewegen. ich hoffe auf Ihre Hilfe dazu. ich wünschte, daß wir vom Plaudern zum Thun übergingen. Nach & nach sagte ich darum, weil jede schnelle, jede plötzliche Änderung der Gesellschaft etwas Verletzendes für das Andenken unseres guten Jacquin hätte, das ich durchaus nur zu ehren beabsichtige und für den ich den innigsten Dank fühle. Aber es verlangt mich auf das Wärmste, daß wenigstens allmählich aus Tand einiger Ernst würde ... Sie hoffen sehnlich auf die Einrichtung der Akademie. Ob Sie damit Ihre Wünsche erreichen werden, steht zu erwarten, ich zweifle mehr daran, als ich daran glaube. Wenn Sie auch die Akademie haben werden, so werden Sie doch das nicht besitzen, was Sie suchen, einen Verein für Naturwissenschaft berühmter Männer. Sie werden nur vereinzelt Solche darin haben, und so haben Sie's ebensogut ohne akademische Besoldung. Die Andern dienen dann nicht einmal als Staffage, was sie in einem Privatcirkel noch sind, sondern dort sind sie Unrath, der Sold frißt, und den Weg versperrt. Concentriren wir die rechten Kräfte am Mittwoch! - Mittags die reine Wissenschaft, Abends vergesellschaftet mit deren Anwendung in Landwirtschaft, Industrie, Kunst; da mag dann jeder Zugang haben, der was taugt, in welchem Fache reiner oder angewandter Wissenschaft es immerhin sey. Sie hängen ja alle in einander. Äußeren Glanz will ich keinen, er nüzt uns zum Zwekke nicht, im Gegentheil er schadet uns, u. lokt uns Geschmeis her, und zieht unsere Würde herab. Darum lasse ich auch alles bey Jacquinischer Einfachheit, die dem Zeitgeschmak im Aufwande nicht gefolgt ist ...". Die folgenden Briefe beschäftigen sich mit einer Medaille, die zum Andenken an Jacquin von dem Wiener Medailleur Franz Xaver Lang (1770-1847) gefertigt werden soll. "... Die Jacquinische Medaille stößt auf allerley Anstände, die Conflikte veranlassen. Um die Commission davon frei zu halten, haben wir beschlossen, die Unterzeichner selbst zur freien Entscheidung zusammenzurufen und haben dabei auch Ihre Zustimmung hinzugezählt ... Es handelt sich nehmlich darum, ob das Langsche Kopfstük angenommen oder verworfen werden soll. Pfranger sagt, es sey ein Schmarren, eine Schülerarbeit, eine Schande für Wien, wenn es ins Ausland komme. Einige Andere von Bedeutung schließen sich ihm an. Dagegen ist die Mehrzahl der Commission, und mehrere andere Mitglieder entgegengesetzter Meinung. Um mir Licht und Wahrheit zu verschaffen, habe ich das Urtheil unserer besten Künstler eingeholt ...". Der Adressat möge seine Stimme in die Wagschale werfen, um ein Gleichgewicht gegen Pfrangers Beredsamheit zu bilden, der alles aufbieten werde, um Langs Arbeit abzulehnen. "... fällt Lang durch, so bleibt uns nichts übrig, als uns an einen ausländischen Künstler zu wenden, was bey Gott arg wäre ..." [22.XII.1840]. Berichtet im nächsten Brief über den Fortgang der Angelegenheit (Herstellung der Medaille nach Änderungen) und ersucht den Adressaten um den Text der Inschrift. - Im vierten Brief wendet er sich gegen die vorgeschlagene Sentenz "Rerum cognoscere causas" (die übrigens heute noch das Motto des Berliner "Tagesspiegel" ist), weil dieser klassische Spruch schon in anderer Bedeutung verwendet wurde: "... es würden die res in dem Sinne aufgefaßt werden, in welchen sie durch die Figur der Industrie personifizirt sind. Da aber die Sentenz klassisch ist und deshalb schon in einem bestimmten Sinn seit Jahrhunderten Cours hat, so sind die Res als res naturales genommen, während wir hier gerade umgekehrt res artificiales damit bezeichnen wollen. Wir verstoßen also gegen die Classicität. Diß geht nicht, will mir scheinen. Es verdächtigt unsere Gelehrsamkeit im Auslande ..." [24.IV.1842]. - 1 Brief angestaubt.

Lot 2592

Reichenbach, H. G. Ludwig, sächsischer Naturforscher, Zoologe und Botaniker, Professor in Dresden, 54 Jahre lang Direktor des Naturhistorischen Museums im Zwinger, Gründer des Botanischen und Mitbegründer des Zoologischen Gartens in Dresden (1793-1879). 6 eigh. Briefe m. U. "L. Reichenbach" bzw. "Reichenbach", 1 eigh. Brief-Konzept und 1 eigh. Manuskript. Zus. 22 S. Verschied. Formate, in der Mehrzahl gr. 4to und folio. Leipzig und Dresden 1810-1852. An verschiedene Botaniker-Kollegen, durchweg ausführlich über botanische und zoologische Fachprobleme und Spezialfragen. In einem Brief vom 26. Oktober 1810 an den Lehrer Zschorn in Halle erwähnt er den Schauspieler und Lepidopterologen Ferdinand Ochsenheimer (1767-1822): "... Aus Ihrem Verzeichniße ersehe ich daß sich Ihre Sammlung außerordentlich vermehrt haben muß seit ich sie nicht gesehen habe, und um sehr schöne Sachen. Die Z. Bellis die ich Ihnen neulich schikte haben Sie nicht in Ihrem Verzeichniß aufgeführt weil Sie sich vermuthlich von Ochsenheimer verleiten laßen, ihn für Achilleae var. zu halten, was er aber nicht ist; bei genauer Vergleichung finden Sie daß die Beschreibung ganz und gar nicht auf ihn paßt. In Altenburg hat Achilleae nie geflogen und Bellis ist heuer mehr als 20 mal da gefangen worden ...". - Vom 16. November 1822 bis zum 25 Februar 1823 wendet sich Reichenbach in drei umfangreichen Briefen über zoologische und andere naturwissenschaftliche Fragen an Professor Gustav Kunze (1793-1851) in Leipzig. Auch je ein Brief aus den 1840er Jahren sowie von 1852 spricht botanische und ornithologische Themen an. Ein umfangreiches Brief-Konzept, datiert Dresden, 3. August 1829, das sich mit der Drucklegung eines zoologischen Werkes beschäftigt, ist "Archiv" überschrieben. - Ein inhaltsreiches Großfolio-Blatt mit ornithologischen Abhandlungen ist offenbar ein Fragment eines größeren Werkes. - Ein beigegebenes, weiteres Manuskript-Fragment auf der Rückseite eines an Ludwig Reichenbach gerichteten Adress-Zettels könnte von anderer Hand stammen. - Durch seine zahlreichen lebensnah illustrierten Publikationen hat sich Reichenbach einen großen Namen gemacht; insbesondere seine "Vollständigste Naturgeschichte des In- und Auslandes (1845-1854, 2 Sektionen in 9 Bänden) hat sehr zu seiner Popularität beigetragen.

Lot 2595

Ritter, Heinrich, Philosoph, 33 Jahre ord. Professor in Göttingen, Verfasser einer 12bändigen Geschichte der Philosophie (1791-1869). Eigh. Brief m. U. "H. Ritter". 2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Göttingen 20.VI.1858.An den (nicht genannten) Mediziner und Botaniker Carl Heinrich Schultz-Schultzenstein (1798-1871), Professor an der Berliner Universität. Ritter bedankt sich für die Übersendung der Schrift "Die Bildung des menschlichen Geistes" und die Erinnerung an alte Zeiten, "in welchen ich mich Ihres persönlichen Umgangs erfreuen und Sie als Collegen an derselben Universität begrüßen durfte. Es waren dies die Zeiten einer Jugend, an welche jeder sich gern erinnert sieht, wenn er in meinem Alter steht. Wenn Sie Ihrem Werke eine Aufmerksamkeit zuzuwenden wünschten, so wird das geschehen sein. Sie wissen, daß ich von alter Zeit her mit sehr weitaussehenden wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt gewesen bin und dieselben noch nicht vollendet habe, daß sie meine Gedanken ebenso sehr den ältesten wie den neuesten Erzeugnissen der Wissenschaft zugewendet haben; hierbei kann es leicht geschehen, daß man etwas übersieht, was nicht in engster Berührung mit dem Gange der Entwicklung steht, mit welcher man sich vorzugsweise beschäftigt und so, wie ich gestehe, ist es auch bisher mit Ihren Arbeiten für eine neue Theorie der geistigen Bewegung mir begegnet. Es ist alsdann sehr erfreulich, sich daran erinnert zu sehen, dass man etwas nicht hinreichend gewürdigt hat. Sie haben dabei den Wunsch ausgesprochen, daß ich Ihr Werk in den hiesigen gel.[ehrten] Anz.[zeigen] anzeigen möchte. Es thut mir leid sagen zu müssen, daß ich, so gern ich möchte, hierzu doch wenig Hoffnung habe. Theils ist das Buch schon etwas älter, als die neuen Sachen, welche in den kritischen Zeitschriften besprochen zu werden pflegen, theils bin ich in diesem Augenblick noch zu sehr mit andern Arbeiten beschäftigt, als daß ich bald die Zeit zur richtigen Würdigung Ihrer Schrift zu gewinnen hoffen könnte. Es wird Ihnen hieran wenig gelegen sein, da sich auch wohl andere Wege finden, neuen Theorien Bahn in der Wissenschaft zu brechen ...". - Das Buch "Die Bildung des menschlichen Geistes durch Kultur der Verjüngung seines Lebens in Hinsicht auf Erziehung zur Humanität und Civilisation. Neues System der Psychologie" von Carl Heinrich Schultz-Schultzenstein war 1855 in Berlin erschienen und somit, wie Ritter richtig sagt, nicht mehr ganz neu. Immerhin hat das Werk, das einen "dynamischen Vitalismus" propagiert, 2015 einen Neudruck erfahren.

Lot 2597

-- Begleiter der Franklin-Expeditionen-- Seemann, Berthold, aus Hannover stammender Botaniker, Naturforscher und Weltreisender, Teilnehmer an vier Nordpolar-Expeditionen, bereiste ausführlich Mittel- und Südamerika sowie die Fidschi-Inseln, gab die Zeitschriften"Bonplandia" und "Journal of Botany, British and Foreign" heraus und starb als Goldminen-Mitdirektor in Nicaragua (1825-1871). 2 eigh. Briefe m. U. "Berthold Seemann" bzw. "B. Seemann". In deutscher Sprache. Zus. 7 S. Doppelbl. 8vo. London 16.X.1862 und 16.XI.1864.Der erste Brief an den Chemiker und Diatomeen-Forscher Albert Grunow (1826-1914), Angestellter der Berndorfer Metallwarenfabrik in Niederösterreich, den Seemann wohl bei einem London-Besuch Grunows kennengelernt hatte. "... Aus Bonplandia IX., p. 270 ersehe ich, daß Sie ... eine neue Diatomacee entdeckt haben, die, wie Sie glauben, aus Süd-Amerika gekommen. Unsere hiesigen Gelehrten haben bereits mehrere Diatomaceen aus dem Victoria Bassin beschrieben, und zerbrechen sich den Kopf darüber, was Ihre Trivionella Victoriae - so ist es in den Sitzungsberichten geschrieben -, wohl sein könne. Sollten Sie die Beschreibung schon gedruckt haben, so senden Sie mir doch umgehend einen Ausschnitt des Artikels brieflich zu. Sollte sie noch nicht gedruckt sein so senden Sie mir eine Abschrift Ihrer Beschreibung, und ich will sie dann mit den hier veröffentlichten vergleichen lassen, durch competente Freunde ... Ein Freund von mir will grade ein Verzeichniß aller brittischen Diatomeen zum Druck geben, und es wäre ihm jeder Zuwachs lieb. Sir W. J. Hooker hält es für ganz unmöglich daß Ihre oder die andern Diatomaceen mit der Victoria aus Südamerika gekommen, da die Samen trocken herüber kamen ... gedenken Sie an Ihr Versprechen der Bonplandia zuweilen etwas zufließen zu lassen ..." [16.X.1862]. - Der zweite Brief an einen Duzfreund in Hamburg, dessen Name getilgt ist, wahrscheinlich der Botaniker und Orchideen-Spezialist Gustav Reichenbach. "... Anbei übersende ich Dir die für das Journal of Botany gemachte Tafel, mit Benutzung Deiner mir gütigst mitgetheilten Analyse. Ich würde mich sehr freuen wenn Du mir recht bald den Text dazu sendetest, sowie eine Erklärung der Analyse (die Figuren bitte ich zu numeriren), - da die Arbeit in nächster Nummer gedruckt werden muß ... Auch wegen der Viti Orchideen möchte ich gern bald Antwort haben, da das erste Heft der Flora in einigen Wochen ausgegeben wird, und ich mich wegen der Tafeln zu den Orchideen entschließen muß. - Du kannst mir ja schreiben, was ich Dir für die Arbeit in Pflanzen zahlen soll. Oder ob baar Geld, oder ein colorirtes Exemplar der Flora Vitiensis ... Ich erwarte nächstens eine Sendung Pflanzen von Cochinchina; kann ich Dir etwas von dort bestellen? ..." [16.XI.1864]. - Seemanns "Flora Vitiensis. A description of the plants of the Viti od Fiji Islands with account of their history, uses and properties" erschien 1865 und basierte auf seiner Erforschung der Fidschi-Inseln im Jahre 1859. - Der erwähnte Sir William Jackson Hooker (1785-1865) war Professor der Botanik in Glasgow und erster Direktor der Royal Botanic Gardens in Kew. - Es spricht für Seemanns interessante Persönlichkeit, dass er als Naturforscher im Auftrag der britischen Admiralität mit der Fregatte Herald nicht nur an einer Weltreise, sondern auch an drei Nordpol-Expeditionen zur Suche nach dem verschollenen Sir John Franklin teilnahm. - Sehr selten.

Lot 2599

-- 32 japanische Malereien für 200 Gulden-- - Eigh. Brief m. U. "von Siebold" nebst einer gleichfalls signierten Beilage. Zus. 31/2 S. 1 Doppelblatt, 1 Einzelblatt. Gr. 4to. Leyden 15.XII.1835.Wohl an den (nicht genannten) Wiener Botaniker und Sinologen Stephan Ladislaus Endlicher, Bibliothekar an der Hofbibliothek, später Professor und Direktor des Botanischen Gartens (1804-1849), dem Siebold Verzeichnisse der japanischen und chinesischen Bücher und Münzen sendet, die er durch einen Spediteur an die k. k. Hofbibliothek geschickt habe. "... Die Sammlung ist in eine Kiste, bezeichnet PVS no 1 verpackt ... Aus dem Verzeichnisse können Sie einstweilen ersehen, welche gute Auswahl ich getroffen und welche kostbare Seltenheiten Sie durch meine Verwendung erhalten. Ueber den Werth dieser litterarischen und numismatischen Seltenheiten habe ich mich bereits in meinem früheren Schreiben ausgesprochen; ich will nur noch wiederholen, daß man Jap. Bücher und Karten nicht denen Schinesischen gleichstellen darf: Jene übertreffen in wissenschaftlicher und technischer Hinsicht bei weitem diese und die geringe Anzahl, die man davon in Europa besitzt, stellt sie unter die seltneren orientalischen Schriften. Noch muß ich bemerken, daß ich ein Porte feuille mit japanischen Malereyen und Handzeichnungen nach den verschiedenen Schulen geordnet, beigefügt habe; Sie gehören meinem Freunde de Villeneuve, früher mein Zeichner auf Japan, wollen Sie diese interessante Sammlung für die Hofbibliothek nehmen, dann können Sie dieselbe für f 200 haben, wo nicht, dan [!] haben Sie die Güte dieselbe einstweilen in Verwahrung zu nehmen ...". Nennt dann die Preise und Zahlungsziele für die Sammlungen von Münzen, Büchern und Karten. "... Den Preis der Schinesischen Bücher setze ich, wenn sie für Sie sind, auf f 125 Münze. Sie sind in blaues Papier eingepackt um sie beim Auspacken sogleich zu erkennen. Ich hielt es für anständig und rathsam betreffend die Versendung, Preise und Zahlungs Termine ein Schreiben an S.[eine] E.[xzellenz] den Herrn Grafen Dietrichstein beizulegen. Uebergeben Sie es ihm gefälligst nebst den Verzeichnissen ... Der erwähnten Kiste habe ich einige Päcke und Briefe beigepackt, die ich Sie bitte zu besorgen, nämlich: 1 Pack und Brief an S.[eine] D.[urchlaucht] Fürst Metternich ... 1 Pack an Baron Jacquin, 1 Pack an Dr. Reichenbach, 2 Päcke an Soc. flor. St. Helenae. - Es ist alles, was ich auf St. Helena wild wachsend gesammelt habe und hat in so ferne einigen Werth um eigentlich zu wissen, was da vorkommt. Wenn Sie die Pflanzen bestimmt haben, bitte ich mir bloß ein Verzeichniß davon aus ...". - Die erwähnten Listen der Bücher und Münzen liegen hier nicht mehr bei, aber das eigenhändige "Verzeichniß Japanischer Malereyen nach den verschiedenen Schulen geordnet" (11/4 S. Gr. 4to.), mit der Beschreibung von 32 Blättern, am Schluß signiert "von Siebold". - Interessantes Material über die Auswertung von Siebolds Japan-Sammlungen.

Lot 2602

Stobwasser, Johann Heinrich, Gründer und Inhaber der weltbekannten Lackwaren-Fabriken in Braunschweig und Berlin (1740-1829). Quittung m. U. "Joh: Heinr: Stobwasser Sen." und rotem Lacksiegel: "J.H.St.". 1/2 S. Doppelblatt mit Adresse. 4to. Braunschweig 21.III.1816.An das Hochfürstliche Kreisamt in Salder. "Daß der Kohtsasse Hennig Fuest in Leben-Staedt den rest von 70 rh von der Obligation von 300 rh bezahlt, also daß diese gedilgt und benannt. Hennig Fuest die obligation ausgehändigt werden kan bescheinig mit unterschrift u. Siegel Joh: Heinr: Stobwasser Sen." - Als "Kotsassen" wurden leibeigene Kleinbauern bezeichnet. - Dabei: Christian Heinrich Stobwasser, Direktor der Stobwasserschen Lackwaren-Fabriken, ab 1818 in Berlin (1780-1849). Brief m. U. "CH Stobwasser". 1 S. 4to. Berlin 28.I.1833. - An August Grotrian, Direktor des "Großen Clubs" in Braunschweig. Stobwasser zeigt sich etwas ungehalten, dass er nach 18jähriger kaum ausgeübter Mitgliedschaft im Club und 15jähriger Abwesenheit von Braunschweig plötzlich wegen ausstehender Mitgliedsbeiträge gemahnt wird. "... Da ich mich als ein Ehren Mitglied des Großen Klubbs angesehen habe, so habe ich um so weniger an die Bezahlung des Clubbeytrags gedacht, als ichs dem Clubdiener Mittendorff zur Zeit meiner activen Mitgliedschaft ... zur Pflicht machte, jährlich den Beytrag in Meinem Comtoir einzuziehen. Mittendorff muß meinen Auftrag gar nicht vollzogen haben ... Demohngeachtet würde der Clubb nicht fordern, wenn er kein Recht hätte, und Ich muß zahlen, bitte aber, dass mich der hochverehrliche Clubb aus der Liste seiner Mitglieder ausstreicht ... PS. Eben sehe ich, daß die 18 Taler nicht ausdrücklich mit Buchstaben benannt sind. Sollte darin nicht viell. ein Irrthum liegen, denn mir ist gar keine Rechnung von dem Großen Clubb zugekommen." - In dem 1780 gegründeten "Großen Club" in Braunschweig hatten bereits Lessing und Leisewitz verkehrt. - Einige Randschäden. - Aus der Sammlung Paul Wallich.

Lot 2605

-- GESCHICHTE UND WIRTSCHAFTItalien und Deutschland in europäischen Krieg-- Augsburg. - Welser, David, Ratsherr und Bürgermeister in Augsburg (1570-1654). Eigh. Brief m. U. „David Welser“. In ital. Sprache. 1 S. Doppelblatt mit Adresse und Ringsiegel. Folio. Augsburg 21.VI.1641.An Gasparo Gherardi, Marchese di Serrano, in Verona. Interessanter Brief über Handel und Politik im Zeichen des 30jährigen Krieges. Erwähnt wird der Barberini-Papst Urban VIII. "... Le guerre vanno da per tutto avanti, unde di breve si havranno da sentir gran nuove, le quali saranno però sempre conformi alla volontà di sua Divina Maestà. Sua Santità si mostra esser in risolutissima magnanime in prorogar tanto la promos esi card[ina]li, dalla quale però pare che dependa l’accrescimento, overo rovina di casa Barberina humanamente discorrendo ... A Ratisbona si fanno spesse sessioni, mà sin qui non se ne vedono grandi effetti, essendo le intentioni troppo diversi, anzi contrarie delli interessati, bisognarà che la mano d’Iddio vi ponga rimedii ...". - Frisch erhalten. - Aus der Sammlung Paul Wallich.

Lot 2608

-- "die ganze Berliner beau monde tanzt heute bei Bleichröder"-- Below, Emmy von, Hofdame der Kronprinzessin Victoria, geb. Prinzessin von Großbritannien, der späteren deutschen Kaiserin. Eigh. Brief m. U. "Emmy". 12 S.Gr. 8vo. Berlin (Kronprinzenpalais) 19.-22.I.1872.Sehr umfangreicher Brief an ihre Mutter, mit ausführlichen Beschreibungen von Vergnügungen und Festen des Hochadels in Berlin, erlebt als Hofdame an der Seite der Kronprinzessin Victoria (hier: "Prinzess" genannt). "... Da gings Nachmittag mit den Herrschaften in das Schauspielhaus. Ein ganz neues Stück: 'Der neue Achilles' wurde gegeben, ganz gut, nur erlebten wir weder Anfang noch Ende - das wäre nichts für Dich. Nachher fuhr ich noch nach Bellevue zur Herzogin, wo es ganz gemüthlich und nett war, nur er u. sie u. Frl. Maltzahn, die ich sehr gern habe ... Gestern ging ich gleich Morgens etwas Comissionen machen. Nachher nur mit Prinzess auf das Eis, wo einige Herrn u. Damen hinbestellt waren, um Prinz Arthur zu amüsiren, der sehr nett Schlittschuh läuft. Auch der Kronprinz lief sogar. Es gab Punsch mit Pfannkuchen, u. das Ganze hätte sehr nett sein könnnen, wenn es nicht geregnet hätte ... Von dem ganzen großen Adler Ordens Capitel haben wir leider nichts erlebt, da Ihre Majestät nicht wünschte dabei zu sein u. es den andern Prinzessinnen auch nicht erlaubte. Nachher war großes Diner im Palais bei den Majestäten, Hedwig hatte den Dienst, u. ich dinirte unterdessen bei den Rombergs, sehr nett, mit 9 Damen u. 3 Herrn. Itzenplitzens mit Pohlchen ... H. v. Romberg kam erst nach dem Diner von Jagden zurück. Man saß noch bis gegen 7 Uhr zusammen u. dann fuhr ich zu Wrangels, wo die einzige Tante Therese [wohl Therese Gräfin Eulenburg, siehe unten] hinzukam. Aber da hat man immer nichts von ihr, im berühmten Ecksopha. ... Heute war ein angenehm ruhiger Vormittag, ich hatte Dienst u. rührte mich nicht heraus, da Prinzess mich zum Ausfahren bestellte, später aber wieder abbestellte. Die gute Clara Lehndorff saß wieder gemüthlich bei mir ... Um 1/2 5 waren oben einige Audiencen zu empfangen, auch die Famile Bernstorff. Nach Tisch mit Hedwig quatre mains u. Abend bei Bismarks [sic], sehr gemüthlich u. nett, nur wenige Menschen, Kendells - Armin - Kröchlendorff u. einige Herrn. Der Fürst kam später, u. erzählte von der heutigen Jagd, bei der er in 2 Treiben 40 Hasen schoss ... im ganzen sind von 12 Schützen über 400 erlegt worden. - Die ganze Berliner beau monde tanzt heute bei Bleichröder, das sind jetzt die gesuchtesten Feste, u. jeder reißt sich danach eingeladen zu werden. Hedwig, Alexandra Brandenburg u. ich, waren wohl die einzigen abwesenden Hofdamen. Prinzess sagte: 'ich freue mich sehr, dass Sie bei Bleichröder absagten.' - Es soll fabelhaft glänzend gewesen sein u. alle Hoffeste überstrahlen [20.1.1872] ... Um 1/2 5 décolletirter Galla [!] -Empfang der beiden Botschafterinnen Oubriel u. Karotti, Letztere eine reizende Frau geb. Gräfin Erdödi, mit ungarischer Sprache. Nach Mittag mit Hedwig quatre mains, noch etwas geschlafen u. Toilette zum Zauberfest hier im Palais (weiße Seide mit Spitzen, schwarzen Sammtschleifen u. Maiblumen). Die Gesellschaft etwas größer und fremder als die neuliche, aber wieder Tanz im blauen Saal, u. auch sonst wenig Variationen. Nur dass der geliebte Kaiser nicht kam, weil er nicht ganz wohl ist. Ihro Majestät erschien allein für kurze Zeit ... Bald nach 12 war wieder Alles beendet. Dies Herumstehen macht aber beinah mehr müde als tanzen. Sonntag den 21sten. ... [nach dem "Ordensfest":] Ich fahre um 3/4 12 mit ihr [der Prinzessin] nach dem Schloss, wo wir in der porte chaise der Königin in die Höhe fuhren, was mich sehr amüsirte. Prinzess machte dort erst Toilette, ich war natürlich schon in Galla, hatte den Friseur gehabt u. weiße Schleppe mit Akazien an. Der Toilette von Prinzess assistirte ich von Anfang bis zu Ende, die times lesend oder mit ihr plaudernd. Als sie fertig war, kamen Excellenzchen u. Hedwig auch dazu u. wir saßen, wie in alten Mährchen, um unsre gekrönte Herrin geschaart der Dinge harrend, die sich ereignen sollten ... Der Kaiser war leider so angegriffen, dass er sich nach der Kirche zurückzug u. garnicht zum diner erschien. So führte der Kronprinz Ihro Majestät u. Prinz Arthur die Kronprinzessin u. s. w. Es war ein enormes diner, die ganze Gallerie u. der weiße Saal voller Tische; ein ganzer Tisch voll Unteroffiziere, auch 20 Louisen Ordens Damen ... ich saß neben Fifi Seidewitz, dem Schrecken aller Gutgesinnten. Nach dem diner entfernte sich unsre Herrin sofort wieder, wir erlebten nur noch, wie ein armer Garde du Corps ohnmächtig wurde u. hinausgeschafft werden musste. Unser Rückzug ging wieder durch die Schlafgemächer, wo die ganzen Herrlichkeiten abgelegt wurden, (Prinzess sagte, sie käme sich immer vor wie Schlittenpferd mit all dem Behang von Gold u. Steinen) ...". - Dabei: Therese Gräfin Eulenburg. Eigh. Brief m. U. "Tante Therese". 12 S. Gr. 8vo. Berlin 16.III.1877. - Umfangreicher Brief an eine Verwandte. Familiäres über Verwandte, Freunde und Ereignisse wie ein Wohltätigkeitsbazar bei Bleichröder: "... Der erste Bazar ist vorüber, u. hat beinah 9000 Mark gebracht ... in den Bleichröderschen Sälen. Marie B. hatte den Blumentisch, der immer von Bauern aus den Bleichröderschen Gewächshäusern versorgt wurde u. so nahm sie allein in den 3 Tagen 1700 Mark ein, unter andern für eine Camelie 300 M. ...". - Eine "Emmy" wird erwähnt, vermutlich Emmy von Below. - Ferner beigegeben: Albert Schlutow, pommerscher Industrieller, Bankier und Politiker, Mitglied des Reichstags, später des Preußischen Herrenhauses (1838-1909). 1 eigh. Brief m. U. "Schlutow" und 1 eigh. Vertragsentwurf. Zus. 4 S. Gr. 8vo und Folio. Stettin 18.VII.1882 bzw. (ca. 1905). - Der Brief an einen Freund, der einen Unfall erlitten hatte. - Der Vertrags-Entwurf (ca. 1905) betrifft eine engere geschäftliche Verbindung mit dem Berliner Bankhaus Bleichröder. - Beiliegend 2 Zeitungsartikel, der eine mit Bericht über die Beteiligung vom Bankhaus Bleichröder am Bankhaus W. Schlutow in Stettin. - Insgesamt höchst interessante und aufschlußreiche Dokumente über das preußische Hofleben der ersten Kaiserzeit und die Aktivitäten von "Bismarcks Bankier" Gerson von Bleichröder.

Lot 2628

-- "friden, rhue, vnnd ainigkait"-- Karl V., röm.-dt. Kaiser, als Karl I. auch König von Spanien, einer der mächtigsten Herrscher der frühen Neuzeit (1500-1558). Brief m. U. "carolus" (Signaturstempel?). 5 S. auf 2 Doppelbl. mit Adresse. Mitunterzeichnet (Paraphe) von Anton Perrenot Kardinal von Granvella. Folio. Diedenhofen 9.I.1553.Umfangreicher politischer Brief an Bürgermeister und Rat der Stadt Braunschweig. Die selbstbewußte, wehrhafte Stadt, seit 1528 protestantisch, lag im Dauerkonflikt mit dem katholischen, unbeirrt kaisertreuen Herzog Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel, der zwar 1542 durch Truppen des Schmalkaldischen Bundes vertrieben und später inhaftiert worden war, aber nach dem Sieg des Kaisers in der Schlacht bei Mühlberg 1547 zurückgekehrt und das Herzogtum, mit Ausnahme der rebellischen Stadt Braunschweig, gewaltsam zu rekatholisieren bemüht war. Zugleich zog Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach, der zuerst auf Seiten des Kaisers gekämpft, aber 1547 die Seiten gewechselt und den sog. Fürstenaufstand angezettelt hatte, mit einem Söldnerheer durch Franken und angrenzende Gebiete und plünderte die Bischofssitze und diverse Reichsstädte im sog. Zweiten Markgrafenkrieg. Daher sammelte sich unter dem Oberbefehl des Kurfürsten Moritz von Sachsen ein bundesständisches Heer, um dem jetzt auf protestantischer Seite agierenden Markgrafen entgegenzutreten. In dieser Situation hatte sich die Stadt Braunschweig an Karl V. gewandt und um friedenstiftende Maßnahmen gebeten. Der Kaiser antwortet mit dem vorliegenden, sehr ausführlichen Schreiben. "... wissen Euch darauf gnediger Mainung nit zu verhalten, das wir gleichwol anfencklich bericht worden das solch Kriegsvolck fuernemblich wider vnns vnnd andere gehorsame Stende des hailigen Reichs, auch vnserm Vheind dem Konig von Franckreich zu guetem aufgebracht worden, wie sich dan gemelt Kriegsvolck In etlichen Iren Absag briefen außtrucklich auf gedachten Konig beruefft vnnd daruber nit allain berurten Hertzog Henrichen Sonder auch etliche anndere vnnsere und des hailigen Reichs Stende mit denen sie doch sonst in unguetem gar nichts zu schaffen gehabt, mit Brandtschatzung vnnd In annderweg gantz beschwerlich angegriffen, unnd beschediget haben solle ...So habt Ir selbs leichtlich zugedencken, das vnnser hievor an Euch und anndere beschehne gnedige warnung, vnnd vermanungen, nit allain nit unzeitlich, sonder auch wir nochmals auf demselben also zuverharren nit geringe, sonder gantz notwendige vnvermeidliche vrsach haben. Dan wir seyen der gantz gnedigen Zuversicht, da sich Jemandts gedachts vnnsers Vheindts des konigs von Franckreich, one alle befuegte vrsach wider vnns anrennen, vnnd daruber auch anndere vndchuldige Stend, so sonst mit der sachen gar nichts, sonnder vil mer mit Inen selbs, vnnd gemainen des Hailigen Reichs obliegen zu schaffen, muetwilliger weise vberfallen vnnd In seinen anhang wider vnns als das Haupt dringen, vnnd nottingen wolt. Das Ir vnnd anndere gehorsame Stendt, vnnd Stett solchem nit allain kainen beyfall geben, Sonnder auch als vnnsern, vnnd des Reichs getreuen Vnderthanen wol ansteet, vnnd gepürt, auf die weg trachten helffen wurdet, dardurch das Hailige Reich Teutscher Nation, vnnd desselbigen gehorsame Stende In geliebten friden, rhue, vnnd ainigkait erhalten werden mogen.Sofern es aber bey berurtem Kriegsvolck allain vmb das Zuthun, das die Obersten desselben vorhabens seind durch solche Kriegshandlung, das Irige von Herzog Henrichen widerumb zu bekhomen, darin hetten gleichwol vnnsers erachtens wol anndere vnnd glimpflichere wege ... gefunden werden mögen; Also das es dieser mercklichen vnrhue nit bedorffte, vnnd der armen Leüth darunder wol verschonet worden were.Dan wie ganz statlich sich etlich Chur- vnd Fürsten, zum thail auf vnnser vorgeends Commission, vnd zum thail für sich selbs In die hanndlung geschlagen, vnnd allen moglichen fleyß angewendet, Ine Herzog Hainrichen nit allain mit den Herren, vnnd vom Adel so umb Recuperation Irer gueter bisher angehalten, Sonder auch mit Euch selbs guetlich zuvergleichen, vnnd zuvertragen ...". Ermahnt sie dann mit vielerlei Argumenten, sich mit dem Herzog zu einigen, und erklärt, dass er den Markgrafen Johann von Brandenburg-Küstrin (1513-1571) gebeten habe, sich als Vermittler zu betätigen. - Sieben Monate später wurde Albrecht Alcibiades bei Sievershausen in der blutigsten Schlacht der ganzen Reformationszeit von den Kaiserlichen geschlagen, so dass die mit ihm verbündete Stadt Braunschweig sich dem Herzog Heinrich unterwerfen und seine Landeshoheit anerkennen mußte. Der Sieg wurde mit schweren Opfern erkämpft: Unter den 600 gefallenen Adligen waren zwei Söhne Herzog Heinrichs und der Kurfürst Moritz von Sachsen. - Die Blätter des Briefes in späterer Zeit mit kleinem Nummernstempel versehen. Das gleichmäßige Schwarz der Signatur des Kaisers läßt vermuten, dass es sich hier um einen von ihm veranlaßten Signaturstempel handelt; jedenfalls entspricht unsere Version der zweiten der beiden bei Geigy-Hagenbach abgebildeten üblichen Unterschriften des Kaisers. - Gut erhaltener, großer und wichtiger Brief Karls V. in seinem Bemühen, die unversöhnlichen europäischen Parteien in den Wirren der Reformationskriege zu Friedensverhandlungen zu bewegen.

Lot 2630

Mecklenburg. - Adolph Friedrich III., Herzog zu Mecklenburg-Strelitz (1686-1752). Brief m. U. "Adolph Friederich HzM". 21/4 S. Doppelblatt mit Adresse und papiergedecktem Siegel. Folio. Neustrelitz 27.III.1738.An Bürgermeister und Rat der Stadt Alten Strelitz. Ungnädiger Brief wegen Mangels an Gehorsam bei den Bürgern, u. a. wegen Verwahrung der sog. "Bruch-Gelder". "... daß, nachdem von Unsers hochseeligsten Herrn Vaters Gnaden, Unserer Erb-unterthänigen Stadt Alten Strelitz den 25. Febr. 1709 ertheilten Begnadigung, euch aus keiner andern Ursache der 3te Theil der Bruch-Gelder beym Stadt-Gericht gegeben, als daß ihr einen Schließer, welcher beym Ober-Gericht mitgebrauchet werden könne, beständig halten, auch eine Custodie für Verbrecherr in beyden Pforten, bauen und unterhalten sollen. - Da aber beydes bißher nicht geschehen, vielmehr zu Unserer Cammer größesten Last ein Schließer besonders gehalten worden, und der so genannte Gerichts-Diener mehr in Stadt- als Gerichts-Diensten notorie gebrauchet wird, zu geschweigen, daß die Bürgerschaft, die gegen unsere vielfältige Begnadigung schuldige und unterthänigste Hochachtung oftermahls aus den Augen setzet, wie davon die vor einiger Zeit verweigerte Bürger-Wache bey denen hiesigen gefangenen euch deßen klar überzeuget, zumahl ihr auch von selbst bescheiden werdet, daß der Stadt durch aufruffung dieser sub conditione deferirten Begnadigung nichts entzogen werde; So hättet ihr nunmehro, was auch schon längstens obgelegen, zu prästiren, und mit Unserer Cammer wegen der in verfloßenen Jahren zur Ungebühr empfangenen Brüche euch zu vergleichen ...". - Etwas gebräunt; Verfärbung durch den Siegellack; Ausschnitt am Adressblatt durch Öffnen der Versiegelung. - Beiliegend zwei Verfügungen im Namen des Herzogs: 1708 befiehlt er die Anstellung eines Gerichtsdieners ("und demselben, alter observance nach, eine freye Wohnung, auch andern Unterhalt verschaffen"), nachdem sich der Stadtrichter von Alten Strelitz über respektloses Betragen des Ratsdieners beschwert hatte. - 1744 gibt er die Beschwerde des Müller Friedrich Moinke weiter, den von der Stadt versprochenen Hofraum hinter seinem Hause endlich zur Verfügung zu stellen.

Lot 2648

-- Kontroverse über die Offizierslaufbahn in Preußen-- - Briefwechsel (hier noch als Prinzregent) mit dem schlesischen Industriellen, zeitweiligen Handelsminister, Präsidenten der preußischen Nationalversammlung und Mitglied des Abgeordnetenhauses Karl August Milde (1805-1861) über die Reform des preußischen Heeres. 1860.Bedeutsamer Schriftwechsel über die geplante preußische Heeresreform 1860 ff., bestehend aus folgenden Schriftstücken: I. Eigh. Brief Mildes an seine Frau (16 S. gr. 8vo. 6.II.1860). Milde bekundet sein politisches Einverständnis mit seiner Gattin. Napoleon III., seit drei Monaten mit England verbunden, werde hoffentlich dennoch Frieden halten. Milde sei bei dem Prinzregenten mehrmals zu Hofkonzerten eingeladen gewesen. Schildert ausführlich eine Unterredung, die er ("gestern") mit dem Prinzregenten geführt habe. Dieser sagte: "Die Herren [Militärs] erwarten viel von Ihnen [Bewilligung von Mitteln zur Heeres-Reorganisation], aber bei dem Erblühen der Finanzen u. den nur allmählich erfolgenden Anforderungen, wird man mir das, was ich verlange, bewilligen". Gibt dann weiter wörtlich die Diskussion mit dem Kronprinzen wieder, die sich vor allem um die Frage der zwei- oder dreijährigen Dienstzeit bewegte. - II. Eigh. Brief Wilhelms an Milde (31/4 S. 8vo. Berlin 7.II.1860). Über die von Milde öffentlich zur Diskussion gestellte Frage des Aufstiegs von Unteroffizieren zu Offizieren. Fordert Milde zu schriftlicher Stellungnahme auf. - III. Eigh. Brief Mildes an seine Frau (4 S. Gr. 8vo. 9.II.1860). Er sei zufrieden, seinen lange gehegten Vorsatz ausgeführt zu haben: "eine große Militair Organisationsfrage und eine große Verfassungsfrage den Leuten hinzuwerfen. Es ist über Erwarten gelungen ... Diesen Morgen habe ich in der Militairfrage einen 4 Bogen langen Brief an den Prinzen gesandt, worin ich von der Leber weg die Adelswirthschaft in dem Offizierscorps und was drum hängt verhandelt habe". - IV. Eigh. Konzept (8 S., halbspaltig beschrieben. Folio. 9.II.1860) der an den Prinzen gesandten Denkschrift Mildes über die Offizierslaufbahn. Regt u. a. Militärakademien an, in denen Unteroffiziere sich weiterbilden können, um die höhere Laufbahn einschlagen zu können. - V. Eigh. Antwort-Brief Wilhelms an Milde (8 S. Gr. 8vo. Berlin 10.II.1860). Der Prinz will nicht auf den Vorschlag von "zweierlei Examen" eingehen, weil sonst Ungleichheit herrschte, d. h. Offiziere ersten und zweiten Grades entstehen würden. Die Ranglisten zeigten, dass mehr als die Hälfte aller Offiziere aus bürgerlichen Familien stamme. - VI. Eigh. Konzept der zweiten Denkschrift Mildes an den Prinzen (10 S., halbspaltig beschrieben. Folio. 14.II.1860). Sehr ausführlich über Adel und Bürgertum im Heer, die gesellschaftliche Stellung des Offiziers, Dauer der Dienstzeit, Geschichte und Wesen des Offizierscorps etc. - VII. Eigh. Antwort-Brief Wilhelms an Milde (8 S. Gr. 8vo. Berlin 14. oder 19.II.1860): "Wenn ich die Feder noch einmal ergreife, so geschieht es nur, um diese Korrespondenz zu schließen, da es unnütz wäre sie fortzusetzen, nachdem Sie als Laie Dinge angreifen, die ich als Nicht-Laie auf das Entschiedenste verteidige ... Entweder man giebt mir die Möglichkeit, eine Armee darzustellen, wie mein Gewissen und meine Überzeugung sie verlangt, um das Vaterland sicher in allen Wechselfällen zu stellen - oder - Alles bleibt beim Alten und ich ziehe das Gesetz zurück. Die Schmach wird mich nicht treffen. Aber unsere Feinde können sich freuen, daß sie Preussen dann, nach selbst ausgesprochener u. anerkannter Überzeugung, zu einer Armee-Organisation zurückkehren sehen, die als nicht brauchbar sich gezeigt hat ...". - Diverse Beilagen: 1 eigh. Briefumschlag des Prinzregenten, an Milde adressiert. - 3 Konzepte (zus. 11 S. 8vo, 4to und folio) zu Abhandlungen über Bereiche der Militärreform, davon eines von Mildes Hand, die anderen von unbekannter Hand. - 3 Transkriptionen der Briefe des Prinzregenten von späterer Hand. - Eine von späterer Hand geschriebene Gesamt-Übersicht über alle Schriftstücke mit Zusammenfassung des jeweiligen Inhalts. - Sehr interessante kontroverse Korrespondenz zwischen dem künftigen König und Kaiser und einem bürgerlichen Abgeordneten und Großindustriellen über die Heeresreform, mit deren Hilfe Preußen in den beiden folgenden Kriegen zur eurpäischen Großmacht und zur führenden Macht in einem geeinten deutschen Reich aufstieg.

Lot 2652

-- BILDENDE KUNST-- Behrens, Peter, führender Architekt, Graphiker und Kunstgewerbler des Jugendstils (1868-1940). Brief m. U. "Prof. Behrens". 12/3 S. Doppelblatt. 4to. Düsseldorf 20.VIII.1906.An Carl Schultze in Düsseldorf, wegen der graphischen Gestaltung eines Ehrenbürgerbriefes der Stadt. "... teile ich Ihnen ergebenst mit, daß, wie ich hoffe, schon Donnerstag Morgen die innere Adresse Ihnen übergeben werden kann. Ich werde sie bis dahin ... soweit hergestellt haben, daß nur noch die Vergoldung einiger Buchstaben und Ornamente fehlt. Diese kann erst zum Schluß, nachdem die Blätter aufgeklebt sind, vorgenommen werden, da durch das Anfeuchten das Gold wieder matt wird. Um aber überhaupt das Gold gut polieren zu können, ist es nötig, daß das Pergament auf einen sehr harten Glanzkarton aufgespannt wird ...". - Mit Briefkopf "Professor Peter Behrens, Düsseldorf, Kunstgewerbeschule". - Oben etwas beschnitten; Blaustift-Vermerk des Empfängers; auf der Seite mit der Unterschrift ein Streifen verfärbt.

Lot 2656

Graff, Anton. - Lippert, Philipp Daniel, sächsischer Zeichner und Bildformer, tätig in der Meißener Porzellanmanufaktur, später Aufseher der Antikensammlung bei der Akademie der Künste in Dresden (1702-1785). Eigh. Brief m. U. "Lippert". 12/3 S. Doppelblatt mit Adresse und Siegelresten. 4to. (Dresden, ca. 1775). An den großen Porträtisten Anton Graff in Leipzig, mit der Adresse "bey dem Hoffkupferstecher H. Bause abzugeben". Redet Graff mit "Mein geliebter Freund" an. "... Erst danke für die Bemühung, da sie mir die Lichtpuzen kauffen wollen. Was den Herrn [Johann Friedrich] Bause betrifft so bitte demselben meine[n] freundschaftl. Gruß zu machen, und Ihm zu sagen: daß für die Eitelkeit mich in Kupfer zu sehen 100 Ducaten zu viel wären. die größe der Kupferplatte ist in der Höhe 9 Zoll und in der Breite 7 Zoll, das Portrait wäre mit dem Rahmen ohngefähr 6 Zoll, das übrige eine leichte Vorzeichnung. Nun ist das meine Sache nicht ein brafen Künstler zu taxiren, vielmehr wünschte ich im Stande zu seyn, die Kunst auch würdig bezahlen zu können, es soll also bis auf beßere Zeiten aufgeschoben werden. Der geh. Cammerrath Heinicke, gab dem St. Aubin für sein Portrait 20 Louis d'Or, dieses war noch billig. - Ihr Hr. Schwieger Vater [Johann Georg Sulzer] hat mir einen überaus freundschaftl. Brief geschrieben und mich mit einem Buche beschenket. Für beides muß diesem rechtschaffenen Mann sehr verbunden seyn, und die Fortdauer seiner Freundschaft wird mir alle Zeit schäzbar seyn. Er vermeldet mir von Herrn [Philipp Erasmus] Reich dem Buchhändler ein ebenso höflich Compliment ... ich hoffe nunmehr daß wir einander bey Ihrer Rückkunft öfters sehen würden. Indeßen ist mirs lieb, daß Sie Arbeit gefunden, woran ich auch in Zukunft nicht zweifeln will, denn was unsere übrigen Finanzen betrifft, so stehen sie auf ein schlechten Fuß, daß wir solche niemahls in richtige Rechnung bringen können, wir wolten uns denn selbst betrügen, dafür aber Gott unsern gesunden Verstand bewahren wolle ...". - Anton Graff schuf mindestens zwei Gemälde und zwei Zeichnungen mit Lipperts Porträt, und Lippert kam auch noch zu seinem Kupferstich, denn Christian Gottlieb Geyser fertigte einen solchen nach Graffs Brustbild Lipperts von 1767. - Gebräunt.

Lot 2815

-- Die Erde am Fin-de-Siècle - noch nicht am Fin-du-Monde-- Dames, Wilhelm Barnim. Geologischer Erdglobus. Gezeichnet von M. Pütz. Teilkolorierte lithographierte Karte in 12 Segmenten über Pappmachékern. Durchmesser 33 cm. Mit Messingachse an breitem Messingmeridian mit Skala aufgehängt und auf hübschem gedrechselten Fuß mit runder, profilierter Bodenplatte montiert. Höhe 48 cm. Berlin, Dietrich Reimer (Ernst Vohsen), o. J. (1898).Hübscher Erdglobus des Fin-de-Siècle aus dem Berliner Verlag von Dietrich Reimer, herausgegeben von dem Geographen, Geologen und Paläontologen Wilhelm Barnim Dames (1843-1898) in dessen Todesjahr. Die Erdteilgrenzen sind in sanftem Grün und Blau, die Bergreliefs meist in Rot wiedergegeben. - Karte wie meist stärker gebräunt, sprenkelfleckig, angestaubt und hier und da fleckig, einige gravierendere Fehlstellen und Ausbrüche sowie Leimungen (vor allem mit Darstellungsverlust im nordamerikanischen Kontinent) deuten auf ausführlichere Restaurationen hin. Insgesamt aber noch ein passabler Zustand.

Lot 2841

-- Himmelsgeometrie im 16. Jahrhundert: ein vollständiges, illustriertes und zeitgenössisch gebundenes Exemplar-- Leovitius, Cyprianus. Eclipsium omnium ab anno domini 1554. Usque in annum Domini 1606. ccurata descriptio & pictura. Ad meridianum Augustanum ita supputata, ut quibusuis alijs facilimè accommodari possit, una cum explicatione effectuum tam generalium quàm particularium pro cuiusque genesi. 2 Teile 1 in Band. 88 (le. w.); 36 nn Bl. Mit zahlreichen großen Textholzschnitten. 31,5 x 22 cm. Flexibler Pergament-Kopertband des 16. Jahrhunderts (gering wellig, minimale Randläsuren) mit hs. RTitel und hs. VDeckeltitel: "Continens des eclipses de soleil et de la lune". (Augsburg, Philipp Ulhart d.Ä., 1556). VD16 L 1261 (falsche Kollation: 78 Bl.). Adams L 519. Houzeau-Lancaster 12019. Poggendorf II, 1429. Zinner 2154 (ebenfalls falsch: 116 Bl.). - Sehr seltene erste Ausgabe des Hauptwerks zur Himmelgeometrie aus der Feder des Hofmathematikers und Astronomen des Pfalzgrafen Ottheinrich Cyprian Leowitz (lat. Cyprianus Leovitius; 1524-1574), der sein Werk dem großen Heidelberger Fürsten widmete. "Er entstammte einem edlen böhmischen Geschlechte und widmete sich den Wissenschaften. In das Licht der Geschichte tritt er erst 1552, in welchem Jahre er zu Augsburg 'Tabulae directionum et profectionum clarissimi viri ac praestantissimi Joannis Regiomontani' herausgab. In Augsburg scheint er damals seinen dauernden Aufenthalt gehabt zu haben, denn erstens sind daselbst seine späteren Schriften großentheils erschienen, und zweitens bezieht er sich bei seinen Vorausberechnungen stets auf den Augsburger Mittagskreis. Da er bemerkt hatte, daß sowol die alphonsinischen wie auch die purbach'schen Tafeln die Zeit bis über eine halbe Stunde fehlerhaft ergaben, so gab er 1557 zu Augsburg sein 'Ephemeridum novum atque insigne opus ab anno 1556 ad annum 1606Ä heraus, welches er dem Kurfürsten Ottheinrich von der Pfalz widmete. Obwohl er in einem Anhange zu diesem Werke die Oerter der Fixsterne (mit Rücksicht auf die Präcession) bis zum Jahre 3029 n. Chr. bestimmte, glaubte er doch den Untergang der Welt für das Jahr 1584 voraussagen zu sollen. Gleichfalls zu Augsburg veröffentlichte er (1554) eine Vorausberechnung sämmtlicher in die Jahre 1554-1606 fallenden Finsternisse, und zwar mit besonderer Rücksicht auf die Erklärung des ersten Buches Mosis. Seine astrologische Deutung des neuen Sternes von 1572 wird in Tycho Brahe's 'Progymnasmata' (I, S. 705) kritisirt und verworfen. Die Dedication des ermähnten Buches an den pfälzischen Kurfürsten hatte übrigens die Folge, daß derselbe den böhmischen Astronomen als Hofmathematikus in seine Dienste nahm und ihm die Stadt Lauingen (im pfalz-neuburg'schen Gebietstheile) zur Wohnung anwies. Allda schrieb er sein letztes Werk astrologischen Inhaltes: 'De conjunctionibus magnis insigniorum superiorum planetarum, solis defectionibus et cometis', Lauingae 1564" (ADB XVIII, 417f.). Etwa die Hälfte der Holzschnitte sind dekorative Darstellungen der beschriebenen Sonnenfinsternisse mit hübschen figürlichen Darstellungen von Sonne und Mond und Sternen etc., teils mit recht charakteristischen Gesichtern. Ferner finden sich Holzschnitt-Diagramme, und am Schluss mit eigenem Titel "Tabula quantitatis dierum recens a Cypriano Leovitio supputata" mit 3 ganzseitigen typographischen Tabellen. Darauf folgt der Druckvermerk: "Augustae Vindelicorum, Philippus Ulhardus in plata Templaria Divi Hudrichi, excudebat. Anno domini M.D.LVI. Mense Febrario". - Vorderes Innengelenk offen, mit altem Sammlerstempel, die ersten Blätter mit Randläsuren und kleinem Löchlein (ohne Textverlust), stellenweise minimal fleckig und nur ganz wenig gebräunt, zwei Seiten mit kleinen Sepia-Tintenflecken. Mit dem oft fehlenden weißen Blatt L8. Insgesamt sehr schönes, vollständiges und nahzu zeitgenössisch gebundenes Exemplar dieses überaus raren Druckes, der so selten ist, dass die meisten ihn anführenden Bibliographien (Adams, Zinner, ja selbst das VD16 sich der richtigen Kollation nicht einig sind).

Lot 2846

-- Die Weltordnung vor der zweiten Katastrophe des 20. Jahrhunderts-- Minelli, A. Globo terrestre del diametro di cent. 35. Farbiger Erdglobus Durchmesser 35 cm. Auf schräger Messingachse am Segmentbogen auf gedrechselten Hartholzständer mit breitem Fuß montiert. Höhe ca. 61 cm. Mailand, Antonio Vallardi, um 1930.Tischglobus mit politischen Karten der Zeit um 1930, das die Weltordnung vor dem zweiten Weltkrieg zeigt. Aus der wichtigen Verlagsanstalt des Antonio Vallardi, der seinen Hauptsitz in Mailand und Filialen in "Genova, Roma, Napoli, Trieste" betrieb. Typisch für diesen Verlag waren die recht individuellen Standtfüße der Globen aus hellen hölzernen Quadrat und Kreisplatten. - Hier und da mit Rissen, Kratzern, Klebungen, kleinen Fehlstellen und Gebrauchsspuren in den Kartensegmenten, teils stärker fleckig und angeschmuttz, die Drehmechanik voll funktionsfähig.

Lot 2864

-- Die Uhrzeit überall auf Reisen - zumindest solange die Sonne scheint-- Taschen-Sonnenuhr mit integriertem Kompass. 3 gestochene, teilkolorierte Blätter, montiert auf Holzkappgestell mit 2 Metallgelenken, Metallschließe, gelbem Faden, magnetischer Kompassnadel, zylindrischer Vertiefung und rundem Glasdeckel. 7,2 x 4,4 x 1 cm (zusammengeklappt) und ca. 7,2 x 4,4 x 7,6 cm (aufgeklappt). Deutschland um 1840.Hübsche Taschensonnenuhr mit Taschenkompass für den Reisenden in Deutschland und Europa. Auf dem Deckel oben ist die gestochene Tabelle der Breitengrad montiert mit den Namen der wichtigsten Städte zur Orientierung: "Amsterdam, Augsburg, Ancona, Barcellona, Basel, Berlin, Bremen, Bordeaux, Bender (in Transnistrien der Republik Moldau), Bologna, Cöln, Copenhagen, Crakau, Carlstadt, Calais, Danzig, Dresden, Dublin, Erfurth, Frankfurth a. O., Frankfurth a. M., Florenz, Hamburg, Hanover, Königsberg, Lissabon, Leipzig, London, Marseille, Madrid, München, Nürnberg, Ofen, Prag, Paris, Riga, Strasburg, Turin, Ulm, Versailles, Venedig, Wien, Warasdin (die Stadt Varaždin im Norden Kroatiens)".Wenn man die Uhr aufklappt, wird sie durch einen gelben Seidenfaden gehalten, der den Sonnenmeridian angibt und den Schatten auf die Uhrskala in der oberen Klappe wirft, an dem man die Zeit ablesen kann. Zuvor hat man den Kompass mit Hilfe der Liste der Breitengrade (z. B. "Berlin 52") ausgerichtet. Die beiden Kupferstiche innen sind mit hübschen Girlanden geziert, die grün koloriert wurden. - Teilweise leicht abgerieben, die Tabelle etwas fleckig und gebräunt, auch die beiden anderen Kupfer mit winzigen Löchlein, die Kompassnadel steht, da die Kompassrose leicht wellig wurde, sonst ein wohlerhaltenes und ein interessantes Zeugnis für die damals schon weitausgreifende Reisetätigkeit der Deutschen, die von Bordeux bis Königsberg und von Barcelona bis Ofen reichte.

Lot 3014

Avalun. Ein Jahrbuch neuer deutscher lyrischer Wortkunst hrsg. von R. Scheid im Jahre 1901. Erschienen in neun Einzelheften. 80 nn. Bl. Mit 11 ganzs. und mehrfarbigen Original-Holzschnitten von Georg Braumüller und Ernst Neumann sowie 2 Textillustrationen in Lithographie von Hans Heise. 31,5 x 20 cm. OLeinenband. München, Avalun, 1901.Ritzer T 10. Mises 223. Söhn, HdO, 403. - Eines von 300 nummerierten Exemplaren. Der einzige Jahrgang, hier im Originaleinband, der die 9 Einzelhefte zusammenfasst. Enthält von Rilke die 6 Gedichte "Von den Fontänen", "Karl der Zwölfte von Schweden reitet in der Ukraine", "Fragmente aus verlorenen Tagen", "Am Rande der Nacht", "Der Wahnsinn" und "Der Tod ist groß ...", ferner längere biographische Notate über Rilke: "Seit 1898 lebt er in Schmargendorf bei Berlin und unternimmt von da aus jährlich Reisen nach Rußland". Außerdem mit Textbeiträgen von E. A. von Bodmann, H. Esswein, Franz Hessel, Heinrich Lautensack, R. Piper, R. Schaukal, Oscar A. H. Schmitz, W. von Scholz, M. Sussmann und E. R. Weiss. - Sehr schönes, frisches Exemplar.

Lot 3183

Hrdlicka, Alfred. - Neruda, Pablo. Estravagario. 105 S. Mit radierter und signierter TVignette sowie 4 separaten signierten Original-Radierungen von Alfred Hrdlicka. 40,5 x 30,5 cm. Weißer OLeinenband und schwarze OLeinen-Mappe in schwarzem OLeinen-Schuber. Hamburg, Hoffmann & Campe, 1971.Propyläen 335 c und 340-343. - Eines von 190 nummerierten Exemplaren (Gesamtauflage: 250), hier Nr. 116. Nach dem Druck wurden die Platten der Radierungen vernichtet. - Monumentale und kongenial von Alfred Hrdlicka (1928-2009) illustrierte Ausgabe der Lyrik Pablo Nerudas (1904-1973). Der Dichter und Schriftsteller schlägt in der Gedicht-Sammlung "Estravagario" Klänge des Wechselhaften, der Vielfalt, des Variationsreichtums und des Widerspruchs an: "Zum Widerspruch gegen 'die anderen' kommt hier nun jedoch als ein Novum der Widerspruch gegen sich selbst … Neruda hat seine 'Estravagario'-Gedichte einmal selbst 'cosas humoristicas' genannt. Das dürfte ein 'understatement' gewesen sein. Aber der Hinweis auf den Schalk, der da immer wieder zwischen den Zeilen hervorlugt, ist sicher angebracht … So etwas wie 'leichte Muse' ist 'Estravagario' jedoch auch wieder nicht. [Sondern] es spricht eine Erfahrung aus ihnen, an der kein Dichter heute mehr vorbeigehen kann […] zum Engagement zwingt uns unser Gewissen, ohne Bindung kommt heute keiner mehr aus - aber wie können wir verhindern, daß diese Bindung zur [politischen] Fesselung wird, und wie vereinen wir die beiden kontradiktorischen Forderungen, die unsere Zeit an uns stellt, das Engagement und die Freiheit?" (Nachwort von Jürgen von Stackelberg). Eine Problematik, die Alfred Hrdlicka in seinem ganzen Schaffen immer wieder thematisiert hat und die bei ihm in der Maxime mündete, "daß Kunst sich mit der Natur, der Umwelt und der gesellschaftlichen Wirklichkeit auseinander zu setzen hat und das eigene Leben in sie einfließen muß" (Interview mit Urs Jenny, 1984). In seinen vier großformatigen Radierungen (395 x 295 mm) und der radierten Titelvignette (65 x 65) für "Estravagario" visualisiert Hrdlicka Nerudas kontradiktorische, skurril-humoristische Lyrik: Er zeigt unter anderem einen Kauernden, der wie ein Hund vom Boden frisst, während ihm seine Mitmenschen den Rücken zuwenden, ein laufendes Skelett, und einen sitzenden, sehr üppigen und gleichsam erdverbundenen weiblichen Akt. Dieser dürfte ein Porträt Mathilde Urrutía, der Partnerin Pablo Nerudas, sein, die der Dichter auch in den "Estravagario" verewigt hat: "Bei aller physischen Präsenz ist sie zugleich eine Figur, die symbolisch den heimatlichen Süden, die 'Wurzeln' des Dichters in den regenreichen Wäldern der Provinz Cautín repräsentiert" (Nachwort). - Tadellos erhalten, die Radierungen in schönen, zeichnenden Abdrucken.

Lot 3244

Klinger, Max. - Apuleius, (Lucius). Amor und Psyche. Aus dem Lateinischen von Reinhold Jachmann. LXVIII S. Mit 15 ganzseitigen Orig.-Radierungen sowie 31 radierten Vignetten und Holzschnitt-Bordüren von Max Klinger. 35,5 x 26 cm. Kalbsleder d. Z. (etwas fleckig und berieben) mit goldgeprägtem Rücken- und Deckeltitel und Goldschnitt. München, Theo Stroefer, (1880).Singer 64-109. Hofstätter 153. Schauer I, 15 u. Abb. II, 3. - Einzige Buchausgabe des berühmten Illustrationswerkes, das den Beginn einer neuen Buchkultur markierte: "Die entzückenden Illustrationen zu Amor und Psyche sind das einzige radierte Werk Klingers, das die Schrift eines Dichters recht eigentlich illustriert" (Singer). Singer zufolge erschien das Johannes Brahms gewidmete Werk 1880 nur in kleiner Auflage, da wegen seiner mangelnden Beachtung nur bei Bedarf Abzüge hergestellt wurden. "Klinger schuf in jungen Jahren mit Opus V ein Werk, mit dem er sich seiner Zeit die höchste Stufe der Illustrationskunst eroberte" (Winkler S. 83). - Sauber und woherhalten.

Lot 3289

Mereschkowsky, Constantin von. Das irdische Paradies. Ein Märchen aus dem 27. Jahrhundert. Eine Utopie. Aus dem Russischen von Helene Mordaunt. 2 Bl., 486 S. 17,5 x 12 cm. OHalbleinen (etwas bestoßen). Berlin, Fr. Gottheiner, 1903.Seltene erste deutsche Ausgabe. Mereschkowsky wurde 1855 in St. Petersburg geboren, studierte zunächst Jura und dann Biologie, nahm bereits als Student an mehreren Forschungsexkursionen teil und ging 1880 mit einem Stipendium für mehrere Jahre ins Ausland, um seine Studien, u. a. bei Virchow in Berlin, fortzusetzen. 1882 kehrte er nach Petersburg zurück, hielt Vorlesungen im Fach Zoologie an der Universität und beteiligte sich an der Gründung einer anthropologischen Gesellschaft. 1886 zog Mereschkowsky auf die Krim, wo er sich mit Wein- und Gartenbau beschäftigte und meeresbiologische Forschungen betrieb. Ende der 1890er Jahre ging er in die USA, um in seinem Fachgebiet u. a. in Berkeley zu arbeiten. 1902 kehrte er in seine Heimat zurück, lehrte Zoologie und Botanik bis 1914, als er wegen eines Missbrauchsskandals das Land verließ, um der juristischen Verfolgung zu entgehen. Nach einem Aufenthalt in Nizza, lebte er seit 1918 in Genf. 1921 beging er hier Selbstmord, in seinem Abschiedsbrief schrieb er: "Zu alt zum Arbeiten, zu arm zum Leben." Sein "Märchen aus dem 27. Jahrhundert" erschien 1903 in Berlin in Deutsch und Russisch, um der russischen Zensur auszuweichen. Weniger in politischer Hinsicht war eine Inkriminierung zu befürchten, als vielmehr angesichts der scharfen Kritik an der christlichen Religion, die Mereschkowsky in seinem Roman äußerte. Das Buch besteht aus einem erzählenden Teil und einem Anhang mit zehn Essays und einem Auszug aus Dostojewskijs "Die Brüder Karamasow". "Das irdische Paradies" ist eine Zeitutopie - in Wahrheit jedoch eine Dystopie, da die geschilderten Zustände alles andere als märchenhaft sind. Die Handlung kreist um eine Menschengesellschaft in der Südsee - der Rest des Planeten ist unbewohnbar -, die in drei Kasten unterteilt ist: Beschützer, Freunde und Sklaven. Die Gesamtbevölkerung ist auf zwei Millionen Bewohner begrenzt. Es herrscht ein striktes, zehn Geboten folgendes Regime, das - hedonistisch orientiert -, strenge Unterordnung gebietet und ein einfaches, jeglichem Fortschritt abschwörendes Dasein predigt. Die Reproduktion gehorcht der Zuchtwahl, die neue Menschheit stammt von einem Mann und sechshundert Frauen ab, von einem "Jüngling von unbeschreiblicher Schönheit und Anmut, (der) auch an Charakter und Gemüt alle Übrigen übertraf". Die Leiden des Alters sind tabu, denn eine Droge bereitet den glücklichen Geschöpfen dieser Gesellschaft ein schmerzfreies Ende im Verborgenen, sobald das Alter von Mitte dreißig überschritten ist. Mereschkowskys Roman exemplifiziert detailliert Ideen, die ganz die seinerzeit aufkommenden sozialdarwinistischen, fortschritts- und zivilisationskritischen, eugenischen und "rassenhygienischen" Ansätzen folgen. Er tut dies als Naturwissenschaftler, der in der Entfaltung seiner Utopie einen originären Standpunkt vertritt: "Die mehr als eigenwillige Kombination aus Zivilisations- und Fortschrittskritik, Sehnsucht nach einem unschuldigen Paradieszustand und einem Leben im Einklang mit der Natur, dem Paternalismus à la Dostojewskijs Großinquisitor sowie Eugenik und Züchtungsphantasien macht Mereschkowskijjs Utopie wohl nicht nur im russischen Utopiediskurs ziemliuch einzigartig" (Th. Möbius: Forschrittskritk und Menschenpark. Konstantin S. Mereschkowskijs Utopie "Das irdische Paradies", in: A. Amberger, Th. Möbius [Hrsg.]: Auf Utopias Spuren. Wiesbaden 2017, S. 293-302, hier S. 296). Der Wunsch des Autors, mit seinem Buch eine markante Position im Strom der zeitgenössischen Diskussion einzunehmen, wird dadurch deutlich, dass er seinen Roman mit einem umfangreichen Essay-Anhang versah. Darin äußert er sich über den Fortschritt ("Der Fortschritt ist sinnlos", so der Titel des zweiten Essays), über Materie und Geist, die Arbeit und über die Idee des Christentums. - Teils gebräunt; insgesamt gutes und sauberes Exemplar.

Lot 3317

Penck, A. R. (d. i. R. Winkler). Das blaue Huhn. Gedichte und Siebdrucke. 6 Bl. Mit Text und Illustrationen, durchgehend in Orig.-Farbserigraphie. 59,5 x 42,5 cm. Illustrierter OKarton (minimal berieben), als Leporello gebunden. Amsterdam, Edition Galerie Aschenbach, 1990.Eines von 30 römisch nummerierten Exemplaren (Gesamtauflage: 100). Druckvermerk von Penck signiert. Farbenprächtiges, charmantes Künstlerbuch. "Ist erst einmal die Einheit da / Schrein viele Leute laut Hurra / Mein lieber Gott das sag ich dir / Der Mensch ist ein Gewohnheitstier" (aus "Jetzt"). - Sauber und wohlerhalten.

Lot 333

Jüdische Bücherei. Drei Bände der Reihe in der Vorzugsausgabe auf Bütten. 22 x 18 cm. OLeinen (teils minimal angestaubt). (Berlin), Verlag für Jüdische Kunst und Kultur Fritz Gurlitt, (1920).Enthält: Bd. I. Leon da Modena. Eldad und Madad oder Der bekehrte Spieler. Übersetzt von Bath-Hillel. - Bd. III. Hans Holbein d. J. Bilder zum Alten Testament. - Band 23. Die Zerstörung Jerusalems aus dem Buche Zeena U'Reena. Deutsch von Alexanders Eliasberg. - Sehr gut erhaltene Exemplare.

Lot 3380

Stomps, V. O. - Die Rabenpresse. Konvolut von 30 Werken, meist in erster Ausgabe. 8vo. Originaleinbände, teils mit OSchutzumschlag. Berlin 1931-1941.Vgl. Spindler 1 (Stomps). - Enthält: Demedts. Abrechnung. 1941. - Demedts. Das Leben treibt. 1941. - Flügel. Verzauberte Welt. (1937). - Gebser. Gedichte eines Jahres. 1936. - Grande. Umwege des Herzens. 1938. - Hancke. Zwielicht. 1938. - Heimreich. Ufer der Frühzeit. (1937). - Heise. Briefe an Rainer Maria Rilke. 1934. - Heise. Briefe an Rainer Maria Rilke. 1935. - Kerst. Bann. 1937. - Kerst. Tumult des Herzens. 1941. - Klein. Die Sendung Stefan Georges. 1935 (zweifach). - Kohlschmidt. Unwetter über Schwante. 1938. - Kohlschmidt. Unwetter über Schwante. 1938. - Konrad Kob. 1931. - Lawrence. Briefe an Frauen und Freunde. (1938). - Lawrence. Nur der Wind … 1936. - Maass. Borbe. 1934. - Marquier. Das Dorf und der Knabe. 1936. - Mommsen. Gaius Julius Caesar. 1941. - Oschilewski. Sturz in die Äcker. 1931. - Otto. Der reitende Knabe. 1939. - Schrader. Karawane der Stunden. 1947. - Spiegel. Seltsame Tage um den Llaima. 1936. - von Bernus. Mythos der Menschheit. 1938. - von Thümmel. Caverac. 1935. - Waas. Johannes und Michael. 1938. - Waas. Sinnbild der Landschaft. (1937). - Querschnitt durch die Produktion der Rabenpresse in der von Schwierigkeiten - sowohl politischer wie ökonomischer Natur - gekennzeichneten Phase des Verlages. "Im Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus hatte der Verlag in der Berliner Literaturszene eine besondere Bedeutung, da er anfangs noch einen begrenzten Freiraum bieten konnte. Stomps passte sich nicht dem Geschmack der Machthaber an und kümmerte sich auch nicht darum, ob die Werke seiner Autoren bereits den Bücherverbrennungen anheimgefallen waren. Seit 1931 veranstaltete die Rabenpresse regelmäßig Leseabende mit Autoren wie Horst Lange, dessen Roman Ulanenpatrouille später durch die Nationalsozialisten verboten werden sollte, Hermann Kasack, Oskar Loerke, Paul Zech, Werner Bergengruen, Herbert Fritsche, George A. Goldschlag, A. N. Stenzel, Max Herrmann-Neiße und vielen anderen. Diese Veranstaltungen waren den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge und ein Grund für den zunehmenden Druck, den diese auf die Rabenpresse ausübten. 1933 erschien die Erzählung Die Gepeinigten und 1935 ein weiterer Text von Horst Lange, 1934 der Gedichtband Preußische Wappen der Jüdin Gertrud Kolmar, die 1943 von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Die finanzielle Situation der Rabenpresse war stets prekär, selbst nach der sehr erfolgreichen Veröffentlichung im Jahre 1934 der Briefe an R. M. Rilke von Lisa Heise, deren Erstauflage von eintausend Exemplaren bereits weit über den für die Rabenpresse normalen drei- bis fünfhundert lag. Im Mai 1937 musste Stomps auf Druck der Nationalsozialisten und aus finanziellen Gründen den Verlag verkaufen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren in der Rabenpresse 112 Bücher erschienen. Der Verlag wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges von Ernst Winkler weitergeführt. Diese Bücher haben dann nicht mehr das eckige Rabenpressensignet, sondern ein kursives R in einem Kreis. Victor Otto Stomps stellte bis 1943 noch Privatdrucke her, wie zum Beispiel zwei kleine Veröffentlichungen von Oskar Loerke 1938 und 1939." (aus dem zuverlässigen Eintrag "Rabenpresse" in der Wikipedia). - Wohlerhaltene Exemplare.

Lot 3420

Wols. - Sartre, J.-P. Visages précédé de portraits officiels. 41 S., 2 Bl. Mit 4 Orig.-Kaltnadelradierungen von Wols (d. i. Wolfgang Schulze). 19 x 12 cm. OBroschur. Paris, Seghers, 1948. Grohmann 46-49. Monod 10172. - Erste Ausgabe. Nicht nummeriertes Exemplar, wohl außerhalb der Auflage in einen nicht bedruckten Umschlag gebunden. Angeblich wurden 900 nummerierte Exemplare (Gesamtaufl. 916) auf "Papier Crèvecoeur du Marais" ausgegeben. Unser Exemplar entspricht diesem. Vermutlich war die tatsächliche Auflagenhöhe bedeutend geringer und lag wohl eher bei 300 Exemplaren. Druck in Schwarz und Bister. Die Auflagenhöhe von mehreren hundert Exemplaren dürfte fiktiv sein, da die Abnutzung der radierten Platten evident wäre. - Tadellos.

Lot 345

Karikaturen. Sammlung von ca. 200 deutschen, französischen, englischen Karikatur-Einzelblattern in Originalgrafiken, oft handkoloriert. Zwischen ca. 30 x 20 und 40 x 50 cm. Frankreich, Deutschland, England 1780-1880.Umgfangreiche "Bildersammlung" der geistreichsten Karikaturen verschiedener deutscher, französischer Künstler, meist in Original-Lithographie, teils aber auch als Aquatinta, in Schabkunst, Holzschnitt oder Holzstich, einige davon koloriert. Aus den Zeitschriften "La Caricature", aus der Folge "Fleurs Fruits & Légumes du Jours par Alfred le Petit", aus englischen und deutschen Karikaturzeitschriften und Magazinen der Zeit. Mit berühmten Blättern wie "Tagesordnung vor der Paulskirche während den Waffenstillstandsverhandlungen", "The Monkey System of 'Every one for himself ant the expense of his neighbor!", "Jason aided by Medea, caries off the Golden-Fleece", "Der Reichs-Kanarienvogel - Singt wenig, spricht viel, und lebt von Diäten" (die vielfach abgebildete, gesuchte Karikatur auf den Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung Gustav Adolph Rösler; 1818-1855) hier in hübschem Kolorit (abgebildet bei Wikipedia), dabei auch das geradezu ikonische Blatt der "European Powers" von Thomas Rowlandson (1757-1827) "An Imperial Stride" und unendlich viel mehr - ein Kaleidoskop durch die Geschichte, Politk und die Sitten vom Ende des 18. bis Ende des 19. Jahrhunderts. - Teils Einzeldrucke, teils leicht spätere (wiewohl handkolorierte, lithographierte) Wiederabdrucke, meist aber Originale in Erstdrucken, aus den entsprechenden Zeitschriften, hier und da verso mit typographischem Text, teils mit Knickspuren oder etwas knapp beschnitten, selten mit Rissen, hier und da etwas gebräunt und fleckig, insgesamt aber zuallermeist frisch und sauber, in leuchtenden Farben koloriert.

Lot 3518

Flierl, Friedrich und Ulrich von Uechtritz. Berlin. Eine entwiclungsgeschichtliche Darstellung. Herausgegeben und überreicht aus Anlaß des 25. Welt-Reklamekongresses Berlin 1929 von Otto Elsner, Graphische Anstalt. 32 S. Mit meist farbigen, teils doppelseitigen Illustrationen von (Otto) Arpke. 29,5 x 28,5 cm. Illustr. OBroschur; Blockbuch mit Kordelbindung. Berlin, Elsner-Druck, 1929.Berlin-Bibl. S. 86. - Seltene Werbeschrift mit anspruchsvollen Illustrationen von Arpke im Stil der Neuen Sachlichkeit. Der Maler und Illustrator Otto Arpke (1886-1943) gehörte in den zwanziger Jahren zu den bekanntesten Gebrauchsgrafikern. Von ihm stammt der Plakatentwurf zum Film "Das Cabinett des Dr. Caligari" (1920) und der Prospekt zur Olympiade in Berlin, auch gestaltete er Titelblätter für die Modezeitschrift "die neue linie". Das vorliegende Heft war laut Titelblatt zugleich eine "Leistungsprobe der Firma Otto Elsner in ihren hauptsächlichsten Druckverfahren: Buchdruck, Kupfertiefdruck, Offsetduck", eine Firma, die einst ein imposantes Druck- und Verlagsgebäude in der Kreuzberger Oranienstraße besaß. Der Text verstörmt ungehinderten Fortschrittsoptimismus, so heißt es etwa zum Schluss über die regsame, nie ruhende Weltstadt Berlin: "Immer sind da Hirne und Hände in Tätigkeit, um die Masse Mensch anzuregen, zu erfreuen, zu erschüttern, zu begeistern. .. Immer feinmaschiger wird das Netz der alles umflechtenden Organisation des Lebens und der Arbeit. ... (Berlin) - Weltstadt der Arbeit in der Menschheit Dienst!" - Lose beiliegend mit einem gedruckten Begelitschreiben von Otto Elsner an die Besucher des Reklamekongresses. - Leichte Gebrauchsspuren, insgesamt jedoch wohlerhalten.

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