Wagner, Siegfried, Sohn Richard Wagners, Komponist und Leiter der Bayreuther Festspiele (1869-1930). 2 eigh. Briefe und 3 (2 eigh.) Postkarten m. U. "Siegfried Wagner" bzw. "S. W.". Die Briefe und 1 Postkarte in engl. Sprache. Zus. 8 S. (Bleistift und Tinte). Verschied. Formate. 1912-1929.Die Briefe und 1 Postkarte an den Konzertveranstalter A. F. Wilshire in Bristol, über ein geplantes Konzert: "... Please excuse for writing with the pencil. I had a motor accident and cannot use my right hand. So I have to write with the left. Rather desagreable ... If I understand you right, you thought I was to conduct, is a complete Choral-Concert with fragments of the operas of my father. Is that so? I, in fact, only conduct symphonic Concerts how you can see by a few programs which I send inclosed. To tell you the truth: I don't like to conduct such pieces toren out of the whole and arranged at that purpose, not in the original form. Please let me know some details. Concerning the financial please make me your propositions. With best regards, also from my dear Winifred [Bayreuth 27.VI.1929] ... The rehearsals are going on very well! The first cycle begins the 16. My wife only comes for the second, and then we want to go on to Athens! - My editor Max Brockhaus is furious against Lockier, that he does not send him the money for the music! In Germany one is used to be very punctual in such matters [Ferrovia 30.VIII.1929] ... The following program, I think, will please you and the audience: (My part) 1.) a Ouverture Bruder Lustig b) Vorspiel Schwarzschwanenreich (Editor: Max Brockhaus, Leipzig, Querstrasse) 2) Meistersinger Vorspiel u. Choral 3) Siegfried Idyll 4) Tannhäuser Ouverture. - When is the rehearsal? ... [o. O. 21.XI.1929]. - Der Text auf einer Porträtfoto-Postkarte (Bayreuth, wohl 1912), an die Ehefrau des Dirigenten Karl Muck in Berlin gerichtet, ist diktiert, so dass nur die Unterschrift "S W" von Siegfried Wagner stammt: "Die Großtat Ihrer 8 Seiten so zu verkennen, ist allerdings empörend. Ich bitte gehorsamst um Verzeihung ... Morgen gehts auf Reisen. Am 25. bin ich in Berlin und wage mich ins Adlon ...". - Beiliegend ein eigenhändig adressierter großer Umschlag, der von Bayreuth nach Bristol geschickte wurde. - Ferner beiliegend 2 schöne Porträt-Photos (Brustbilder, Kabinett-Format 16,5 x 10,5 cm). Das erste stammt vom Wiener Hof-Photographen J. Löwy und ist von Siegfried Wagner auf der Bildseite signiert; das zweite, nicht signiert, zeigt den Künstler en face, mit verschränkten Armen. Es stammt vom Berliner Hof-Photographen W. Höffert.
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Jünger, Ernst. Myrdun. Briefe aus Norwegen. 77 S., 1 Bl. Mit illustr. Titel und zahlr. Abb. nach Zeichnungen von Alfred Kubin. 26,5 x 19 cm. OBroschur (etwas gebräunt). Zürich, Die Arche, (1948).Argonauten-Druck der Arche, hrsg. v. Peter Schifferli und Walter Schurter. Raabe 672. Marks A 209. Des Coudres-M. B 14b. - Nummeriertes Exemplar einer kleinen Auflage. Titel mit eigenhändiger Widmung von Ernst Jünger (datiert: "W. [Wilflingen] 14.IV.1988"). - Wohlerhalten.
-- Der SS-Freund in Jugoslawien-- - Oertel, Herbert, Buchhändler, Schriftsteller, SS-Angehöriger, Chef der Landesjugendführung der Hitlerjugend in Kroatien, dort mit Tilla Durieux befreundet, in ihren Memoiren als "H. O." sehr positiv erwähnt (1905 - nach 1944). 9 eigh. Briefe m. U. "Herbert Oertel" oder "Herbert Oe" sowie 6 signierte Gedichtmanuskripte. Zus. 251/2 S. Gr. 4to und kl. 4to. O. O. (Zagreb und weitere Umgebung) 15.XII.1944 - 19.I.1945.Berührende Briefe an die heimlich Partisanen unterstützende Tilla Durieux in Zagreb, die sich jedoch des geistig interessierten, sensiblen, Lyrik liebenden "jungen" Deutschen angenommen hatte, so dass der SS-Führer eine sehr enge, herzliche Beziehung zu der emigrierten Schauspielerin entwickelte, sich gleichsam als ihr Sohn fühlte, jede Trennung von ihr als schmerzlich empfand und ihr schließlich, den baldigen Untergang ahnend, die Verwaltung seines Nachlasses anvertraute. "... Sie selbst sind das beste Beispiel dafür, wie man es lernen muß, sich zu fügen. Und als Ihr 'Sohn', nicht wahr, werde ich es auch können [15.XII.1944] ... Wenn Sie doch hier wären, so notwendig würde ich Sie brauchen! Nicht nur des vielen Nähzeugs wegen, nein, überhaupt! ... Wenn ich der Ruhe bei Ihnen gedenke! Und hier? Ich wohne mit noch 17 Kameraden in einer Stube, die halb so groß ist wie mein alter Salon. Die Betten stehen in 3 Stockwerken übereinander ... es reden etwa 10 Leute über die verschiedensten Dinge durcheinander. Ich möchte James Joyce sein, um das alles aufschreiben zu können ..." [19.XII.1944]. Am Weihnachtsabend 1944 zitiert er Gedichte von Rudolf Alexander Schröder und bekennt: "Ich warte mit großer Sehnsucht auf eine Nachricht von Ihnen ... Es ist meine einzigste Sorge, daß unsere Verbindung auf unbestimmte Zeit abreissen könnte ... Wir sind jeden Tag draußen im Gelände ... wenn es nur nicht so kalt wäre, denn wir gehen ohne Mäntel [24.XII.1944] ... ich habe Sie ja so lieb gewonnen, wie Sie es kaum glauben werden. Seien Sie sicher, und nehmen Sie es nicht als Höflichkeit: ich habe doch viele Menschen in den letzten Jahren kennen gelernt, es ist mir kaum einer so lieb geworden, wie Sie ... In den 2 Jahren, in denen ich Sie kenne, haben Sie mir unendlich viel gegeben, Sie sind meine Lehrmeisterin geworden, ohne es zu wissen ... Zum Schluß noch ein Spruch aus Rilkes Requiem für einen Freund [26.XII.1944] ... Ihnen selbst möchte ich, da ich sonst nichts zu vergeben habe, sagen, wenngleich es für die Zukunft ist, daß Ihnen allein mein 'Lebensbuch' gewidmet sein soll, jenes Buch, an dem ich gegenwärtig arbeite, und das ein Stück meines Lebens spiegeln soll ... Wir haben einen achtstündigen Marsch hinter uns [1.I.1945] ... Bitte nehmen Sie doch mein Rundfunkgerät und den Plattenspieler aus meinem Zimmer und stellen Sie Beides (zur Verwendung) zu sich. Ich wünsche unter gar keinen Umständen, daß diese Dinge von jemandem Fremden (der sein Teil zu meiner gegenwärtigen Lage beigetragen hat) benutzt werden [9.I.1945] ... Etwas ausdrücklich für Sie: Sollte mir irgendetwas zustoßen, so behalten Sie bitte meinen Rundfunkapparat, den Plattenspieler und die Platten, sowie die Uhr und meine Bücher als Andenken an mich. Ich wüßte sie in keinen besseren Händen ..." [19.I.1945]. - Fünf der jeweils am Schluß signierten Gedichtmanuskripte tragen den Reihentitel "Fünf Gesänge"; das sechste heißt "Einem Toten". - 2 Briefe durch Tesafilm-Benutzung stark beschädigt.
Kroll, Joseph, Begründer und Erbauer des prachtvollen Berliner Vergnügungs-Etablissements am Spreebogen vor dem Brandenburger Tor, das ab 1850 als "Kroll's Etablissement" durch ein erfolgreiches, bis 1944 genutztes Theater ergänzt wurde (1797-1848). 2 eigh. Briefe m. U. "Jos: Kroll". Zus. 31/4 S. Doppelbl. Gr. 4to und 4to. Berlin 4. und 9.VII.1844.An die "Gesellschaft der Wasserfreunde" (d. h. der medizin. Wasserkur) in Berlin, die in dem erst im Februar eröffneten prächtigen Etablissement Krolls ein großes Festessen veranstalten wollen, und zwar als geschlossene Gesellschaft an einem Sonntag. Dagegen hat Kroll Einwände: sein Einnahmeverlust am Sonntag wäre zu groß; er empfiehlt, das Fest auf den Montag zu verlegen. Er erlaube sich "die ergebenste Bemerkung, daß es mir sehr wünschenswerth wäre wenn der Verein das Diner vom Sonntag auf Montag verlegen könnte da erstgenannter Tag in Bezug auf die Entreeeinnahme für mich zu wichtig ist und ich von dem Verein keine Entschädigung für den Verlust dieser Einnahme fordern kann". Die gewünschten 200 Eintrittskarten habe er jedenfalls schon an die entsprechende Stelle gesandt. - Aber sowohl der Verein als auch Kroll beharrt jeweils auf dem gewünschten Termin. Am 9. Juli nennt Kroll noch einmal seine Ablehnungsgründe: "... a. Muß ich bei eintretendem schlechten Wetter bei einem Sonntagskonzert im Sommergarten Räumlichkeiten reserviren wohin ich nöthigenfalls meine Gäste verweisen kann um sie nicht der Witterung Preis zu geben und wünschenswerth dürfte dies den Mitgliedern des Vereins keinesfalls sein, wenn ich ... sie inkommodiren müßte. - b. trägt meine Sonntagseinnahme in das Winterlokal so viel ein, daß es mir die verehrliche Gesellschaft wohl ersetzen, diesen Ersatz zu verlangen aber eine Unbilligkeit wäre, selbst in dem Falle, wenn er mir ersetzt werden sollte, woran wohl zu zweifeln ist ...". Doch in einem Postskriptum fügt er ein entscheidendes Angebot an: "läßt sich der Verein den Besuch des Publikums gestatten, so soll mir die Gesellschaft von Hertzen willkommen sein." - Beiliegend zwei im Auftrag Krolls geschriebene Briefe in derselben Angelegenheit, wo es am 26. Juli heißt: "... ersuche ergebenst mir die Anzahl der Personen welche an dem zum Sontag bestellten Fest-Diner der Gesellschaft der Wasserfreunde Theil nehmen, bald gefälligst mitteilen zu wollen, damit die Küchen Einrichtung darnach getroffen werden kann ...". - Ein sehr seltener kleiner Einblick in die Anfänge der berühmten, in mehreren Büchern verewigten Berliner Vergnügungsstätte. - Ferner beiliegend ein Blatt aus der Vossischen Zeitung vom 16. Mai 1857 mit einem ausführlichen Bericht zum 20jährigen Bestehen der Gesellschaft der Wasserfreunde. - Die beiden eigenhändigen Briefe von Kroll sind zusammengeheftet. - Von dem weit über Berlins Grenzen hinaus bekannten Gründer des legendären Etablissements ist im Jahrbuch der Auktionspreise, d. h. seit 70 Jahren, kein einziges Autograph nachgewiesen.
- Pogwisch, Ottilie von, Goethes spätere Schwiegertochter (1796-1872). Eigh. Albumblatt m. U. "Ihre neue Landsmännin Ottilie von Pogwisch". 1 S. Quer-8vo. Weimar 26.IV.1815.Die 19jährige Freiin von Pogwisch, die zusammen mit ihrer Schwester erst 1809 ihrer Mutter an den Weimarer Hof gefolgt war, rühmt hier die Vernunft gegenüber dem Gefühl, indem sie Jean Paul zitiert: "Gefühle, sind Sterne, die blos bei hellem Himmel leiten, aber die Vernunft ist eine Magnetnadel, die das Schiff noch ferner führt, wenn jene auch verborgen sind und nicht mehr leuchten". - Zwei Jahre später vermählte sie sich mit August von Goethe. "Graziös präsidierte sie die Goethesche Geselligkeit, war endlich neben dem Hausherrn das anmutig-weibliche, das 'damenhafte' Element, das bisher dem Haus am Frauenplan gefehlt hatte. Goethe ... genoß die Gesellschaft dieses Töchterchens. Sie wußte ihm, ein begabtes Echo, witzig geistreich zu antworten; sie reagierte lebhaft-gescheit und sanft schmeichelnd auf seine galanten Billets, seine verständnisvoll, ihr liebevoll zugewandten Briefe ... Doch bei aller Freude an Ottiliens geselligen Vorzügen erkannte Goethe von Jahr zu Jahr deutlicher, daß sie der Gefahr erlag, jeden Maßstab zu verlieren, sah, daß ihr bei allem Charme Takt und Geschmack abhanden kamen" (E. Biedrzynski, Goethes Weimar). - So früh sehr selten. - Etwas geknittert.
Hülsen, Botho von, langjähriger Generalintendant der Kgl. Schaupiele in Berlin (1815-1886). Brief m. U. "Hülsen". Doppelblatt mit Adresse sowie mit dem königl. Wappen im Briefkopf. Gr. 4to. Berlin 27.X.1858.An den Schauspieler Ludwig von Ernest vom Stadttheater Breslau, der ihn über die Arbeit der von Louis Schneider gegründeten "Perseverantia", einer allgemeinen Pensionskasse für Bühnenangehörige, unterrichtet hatte. Hülsen bekundet Verständnis: "... Wie die schwierige Arbeit, in die Theaterverhältnisse immer mehr Einheit und Klarheit zu bringen und wo möglich die Schmarotzerpflanzen zu beseitigen, mit größter Uneigennützigkeit auf den Dresdener Conferenzen begonnen ist, so legt die Gründung der Perseverantia Zeugniß dafür ab, daß eben auch dem Schauspielerstande geholfen werden soll. Die Aufgabe ist sehr groß und weitaussehend, doch Ausdauer und Consequenz führt zum Ziel; möchte der Schauspielerstand diese Bestrebungen unterstützen ...".
Hume, David. Essays on suicide, and the immortality of the soul. Never before published. With remarks, intended as an antidote to the poison contained in these performances, by the editor, to which is addedd, two letters on suicide, from Rousseau's Eloisa. IV, 107 S. 16,5 x 10 cm. Halbleder d. Z. (berieben) mit schlichter RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. London, M. Smith, 1783.Lowndes 1140. Vgl. Rost 572 (Ausgabe 1799). - Wohl die erste Buchausgabe. Der Text sollte noch zu Lebzeiten Humes 1757 in den Four dissertations erscheinen, die Publikation wurde jedoch verhindert; der Erstdruck erfolgte dann posthum 1777 in London (Five dissertations). "Die gründlichste Widerlegung (der Gründe gegen den Selbstmord) hat Hume geliefert in seinem 'Essay on Suicide', der erst nach seinem Tode erschienen ist und von der schimpflichen Bigotterie und schmählichen Pfaffenherrschaft in England sogleich unterdrückt wurde; daher nur sehr wenige Exemplare heimlich und zu teuerem Preise verkauft wurden und wir die Erhaltung dieser Abhandlung des großen Mannes dem Baseler Nachdruck verdanken" (Schopenhauer, zitiert nach Rost). - Titel mit ausradiertem Stempel, das Papier dort dünn und mit kleinen Löchern, Vorsätze etwas leimschattig, sonst wohlerhalten.
Owen, Richard, brit. Mediziner, Zoologe, Anatom, Physiologe und Paläontologe, schuf den Begriff "Dinosauria", Superintendent der naturgeschichtl. Sammlung des British Museum und erster Direktor des Natural History Museum (1804-1892). Eigh. brief m. U. "Richard Owen". 1 S. Doppelblatt. 8vo. (London), Royal College of Surgeons, 22.II.1834.An den britischen Zoologen Thomas Bell (1792-1880), dem er einen Katalogband sendet. "... Will you allow this volume to be added to your library in the name of the Author?, and with his best wishes, and thanks for many kindnesses received ...". - Owen, der mit der Katalogisierung der gigantischen Sammlung Hunter betraut war, hatte 1833 den ersten Band der "Physiological Series" herausgebracht.
Hesse, Hermann. Konvolut von 20 Werken, darunter 2 mit eigenhändiger Widmung. Verschiedene Formate, Einbände und Verlage. 1941-1964. Enthält: 1. Eine Stunde hinter Mitternacht. Pappband (Rücken mit Leinen erneuert). Zürich (1941). - Mit eigenhändiger Widmung von Hermann Hesse ("Zur Erinnerung an ein Gespräch in Montagnola"). - 2. Dank an Goethe. OLeinen mit OSchutzumschlag. Zürich 1946. - Mit eigenhändiger Widmung von Hermann Hesse ("Dank und gute Wünsche von HHesse"). - 3. Geheimnisse. Letzte Erzählungen. Frankfurt a. M. 1964. - Edition Suhrkamp 52. - Mit Widmung von Ninon Hesse. - 4. Peter Camenzind. Erzählung. München 1964. - Mit Widmung von Ninon Hesse und beiliegender Neujahrskarte von ihr. - 16 weitere Bände, darunter 8 Bände der "Gesammelten Werke" (Märchen, Stufen, Bilderbuch, Kleine Welt, Getrud, Peter Camenzind, Hermann Lauscher, Das Glasperlenspiel [2 Bde.]), Musik des Einsamen, Demian, Gedichte, Unterm Rad, Zwei Idyllen, Zarathustras Wiederkehr und Dank an Hermann Hesse. - Alle Bände mit mehreren montierten Ausschnitten, meist Porträts von Hesse, Notizen u. ä. des Sammlers und Hesse-Freundes Josef Eschenlohr.
Jünger, Ernst. Alfred Kubin - Eine Begegnung. Acht Abbildungen nach Zeichnungen und Briefen Ernst Jünger und Alfred Kubin. 119 S. Mit mehreren Abbildungen. 19,5 x 11,5 cm. Schwarzes Leinen mit Transparentumschlag. Frankfurt a. M., Ullstein - Propyläen, 1975.Des Coudres-Mühleisen B68b. - Erste Ausgabe. Vortitel mit eigenhändiger Widmung von Ernst Jünger ("'... denn selbst solche Beiläufigkeiten erfordern Schicksale' A. Kubin, p. 73 Für Horst Mühleisen - W. 6.XI.1978"). - Tadellos.
- Konrád, Edmond, tschechischer Dramatiker (1889-1957). 2 eigh. Briefe m. U. "Edmond Konrád". In deutscher Sprache. Zus. 3 S. Doppelbl. Gr. 8vo. Prag 18.II. und 1.IV.1937.An Tilla Durieux. Hübsche, teils kuriose Huldigungsbriefe an die angebetete Schauspielerin, die, aus Deutschland mit ihrem Mann geflohen, in Prag als "Lady Macbeth" gastiert hatte. "... meine Liebe habe ich Ihnen schon gestanden, meinen Dank suche ich vergeblich auszudrücken. So wie ein Dramatiker ein Theater wirklich kennt, wenn er es gleichsam auf seiner eigenen Haut ausprobiert hat, so erlebt er an sich selbst den Schauspieler erst ganz. Welches Erlebnis Sie für mich sind, kennzeichnet meine Sehnsucht, eine Rolle für Sie zu schreiben. Ich bin mir der Platonik einer solchen Sehnsucht bewußt, segne um so inniger den Umstand, daß mir dies wenigstens einmal unbewußt gelungen ist. Ich danke Ihnen innigst, daß Sie auf der Welt sind, und küsse Ihre Hände [18.II.] ... komme ich erst heute dazu, Ihnen zu sagen, wie sehr Sie mich persönlich und menschlich anregen, wenn mir auch darob gleich keine Rolle für Sie einfällt. Ganz anderes ist aus Ihrer Stimme und Gesichtsbewegung entstanden, was allerdings auch noch fern am Horizont meiner Einbildungskraft wage Umriße zeigt ... Sie haben mir einen Ruck gegeben, der nun langsam gärt. So führe ich des öfteren Gespräche mit Ihnen, die Sie nicht hören. Lebe so ein bischen von Ihnen, schmarotze an Ihnen herum. Schmeckt nach mehr. - Es ist mir nicht klar - dies eine tiefste Schwäche in meiner Kenntnis der deutschen Sprache - ob und wieviel orthographische Fehler ich in diesen Brief hineingepfuscht habe. Aber sie sind an ihm zweifellos das einzige Falsche ..." [1.IV.]. - Beide Briefe sind orthographisch so gut wie fehlerlos.
Puccini,Giacomo, ital. Komponist (1858-1924). Porträt-Fotografie mit eigh. Widmung u. U. "Giacomo Puccini" auf der Bildseite. Blattgr. ca. 18 x 12 cm. Unter Passepartout und Glas in schwerem Goldrahmen. Viareggio 1922.Brustbild des Künstlers mit Anzug, Krawatte und Hut. Am oberen Rand eigenhändig: "Viareggio 1922"; auf dem unteren Rand: "M. Erich Bading. Souvenir de Giacomo Puccini". - In prächtigem Goldrahmen (Lorbeerblätter; Gesamtmaße: 39 x 32,5 cm). - Die Schrift an drei Stellen verblasst.
Gütle, Johann Conrad. Magische Belustigungen aus der Mathematik, Physik, Technologie und Oekonomie; oder praktische Anweisung zur Einrichtung und Gebrauch theils unbekannter, theils bekannter physikalischer Zauberkünste, Versuche und Spielwerke, so zum Nutzen und Vergnügen dienen. Nebst den Ursachen derselben, ihren Wirkungen, und den dazu erforderlichen Instrumenten. 2 Teile in 1 Band. XII S., 15 Bl., 324 S.; XVI S., 422 S., 1 w. Bl. Mit 2 gestochenen Titelvignetten und 17 (8 koloriert; statt 35) gefaltete Kupfertafeln. Interimsbroschur d. Z. (stärkere Gebrauchsspuren). Nürnberg und Altdorf, J. C. Monath und J. F. Kußler, 1797-1798.VD18 9031901X. VD18 90319028. Poggendorff I, 973. Clarke-Blind 34. Volkmann 76. - Erste Ausgabe. Populäres Handbuch für allerlei Experimente und Zauberkunststücke aus den Bereichen der Physik, Chemie und Mathematik, darunter der "grünflammende Weingeist", die "magische Totenlampe", die "Furiefackel" u. v. m. Die Tafeln zeigen Versuchsanordnungen und Apparaturen. - Es fehlen 18 Kupfer und die vier Falttabellen. Fleckiges Exemplar.
- Eigh. Albumblatt m. U. "Eduard Mörike". 1 S. Quer-4to. Stuttgart 16.XII.1838."Danke, daß die Gunst der Musen / Unvergängliches verheißt: / Den Gehalt in Deinem Busen / Und die Form in Deinem Geist! - Göthe." - Gemäß der Familien-Überlieferung widmete Mörike ("Voll Verehrung der Ihrige") den Vierzeiler von Goethe der prominenten Stuttgarter Pianistin, Komponistin, Musikpädagogin und Chorleiterin Emilie Zumsteeg (1796-1857), Tochter des Komponisten Johann Rudolph Zumsteeg. Bekannt ist, dass sich Mörike in das Stammbuch der von ihm verehrten Künstlerin eingetragen hat. - Etwas gebräunt; unter Glas gerahmt.
-- Die ersten Eisernen Kreuze-- - Zieten, Hans Ernst Karl von, preuß. Generalfeldmarschall, hoch dekorierter Heerführer, der mehrere entscheidende Siege gegen Napoleon erfocht (1770-1848). Militärische Ordre m. U. "Zieten". 1/2 S. Folio. "Bivouaq" bei Sohren [?] 4.VI.1813. Flüchtig geschriebene Befehle an einen höheren Offizier, wohl den Oberst Fürst zu Anhalt-Pleß. "Es fehlt noch sowohl vom Neumaerkischen Dragoner als Ihrem Schlesischen Husaren Regiment noch die Nahmentliche Liste der Individuen welche das eiserne Kreuz erhalten haben; ich erbitte sie mir bis heute Mittag 12 Uhr, eben so die Liste dessen was beide Regim. in dem Gefecht bei Haynau am 26ten verlohren haben, endlich auch die gegenwärtige Stärke der beiden Regimenter, daß Schema zu dieser Liste haben Ew. Exzellenz mit dem Parole Befehl vom 1ten Juny erhalten, ich füge noch zwei Tages Befehle anbey, wovon ich Abschrift zu erstellen bitte und wollen mir Eure Excellenz gleichfalls die Parole Befehle bis Mittag 12 Uhr remittiren ...". - Am 26. Mai hatte Zieten die Truppen des französischen Generals Masson bei Haynau besiegt, was ihm das Eiserne Kreuz I. Kl. einbrachte. Der Orden des Eisernen Kreuzes war erst am 10. März von König Friedrich Wilhelm III. gestiftet worden.
Weismantel, Leo. Der Totentanz 1921. Ein Spiel vom Leben und Sterben unserer Tage. 3. Auflage, 4.-10. Tsd. 130, 3 Bl. Mit 10 Originallithographien von Georg Poppe. 20 x 13 cm. Illustr. OLeinenband. Frankfurt a. M., Bühnenvolksbund, 1924.Das Volk ohne Fahne, 1. Teil. Wilpert-Gühring2 36, 1. - Eines von 200 nummerierten Exemplaren, von Autor und Künstler signiert. - Sehr gutes Exemplar.
Hooker, Sir Joseph Dalton, der große engl. Botaniker, Weltreisender, mit Darwin eng befreundet, 20 Jahre lang Direktor der Royal Botanic Gardens in Kew (1817-1911). 4 eigh. Briefe m. U. "Jos. D. Hooker". Zus. 81/3 S. 3 Briefe mit blindgepr. Wappen "Royal Gardens Kew". 8vo und kl. 8vo. Kew 1876-1909.An Botaniker-Kollegen über Bestimmung, Angebote und Vorkommen von Pflanzen (Transsylvanien, China), wobei auch "Baron Hugel's Collection" angesprochen wird. - Der österreichische Diplomat, Naturforscher und Hortologe Carl von Hügel war Begründer der Österreichischen Gartenbaugesellschaft und Namensgeber des Wiener Hügelparks, wo sich auch sein Denkmal befindet. - Beiliegend ein Schriftstück mit Stempel "Horticultural Society", das von anderer Hand "W. J. Hooker" bezeichnet ist. - Der erste Brief etwas fleckig.
- Eigh. Brief m. U. "E Barlach". 4 S. 4to. Güstrow 6.X.1933.Gleichfalls an Ludwig Katzenellenbogen, den Barlach in einem umfangreichen Brief um Erfüllung des alten Vertrages von 1930 über die Schöpfung mehrerer Holzplastiken ersucht, zumal er selbst in wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecke. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise war jedoch inzwischen Katzenellenbogens Konzern, zu dem u. a. die Berliner Schultheiß-Patzenhofer-Brauerei gehörte, zusammengebrochen; K. als Generaldirektor war 1931 wegen betrügerischer Kredit-Manipulationen verhaftet und 1932 zu drei Monaten Gefängnis und 10.000 Reichsmark Geldstrafe verurteilt worden. Von Gerichtsvollziehern verfolgt, war er 1933, nach der nationalsozialistischen Machtergreifung, so gut wie mittellos mit seiner Frau, der Schauspielerin Tilla Durieux, in die Schweiz geflohen. Dorthin ist offenbar der vorliegende Brief Barlachs gerichtet. "... meine Versicherung, daß ich die aufgetauchten Fragen wegen der Ansprüche, die ich glaube erheben zu dürfen, sehr ungern auf dem Wege und Boden gesetzlicher und advokatorischer Formen löse, wird Ihnen, hoffe ich, verständlich sein. In dem Briefe Ihrer Frau vom 11. Mai d. J. finde ich ausdrücklich und auch zwischen den Zeilen ein genaues Verständnis für meine Gründe und Wünsche, mit denen ich die Angelegenheit der 3 Figuren, die ich immer nur als Teilstücke des Gesammtwerkes ansehen kann, behandle. Es ist allerdings ein Hinweis auf 'höhere Gewalt' angeführt, der Sie hindern könnte, meine Wünsche zu berücksichtigen - nun, Sie werden wissen, verehrter Herr Katzenellenbogen, daß höhere Gewalt auch von mir ins Feld geführt werden müßte, es ist sozusagen aus mit dem Verlaß auf alle Erwartungen, die ich mit gutem Grund hegen konnte. Der immer noch nicht gelöste Auftrag von Ihnen erlaubte mir die Rechnung, mit ihm die Verpflichtungen gegenüber der hiesigen Sparkasse zu löschen, ohne die bestehenden Bürgschaften in Anspruch zu nehmen, so sitze ich, da auch die andern Verträge, nicht formell annulliert, aber praktisch gegenstandslos geworden, versagen, auf dem Trockenen ... Es ist wahr, Sie haben an mich 14 000 M gezahlt, nach den Abmachungen sollten es 15 000 sein, es blieb also ein Rest von 1000 M, überdies hat Flechtheim für sich 3000 gutgeschrieben; ich habe für 3 Figuren also nur 11.000 in den Händen behalten. Daß ich die Meinung hatte, nach dem Verkaufe des Spaziergängers einen Anspruch erheben zu dürfen, scheint nach einer Pause von über 2 Jahren wohl nicht unbillig. Gesetzlich, formal kann ich es nicht, da die Figur nicht Ihnen, sondern Ihrer Frau gehört - Indes - Sie erwähnen den Umstand der bestehenden Gütertrennung - ist nicht bei der Beauftragung mit der Fertigung des Frieses immer nur von Ihnen und Ihrer Frau gemeinsam verhandelt, und da der Ausfall, den ich erlitten und der mich in eine reichlich peinliche Lage bringt - ist es - kann es Ihnen und Ihrer Frau befremdlich sein, wenn ich diesen gesetzlich ... unbestreitbaren Umstand als nicht ganz hierhergehörig ansehe? ... Daß Sie die 3 Figuren gegebenenfalls zu geringem Preise überlassen würden, ist ein Grund zu danken, gewiß, aber im Augenblick, wo wäre Jemand, der für Sie den Auftrag übernähme? Ich habe gebeten, die Arbeiten zusammenzuhalten, um dadurch die Ausführung des Ganzen zu ermöglichen, aber die Aussichten hierfür sind jetzt leider schlecht ... Leider ist es schwierig, unsere Sache persönlich u. mündlich zu behandeln ...". - Tilla Durieux schildert in Ihren Memoiren, wie sie bei Ihrer Flucht und Emigration die zahlreichen bedeutenden Kunstgegenstände aus ihrer Berliner Wohnung durch Mittelsmänner zu Geld machen lassen mußte, um ihren Lebensunterhalt im Ausland bestreiten zu können. - Nicht bei Droß; bisher nicht bekannt.
Humboldt, Alexander von, Naturforscher, Universalgelehrter, Weltreisender (1769-1859). Eigenhändige Beschriftung m. U. "Humboldt" auf dem Deckel eines sechseckigen Pappkästchens mit grünem und braunem Bezug. 5,5 x 13,5 cm. Warschau, Mai 1830.Behälter einer ehemaligen kleinen Steinsammlung als Andenken an die Erstbesteigung des Ararat (Türkei). "Sommet de l'Ararat / roches recueillies par Mr. Parrot donné par Sa Ma[jes]té l'Imperator de Turquie / Varsovie Mai 1830 - Humboldt". - Dem Dorpater Physikprofessor Johann Jakob Friedrich Wilhelm Parrot (1791-1841) war 1829 die Erstbesteigung des Ararat gelungen. Einen kleinen Teil seiner abgelieferten Steinproben hatte ihm offenbar der Sultan als Andenken überlassen. - Die Schrift durch Gebrauch des Kästchens leicht verwischt. - Sehr ungewöhnliche Humboldt-Reliquie.
- Eigh. Briefkarte m. U. "Marc et Vava". In russ. Sprache. 21/2 S. Mit einer farbigen Orig.-Lithographie und lithographisch eingedruckter Schrift "Bonne année". Doppelblatt. Format (aufgeklappt): 14 x 22 cm. O. O. 1.I.1970.An den Schriftsteller Louis Aragon und seine Frau Elsa. Illustrierte Glückwunsch-Briefkarte zum Jahreswechsel, mit der Orig.-Lithographie Mourlot 606. "... Ich habe Euch angerufen, wie es sich gehört, aber Ihr wart nicht da. Habt Ihr gut gemacht, seid weggefahren. Ich danke Euch für so einen freundschaftlichen Platz, den Ihr mir, dem armen Chagall, gegeben habt, die Gedichte von Aragon zu lesen. Es ist, als wäre ich neugeboren. Ach, wie gut er mich, und nicht nur mich, fühlt ...". - Leicht fleckig.
Der Amethyst. Blätter für seltsame Litteratur und Kunst. Herausgegeben von Franz Blei. 12 Hefte in einem Band (alles Erschienene). 1 Bl., VIII S., 402 S., 2 Bl., 7 Bl., Verlagsanzeigen zwischengebunden. Mit 18 Illustrationen auf Tafeln von Aubrey Beardsley, Alfred Kubin, Karl Hofer u. a. 22 x 18,5 cm. Türkisfarbener Maroquinband d. Z. (minimal lichtrandig) mit goldgeprägtem RTitel sowie Rücken- und Innenkantenvergoldung; die OBroschurumschläge beigebunden. (Wien), Privatdruck für Subskribenten, 1906. Hayn-Gotendorf I, 69. Stern-Szana 54. Brettschneider 3. - Eines von 770 nummerierten Exemplaren (Gesamtauflage: 800) "nur für Subskribenten". "Künstlerisch und literarisch hochwertiges Blatt, das ähnlich wie die 'Opale' eine Ausnahmshöhe unter den eindeutig erotisch tendierten Zeitschriften erreicht und von geistigem wie bibliophilem Wert ist ...". Mit Illustrationen von Franz von Bayros (2), Aubrey Beardsley (5), Benaux (d. i. Marcus Behmer) (3), Karl Hofer, Alfred Kubin (2), Félicien Rops, Willi Geiger u. v. m. Hugo Hayn betitelte das Werk schon 1912 als "vergriffen". "Es ist zu einer wahren Seltenheit geworden" (Stern-Szana). Franz Blei (1871-1942) war ein österreichischer Schriftsteller, Übersetzer und Literaturkritiker, der vor allem für seine philosophischen Essays bekannt ist (u. a. über Pornografie). - Unbeschnitten, unwesentliche Gebrauchsspuren. Bemerkenswert schönes, vollständige Exemplar mit allen Beilagen und Verlagsanzeigen, sehr schön gebunden in reich vergoldetem Ganzmaroquin.
-- Jenseitsfurcht und Gotteslob in der Liturgie-- Antiphonale romanum. Liturgische Handschrift auf Pergament mit lateinischem Text und Blocknotation auf 5-zeiligem System. 56 num. Bl. 6 Zeilen Noten und Text bzw. 13 Zeilen Text. Schriftraum: ca. 44 x 26 cm. Format: ca. 55 x 37,5 cm. Mit großer farbiger, figürlicher Zierinitiale "S" und zahlreichen großen farbigen Initialen, Text in Rot und Schwarz. Einfaches Kalbsleder (mit teils etwas stärkeren Läsuren, mehreren Rissen, Einrissen im Bezug, jedoch nur kleinen Fehlstellen, stark bekratzt, beschabt und berieben) über massiven schweren Holzdeckeln (minimale Eckbestoßungen) und 2 intakten, schweren geschmiedeten Eisenschließen, die vier breiten Beschläge durchbrochen mit jeweils einer Herzform. Norditalien um 1620.Ganz auf Pergament geschriebenes, mit hübschen Initialen in leuchtenden Farben gezierte Antiphonale-Handschrift aus Norditalien um das Jahr 1620. Dafür spricht das gekalkte Pergament, aber auch der Einband, dessen schwere Schließen von oben nach unten greifen. "In festo solemn. S. Rosarij B. M. V. ad matutinum. Invitatorium. Sancta Maria dei genitrix virgo. Intercede pro nbois - Venite exultemus domino jubilemus deo salutari nostro preocupemus faciem ejus in confessione, et in psalmis jubilemus ...". Besonders prächtig ist die erste große Initiale "S" in Rot auf linear-floralem Flechtgrund (13,5 x 14 cm), kleinere, ähnlich gestaltete Initialen in Rot und Blau schließen sich an, weiterhin rote Initialen auf Gelbgrund (6 x 5,5 cm) und ferner rote und blaue Lombarden. Hübsch sind auch die zahlreichen Absatzmarken als rot-blaue geflochtene Blüten. Daneben gibt es noch viele kalligraphische Initialen aus geschwungenen breiten Parallelstrichen mit der Bandzugefeder. Am Schluss eine Federwerk-Vignette: "Dominus regnavit decorem induit. - Induit Dominus fortitudinem, et precinxit se virtute". - Eine Doppelseite 17v-18r mit kleinem Feuchtigkeitsverlauf. Durchgehend etwas wellig im Block, dem Pergamentmaterial gemäß teils etwas mehr, meist aber nur ganz wenig gebräunt, sehr sauber, kaum Gebrauchsspuren. Das erste und letzte Blatt - zusammen mit dem pergamentenem Vor- und Nachsatz mit stärkeren Leimschatten und Wurmstichen an den Rändern, sonst wohlerhalten - und zusammen in dem schlichten Einband ein stimmiges Ensemble spätmittelalterlich-frühneuzeitlicher klösterlicher Frömmigkeit.
Kleist-Umkreis. - Rühle von Lilienstern, Otto August, preuß. Generalleutnant und Militärschriftsteller, Maler und Kunstsammler, mit Heinrich von Kleist lebenslang eng befreundet, half u. a. bei der Finanzierung des "Phöbus" (1780-1847). Eigh. Gedicht-Manuskript m. U. "Zu freundlichem Andenken empfiehlt sich Otto Rühle von Lilienstern, Generallieutenant". 1 S. Doppelblatt, quer gefaltet. Quer-4to. Berlin 5.VIII.1845. 17 Zeilen, ohne Titel. "Ihr Thoren, die ihr diese Welt verschmähet, / und ewig unbefriedigt rastlos weiter stürmet; / stets Wunsch auf Wunsch, Verlangen auf Verlangen thürmet: / und, weil ihr sie zu fassen nicht verstehet, / ihr Thoren, klagt nicht, daß sie euch verloren gehet! ... Ward euch ein Aug', um was in tausend Farben spielt, / zu sehn; ein Herz, zu fühlen, was das Aug' gesehen, / und dann ein Geist, der was das Herz gefühlt, / das Aug' entzückt, den Busen wärmt, die innre Glut gekühlt, - / kurz all die Wunder, die euch glanzvoll rings umstehen / in Wortgedanken ausgeprägt, aufnimmt in seines Wesens tiefsten Tiefen; / sie fest da hält, noch dann, wenn Aug' und Herz schon längst entschliefen." - Im Gegensatz zu seinem Freund Kleist gelang Rühle von Lilienstern eine glänzende militärische und wissenschaftliche Karriere: 1819 wurde er Chef des Großen Generalstabs in Berlin, 1835 wurde er zum Generalleutnat und 1837 zum Direktor der Allgemeinen Kriegsschule in Berlin befördert; 1844 wurde er zugleich Generalinspektor für das Militärerziehungs- und Bildungswesen. 1846 ernannte man Rühle zum Ehrenmitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. - Faltenrisse unauffällig unterlegt. - Von großer Seltenheit.
-- Politische Zustände in München: "Jeder Protest ist selbstmörderisch"-- - 2 eigh. Briefe m. U. "Heinrich Mann". Zus. 41/2 S. 4to. München 26.IX. und 28.X.1920.An die Schauspielerin Tilla Durieux. Sehr ausführlich über sein Theaterstück "Der Weg zur Macht" und dessen Aufführungen in München und Berlin, wobei er sich für Berlin Tilla Durieux' Mitwirkung wünscht und ihre Meinung zu dem Werk erfragt. "... Mein 'Weg zur Macht' soll in der Königgrätzerstraße [d. i. das Theater in der Königgrätzer Straße, das heutige Hebbel-Theater] nächstens herauskommen ... Ist es Ihnen möglich, eine Rolle darin zu übernehmen? ... Sie werden sich gewiß nicht, wie gewisse Colleginnen, davon abschrecken lassen, daß der Bonaparte die größte Rolle ist. Einige andere, und besonders die Frauenrollen, sind thatsächlich nicht weniger wichtig. Ich glaube, das Stück ist Ihnen seit dem vorigen Sommer bekannt. Wenn nicht, so macht die Direktion Meinhard und Bernauer oder der Drei-Masken-Verlag es Ihnen sofort zugänglich. Ich weiß nicht, ob Sie es für so gut und aussichtsreich halten wie die Direktoren, die 'etwas Außerordentliches' darin sehen und jede künstlerische Bühnenarbeit fortan unmöglich finden, wenn bei einer solchen Gelegenheit die Schauspieler die Rollen 'nicht nach ihrem geistigen, sondern nach ihrem Kilogramm-Gewicht' wägen wollen ... Wollen Sie mich auf Ihre Hilfe hoffen lassen? Wir haben schon oft zusammengewirkt, wohl meist unter Kämpfen und Schwierigkeiten, aber viel Gutes ist gelungen ... Ich erbitte noch mehr: bestimmen Sie möglichst viele der in Frage kommenden Schauspieler, sozusagen, indem Sie ihnen die Bedeutung der Sache klarmachen! ... Manche werden einsichtiger sein als Herr Hartau und Frl. Orska, die allein bisher befragt wurden. Stimmen Sie sie um! Die anderen in Frage kommenden sind: Die Herren Salfner, Abel, Wegener, Marr, und die Damen Glässner, Heims, Verden. Sie sind, nach Angabe der Direktion, sämtlich frei. Die Direktion will durchschnittlich 500 Mk für jedes Auftreten zahlen ...". Geht dann auf die bevorstehende Uraufführung in München ein: "... Ihnen darf ich vertrauensvoll noch sagen, daß die alleinige Münchener Uraufführung, die nach dem Scheitern der Berliner Aufführung nicht zu vermeiden wäre, mich schon jetzt in Schrecken versetzt. Man hört wieder von Theaterskandalen, die von den Reaktionären vorbereitet werden. Hier kann man nur ohne Aufsehen als Privatmann leben, und jeder Protest gegen die bestehenden Zustände ist selbstmörderisch. Eins der neueren Opfer der Reaktion ist der Theaterkritiker Richard Elchinger, derselbe, der doch vorsichtig genug war, mir Ihren Namen zu streichen, als ich im vorigen Jahr für Sie Zeugnis ablegen wollte ..." [26.IX.]. - Am 28. Oktober berichtet er über die Münchener Premiere: "... Ihr Brief traf mich grade im Augenblick vor meiner Premiere, und Ihre freundliche Theilnahme erhöhte meine Zuversicht. Es ist dann auch so gut verlaufen wie nur irgend möglich. Eine für München beträchtliche Zahl von Aufführungen wird nach dem jetzigen Stand erwartet. Danach darf ich hoffen, daß das Stück sich in Berlin noch leichter wird durchsetzen lassen. Die atmosphärischen Widerstände sind dort schwächer, und die Aufführung wird wahrscheinlich besser sein ... Was Sie mir über das Stück sagen, ist in jedem Wort richtig. Es sind lauter fertige Charakterrollen, trotz der Kürze des Textes, und die verlangen gute Schauspieler ... Sie verstehen so viel mehr als die Meisten - abgesehen, daß Sie so viel mehr können. - Ich bin, wenn ich mir es klar mache, von Trauer erfüllt, daß Sie nicht mehr hier sind ... Denn es wird, je weiter man kommt, nicht voller von Menschen in der Welt, scheint es mir, sondern leerer; - Ohne daß ich die Stimmung drücken will; - aber eine Reise nach Berlin würde mir als aufrichtigste Freude den Besuch bei Ihnen bringen ...". - Beide Briefe gelocht.
Zille, Heinrich, Berliner Zeichner und Graphiker, glänzender Darsteller des "Kleine-Leute"-Milieus (1858-1929). Eigh. Künstler-Postkarte m. U. "H. Zille". 11/4 S. (Charlottenburg bei Berlin 24.V.1914). An seinen Freund, den höchst produktiven Librettisten, Bühnenautor, Artisten und Vortragskünstler Hermann Frey (1876-1950, "Immer an der Wand lang"). "... Leider waren wir bei Ankunft Ihres Briefes nicht zu Hause, wir waren bei der kranken Schwiegermutter. Nun wirds wohl vor Pfingst. nichts mehr werden mit unserem Zusammenkommen. Aber sorgen Sie doch dafür, aber nicht bei der Hitze ins Theater! ...". - Die farbig illustrierte Bildseite der Karte mit dem Titel "Gruß aus A. Landré's Weißbierstube" zeigt ein von Zille gemaltes buntes Treiben in einem Gartenlokal mit "Wursthalle", das auf der Textseite der Karte im Druck erklärt wird: "Teil des 5 m. lg. Original Tempera Wand Gemäldes, das sich in Landré's Weißbierstube, Charlotten- Ecke Schützenstraße befindet". - Seltene Farb-Reproduktion eines Zille-Wandgemäldes. - Kleiner Einriss am oberen Rand; die Adresse mit kleinem Papierklebrest.
Rau, Karl Heinrich, badischer Nationalökonom, Agrarwissenschaftler und liberaler Politiker, Erzieher des Prinzen Friedrich von Baden, langjähriger Professor in Heidelberg, Empfänger zahlreicher Orden und Ehrungen (1792-1870). Eigh. Brief m. U. "K H Rau". 4 S., eng beschrieben. Doppelblatt. Gr. 8vo. Heidelberg 26.IX.1862.Umfangreicher Brief an den Staatsrechtler und Rechtshistoriker Hermann von Schultze-Gaevernitz. Entschuldigt sich zunächst ausführlich, daß er sich seit einem halben Jahr nicht für Schulzes Glückwünsche zu seinem 70. Geburtstag bedankt habe. "... Die Zahl der eingekommenen Schreiben war nämlich ansehnlich und ich hielt es für nöthig, den wissenschaftlichen Corporationen zuerst zu danken, was natürlich nicht in kurzen Briefen geschehen konnte. Da andere Geschäfte während dessen fortliefen, so waren die Osterferien zu Ende, ehe alle Schreiben jener Art abgeschickt waren, und es begann ein Semester, in dem ich dergestalt gedrängt war, daß ich öfters eine Reihe von Wochen hindurch keinen Jubel-Brief schreiben konnte. Unser Universitätsleben bringt es mit sich, daß wir nur zu den 2 Ferienzeiten recht frei und leicht athmen können ... Die zahlreichen Beweise von Wohlwollen aus der Nähe und Ferne haben mir jenen Tag, der begreiflich auch sehr ernste Gedanken hervorrief, auf eine höchst wohlthuende und unvergeßliche Weise verschönert. Diese gütige Gesinnung vieler hochgeachteter Männer bildet eine Lebenserrungenschaft, über die ich mich in vollem Maaße freuen kann ... Ich erkenne es dankbar an, daß die Last der Jahre sich mir noch weniger als manchen Anderen fühlbar gemacht hat, aber unfühlbar ist sie doch nicht. Nach dem Schluß der Vorlesungen bedurfte ich einer Erholung, die ich mit meiner Frau im östlichen baierischen Gebirge suchte und auch fand. Wir brachten 1/2 Monat in Reichenhall zu, wo meine Frau mit gutem Erfolge Salzbäder nahm - ein recht angenehmer, empfehlenswerther Ort. Auch Salzburg u. a. Orte wurden besucht ... [Johann Caspar] Bluntschli hat bis jetzt das Privatrecht bei Seite gelassen, um ganz in die Fußstapfen seines Vorgängers zu treten. Er wird gerne gehört. Er hat auch dieß mit [Robert von] Mohl gemein, daß er nicht gerne bloß lehren, sondern auch thätig nach außen wirken will, wobei es denn freilich nicht so friedlich hergeht, wie im Kathederleben, und der Parteiführer auf das Empfangen und Austheilen von Püffen gefaßt sein muß. Die staatlichen Angelegenheiten sind wieder recht verworren und unerquicklich. Man merkt es den Würzburgern und Wienern an, daß sie den Zwiespalt in Berlin und die daraus entstehende Schwäche mit geheimer Freude betrachten und sich deßhalb mehr herausnehmen. Möchte doch der redliche und wohlgesinnte König dieß einsehen! ...". Berichtet dann noch Verschiedenes über die Heidelberger Kollegen [Karl Bernhard] Stark, [Carl Joseph Anton] Mittermaier und [Conrad Franz] Roßhirt. - "Zwiespalt in Berlin": der Verfassungskonflikt um die Heeresreform und die Absicht des Königs, abzudanken, was durch Bismarck verhindert werden konnte, der drei Tage vor dem hier vorliegenden Brief zum Ministerpräsidenten ernannt worden war.
Röntgen, Wilhelm Conrad, Physiker, Nobelpreisträger, revolutionierte die ärztliche Diagnostik durch Entdeckung der Röntgenstrahlen (1845-1923). Eigh. Briefkarte m. U. "W. C. Röntgen". 1 S. Quer-8vo. München 22.XII.1922.An ein "Fräulein Gretchen". "Ich wollte immer einmal zu Ihnen kommen, um mich mündlich bei Ihnen zu bedanken für die schönen Alpenveilchen, die manche Tage meinen Schreibtisch schmückten; ich kam aber nicht dazu und befürchte Sie heute nicht zu Hause anzutreffen ... Gesegnete Weihnachten wünsche ich Ihnen und hoffe, dass Sie das neue Jahr mit Muth antreten, wie es der Jugend geziemt ...".
Moeller van den Bruck, Arthur, Kulturhistoriker, Staatstheoretiker und Publizist, Hauptvertreter der "konservativen Revolution" (1876-1925, starb durch Selbstmord). Eigh. Manuskript-Fragment mit Namenszug über dem Titel (1 S.), 2 Doppelbl. eigenhändig korrigierter Druckfahnen zu "Der preußische Stil", eine handschriftl. Moeller-Biographie von seiner Witwe (6 S.) und weiteres Material. (1916-1926).I. "Zur Einführung. Humor in Rußland". Anfangsblatt eines eigenhändigen Aufsatzes, mit Moellers Namenszug am Kopf. - II. 8 S. eigenhändig korrigierte Druckfahnen zu Moellers bei Piper 1916 erschienenem Hauptwerk "Der preußische Stil". - III. Lucy Moeller (Witwe des Autors). Manuskript "Die Angaben über Moeller van den Bruck". 6 S. auf 6 Bl. - Biographische Informationen, wohl für den Piper-Verlag geschrieben. - IV. Theodor Däubler. 2 Exemplare der Druckfahnen seines Aufsatzes "Moeller van den Bruck", beide von unterschiedlichen Händen stark korrigiert, mit vielen Änderungen und Streichungen. - V. 4 teils von Moeller und Reinhard Piper beschriftete Architektur-Fotos, die für das Buch "Der preußische Stil" bestimmt waren. - Dabei: Reinhard Piper, Verleger (1879-1953). Sammlung an ihn gerichteter Briefe, Karten und Widmungen, großenteils eigh. Briefe: Bruno Brehm (1 Brief m. U. und Federzeichnungen, 1943, 4 Maschinenseiten; 1 eigh. Brief auf der Rückseite eines Briefes von Prof. V. Mitschinsky an Brehm, 1940), Hermann Burte (1941), Hanns Floerke (4 Teile, 1903-1904), Georg Queri (1911), Artur Volkmann (1908, über Hans von Marées), Georg von der Vring (1940, dazu Sonderdruck mit eigh. Widmung, 1952), Ernst Wiechert (1938), Heinrich Zillich (1942) u. a. - Beiliegend ein Typoskript Pipers, am Kopf eigenhändig bezeichnet "Idee eines Marées-Werks" (dazu 4 Briefe von Marées in Abschrift bzw. Faksimile u. a.).
-- "Je respecte beaucoup M. Tessenow"-- Le Corbusier (d. i. Charles-Edouard Jeanneret-Gris), schweizerisch-franz. Architekt, Architekturtheoretiker, Stadtplaner, Maler und Möbeldesigner (1887-1965). 1 eigh. Brief und 1 eigh. Zeugnis m. U. "Le Corbusier". Zus. 2 S. auf 2 Bl. Gr. 4to. Paris 26.VII.1933 und 12.IX.1934.An die Architekturstudentin Léonie Behrmann in Berlin, der er ein Volontariat anbietet. "... Au moment de partir du voyage je régulaire mon courrier demeuré en retard. Je m'excuse de repondre tardivement à v. lettre du 29 juin ... Ce que vous me dites est très intéressant. Je ne demande pas mieux de pouvoir vous êtes utile. Si vous désirez poursuivre les études, vous pouvez venir travailler comme volontaire à partir du 15 Septembre. - Vos études chez Tessenow doivent avoir été excellentes. Je respecte beaucoup M. Tessenow ...". - Ein Jahr später erhielt sie ihr Zeugnis, wieder handschriftlich und von Le Corbusier zweimal signiert: "Certificat. - Je certifie que Mlle Léonie Behrmann architecte de Berlin a travailli dans notre atelier depuis le 15 Septembre 1933 (ces derniers temps plus irregulièrement). Mlle Behrmann s'est acquittée de ses tâches avec beaucoup d'intéret, ... de persévérance et de qualités. Nous lui souhaitons la meilleure chance dans sa carrière d'architecte ...". - Der Architekt Heinrich Tessenow (1876-1950), Hochschulprofessor in Dresden und Berlin, war einer der wichtigsten Vertreter der sog. Reform-Architektur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. - Der Brief mit unterlegten Faltenrissen, z. T. ursprünglich auch unter Verwendung von Tesafilm; das Zeugnis nur leicht geknittert. - So früh und eigenhändig selten.
Götze, Moritz. C'est moi. 124 S. Mit zahlr. Abb., mehreren mont. Abb., 6 eingebundenen Serigrafien sowie einem separaten signierten Originalsiebdruck von M. Götze. 12 x 23,5 cm. Illustr. OHalbleinenband. Halle/S., Hasenverlag, 1995.Eines von 80 nummerierten Exemplaren der Vorzugsausgabe mit der signierten und nummerierten Originalgrafik. Das Katalogbuch zu den Ausstellungen in Halle, Würzburg, Berlin und Offenbach. Nach dem Titel unter einem mont. Foto vom Künstlerfürsten und seiner Familie von selbigem signiert und nummeriert. - Frisches Exemplar.
Derrière le Miroir. Nr 144-145-146. Hommage à Braque. 84 S. Mit zahlreichen, teils farbigen und ganzseitigen Abbildungen sowie 5 Orig.-Lithographien von J. Mirò, P. Picasso u. a. 38 x 28 cm. Lose Lagen in illustr. OUmschlag. Paris, Maeght, 1964.Erschien anlässlich des 82. Geburtstags von Braque. Mit Beiträgen von René Char, M. Heidegger, Marc Chagall, Chr. Zervos, G. Ribemont-Dessaignes, J. Dupin u. a. Mit je 1 Orig.-Lithographie von P. Picasso (Bloch 1847. Mourlot 401), J. Miró, P. Tal-Coat, R. Ubac und P. Pallut. - Wohlerhalten.
Gilibert, Jean-Emmanuel, franz. Arzt und Botaniker, Professor und Bürgermeister in Lyon, 1775-1783 in Wilna tätig, legte dort und vor allem in Grodno einen bedeutenden botan. Garten an, schrieb zahlreiche Werke über Medizin und Botanik (1741-1814). 3 eigh. Briefe m. U. "Gilibert". Zus. 11 S. 4to. Wilna 1778-1782.Sehr umfangreiche Briefe an einen befreundeten Botaniker, vermutlich Nikolaus Joseph von Jacquin (1727-1817) in Wien. Ausführlich über den internationalen Austausch von Pflanzen und Informationen, lokale botanische Gärten, neue Fachliteratur und viele Themen der Botanik. Am 6. Januar 1782 meldet er Änderungen an der Universität Wilna. Die Regierung habe die Auflösung der bisherigen Einrichtungen angeordnet: "... l'école royale de médicine a été annexée à l'université de Vilna pour laquelle j'ai été nommé professeur d'histoire naturelle, de botanique et de matière médicale ...". Er kehrte jedoch nach Lyon zurück, wo er ab 1783 eine segensreiche Tätigkeit entfaltete, die nur durch eine Flucht während der "Terreur"-Episode der Revolution unterbrochen wurde.
Renaudot, M. Algier. Eine Beschreibung des Königreichs und der Stadt Algier und ihrer Umgebungen etc. nebst einer Schilderung der Sitten und Gebräuche des Landes, und einer historischen Einleitung über die verschiedenen Kriegs-Unternehmungen seit Carl V. bis auf die jetzigen Zeiten.XXXVIII, 149 S. Mit lithographiertem gefalteten Frontispiz, 5 lithographierten Tafeln und gefalteter Kupferstichkarte. 20 x 12,5 cm. Pappband d. Z. mit blaulackiertem Büttenpapierbezug (etwas beschabt und leicht bestoßen). Stuttgart, Joseph Wachendorf, 1830.Engelmann 170. Kainbacher 3, 335. Fromm 21694 (ohne Auflösung des Übersetzers). Vgl. Gay 957 (französische Erstausgabe von 1830). - Erste deutsche Ausgabe, im Jahre der französischen Erstausgabe erschienen und in der Folge noch in weiteren drei deutschen Ausgaben verlegt worden. Das große Faltfrontispiz zeigt eine hübsche Ansicht der Stadt Algier vom Meer gesehen, eine Tafel mit einer antiken Inschrift und vier mit algerischen Kostümen. - Vereinzelt gering stockfleckig und gebräunt, insgesamt gutes Exemplar.
-- -- Monconys, Balthasar de. Ungemeine und sehr curieuse Beschreibung seiner in Asien und das gelobte Land, nach Portugall, Spanien, Italien, in Engelland, die Niederlande und Teutschland gethanen Reisen ... anjetzo zum erstenmahl aus der Frantzösischen in die Hochteutsche Sprache übersetzet von M. Christian Juncker. 6 Bl., 1024 S., 8 Bl. Mit gestochenem Frontispiz (in Pag.), gestochener Kopfvignette und 24 (von 25) Kupfertafeln. 20,5 x 16 cm. Pergament d. Z. (etwas wurmstichig und -spurig, etwas angeschmutzt, angestaubt und fleckig, leicht geworfen). Leipzig und Augsburg, Andreas Zeidler für Lorenz Kroniger und Erben Göbel, 1697.VD17 39:129508T. Palau 175 837. Ferchl 364. Röhricht 1647. Poggendroff II, 183. Tobler 103. Fromm 18088. Vgl. Navari 1146, Graesse IV, 574 (französ. Ausgabe). - Erste deutsche Ausgabe dieser kuriosen Reisebeschreibung durch Europa und Asien mit zahlreichen Berichten über okkulte und alchemistische Erscheinungen. Erstmals 1665 bis 1666 in Lyon unter dem Titel "Journal de voyages de luy faites en Portugal, Italie ..." erschienene naturwissenschaftliche Reisebeschreibung des Arztes Balthasar de Monconys (1611-1665). Beschrieben und dargestellt werden "allerhand artige und nicht gemeine, so chymische als medicinische mechanische und physicalische Experimenta, seine besondere Conversation mit ... gelehrten Leuten, einige relationes von ... Thieren, wie auch Pflantzen, nebst andern Curiositaeten von alten Müntzen..." (Untertitel). Das Werk beinhaltet "viel Technologisches, auch erste Angabe einer Arretierungswaage ... dann Pharmazeutisches, z. B. über Gold als Arzneimittel" (Ferchl). Die Kupfer zeigen u. a. verschiedene Apparaturen, Maschinen und technische Anlagen, Tempel, Pyramiden, Naturereignisse. - Es fehlt eine Kupfertafel. Gleichmäßig etwas stärker gebräunt und braunfleckig. Wenige Blätter am Schluss sowie der hintere Innenspiegel etwas wurmspurig.
- Derfflinger, Georg Reichsfreiherr von, der große brandenburgische Feldmarschall, u. a. Sieger bei Fehrbellin (1606-1695). Brief m. U. "Undertheniger Diener GFrv Derfflinger". 2 S. Folio. Cölln a. d. Spree 22.II.1677.An den Großen Kurfürsten von Brandenburg, seinen Landesherrn, der sich, auf dem Feldzug gegen Ludwig XIV. von Frankreich befindlich, beklagt hatte, daß er "keine resolution von hier aus" bekäme. Dies nehme er, Derfflinger, mit "verwunderung" zur Kenntnis. "... Ich kan nicht allein mit Wahrheit sagen, daß ich kein einziges von Ewr. Durchl. Schreiben unbeantwortet laße ...". Zählt die in letzter Zeit von ihm abgesandten Briefe auf und versichert: "... Die brieffe sind allemal an dem tage, da sie geschrieben, von hier abgegangen, und haben von Brandenburg durch die daselbst liegende ordinantz Reuter weiter sollen befordert werden, Ich glaube auch, daß selbige alle Ewr. Durchl. werden zu Händen kommen seyn, Monsieur Spiegel hat zwar in Brandenburg wegen zugestoßener Unpäßligkeit müßen liegen bleiben, und hat die Masern bekommen, doch glaube ich, daß Er die ihm anvertrauete Schreiben, durch einen Expressen auffs schleunigste wird fort geschiket haben ...". - Aus der Zeit des Holländischen Krieges, in dem der Große Kurfürst auf seiten des Kaisers und Hollands gegen Ludwig XIV. kämpfte. Zwei Jahre zuvor hatte Derfflinger mit seinen Reitern den folgenreichen Sieg in der Schlacht bei Fehrbellin errungen. - Mit kleinem Sammlerstempel; etwas gebräunt. - Sehr selten.
Semler, Johann Salomo, ev. Theologe, Professor in Halle, Mitbegründer der Aufklärungs-Theologie und der histor.-krit. Bibelwissenschaft (1725-1791). Eigh. Brief m. U. "J S Semler". 31/2 S. Doppelblatt. 4to. Halle (Saale) 2.II.1786. An einen Geistlichen, den er mit "Hochgeschäzter Gönner" und "Hochwürden" anredet. Ausführlich über Inhalt und Zweck seiner neuesten Publikation (allein im Jahr 1786 waren es mindetens 9), grundsätzlich über religiöse Auffassung und Bibelübersetzung. - Etwas gebräunt und gering fleckig.
Durand, J. W. L. Reise nach den Senegal-Ländern, in einem gedrängten Auszuge. Nebst Lamiral's Wasser- und Rubault's Landreise nach Salam. - G. Lajaille. Reise nach Senegal in den Jahren 1784 und 1787. Uebersetzt von M. E. Sprengel. - P. Labarthe. Reise nach der Küste von Guinea. Aus dem Französischen, in einem gedrängten Auszuge, übersetzt von Theophil Friedrich Erdmann. 3 Bl., 414 S., 1 Bl. Mit 2 Kupfertafeln und 3 gestochenen Faltkarten. 21 x 12,5 cm. HLeder d. Z. (etwas fingerfleckig, Vorderdeckel mit Wurmspur). Wien, Anton Doll, 1804.Bibliothek der neuesten und interessantesten Reisebeschreibungen Band XX. Henze II, 139. Kainbacher 99. Vgl. Engelmann I, 101. - Wiener Nachdruck der im Vorjahr in der ähnlich lautenden Weimarer Bibliothek der neuesten und wichtigsten Reisebeschreibungen als Band IX erschienenen Sammlung, textlich etwas gekürzt, aber dafür um Lajailles Reise nach Senegal erweitert. - Innenspiegel mit montiertem Exlibris. Sauberes und wohlerhaltenes Exemplar.
-- "ein höchst aktives, polemisches Warten"-- Barth, Karl, Schweizer ev.-reform. Theologe, hervorragender Religionsphilosoph, Mitbegründer der "Bekennenden Kirche", galt vielen als "Kirchenvater des 20. Jahrhunderts" (1886-1968). Brief m. U. "Karl Barth" (diese mit Bleistift). 12/3 S. Gr. 4to. Bergli bei Oberrieden (Schweiz) 11.IX.1933.Der berühmte, hochbedeutende Original-Brief an den Theologen Dietrich Bonhoeffer über die Stellung der Kirche im Dritten Reich. Fünf Tage zuvor war der "Arierparagraph" in der evangelischen Kirche in Deutschland für verbindlich erklärt worden. Bonhoeffer hatte daraufhin den oppositionellen Pfarrern den Austritt aus der Kirche empfohlen."... Der Bekenntnisentwurf, von dem Sie schreiben [Entwurf des "Betheler Bekenntnisses", eines ersten Glaubensbekenntnisses der oppositionellen Christen in Deutschland], lag Ihrem Briefe nicht bei. Aber auch die Fragen, die Sie sonst stellen, sind ernst genug. Ich habe auch von hier aus Alles verfolgt, was draußen geschehen ist. Soll man nicht fast dankbar sein dafür, dass Alles so energisch einer Krise entgegenzutreiben scheint? Aber freilich bei der Frage: Was dann? kann es einem wohl heiss und kalt werden. Natürlich ist mit dem Beschluss der Generalsynode jene von mir erwogene Möglichkeit wenigstens z. T. Wirklichkeit geworden. Bis zum Ausschluss der Nicht-Arier von der Kirchenmitgliedschaft scheint man ja nicht oder noch nicht gehen zu wollen. Aber auch die Verfügung hinsichtlich der Beamten und Pfarrer ist untragbar und auch ich bin der Meinung, dass der status confessionis gegeben sei ... Im Uebrigen bin ich in der Tat für Abwarten. das Schisma muss, wenn es kommt, von der andern Seite kommen. Vielleicht kommt es sofort in Form der Antwort auf den Protest wegen der judenchristlichen Pfarrer. Vielleicht muss sich die heillose Lehre die nun in der Kirche regiert, zuerst noch in andern und schlimmeren Abweichungen und Verfälschungen Luft machen ... Wenn die Leute so fortfahren, wird die Freikirche eines Tages einfach da sein. Vorher sollte man wohl mit der Möglichkeit noch nicht einmal spielen. Die Sache ist zu verantwortlich, als dass man irgendwie damit umgehen dürfte, sie 'starten' zu wollen ... Wir haben uns durch viel, sehr viel andersartiges Aergernis auch aus der Dibelius-Kirche der Vergangenheit mit Recht nicht gleich herausdrängen lassen, sondern haben in ihr selbst unsern Protest angemeldet. Dazu sind wir nun auch in der Hossenfelder-Kirche [Joachim Hossenfelder war einer der Führer der nationalsoz. "Deutschen Christen"] jedenfalls fürs Erste aufgerufen. Ein höchst aktives polemisches Warten wird uns auch hier später auf keinen Fall zu reuen brauchen ... Einmal, einmal, verlassen Sie sich drauf, wird sich die ganze Hossenfelderei unter Hinterlassung eines beträchtlichen Gestankes in ihre Atome auflösen ...". - Im folgenden Jahr wurde die Bekennende Kirche gegründet. Knapp zwölf Jahre später starb Bonhoeffer im KZ. - Rand- und Faltenschäden; leicht gebräunt.
-- --- Lühe, Caroline von der, geb. v. Brandenstein, Komponistin und Dichterin, Gemahlin des Gothaer Kammerherrn Joachim Friedrich Ernst v. d. Lühe, Erzieher des Erbprinzen August von Sachsen-Gotha, gehörte mit ihrer Tochter Dorette zum Freundeskreis der Familie Parthey in Berlin (1757-1813). Eigh. Brief m. U. "C. L ..." sowie mit Adresse und Lacksiegel. 2/3 S. 4to. (Wohl Berlin um 1795).An den Buchhändler, Musiker und preußischen Hofrat Daniel Friedrich Parthey (1745-1822), Schwiegersohn Friedrich Nicolais, in Berlin, den sie mit "Mein theurer Freund" anredet. "... da ich von zwey Orten die Nachricht aus Gotha erhalte, daß meine Angelegenheit besorgt ist, So kan ich nicht mehr zweiflen, daß jene an H. Okel gezahlte 150 Thl mir obschon falsch angezeigt sind. es geht heut ein Brief von mir nach Gotha ab, wo ich melde daß dieses ihnen angekündigte Geld nun von mir in Empfang genommen wird. Schluß der Woche bitte ich um einen Theil deßelben. Möchten Sie theurer Freund und die Ihrigen wohl seyn. ich bin es leider nicht und zittre für unsern Goeking [d. i. der Dichter Leopold Friedrich Günther von Goeckingk], den ich mit allen seinen Eigenheiten nicht gern miße. Dorette ist gottlob leidlich und grüßt herzlich ...". - Carolines Gedichte erschienen im Teutschen Merkur, im Berliner Musenalmanach von 1791, in Voß' Musenalmanach, in der Mannheimer Schreibtafel und im Schwäbischen Magazin. - Kleiner Eck-Abriss vom Öffnen der Versiegelung. - Dabei: Wilhelmine von Boguslawski, geb. v. Radecke, Berliner Salonière, Gemahlin des Generals, Übersetzers und Autors Carl Andreas von Boguslawski, Dame des Luisenordens (1769-1839). Eigh. Brief m. U. "ergebene Dienerin v Boguslawski geb v Radecke". 2 S. 4to. Berlin 19.I.1822. - Gleichfalls an Friedrich Parthey, mit der Bitte, ihren 19jährigen Sohn, der seinen einjährigen Militärdienst mit seinem Universitätsstudium in Einklang bringen will, für einige Monate ein Zimmer in Partheys Haus zur Verfügung zu stellen, da sie ihr "hübsches Quartier vor dem Rosenthaler Thore" verliere und daher vorläufig nach Dresden umziehe. Ihr Sohn hätte dann ein leuchtendes Vorbild in Partheys Sohn Gustav. Ihr machte er im übrigen "bisher nur die größte Freude. Mit 17 Jahren als primus omnium und Nr 1 vom grauen Kloster zur Universität entlassen, erfüllte sein Zeugniß die höchsten elterlichen Erwartungen ...".
Herzog, Wilhelm, politisch linksgerichteter Schriftsteller, Publizist, Dramatiker, Pazifist und Enzyklopädist, emigrierte 1933 in die Schweiz (1884-1960). Brief m. U. "Wilhelm Herzog". 2 S. Gr. 4to. Basel 27.I.1952.An die Schauspielerin Tilla Durieux, die sich, nach beiderseitiger Emigration, erkundigt hatte, wie es ihm seit 1933 ergangen sei. Herzog gibt ausführlich Auskunft. "... Es gaebe nicht einen Brief, sondern ein Buch, wollte ich Ihnen Ihre Frage beantworten: 'Wo sind Sie überall gewesen?' Kurz: 1939 von Basel, wo ich zum zweiten Mal heiratete, nach Frankreich (Sanary). Zwei Jahre mit Werfels zusammen. Dreimal im Konzentrationslager. 1941 auf dem Weg nach USA auf hoher See nachts gekapert von einem hollaedischen Kanonenboot. Nach Trinidad gebracht. Zur Pruefung unserer Papiere. Das sollte 2-4 Tage dauern. Wir hatten von Einstein und Thomas Mann besorgte gueltige Visa! Statt 4 Tage blieben wir 4 Jahre auf dieser tropischen Ozeaninsel. Landschaftlich ein Paradies. Aber dennoch eng benachbart der Teufelsinsel, wo Dreyfus 41/2 Jahre schmachtete. 1945 konnten wir endlich nach USA, gingen nach Californien, wo ich Werfels, Heinrich und Thomas Mann traf. 1947 zurück mit 2 Kindern nach Europa. In 30 Stunden geflogen von Los Angeles nach Genf. - Ich freue mich, dass Sie die Kraft gehabt haben, alle Abenteuer zu ueberstehen. Was ist dagegen der 'Candide' Voltaire's? Ich habe viel in der Hoelle gearbeitet. Unter andern ein kleines Buch, betitelt: 'Die Welt kann garnicht besser sein oder Candide im 20. Jahrhundert'. Der erste Band der auf 4 Baende berechneten 'Kritischen Enzyklopaedie' - abgeschlossen im Manuskript und druckfertig - konnte vor Weihnachten wegen Papiernot in der Schweiz (!) nicht erscheinen ...". Erörtert dann die Möglichkeit, Tilla Durieux in Jugoslawien zu besuchen und spricht von literarischen Kontakten zwischen der Schweiz und Jugoslawien.
Hoffmann, Josef, österr. Architekt und Designer, Mitbegründer und Hauptvertreter der Wiener Werkstätte, Mitbegründer des Deutschen Werkbundes, sein Brüsseler Bau des Palais Stoclet ist heute Weltkulturerbe (1870-1956). 4 eigh. Briefe m. U. "Josef Hoffmann". Zus. 4 S. Jeweils mit Briefkopf "Atelier Oberbaurat Prof. Dr. Ing. h. c. Josef Hoffmann". Mit den eigh. Umschlägen. Gr. 4to. (Wien 1954-1956) bzw. o. J. An den Bildhauer Wilhelm Loth (1920-1993), Mitglied der "Darmstädter Sezession". Alle Briefe Hoffmanns sind undatiert und bei aller Klarheit der Schrift orthographisch nicht ganz fehlerfrei. In einem Brief (wohl Febr. 1956) bedankt er sich bei Loth "für Ihre Antheilnahme an unseren Österreichischen Kunstangelegenheiten. Ich kann Sie darüber beruhigen, dass es eigentlich gar keine Diferenzen künstlerischer Art gegeben hat und dass es sich um rein persönliche Mistimungen handelt, die lediglich durch unseren Sekretär angezettelt wurden, um sein Amt zu schützen, das wir nicht mehr gut heissen. Die ganze Geschichte hat sofern seinen Wert und wird sicher zur Gesundung beitragen ...". - Auf Loths Mitteilung von einem Preisgewinn und eine Einladung nach Darmstadt (Sept. 1954) antwortet Hoffmann: "... Ob und wann ich in Darmstadt irgendwie ausstellen werde ist noch sehr ungewis. Ich musste eben die Leitung unserer österreichischen Ausstellung in Venedigs Bienale übernehmen und habe genügend viel zu verantworten ...". - Im Januar 1954 bedankt er sich für Glückwünsche zum 85. Geburtstag, weist aber darauf hin, dass es erst der 84. ist: "... Ich weiss nicht, wer mich gleich um ein ganzes Jahr dem Tode näher bringen wollte, denn meinen 85ten Geburtstag möchte ich erst im Dezember 1955 erleben ...". - Loth hat dann korrekt auch zum 85. Geburtstag gratuliert und ein Foto seines Ateliers mitgeschickt. Hoffmann antwortet: "... Das Bild aus Ihrem Atelier hat mir viel Freude gemacht, vor allem dass Ihre prächtige Arbeit in Bronze aufgestellt wurde und dass Sie so tüchtig vorwärts schreiten ...". - Beiliegend der gedruckte, ausführliche Partezettel vom 8. Mai 1956 (der auf 10 Zeilen eine Auswahl von Orden und Ehrungen Hoffmanns aufzählt) sowie die gedruckte Danksagung von Hoffmanns Witwe Carla für die Beileidsbekundungen.
Spontini, Gasparo, ital. Komponist, Hofkomponist unter Napoleon in Paris, Generalmusikdirektor in Berlin (1774-1851). Eigh. Brief m. U. "Spontini". In franz. Sprache. 1 S. Gr. 4to. Berlin 12.III.1841.An den Justizrat Geppert in Berlin. Der von vielen Seiten angefeindete Berliner Generalmusikdirektor ersucht in pathetischer Weise den Anwalt, ihn in seinen Streitigkeiten zu vertreten. "... Je crois en Vous autant d'honneur, que de talent!Autant de loyauté, que d'éloquence! Autant de probité, que de justice! Autant de genérosité, que de génie! - Vous futtes jadis mon ennemi; je vous choisis aujourdhui pour mon Défenseur! et je vous confie entièrement mon honneur calomnié! Si Vous acceptiez ex toto animo et corde, je croirais mes droits assurés! Vous plairait-il d'accepter, Monsieur? ...". - Ein Einriss unauffällig unterlegt.
Dalberg, Nils, schwedischer Mediziner, Naturforscher und Pflanzensammler, Schüler und Korrespondent Linnés, einer der Leibärzte König Gustavs III. (1736-1820). Eigh. Brief m. U. "N Dalberg". In franz. Sprache. 1 S. 4to. Stockholm 9.VII.1784.An einen deutschen Mineralogen, dem er im September des Vorjahres Mineralien gesandt, aber keine Antwort erhalten hat, so dass er fürchtet, die Sendung sei verlorengegangen. "... Cependant je viens de Vous envoyer deux caisses sous l'adresse de Mr. Rolffs à Lübec, et j'ai l'honneur de Vous remettre la liste ci-jointe des mineraux contenus dans l'une des dites caisses; ceux de l'autre sont marques dans leurs enveloppes ... On vient de vérifier le soupçon qu'on a eu de la présence d'un nouveau métal dans le Lapis ponderosus. Un élève de Mr. Bergmann en a fait la découverte en Espagne, mais je ne sais pas encore quel nom on donnera à ce métal. - La place de feu Linné à Upsala n'est pas encore remplie; on espère pourtant que Mr. Thunberg ne manquera pas de l'obtenir, étant le seul qu'on peut regarder fait pour cette place ...". - Der Arzt und Naturforscher Carl Peter Thunberg (1743-1828) bereiste im Auftrag der Niederländischen Ostindien-Kompanie für sieben Jahre Ostasien und lebte anderthalb Jahre in Japan. Nach Besuchen in Indonesien und Sri Lanka kehrte er nach Stockholm zurück.
-- "Berliner Universitäts-Misere"-- Treitschke, Heinrich von, Historiker, einflußreicher nationalliberal-politischer Publizist und Mitglied des Reichstags, Ordinarius in Kiel, Heidelberg und Berlin, dort als Nachfolger Rankes auch offizieller Historiograph des preußischen Staates (1834-1896). 12 eigh. Briefe m. U. "Treitschke". Zus. ca. 38 S. Gr. 8vo. Heidelberg und Berlin 1870-1878. Sehr gehaltvolle Briefreihe an den Staatsrechtler und Rechtshistoriker Hermann von Schulze-Gaevernitz in Breslau. Nachdem dieser ihm den ersten Band seines Werkes "Das preußische Staatsrecht - auf Grundlage des deutschen Staatsrechts" übersandt hat, eröffnet Treitschke eine Korrespondenz, die sich sporadisch über 8 Jahre erstreckt. Bei Beginn des Deutsch-Französischen Krieges schreibt er: "... Ich habe mich herzlich der eigenthümlichen und fruchtbaren Behandlung gefreut, die Sie zum ersten Male dem preußischen Staatsrechte angedeihen lassen ... Ich freue mich auch, fast in allen wichtigen Fragen mit Ihnen übereinzustimmen ... Dieser herrliche, gräßliche Krieg wird unter anderem Segen auch die gute Folge nach sich ziehen, daß der monarchische Sinn erstarkt, der Doctrinarismus im Preise sinkt, und die von Ihnen vertretene maßvollere und tiefere Staatsanschauung mehr Anhänger gewinnt ... Die nächste Sorge gilt jetzt dem Friedensschlusse: Elsaß und Lothringen müssen preußisch werden, sonst erreichen wir keinen Zustand dauerhafter Sicherheit. Ich habe soeben über diese Frage einen Jahrbücher-Aufsatz geschrieben [gemeint sind die "Preußischen Jahrbücher"] ... Es ist ein Irrthum, wenn man im Norden glaubt, das werde Zwietracht im Süden erregen. Die Stimmung in Süddeutschland ist vortrefflich, die patriotische Gesinnung wunderbar stark, so daß jeder Widerstand verstummen muß. Die besseren süddeutschen Blätter sprechen das bereits offen aus [Heidelberg 2.IX.1870] ... Ich denke die Drohung, die ich im Frühjahr gegen Sie ausstieß, wirklich auszuführen und das schlesische Land durch meine Gegenwart unsicher zu machen ... Mein ungefährer Plan ist, von Hirschberg ein paar Tage ins Gebirge zu gehen, dann, nach einem Abstecher in die Grafschaft Glatz, nach Breslau zu fahren, von dort Oberschlesien und Krakau zu sehen. Jedenfalls bitte ich Sie, mir zu sagen, wo Sie zu finden sind, ferner ob und wie man die Breslauer Bibliothek während der Ferien benutzen kann [Heidelberg 13.VIII.1871] ... der Setzer, der leider schon längst eine Großmacht in meinem Leben geworden ist, verfolgt mich selbst in diese Berge. Ich muß hier fest sitzen, bis ein schweres Stück Mscpt für die neue Auflage meiner Aufsätze vollendet ist, und leider ist es gerade das widerwärtige Thema des zweiten Kaiserreichs, was mich plagt ... Doch hoffe ich Sie jedenfalls in Breslau zu sehen und dort auch einige Rathschläge für Oberschlesien zu erhalten [St. Märgen, Schwarzwald, 29.VIII.1871] ... Der Breslauer Tag war doch sehr hübsch, es thut einem so wohl nach unstätem Wandern ein gastliches Haus zu betreten. Für Ihr Staatsrecht werden wir sicher einen tüchtigen Referenten finden; ich selber muß mir alle Besprechungen verbieten, wenn meine langsame Feder nicht ganz auf das Produciren verzichten soll ... ich sammle literarisches Material zu meinen archivalischen Notizen über die preußischen Verfassungsversuche und erschrecke über die Armseligkeit der staatsrechtlichen Literatur. Hat wohl Jemand auch nur versucht, über die Stein-Hardenbergschen Reformen etwas Gründliches zu schreiben? ... Wie freue ich mich über Mühlers Fall. Wir haben ein sonderbares parlamentarisches System, doch zuletzt setzt das Parlament seinen Willen durch. Ich mache mir keine Illusionen; die heillosen Mißstände in der Kirche sind nicht durch einen Mann verschuldet, nicht durch einen Mann zu heben. Aber ernsthafte Fürsorge für Kunst und Wissenschaft und eine consequente Haltung Rom gegenüber erwarte ich immerhin, und diese friedlichen Kulturaufgaben Preußens liegen mir verschrieenem Kriegsfanatiker gar sehr am Herzen [Heidelberg 18.I.1872] ... Ich schreibe jetzt an einigen Specialuntersuchungen für meine Deutsche Geschichte ... Diese Arbeiten sind so zeitraubend, daß ich diesmal dem Reichstage nur auf wenige Tage beiwohnen konnte. Ich hätte auch in den öden Plenarverhandlungen wenig nützen können ... An dem Jesuitengesetze hab' ich wenig Freude, wenngleich ich seine Nothwendigkeit einsehe [Heidelberg 9.VI.1872] ... Ich will für das Januarheft einen kurzen Artikel über die preußische Krisis schreiben und darin auch Einiges über die Reform des Herrenhauses sagen. Zu anderen Zeiten wäre ich mit einem so großen Erfolge, wie die Kreisordnung, vollauf zufrieden. Heute scheint mir ein rascheres Fortschreiten, eine baldige Reform des Herrenhauses dringend wünschenswerth ... Die Clique Victoria, Stosch, Usedom wünscht Verschiebung der Sache, damit unter dem neuen Kaiser die völlige Austreibung der Aristokratie, die Umwandlung des Hauses in einen Beamten-Staatsrath mit Zuziehung gewählter Höchstbesteuerter möglich werde. Ich würde das tief beklagen; die wirklich aristokratischen Elemente, die wir besitzen, dürfen dem Staate nicht verloren gehen. Mein Gedanke wäre etwa: Beseitigung der Alten und Befestigten sowie der Grafenverbände, so daß die wirkliche Aristokratie und die Spitzen des Beamtenthums, Civil und Militair im Hause blieben ..." [Heidelberg 23.XII.1872]."... wollen Sie so liebenswürdig sein, mir sogleich mit einigen Worten zu sagen, was Sie von Erdmannsdörffer's Lehrthätigkeit wissen? Er ist mein Freund, ich schätze ihn sehr und halte ihn unter den jüngeren Historikern fast für den feinsten Kopf; aber über sein Lehrtalent fehlen mir sichere Nachrichten ...". Bei positiver Auskunft wolle er ihn auf die Vorschlagsliste für die eigene Nachfolge in Heidelberg setzen, da er selbst ja nach Berlin gehe. "... Wie schwer wird mir der Abschied! Und wie sicher weiß ich leider, daß mein Kommen an der Berliner Universitäts-Misere nichts ändern wird! Gleichwohl glaub' ich, daß ich mich nicht versagen durfte, und Mommsen's Fahnenflucht beirrt mich nicht in dieser Meinung ..." [Heidelberg 23.XI.1873]. - 1875 entschuldigt er sich für eine verspätete Danksagung: "... Ich habe aber zum ersten male erfahren, was eine Berliner Carnevalszeit für einen thätigen Mann bedeutet. Man kommt vor lauter Gesellschaften nicht zu Athem, wenn man seine akademischen und literarischen Pflichten nicht vernachlässigen will ...". Beklagt sich dann über in- und ausländische Kollegen, die ihm bei seinen Buchprojekten ins Gehege kommen [22.IV.1875]. - 1877 beschäftigt er sich mit Schulze-Gaevernitz' Übersiedlung nach Heidelberg, gibt Hinweise und Empfehlungen für dortige Verhältnisse und Kollegen [Berlin 27.XI.1877]. - Im Januar 1878 schreibt er: "... aus den heutigen Zeitungen sehe ich soeben, daß Sie noch einmal die Weltstadt unsicher machen. Da möchten wir Ihrer doch gern habhaft werden und fragen freundlichst an, ob Sie nicht am Samstag (Berlinisch: Sonnabend) mit Stauffenbergs ... bei uns essen wollen ... [Berlin 30.I.1878]. - Der Historiker Treitschke steht seit längerer Zeit in schlechtem Ruf wegen seines berüchtigten, in einem Aufsatz geäußerten Ausspruchs: "Die Juden sind unser Unglück"; er war allerdings kein fanatischer, mörderischer Rassist im Sinne der Nazis, sondern sah eine Gefahr in der wachsenden Zuwanderung und Einflußnahme eines Volkes mit eigener Kultur und starkem Zusammengehörigkeitsgefühl in wichtigen Bereichen der Gesellschaft, so dass er eine vollständige Assimilation der Juden in Deutschland anstelle ethnischer und religöser Gruppenbildung und Abschottung forderte. Er bewegte sich damit allerdings im Rahmen der damals in ganz Europa grassierenden antisemitischen Tendenzen. - [...]
Sedlmayr, Walter, bayerischer Schauspieler, Fernsehregisseur und Autor, ausgezeichneter Charakterkomiker, der durch sehr zahlreiche Rollen auf dem Theater, im Film und vor allem im Fernsehen zu großer Popularität gelangte (1926-1990, ermordet). Masch. Brief m. U. "Walter Sedlmayr". 1 S. Mit dem Umschlag. Gr. 4to. (München) 27.II.1982.Sehr gehaltvoller Brief an die Übersetzerin und Verlagsmitarbeiterin Gisela Zuckmayer, Schwägerin des Schriftstellers Carl Zuckmayer; unter anderem über seine Fernsehserie "Reisen mit Walter Sedlmayr" (1976-1982). "... In meiner Schauspieler-Lehrzeit an den Münchner Kammerspielen hat mir der inzwischen verstorbene Friedrich Domin ... beigebracht, dass der Schauspieler am Abend meist nur für einen Zuschauer spielt - für sich natürlich auch - der ihn ganz versteht. Meinen Portugal-Film hab ich für Sie gemacht ... Zur Zeit sitze ich vor meinem fertig geschnittenen Israel-Film, manchmal ratlos wie eine Glucke, die wartet dass was ausschlüpft. Ich möchte den Leuten noch so viel sagen, ihnen helfen das Leben sorgfältiger zu leben. Die Kleinigkeiten wichtig zu nehmen und nicht immer auf das grosse Ereignis zu warten. Ich glaube das ist ein Hauptfehler dieser Zeit, das Übersehen der kleinen Dinge, die aber das Leben ausmachen ... Die einen hoffen auf das grosse Ereignis, die andern fürchten sich vor der grossen Katastrophe. Mit dem Warten übersehen sie den Tag, die Stunde. Vielleicht ist das der Grund, dass man so viele unzufriedene Gesichter sieht ...". - Als sehr wohlhabender alleinstehender Mann versammelte Sedlmayr unwissentlich auch kriminelle Personen um sich, so dass er 1990 in seiner Wohnung ermordet wurde.
Tieck, Ludwig, Dichter und Übersetzer, einer der Hauptvertreter der deutschen Romantik (1773-1853). Eigh. Brief m. U. "L. Tieck". 12/3 S. Gr. 4to. Berlin 28.XII.1847.Wohl an einen befreundeten Rechtsanwalt, wegen eines Testaments. "Können Sie mich nicht ... auf eine Viertelstunde besuchen? Es bringt mich in Verlegenheit, daß das Testament aus Dresden nicht ankommt. Oder können Sie mir mit zwei Worten schreiben, ob ich ein Recht dazu habe, den Blechkasten nun zu eröffnen, um selbst zu sehen, wie viel er enthält? Ich habe ihn seit lange in einziger Verwahrung gehabt, er war mir eigentlich immer anvertraut. Es ist vielleicht kindisch, daß ich so gewissenhaft bin. In Ihrer Gegenwart wär es mir lieber ...". - Dabei: Friedrich Tieck, Ludwigs jüngerer Bruder, der bedeutende Bildhauer, schuf Büsten zahlreicher prominenter Zeitgenossen (1776-1851). Eigh. Albumblatt m. U. "Friedrich Tieck". 2 Zeilen. Am oberen Rand eines Großquart-Doppelblattes. Berlin 8.III.1841. - Ungenaues Mephisto-Zitat aus Goethes "Faust": "Grau Freund ist alle Theorie, doch grün des Lebens goldner Baum". - Bei diesem Blatt etwas gebräuntes Papier.
Jünger, Ernst. Die Zwille. 329 S., 1 Bl. 21,5 x 13,5 cm. Blauer Orig.-Maroquinband im Schuber. Stuttgart, E. Klett, 1973.Wilpert-G.2 123. Des Coudres-M. B 70 a. - Eines von 200 nummerierten Exemplaren. Druckvermerk vom Autor signiert. Erste Ausgabe des Romans mit den Erlebnissen des Knaben Clamor. Titel mit eigenhändiger Widmung von Ernst Jünger ("Wir finden und vergessen uns im Anderen; wir sind nicht mehr allein" p. 329 - für Horst Mühleisen - 4.VIII.1989"). - Nahezu verlagsfrisch.
Jünger, Ernst. Konvolut von 39 Bänden mit Briefwechseln, Biographien, Monographien, Kleinschriften, Memoiren etc. Verschiedene Originaleinbände und Verlage. 1934-2019.Enthält: 1. Ernst Jünger - Stefan Andres. Briefe 1937-1970. Stuttgart, Klett-Cotta, 2007. - 2. Ernst Jünger - Rudolf Schlichter. Briefe 1935-1955. Ebenda 1997. - 3. Ernst Jünger - Friedrich Hielscher. Briefe 1927-1985. Ebenda 2005. - 4. Ernst Jünger - Gerhard Nebel. Briefe 1938-1974. Ebenda 2003. - 5. Ernst Jünger - Carl Schmitt. Briefe 1930-1983. Ebenda 1999. - 6. Ernst Jünger - Martin Heidegger. Briefe 1949-1975. Ebenda 2008. - 7. Gottfried Benn - Ernst Jünger. Briefwechsel 1949-1956. Ebenda 2006. - 8. Ernst Jünger - Joseph Wulf. Der Briefwechsel 1962-1974. Frankfurt a. M., V. Klostermann, 2019. - 9. Margret Boveri und Ernst Jünger. Briefwechsel aus den Jahren 1946 bis 1973. Berlin, Landt Verlag, 2008. - 10. Ernst Jünger. Feldpostbriefe an die Familie 1915-1918. Stuttgart, Klett-Cotta, 2014. - 11. Ernst Jünger - Albert Renger-Patzsch. Briefwechsel 1943-196 und weitere Dokumente. München, Fink, 2010. - 12. Ernst Jünger. L'oeil de boeuf 5/6. 1994. - 13. Armin Mohler. Ravensburger Tagebuch. Meine Zeit bei Ernst Jünger 1949/50. Wien, Karolinger, 1999. - 14. Wilflingen. 900 Jahre Geschichte. Hrsg. von der Gemeinde Langenenslingen. Riedlingen 1989. - Beiliegend zahlreiche Fotos vom Forsthaus, E. J. im Garten etc. - 15. Ernst Jünger. Drei Mal Rhodos. Die Reisen 1938, 1964 und 1981. Marbach, Deutsche Schillergesellschaft, 2010. - 16. Julien Hervier. The Details of Time. Conversations with Jünger. New York 1995. - Mit eigenhändiger Widmung von Ernst Jünger ("Manche wollen es in mehreren Sprachen wissen. So Horst Mühleisen. Na schön: - Wilflingen 18. Juni 1986"). - 17. Horst Mühleisen. Ernst Jünger in Berlin 1927-1933. Frankfurt (Oder), Kleist-Museum, 2008. - 18. Horst Mühleisen. Ernst Jünger über den Dächern von Paris. Warmbronn, U. Keicher, 2009. - 19. Dasselbe. Ebenda 1998. - 20. Walter Zuerl. Pour le mérite Flieger. Heldentaten und Erlebnisse. München, Pechstein, 1938 (Reprint: Steinebach 1977). - 21. Ernst Jünger. Atlantische Fahrt. "Rio - Residenz des Weltgeistes". Stuttgart, Klett-Cotta, 2013. - 22. Jörg Magenau. Brüder unterm Sternenzelt. Friedrich Georg Jünger und Ernst Jünger. Stuttgart, Klett-Cotta, 2012. - 23. Ernst Jünger. Letzte Worte. Hrsg. von J. Magenau. Ebenda 2013. - 24. Serge D. Mangin. Annäherungen an Ernst Jünger. 1990-1998. München, Langen Müller, 1998. - 25. Ernst Niekisch. Gewagtes Leben. Begegnungen und Begebnisse. Köln, Kiepenheuer & Witsch, 1958. - 26. Ernst Klett zum 70. Geburtstag. Privatdruck. Stuttgart, E. Klett, 1981. - 27. Oskar Kreibich. Bildnis und Handschrift. Konstanz, Rosgarten, 1961. - 28. Die Schleife. Dokumente zum Weg von Ernst Jünger. Zusammengestellt von A. Mohler. Zürich, Arche, 1955. - 29. Friedrich Bethge. Reims. Berlin, R. Hobbing, 1934. - 30. M. R. Hesse. Partenau. Frankfurt a. M. Rütten & Loening, 1929. - 31. Banine. Rencontres avec Ernst Jünger. Paris, R. Juillard, 1951. - 32. K. O. Paaetel. Ernst Jünger. Weg und Wirkung. Stuttgart, E. Klett, 1949. - 33. W. D. Müller. Ernst Jünger. Berlin, J. und Dünnhaupt, 1934. - 34. Hans Speidel. Invasion 1944. Ein Beitrag zu Rommels und des Reiches Schicksal. Geleitwort von Ernst Jünger. Tübingen, Wunderlich, 1949. - 35. Merian Monatsheft Paris. 1954 (2 Exemplare). Enthält von Ernst Jünger: Ein Sonntagvormittag. - 36. Frankreich. Ein Erlebnis des deutschen Soldaten. Paris, Odé Verlag, 1942. - Dabei: Mehrere Audiokassetten mit Interviews, Features etc. mit bzw. zu Ernst Jünger, Prospektmaterial, Plakate, Antiquariatskataloge u.a.m.
Musculus, Andreas. Nützliche und seligliche Betrachtung des zunahenden Jüngsten Gerichts, was sich allenthalben, vom anfang biß zum ende desselbigen, begeben und zugetragen werde: Allen fromen Gottes Kindern zur frewde und hoffnung, den bösen zur buss und besserung. 135 Bl. Titel in Rot und Schwarz. 14 x 8,5 cm. Neuerer Halbpergaminband (berieben, Rücken etwas verschoben). Frankfurt an der Oder, Johann Eichorn, 1578.VD16 M 7186. - Erste Ausgabe der prophetischen Schrift des streitbaren Predigers und Professors der Theologie in Frankfurt an der Oder sowie einflussreichen Vorkämpfers für lutherische Rechtgläubigkeit. Andreas Musculus (1514-1581) "gehört nicht blos der Zeit, sondern auch seinem Charakter und Wirken nach zu den Epigonen der Reformationszeit. Im Streite heftig und ausfallend, von unbegrenzter Verehrung für Luther’s Person und Lehre, eifernd für den Buchstaben, weil die Weite des Blickes und die Tiefe des Geistes ihm abging, hat er geschützt durch die Gunst seines Fürsten, eine Fehde nach der andern durchgekämpft und zur Feststellung der lutherischen Orthodoxie in der Concordienformel eifrig mitgewirkt ... Als Prediger und Schriftsteller zeichnet sich Musculus aus durch eine derbe und drastische Volksthümlichkeit, welche öfter ins Platte und Gemeine ausartet" (ADB XXIII, 93f.). Bekannt wurde Musculus vor allem durch seine in zahlreichen Auflagen erschienenen Teufelsbücher, in denen er die Unsitten und Verderbtheiten seiner Zeit anprangerte. Am berühmtesten war seine Predigt "Wider den Hosenteufel", in der er über die zeitgenössische Mode der Pluder- und Pumphosen schimpfte. - Stellenweise etwas gebräunt, im oberen Seitenschnitt mit Braunfleck. Mit einigen hs. lateinischen Annotationen und Interlinaerglossen sowie Unterstreichungen. Etwas knapp beschnitten (dadurch teils mit Verlust der hs. Anmerkungen).
Homann, Johann Baptist. Systema solare et planetarium. Kolorierte Kupferstichkarte. 51,5 x 61 m. Mit Passepartout. 63 x 70 cm. Nürnberg, Homann, um 1730.Die Karte zeigt das Sonnensystem und die verschiedenen Tierkreiszeichen und entstand im Kontext der Sonnenfinsternis vom 12. Mai 1706. Die Karte stammt aus dem berühmten "Atlas Coelestis in quo Mundus Spectabilis" von Johann Gabriel Doppelmayr (1677-1750). Im Mittelpunkt werden Planetenpfade von der Erde und den inneren Planeten zu Jupiter und Saturn in einem Sonnendurchbruch dargestellt, alle innerhalb eines konzentrischen Kreises mit den zwölf Tierkreiszeichen. In der rechten unteren Ecke ist Urania, die Muse der Astronomie abgebildet. Sie führt an einem Band herabhängend eine Ansicht des "Systema Copernici" mit. - Im Rand mit mehreren Einrissen, teils bis in die Darstellung (oftmals verso hinterlegt, unfachmännisch restauriert). Gering gebräunt und fleckig.
Artmann, H. C., vielfach ausgezeichneter österr. Lyriker, Schriftsteller und Übersetzer, Büchner-Preisträger (1921-2000). Brief m. U. "H. C. Artmann". 11/2 S. Gr. 4to. Malmö 30.X.1964.An den ihm befreundeten Verleger Otto F. Walter in Olten (Schweiz). Gehaltvoller Brief über seine literarischen Arbeiten anläßlich der Planung einer Artmann-Werksammlung. "... 17 uhr abends, soeben war der expressbote, vier stockwerke, armer teufel, an meiner türe. Vielen dank ... Nun, ich sehe, aus mir wird nie ein richtiger briefeschreiber. Und da bemühe ich mich um einen roman aus briefen (sic!). Ich fürchte, ich hatte mein letztes schreiben so wirr abgefasst, das sie es nicht verstehen konnten. Als ich schrieb, ich würde gerne nach den Kanarischen Inseln fahren, so geschah das aus zwei gründen: Ich hatte doch schon immer vor, die letzte fassung in Lissabon oder sonst irgendwo am südwestlichen Atlantik (is) fertig zu stellen, zweitens geht es mir darum, dem hiesigen winter auszuweichen (teuer und kalt; wo nehme ich die inspirationen her?) ... Inzwischen habe ich mir auch schon kopfzerbrechen über die gestaltung des stückebandes gemacht. Auch das wollte ich ihnen in meinem ungeborenen brief mitteilen. Ich bin nämlich gar nicht der meinung (war es nie), dass man alles in einen topf (excusez, in einen band) werfen darf. Die stücke sind ja so verschieden. Auf keinen fall, glaube ich, dass Kein Pfeffer für Czermak hineinpasst. Das ist doch ein 'volksstück' etwa im stil von Horvath ... Die sachen waren ja so gut wie verloren, und ich habe es nur dem armen Conrad zu verdanken, dass sie überhaupt noch existieren. Ich möchte ihm gerne, sollte der wirklich erscheinen, den band widmen.Die manuskripte werde ich selbstverständlich neu schreiben, verbesserungen mit handschrift sind nicht sonderlich geeignet, nicht wahr? Die sache mit der kleinschreibung liegt mir persönlich noch genau so am herzen wie vor 20 jahren. Ich bin der ansicht, dass man sie endlich auch obligatorisch einführen wird. Mir ist es ganz gleich, ob man mich für einen der ganz vorne sein will hält oder nicht. Ich war nach 1945 übrigens der erste, der aus germanistischen, wie ästhetischen erwegungen [!] heraus zur kleinschreibung überging ... Wenn es sich um gedichte handelt, bleibe ich hart wie ein hufnagel, aber bei prosasachen .. meinetwegen ... Der band SUCHEN &c. gefällt mir ungemein. Ich schaue ihn mir immer vor dem schlafengehen an. Nur einen schönheitsfehler hat er: Ich bat und flehte, schimpfte und knurrte bei der buchmesse, da im motto das wort Saskatchewan, Sascatchewan geschrieben war. Und man versprach mir, es auszumerzen. Dass geschah aber leider nicht. Und dabei ist an dem ganzen wort das schönste das K. Um das ging es mir ...". - Das genannte Buch erschien als Walter-Druck 1 und hieß: "das suchen nach dem gestrigen tag oder schnee auf einem heißen brotwecken. eintragungen eines bizarren liebhabers" (Olten und Freiburg 1964). Die geplante Werksammlung ist nicht erschienen. - Schöner Brief, ganz H. C. Artmann, in dem der Dichter auch auf seine formalen Stilprinzipien eingeht. - Gelocht.
Merian, Matthäus. "Roma - Ant. Tempesta ad vivam delineav. M. Merian sculpsit". Römische Stadtansicht aus der Topographie von Martin Zeiller. Ca. 30,5 x 71 cm (Plattengröße). Mit Passepartout unter Glas in verzierter und vergoldeter Holzprofilleiste gerahmt. Frankfurt um 1688.Wüthrich IV, 645, 28. - Vedute der Stadt Rom von Matthäus Merian (1593-1650) aus der "Topographia Italiae" von Martin Zeiller (1589-1661), die Stadtdarstellung nach der berühmten Ansicht des Antonio Tempesta (1555-1630). Innerhalb der Stadtmauer stehen bedeutende Monumente der Antike wie das Kolosseum, die Trajanssäule oder das Pantheon. Wichtige Bauwerke des Christentums wie der Petersdom, die Engelsburg und Santa Maria Maggiore sind ebenso erkennbar. - Leicht wellig, mit mehreren Falzspuren, etwas feucht- und braunfleckig, in der rechten unteren Ecke gering feuchtrandig und etwas knitterfaltig, möglicherweise hinterlegte Risse, jedoch nicht ausgerahmt. Sehr dekorativ, sehr schön und prächtig gerahmt. Versand jedoch nur ohne Rahmen.
Jünger, Ernst. Heliopolis. Rückblick auf eine Stadt. 439 S., 1 Bl. Mit separatem, mehrfach gefaltetem Plan. 22 x 13,5 cm. OLeder mit RVergoldung. Tübingen, Heliopolis, 1949.W.-G.2 52. Des Coudres-M. B 20a. - Erste Ausgabe. Eines von 400 nummerierten Exemplaren der Vorzugausgabe in Ganzleder (Gesamtauflage: 500 Ex.). Mit dem Plan "Heliopolis - schematisch von Werner Höll". Druckvermerk von Jünger signiert. - Mit dem Exlibris von Ernst Jünger (ligiertes EJ). Sehr schönes, nur minimal beriebenes Exemplar.
Goethe, Johann Wolfgang von, Dichter und Staatsmann (1749-1832). Eigh. Quittung m. U. "v Goethe". 1/2 S. 4to. Verona 1.VI.1790."Zehen Zechinen auf Rechnung von Hn. v Einsiedel erhalten / Verona d. 1 Juni 1790. / v Goethe." - Der Lire-Wert von anderer Hand hinzugesetzt: "à 22 Lire". - Geschrieben von Goethe auf dem Rückweg von der zweiten italienischen Reise, die hauptsächlich der Abholung Anna Amalias galt. Goethe war der Herzogin entgegengefahren, hatte sich schon Ende März in Verona aufgehalten und war am 31. März in Venedig eingetroffen, wo Anna Amalia in Begleitung des Kammerherrn von Einsiedel endlich am 6. Mai ebenfalls ankam (und wo Goethes "Ein Buch Epigrammen" entstand). Am 28. Mai schrieb er aus Mantua an das Ehepaar Herder: "... Wir haben bisher sehr vergnüglich gelebt. Venedig, Padua, Vincenz, Verona und Mantua sind besucht und durchsucht worden ... Sehnlich verlange ich nach Hause. Ich bin ganz aus dem Kreise des Italiänischen Lebens gerückt ...". - Der Aufenthalt am 1. Juni in Verona wird in der peniblen Goethe-Chronik von Rose Unterberger nicht erwähnt. - Goethe-Autographen aus Italien sind sehr selten.
-- "dem Hülfs bedürftigen Adel gar nicht geholfen""-- Friedrich II., der Große, König von Preußen (1712-1786). Faszikel mit 48 Briefen, 4 Urkunden und 1 weiteren Schriftstück m. U. "Frch"; beigeheftet diverse Akten; zus. 125 Bl, oft zweiseitig beschrieben. 4to bis gr. folio. Geheftet; in einem (defekten) Umschlag des 19. Jhdts. Potsdam und Berlin 8.IX.1773 bis 14.VII.1782.Umfangreiches und bedeutendes Konvolut von Briefen des Königs sowie von Urkunden und Schreiben seiner Minister und anderer Staatsbeamter, betreffend die Gründung und Geschichte einer wichtigen nationalökonomische Einrichtung in Preußen, der "Kur- u. Neumärkischen Haupt-Ritterschafts-Direktion", eines Kreditinstituts, das nach den langen Kriegszeiten dem märkischen Landadel durch die Gewährung unkündbarer hypothekarischer Darlehen die oftmals schwierige Existenz sichern sollte. Enthält Urkunden des Königs zur Gründung der "Kur- und Neumärkischen Landschaft" sowie zahlreiche entsprechende Kabinettsordes an den mit der Planung der Einrichtung beauftragten Minister v. Goerne, den mit der Durchführung betrauten Landschaftsdirektor v. Arnim und die sämtlichen Stände der Kur- und Neumark. Der erste hier vorliegende Brief des Königs an die Stände (Potsdam 8.IX.1773) signalisiert seine Zustimmung zu dem vorgelegten Plan: "Seiner Königlichen Majestät von Preußen ... ist der Inhalt ... von denen Verordneten sämtlichen Ständen der Churmark ... gethanen Vorstellungen um so angenehmer gewesen, da solcher Seiner Königlichen Majestät zur Wiederherstellung des Landes-Credits so verschiedentlich geäußerten Absicht vollkommen gemäs ist, und werden Allerhöchstdieselbe dahero den Plan, welchen gedachte Verordnete zu Retablirung und Beförderung des verfallenen Credits der Güther-Besizer zu entwerffen gemeinet ist, ... sehr gern genehmigen."Nach den ersten Erfahrungen kündigt der König am 4.I.1776 den Ständen Reformen an: "Da Seiner Königlichen Majestät von Preußen ... Landes-Väterliche Absicht immer dahin gerichtet ist, das Beste dero Unterthanen ... zu befordern, So wollen Höchst dieselbe auch gerne sehen, daß die Sachen der Chur Märkischen Landschaft, auf einen ordentlichern, und beßern Fuß, eingerichtet werden: In Schlesien sind diese Sachen sehr gut reguliret: Gehet das nun hier, gleich nicht gantz völlig auf die Arth an, so wird es doch einiger maaßen möglich seyn; denn die Haupt Absicht ist immer die, daß die gesamten Stände mehr zusammen treten, sich beßer vereinigen, und dadurch sich stärker und ansehnlicher machen solln, damit der Credit der landschaft größer wird, und die Edelleute genöthiget sind, mehr auf die Conservation ihrer Güther bedacht zu seyn, und nicht zu viele Schulden machen: Seiner Königlichen Majestät haben dahero dero Etats-Minister v. Carmer bey deßen jetziger Anwesenheit zu Berlin, aufgetragen, seine Idées und Meiningen, über die Sache, und wie alles darunter beßer einzurichten, denen gesamten Ständen der Chur Märckschen Landschaft, mitzutheilen ...".Es zeigt sich jedoch, daß einige Stände und Regionen sich sperren, dem von Carmer vorgelegten Plan einer "Credit-Assoziation" nach schlesischem Vorbild zuzustimmen. Am 21. März 1777 spricht der König seinen Unwillen darüber aus und reduziert kuzerhand die Anzahl der Landtags-Deputierten. Er habe erfahren, "daß die zum Landtag jetzo zu Berlin versammlete Deputirte des Praelaten Standes, der Altmark, Priegnitz und Mittelmark, den ... Plan zu einer Credit-Association nach Schlesischen Fuß für ihre Kreiser angenommen, dagegen die Deputirte der Uckermark und Neumark Anstand nehmen, diesem beizutreten; So wollen Sr. Königliche Majestät, daß denen ersterwehnten Deputirten Höchstdero gnädige Zufriedenheit über ihren Beytritt, denen andern aber bekannt gemacht werde, daß Sr. Königlichen Majestät es nicht zu wenigem Wohlgefallen gereichen würde, wenn baldigst eine allgemeine Vereinigung geschähe; da Höchstdieselben aber die Anzal der anwesenden Deputirte jetzo weder nöthig noch nützlich finden, So ist Dero gnädigster Wille, daß von denen hier anwesenden von dem Praelaten Stande Einer, Einer aus der Altemark, Einer aus der Priegnitz, Zwey aus der Mittelmark, Einer aus der Uckermark und Zwey aus der Neumark, alhier verbleiben, an den ... jetzo noch einzurichten nötigen Sachen mitarbeiten, die übrige Deputirte aber entlaßen und ihnen mitgegeben werde, so bald es thunlich in ihren Kreisen dasjenige, wozu sie angewiesen werden sollen, dergestalt zu veranstalten ...".Am 12.IV.1777 schreibt der König an den Minister v. Goerne über die störrischen Landstände: "Ich muß Euch nur sagen, sie haben keine patriotische Gesinnungen, und das allgemeine Beste, ist die längste Sache, woran sie dencken, und dem sind auch noch zwey Sachen im Weg, das sind die Leute von der Justitz, und die Advocaten, diese suchen das Werck ihres Vortheils wegen zu hintertreiben, und setzen den Leuten allerhand Dinge im Kopf, und machen lauter Cabalen ...".Auch in anderen Personalfragen nimmt der König in seiner offenen Art kein Blatt vor den Mund. So schreibt er am 20.VII.1777 an v. Goerne: "... Da ich aus Eurem Bericht ... ersehen, daß die Uckermärcksche Stände, den vice Landesdirector v. Eckstedt, zum Director bey dem Credit-Wesen erwählet haben; so habe nichts dagegen, wenn sie vernünftige Leute wählen, nur keine Windbeutel, das werde nicht gestatten ...". Aus vielen weiteren Briefen ist ersichtlich, wie akribisch sich der König um die Entwicklung dieser Einrichtung kümmert, Zinsen festsetzt oder sich über Verhinderung von Konkursen freut. Doch am 7.IV.1782 zieht er in einem Brief an den Landschaftsdirektor v. Arnim eine bittere Bilanz: "... Nachdem Ich von dem eigentlichen Zustand und bisherigen Fortgange des hiesigen Credit-Werks nähere Nachricht eingezogen; so habe Ich wahrnehmen müßen, daß dabey meine landesväterliche Absicht keinesweges erreicht, und dem verschuldeten Hülfs bedürftigen Adel gar nicht geholfen worden; vielmehr täglich neue Concurse entstehen, und eine Familie nach der andern an den Bettelstab geräth ... Ich bin vollkommen überzeugt, daß Mein getreuer Chur- und Neu-Märkscher Adel eben so viel Generosité, Patriotismus und guten Willen, seinen unglücklichen Mitständen zu helfen, besitzt, als die Pommern und Schlesier. Der Fehler muß also in der ersten Einrichtung, und besonders darin liegen, daß die meißten noch gar keine rechte Idée von der Sache haben, und nicht wißen, worauf es dabey eigentlich ankommt; und daß man hienächst durch unnütze Formalitaeten und Pointillen weitläuftige Zögerungen und übertriebene Kosten, den schwächern Theil des Adels außer Stand gesetzt hat, an den Beneficiis des Credit-Systems wirklich Theil zu nehmen ...".Beigeheftet ein Reihe zugehöriger weiterer Schriftstücke: I. Mehrere Abschriften von Briefen Friedrichs des Großen, davon 3 an Minister v. Goerne, 1 an Großkanzler v. Fürst, 1 an General von Buddenbrock, 2 an die Stände der Mittelmark (alle Potsdam 1777) und 1 an den Kapitän v. Jagow (Berlin 1778). - II. Eine Rede Friedrichs des Großen an die Deputierten der kur- und neumärkischen Landstände (6 Seiten; gr. folio) in Potsdam am 18.I.1776. - III. Ein Pfandbrief m. U. des Generaldirektors v. Kameke, ausgestellt auf das Gut Treppeln (handschriftlich ausgefüllter Vordruck; 1 S. Quer-folio. Berlin 2.I.1778). - IV. Das komplette Manuskript "Revidirtes Chur- und Neumärksches Ritterschaftliches Credit-Reglement" mit Unterschrift des kgl. Kommissars v. Arnim (98 S. Gr. folio. Berlin 23./25.V.1782). - Ein separater, Sammelband mit dem Erstdruck "Chur- und Neumärkisches allergnädigst confirmirtes Ritterschafts-Credit-Reglement" (Berlin, G. J. Decker, 1777) sowie 2 Nachträge "Tax-Principia" (Berlin 1777, 1784), - [...]
-- Victor Hugo im Deutsch-Französischen Krieg-- Hugo, Victor, franz. Dichter und Politiker, Hauptvertreter der frz. Romantik, Mitglied der Académie Française und Pair de France (1802-1885). Eigh. Widmung m. U. "Victor Hugo". - Auf dem Titelblatt einer Sammlung von 3 Flugschriften Hugos anläßlich des Deutsch-Französischen Krieges. Bedruckter Umschlag und 14 S. Gr. 8vo (23,5 x 15,5 cm). Paris, Bureaux du Rappel, 1870."A Mademoiselle Thurel - Hommage Victor Hugo". Auf dem Titel der Broschüre "Victor Hugo: Aux Allemands. - Aux Français. - Aux Parisiens." Die drei Flugschriften sind datiert: 9. Sept., 17. Sept. und 2. Okt. 1870. Das hintere Umschlagblatt enthält noch den Text einer kurzen Ansprache Hugos, als er am 5. September bei der Rückkehr nach 8jährigem Exil am Gare du Nord von einer begeisterten Volksmenge empfangen wurde. - Der Erlös der Broschüre, 5 Centimes, war "au profit des blessés" bestimmt, und so war auch die Empfängerin von Hugos Widmung, Mlle Thurel, die Leiterin einer Krankenstation. - Heftung gelöst; Gebrauchsspuren.
Mackensen, Fritz, Maler, Mitbegründer der Künstlerkolonie Worpswede, Direktor der Weimarer Hochschule für Bildende Kunst, Erster Vorsitzender des Deutschen Künstlerbundes (1866-1953). Eigh. Brief m. U. "Fritz Mackensen". 4 S. Doppelbl. Gr. 8vo. Ohrdruf (Thüringen) 6.VI.1917.An einen Major, wegen des Drucks einer Lithographie. "... Gleich nach meiner Rückkehr aus Frankreich hatte ich Ihnen mitgeteilt, daß unser Drucker eingegangen war, und daß ich Schwierigkeiten hätte, den Stein zum Drucken Ihres Bildes anfertigen zu lassen. Ich fragte deshalb bei Ihnen an, ob Sie einverstanden seien, daß ich die beiden Originale an Ihre Frau Gemahlin schickte und bat um die Adresse derselben, die mir abhanden gekommen war. Ich mochte nicht riskieren, von einem schlechten Drucker die lithographische Zeichnung auf einen Stein abziehen zu lassen, da es vielleicht oder wahrscheinlich schlecht geworden wäre und dann auch das Original verdorben wäre. - Nun habe ich Ihrer Frau Gemahlin die beiden Zeichnungen durch mein Sekretariat schicken lassen. Hoffentlich machen sie Ihrer Frau Gemahlin etwas Freude ...". Teilt mit, dass er im September 1916 zum Major der Kavallerie befördert worden, aber neben seinen militärischen Aufgaben Direktor der Weimarer Kunsthochschule geblieben sei.
-- KINDER- UND JUGENDBÜCHER-- Barrie, J(ames) M. Peter Pan in Kensington Gardens, from the little white bird. A new edition. Illustrated by Arthur Rackham. 2 w., 4 Bl., 125 S., 3 w. Bl. Mit 50 farbigen Illustrationen auf Tafeln montiert, 8 ganzseitigen schwarz-weiß Zeichnungen und einigen kleineren Textillustrationen. 28 x 21 cm. Grünes OLeinen mit illustriertem OSchutzumschlag. London, Hodder und Stoughton, (1912).Vgl. Doderer I, 108. Doderer III, 114. Schug 2301. Hofstätter, Jugendstil Druckkunst, 91 (zur deutschen Ausgabe). - Mit den herrlichen Illustrationen von Arthur Rackham (1867-1937). Rackham selbst vertrat den Anspruch, dass Illustrationen "von höchst künstlerischer Qualität zu sein (haben), weil die Eindrücke der frühen Kindheit für das ganze spätere Leben entscheidend seien" (Doderer). - Sauber und wohlerhalten.
-- "Tröstungen in der Verbannung"-- Savoye, Joseph, dt.-franz. Schriftsteller, Jurist, oppositioneller Journalist und Politiker, wanderte nach Verfolgung in Deutschland nach Frankreich aus und war 1848 Gesandter der Französischen Republik in Frankfurt a. M. (1802-1869). 4 eigh. Briefe m. U. "Savoye". In deutscher Sprache. Zus. 12 S. Gr. 8vo und kl. 8vo. Paris und Frankfurt 1843-1848. Größtenteils umfangreiche Briefe an die Redaktion der "Augsburger Allgemeinen Zeitung" mit Beschwerden und Kritik an Artikeln, verbunden mit Savoyes Kommentaren zu aktuellen Zuständen und Zeitfragen. Am 15. November 1843 schreibt er aus dem Pariser Exil: "Wundern Sie sich nicht, ... einen Brief von meiner Hand zu erhalten. Ich habe nicht leichten Sinn genug, um mich über den Verlust wackrer Freunde und den wohlwollenden Verkehr schätzbarer Leute ohne weiteres zu trösten, und die Sophismen meiner Eigenliebe sind mir dafür nur ein sehr schlechter Ersatz. Meine Verbindung mit der Allgem. Zeitung, die Sie mit einer eben so verdienstlichen als schneidigen Gewandheit, und einer das Beste erstrebenden Beharrlichkeit leiten, die alle Rechtlichen mit Hochachtung für Sie erfüllen muß, meine Verbindung mit Ihnen gehört zu den Tröstungen, die mir in der Verbannung gegönnt wurden; ich werde sie nur dann aufgeben, wenn Sie es durchaus wollen. Ich begreife jetzt, nach Monaten, besser warum Sie meine beiden Aufsätze 'über Gutzkow in Paris u. 'deutsche Litteratur in Frankreich, Marnier etc.' nicht aufgenommen haben; aber darum weil ich es begreife, will ich es auch aussprechen. - Daß Ihnen Frankreich in diesem Augenblick nicht das wichtigste Land in Europa ist, kann ich mir denken, daß Sie keine politischen Artikel von mir aus Paris erwarten, weiß ich, und ich habe weder Lust noch Liebe dazu. Aber der Stoff zu diesen Mittheilungen, die Ihnen sonst willkommen waren, und die dem Zeichen = [offenbar eine Art Signatur bei anonymen Aufsätzen Savoyes] ehemals ... eine günstige Aufnahme verschafften, ist nicht ausgegangen, ich möchte es versuchen, den Faden wieder anzuknüpfen ...". Übersendet einen Aufsatz "zu jenen schönen Studien, die den Charakter der Völker in ihrer Sprache zu ergründen suchen". Im Februar 1844 sendet er einen 51/2 Seiten langen Brief über seine politische Haltung und Gesinnung, beginnend: "Wie in aller Welt kommen Sie dazu, mein lieber Herr, mir von Communismus zu sprechen? Haben Sie in meinen Einsendungen während langer Jahre davon je eine Spur bemerkt? Ja, allerdings, ich halte noch immer an meiner politischen Überzeugung früherer Jahre, was aber hat die mit dem Communistenwesen gemein?" Es folgen lange staats- und gesellschaftsphilosophische Betrachtungen. Am 19. August 1848 (mit dem seltenen Briefkopf "République française. Légation des France à Francfort") bittet Savoye um die Aufnahme einer "Berichtigung, und zwar, wenn ich um diese Gefälligkeit bitten darf, an der Stelle der gewöhnlichen Correspondenz-Artikel im Blatte selbst. Dabei kann ich, in Berücksichtigung meines langjährigen freundlichen Verkehrs mit der A. Z. nicht umhin, mich bitter über die mißliebige Annahme einer so durchweg grundlosen Beschuldigung, über die Verbreitung so leichtsinniger Verdächtigung zu beklagen. Kaum sind es 2 Wochen her, daß ich dem H. Kolb [Chefredakteur der Allgemeinen Zeitung] persönlich, in vertrautem Gespräch, die offene Lauterkeit und die ehrliche Absicht meiner Stellung in Frankreich dargelegt habe; soll ich annehmen daß derselbe der oberflächlichen Bezichtigung eines Pariser Correspondenten mehr Glauben schenkt als meinem ehrlichen Worte? ...". - In einem kleinen Briefchen an Dr. G. Rolle beklagt sich Savoye über ein anderes Thema: "Ich schreibe Ihnen ... mit wahrer Betrübniß. Wer in aller Welt hat so gegen Meyerbeer schreiben können, wie im Brief vom 1. Februar ... steht? Ist es nicht niederschlagend und schmerzlich zu lesen daß deutsche Blätter ihre edelsten Vertreter so in den fremden verunglimpfen? Ich betheure Ihnen die Wahrheit meiner Erwiderung und kann sie durch Namen und Thatsachen belegen. Vergönnen Sie mir die Aufnahme derselben, ich hoffe Sie werden sie in der Form würdig und unverletzend finden ...". - Interessante Briefe eines Emigranten, der schließlich in England starb, ohne dauerhaft nach Deutschland zurückgekehrt zu sein.
Joachim de Fiore. Vaticinia, siue Prophetiae abbatis Ioachimi, & Anselmi episcopi Marsicani, Cum imaginibus aere incisis, correctione, et pulcritudine plurium manuscriptorum exemplariu(m) ore, et uariaru(m)imaginu(m) tabulis, et delineationibu(s), alijs antehac impressis longe praestantiora. 71 nn. Bl. Mit gestochenem Titel und 34 (4 ganzseitigen) Kupferstichen im Text. 20 x 14 cm. Wohl etwas späterer restaurierter Pergamentband (leicht berieben und mit kleiner Fehlstelle am oberen Kapital) mit hs. RTitel. Venedig, Joannes Baptist Berton, 1600.EDIT 16. CNCE 36418, Adams J 214. Vgl. Caillet 5541. - Aufführung zahlreicher Kardinäle, welche jeweils mit einem Kupferstich und zwei kurzen unterteilten Texten abgebildet sind. Die Darstellungen zeigen die Kardinäle jeweils mit einem charakteristischen Attribut, wie Tieren, Gebäuden, Schwerter, Fabelwesen, etc., während die kurzsilbigen Texte, welche als Weissagungen gelten, in Spalten gefasst sind, bei der die rechte Spalte für Korrekturen, Ergänzungen oder Fußnoten gedacht ist. - Etwas stock- und fingerfleckig und teils feuchtrandig.

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