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Los 734

Otto Odebrecht (1833-1860) Alpental mit Wassermühle, alpine valley with watermill,Öl/Leinwand, u. links signiert Odebrecht, H 30,5 x B 40 cm, Rahmen 45 x 54 cm, Otto Friedrich Hermann Odebrecht, deutscher Landschaftsmaler, Craquelé, mehrere Farbabplatzer

Los 812

925 Silber Gläser Set Hermann Bauer, crystal silver glass set,14 Kristallgläser mit 925 Silber Montierung, gepunzt / gestempelt 925 + Sterling + HB Firmenpunze, 8x Wassergläser H 11 cm x D 6 cm, 6x Schnapsgläser H 7 cm x D 5 cm,

Los 186

Artist: Andy Warhol (American, 1928 - 1987). Title: "Electric Chair". Medium: Color offset lithograph. Date: Composed 1971. Printed 1980. Dimensions: Overall size: 9 1/4 x 8 1/16 in. (235 x 205 mm).Lot Note(s): Signed in black marker. White wove paper. The full sheet. Fine impression. Very good to fine condition. Literature/catalogue raisonne: cf. Feldman/Schellmann II.81. Provenance: Private collection, Sweden, thence to our consignor. Comment(s): Published for the important catalogue raisonne of Warhol’s prints by Hermann Wunsche. Image copyright © Andy Warhol Foundation for the Visual Arts / Artists Rights Society (ARS), New York. [29198-1-1600]

Los 715

Artist: Andy Warhol (American, 1928 - 1987). Title: "Warhol/Wunsche #1". Medium: Autograph - initials on paper. Date: Composed 1980. Dimensions: Overall size: 9 1/4 x 8 1/16 in. (235 x 205 mm).Lot Note(s): Signed in black marker. Light cream wove paper. Fine condition. Literature/catalogue raisonne: See: Paul Marechal, “Andy Warhol Ephemera…Catalogue Raisonne, 1950-1987.” Lyon, France: Les amis du Musee de l’Imprimerie, 2018, Section 9A, no.45. Provenance: Private collection, Sweden, thence to our consignor. Comment(s): Our example is signed on the foreword page of “Andy Warhol: Das Graphische Werk 1962-1980” by Hermann Wunsche. Image copyright © Andy Warhol Foundation for the Visual Arts / Artists Rights Society (ARS), New York. [29080-1-600]

Los 294

frankfurter projekt 2. Triptychon. Francis Bott, Hermann Goepfert, Boris Goetz, Hap Grieshaber, Heinz Kreutz, Christian Kruck, Frankfurt 1958, unpaginiert (18 Blatt), soft cover, Bindung gelöst, gebräunt, Umschlagseite minimal eingerissen.

Los 224

Tischleuchter, Silber 925, Emil Hermann, gedrehte Züge, zweiflammig, geschwert, 10.3 cm

Los 515

Ansichtentasse, KPM Berlin, um 1823-1832, polychrom und goldstaffiert, bezeichnet Hermann und Marie, Volutenhenkel, 13 cm hoch

Los 637

Porzellangruppe, "Galoppierende Pferde", Hutschenreuther, Selb, Germany, Kunstabteilung, polychrom, Modellentwurf von Max Hermann Fritz (1873-1948), 28 cm hoch

Los 641

Porzellangruppe, "Galoppierende Pferde", Hutschenreuther, Selb, Germany, Kunstabteilung, polychrom, 28.8 cm hoch, Modellentwurf von Max Hermann Fritz (1873-1948)

Los 1042

Eames Lounge Chair und Ottoman, Hermann-Miller Collection, Entwurf Charles und Ray Eames 1956 für Hermann Miller; drei Schichtholzschalen in Palisander furniert, schwarze Lederpolster, fünfstrahliger Fuß; Ottoman ebs. mit vierstrahligen Fuß, 76 x 85 x 94 cm; 43 x 64 x 56 cm, leichte Gebrauchsspuren, insgesamt guter Zustand

Los 1493

Hermann, Adolf (19./20. Jh.),"In der Stube", Öl auf Holz, signiert unten links Adolf Hermann (nachgezogen), 15 x 13 cm, verso altes Etikett "Ständige Kunst-Ausstellung der Münchner Künstler-Genossenschaft", unter Glas gerahmt

Los 1615

Moras, Walter (1856 Berlin - 1925 ebda., Schüler von Hermann Eschke, Landschafts-, Städte- und Küstenmaler), wohl,"Märkische Landschaft", Öl auf Leinwand, signiert unten rechts Moras, 82 x 120 cm.Provenienz: erworben November 1993 im Kunsthaus Binhold als Walter Moras; seitdem Rheinischer Privatbesitz

Los 1673

Rüdisühli, Hermann (1864 Lenzburg - 1944 München, Sohn und Schüler des Jakob Lorenz Rüdisühli, Landschaftsmaler und Bildhauer in München),"Landschaft mit Birken", Öl auf Platte, signiert links unten Herm Rudisühli München, 68 x 50 cm, kleine Retuschen

Los 1704

Spitzweg, Carl (1808 München - 1885 ebda., bedeutender Münchner Maler und Illustrator der Biedermeierzeit),"Türkengruppe vor einem Zelt", Öl auf Holz, Rhombus-Signum unten rechts, 16.5 x 16.5 cm. Anbei zwei Kopien alter Gutachten von Hermann Uhde Bernays und Adolf Alt von 1930. Im Werkverzeichnis von Siegfried Wichmann werden beide Kunsthistoriker als zuverlässige Sachverständige für Spitzweg genannt (S. 83).WV Roennefahrt, Nr. 676 mit der Provenienzangabe: Lempertz, Köln, 19.5.1931, Nr. 122; Provenienz: Lempertz, Köln, 19.5.1931, Nr. 122(laut Roennefahrt); Deutscher Privatbesitz; Auktionshaus Plückbaum 14.03.2015, Auktion 328, Lot 1611; Deutscher Privatbesitz

Los 155

Bronzeplastik Höhe 36,5 cm Unter ihrem linken Fuß monogrammiert 'FK' (ligiert) und mit dem Gießerstempel versehen "H. NOACK BERLIN". - Mit sehr schöner dunkelbrauner, teils rötlich-grün schimmernder Patina.Braun 228ProvenienzPrivatbesitz RheinlandLiteraturHermann Braun, Fritz Klimsch. Werke, Katalogbuch zur Ausstellung bei Galerie Koch, Hannover 1980, Kat. Nr. 48 mit ganzseitiger Abb.

Los 167

Bronze Höhe 63,5 cm Auf der rechten Fußsohle monogrammiert 'FK' (ligiert) sowie mit dem Gießerstempel "H.NOACK BERLIN" versehen. - Mit mittelbrauner, stellenweise aufgelichteter Patina.ProvenienzGalerie Abels, Köln (1980); Privatbesitz SüddeutschlandAusstellungenBerlin 1940 (Preußische Akademie der Künste), Frühjahrsausstellung, S. 29, Nr. 486; Wien 1941 (Haus der Ehemaligen Secession), Fritz Klimsch. Kollektivausstellung, Nr. 15; Köln 1970 (Galerie Abels), Fritz Klimsch, Kat. Nr. 6 mit Abb.LiteraturEgbert Delpy, Fritz Klimsch, Berlin 1942, Abb. Nr. 32; Hermann Braun, Fritz Klimsch. Werke, Hannover 1980, Kat. Nr. 27 mit ganzseitiger Abb. S. 70

Los 383

Portfolio mit 15 Vintages, Gelatinesilberabzügen hochglänzend auf Agfa-Papier 1972 Jeweils 39 x 39 cm. Zusammen mit zwei Textblättern (Texte: Hermann Nitsch und Günter Brus) in Original-Leinenmappe, dort im Deckel innenseitig mit gestempelten Werkangaben sowie handschriftlich nummeriert. Exemplar 28/40. Edition Adam und Wolfgang Ernst, Wien. - Die Leinenmappe mit leichten Gebrauchsspuren.Literaturvgl. Siegfried Zielinski, Minne mich gewaltig! BildKörper & Religion in der Sammlung Lutz Teutloff, Exposé für eine imaginäre Ausstellung, Potsdam 2009, S. 75 mit Abb.; Michael Kröger, That’s me. Fotografische Selbst-Bilder, Ausst.kat. Marta Herford, Bielefeld 2011, S. 49-55 mit Abbn.Besteuerung: Regelbesteuerung (19% auf Zuschlagspreis und Aufgeld) falls kein Drittlandsexport (R)

Los 515

Hermman Bears, Garfield - An unboxed Hermann Teddy Original soft plush cat with red ribbon collar, swing tags and label, measuring approximately 30cms in height, together with three vintage Garfields soft toys. Lot descriptions reflect the cataloguer's opinion only and do not constitute a guarantee. If in doubt, intending bidders should either attend public viewing or request a written condition report. All sales are final.

Los 1469

PEINER, Werner (1897-1984), "Die Apokalyptischen Reiter", vier Original-Entwurfszeichnungen eines Wandteppichs wohl für die Neue Reichskanzlei, Mischtechnik/Papier, 32 x 14,5, jeweils signiert und "43" datiert; von den Reitern gibt es vier großformatige Versionen, die in Privatbesitz sind. Beigegeben: ein zeitgenössischer Zeitungsartikel, in dem die angebotenen Bilder erwähnt werden sowie die Ernennungsurkunde Peiners zum Preussischen Staatsrat mit der Originalsignatur von Hermann Göring, in originaler Hülle und Mappe

Los 1998

FIGUR "PIERROT MIT MASKE", H 23,5, linke Hand rest., Entwurf Hermann Hubatsch um 1923, KPM BERLIN

Los 2417

GROSSE FIGUR "FASAN", gold staffiert, H 41,5, Entwurf Max Hermann FRITZ, FRAUREUTH, SACHSEN, um 1920

Los 2444

FIGUR "LACHENDER HASE", dezent farbig staffiert, H 5,5, Entwurf Max Hermann FRITZ, ROSENTHAL, 20.Jh.

Los 374

HAMBURGER MEDAILLE VON 1885, Silber, zum zehnjährigen Amtsjubiläum des Senators und Bürgermeisters Hermann Anton Cornelius Weber (1822-1886), Medailleur Johannes Lorenz, Dm 4,2, Etui

Los 890

OBER, Hermann (1920-1997), "Landschaft", Öl/Lwd., 90 x 109, unten rechts monogrammiert und datiert '70, R.

Los 939

Hermann Greyer (1934-2016). Gebirgslandschaft mit Dorf. Öl/Lw., li./u./sign., gerahmt, 50 x 70,5 cm. **

Los 130

Woldemar Hermann (1807-1878). „Vorhalle einer gotischen Kirche“. Aquarellierte Bleistiftzeichnung, li./u./sign., hi./Gl./gerahmt, 10 x 13,5 cm.**

Los 1411

Hermann Urban (1866-1948). „Am Quell“. Öl/Lw., li./u./sign., verso bez./dat. (19)05, gerahmt, 81 x 130 cm. **

Los 1446

Hermann Müller-Wachenfeld (1861-1925). Bachlauf mit Bäumen und Dorf im Hintergrund. Öl/Sperrholz, verso Nachlassstempel, gerahmt, 35 x 50 cm. **

Los 1637

Hermann Reisz (1865-1920). Pferdegespann. Öl/Malkarton, re./u./sign., gerahmt, 12 x 19,5 cm.

Los 79

Bronze Höhe 45 cm Rechts unten am Sitz signiert 'E. Barlach' und links unten mit dem Gießerstempel "H. NOACK BERLIN" versehen. Einer von 31 nicht nummerierten, nach 1939 entstandenen Güssen neben drei Lebzeiten- und einem Zinkguss. - Mit schöner leicht kupferbrauner, ins olivfarbene spielender Patina, die Haarkalotte leicht golden berieben.Laur 600; Schult I, 473ProvenienzFamilie des Künstlers; Galerie Alex Vömel, Düsseldorf (dort 1973 erworben); seitdem Privatbesitz RheinlandAusstellungenU.a: Bremen 1959 (Kunsthalle Bremen), Ernst Barlach, Kat. Nr. 44; Hamburg 1977 (Ernst Barlach Haus), Stiftung Hermann F. Reemtsma, Kat. Nr. 67; Schleswig 1995, Kat. Nr. 128; Bergen/Güstrow 2000 (Bergen Kunstmuseum/Ernst Barlach Stiftung Güstrow), Ernst Barlach. Ein Graphiker und Bildhauer des deutschen Expressionismus, Kat. Nr. 100LiteraturU.a. Gert von der Osten, Bildwerke in der Landesgalerie Hannover, Hannover 1957, Kat. Nr. 443; Friedrich Droß (Hg.), Ernst Barlach, Die Briefe II, 1925-1938, München 1969, S. 859; Volker Probst (Hg.), 10 Jahre Ernst Barlach, Stiftung Güstrow, Güstrow 2004, Kat. Nr. 27Die fünf Bronzeplastiken von Ernst Barlach, die wir in dieser Auktionssaison anbieten dürfen, geben einen Eindruck von der künstlerischen Entwicklung, die sich in seinem plastischen Oeuvre abzeichnet. Die „Russische Bettlerin mit Schale", 1906 entstanden, und die „Russische Bettlerin II", die, obwohl in dieser Größe erst 1932 realisiert, in ihrer Gestaltung der kleinen Fassung von 1907 folgt, verdeutlichen die motivischen und künstlerischen Impulse, die Barlach aus seiner mehrwöchigen Russland-Reise im Jahr 1906 zog. Nach seinen vom Jugendstil beeinflussten Anfängen findet der Künstler nun zu vereinfachten, in sich geschlossenen Formen. Die den Körper verhüllenden langen Gewänder der russischen Landbevölkerung setzt er leicht stilisiert in fließende, ornamentale Linien um. Überwiegen bei der früher entstandenen „Bettlerin mit Schale" noch die darstellerischen Details und der erzählerische Aspekt, so überführt er die Gestalt der vornüber gebeugten zweiten „Bettlerin" bereits in eine stark abstrahierte Form, die den menschlichen Körper unter den Stoffbahnen lediglich erahnen lässt.Das Gewand bleibt auch in Barlachs später entstandenen Plastiken ein bestimmendes Element, er baut die Figur über die Gewandform auf. Sie bildet eine vereinheitlichende Hülle für den Körper und sorgt durch diese Formreduktion für eine Konzentration auf die Gestik und Haltung; auch emotionale Bewegtheit kann dadurch veranschaulicht werden. Barlachs Hauptwerk ab 1910 wird stark von den gotischen Bildwerken in den Kirchen seiner norddeutschen Heimat beeinflusst. Die dort gesehenen formalen Grundsätze übersetzt er in seine eigene expressive Sprache. Dabei bedient er sich konkreter Kompositionen der sakralen mittelalterlichen Werke, ohne notwendigerweise deren ikonografischen Gehalt zu übernehmen. Es entstehen Plastiken von zeitloser Ausdruckskraft, die die Grundaussagen menschlicher Existenz veranschaulichen.Die gelängten, statuarischen Gestalten von Christus und Thomas im „Wiedersehen" von 1926 sind durch ihre körperlich distanzierte, aber dennoch innige Umarmung zu einer Einheit verschränkt; die stark differierende Körperhaltung der beiden gibt eine beredte Aussage über die Umstände ihrer Begegnung. Blockhaft und erdschwer stellt sich der „Zweifler" von 1930 dar, das Gewand fasst den knienden Körper zu einer Einheit zusammen, die innere Zerrissenheit offenbart sich durch die Neigung des Kopfes und die gerungenen Hände. Die Figur des „Buchlesers" von 1936 - auch „Lesender Mann im Wind" betitelt - zeigt ebenfalls eine in sich geschlossene Einheit, Haltung und Blick sind ganz auf die Lektüre ausgerichtet. Die etwas gebauschten Gewandschöße und das zerzauste Haar können als Auswirkungen des Windes, aber auch als subtile Zeichen innerer Unruhe gelesen werden.

Los 88

Bronze Höhe 158,5 cm Auf der mitgegossenen Plinthe monogrammiert 'FK' (ligiert), rückseitig am Plinthenrand mit dem Gießerstempel "H. NOACK BERLIN" versehen. - Mit dunkelbrauner Patina.Braun 207ProvenienzPrivatbesitz Nordrhein-WestfalenAusstellungenBerlin 1942 (Preußische Akademie der Künste), 3. Frühjahrsausstellung. Fritz Klimsch. Sonderausstellung, Kat. Nr. 204LiteraturUli Klimsch, Fritz Klimsch. Freie Schöpfungen, Stollhamm/Berlin 1949, Kat. Nr. 66/67; Hermann Braun, Fritz Klimsch. Werke, Hannover 1980, Kat. Nr. 38 mit ganzseitiger Abb. S. 92In dieser Auktion können zwei annähernd lebensgroße Bronzen aus der späten Schaffenszeit von Fritz Klimsch angeboten werden, die in ihrer natürlichen Anmut beeindrucken.Der „Sommertag" ist als liegender Akt in dieser Größe sehr selten im Werk des Künstlers. Als Vorlage für das Angesicht der liegenden jungen Frau idealisierte Klimsch ein Porträt seiner Schwiegertochter. Egbert Delpy schrieb begeistert zu dieser Figur, die sich in genießerischer Pose entspannt dem Sonnenbad hingibt: „So strahlen seine Akte immer wieder neu die innere Freude an der eigenen Schönheit, das selige Hingegebensein an die Freiheit … im wohligen Sichspannen und Entspannen („Sommertag") aufs Anmutigste und Natürlichste aus." (zit. nach: Hermann Braun, Fritz Klimsch. Eine Dokumentation, Köln 1991, S. 387).Die klassisch anmutende „Jugend" ist Klimschs letzte annähernd lebensgroße Bronzefigur. Sie bildet den krönenden Schlusspunkt einer Reihe von stehenden bronzenen Mädchenakten des Bildhauers.Modell stand dem Künstler dafür die 19jährige Margrit Schlömer. Ihr Freund, der kunstambitionierte junge Jurist Dr. Hanswilly Bernartz, hatte Klimsch im April 1940 ein Aktfoto Schlömers mit der Frage übersandt, ob diese nicht ein ideales Modell für ihn sei. Die Vorarbeiten im Sommer 1940 beschrieb sie selbst folgendermaßen: „Ich war vier Wochen in Berlin. Klimsch arbeitete in seinem Atelier in der Schillerstraße morgens zunächst an den Tonentwürfen. […] In den ersten Tagen hat er auch Zeichnungen gemacht, die ihm aber nicht gefielen. In einem gewissen Moment sagte er zu mir: Bleiben Sie so stehen, genau das will ich machen. So ist dann zunächst der kleine Entwurf entstanden, den Sie ja kennen, und später die große Figur. Ich empfand die Haltung als ganz natürlich." (zit. nach: Braun, Klimsch, a.a.O., S. 399). Diese Unbefangenheit und Spontanität während des Modellierprozesses werden in dem lebendigen, ungekünstelten Ausdruck der Bronze deutlich, die als Allegorie für die „Jugend" schlechthin stehen kann.

Los 89

Bronze Länge 110,5 cm Auf der rechten Fußsohle monogrammiert 'F. K.' und mit dem Gießerstempel "H. NOACK BERLIN" versehen. - Mit mittelbrauner, teilweise aufgehellter Patina.Braun 184ProvenienzPrivatbesitz Nordrhein-WestfalenAusstellungenBerlin 1938 (Ausstellungsgebäude Tiergartenstraße 21 a), Sonderausstellung Fritz Klimsch. Plastik, Kat. Nr. 3; München 1938 (Haus der Deutschen Kunst), Große Deutsche Kunstausstellung, S. 59, Kat. Nr. 492; Halle 1939 (Städtisches Moritzburgmuseum), Fritz Klimsch - Ausstellung, Kat. Nr. 22LiteraturHermann Braun, Fritz Klimsch. Werke, Hannover 1980, Kat. Nr. 35 mit ganzseitiger Abb. S. 86In dieser Auktion können zwei annähernd lebensgroße Bronzen aus der späten Schaffenszeit von Fritz Klimsch angeboten werden, die in ihrer natürlichen Anmut beeindrucken.Der „Sommertag" ist als liegender Akt in dieser Größe sehr selten im Werk des Künstlers. Als Vorlage für das Angesicht der liegenden jungen Frau idealisierte Klimsch ein Porträt seiner Schwiegertochter. Egbert Delpy schrieb begeistert zu dieser Figur, die sich in genießerischer Pose entspannt dem Sonnenbad hingibt: „So strahlen seine Akte immer wieder neu die innere Freude an der eigenen Schönheit, das selige Hingegebensein an die Freiheit … im wohligen Sichspannen und Entspannen („Sommertag") aufs Anmutigste und Natürlichste aus." (zit. nach: Hermann Braun, Fritz Klimsch. Eine Dokumentation, Köln 1991, S. 387).Die klassisch anmutende „Jugend" ist Klimschs letzte annähernd lebensgroße Bronzefigur. Sie bildet den krönenden Schlusspunkt einer Reihe von stehenden bronzenen Mädchenakten des Bildhauers.Modell stand dem Künstler dafür die 19jährige Margrit Schlömer. Ihr Freund, der kunstambitionierte junge Jurist Dr. Hanswilly Bernartz, hatte Klimsch im April 1940 ein Aktfoto Schlömers mit der Frage übersandt, ob diese nicht ein ideales Modell für ihn sei. Die Vorarbeiten im Sommer 1940 beschrieb sie selbst folgendermaßen: „Ich war vier Wochen in Berlin. Klimsch arbeitete in seinem Atelier in der Schillerstraße morgens zunächst an den Tonentwürfen. […] In den ersten Tagen hat er auch Zeichnungen gemacht, die ihm aber nicht gefielen. In einem gewissen Moment sagte er zu mir: Bleiben Sie so stehen, genau das will ich machen. So ist dann zunächst der kleine Entwurf entstanden, den Sie ja kennen, und später die große Figur. Ich empfand die Haltung als ganz natürlich." (zit. nach: Braun, Klimsch, a.a.O., S. 399). Diese Unbefangenheit und Spontanität während des Modellierprozesses werden in dem lebendigen, ungekünstelten Ausdruck der Bronze deutlich, die als Allegorie für die „Jugend" schlechthin stehen kann.

Los 1

Eduard von Grützner - - 1846 Großkarlowitz/Schlesien - 1925 München Deidesheimer. 1874. Öl auf Leinwand. Balogh 111. Links unten signiert und datiert. Verso auf dem Keilrahmen handschriftlich bezeichnet. 50 x 40 cm (19,6 x 15,7 in). PROVENIENZ: Sammlung Rudolf Hammerschmidt (1853-1922) (bis 1928, Kunsthaus Lempertz, 7.12.1928). Sammlung Theodor Johannsen, Wedel (wohl 1928 vom Vorgenannten erworben). Seither in Familienbesitz. LITERATUR: Kunsthaus Lempertz, Köln, Kunst-Sammlung und Innen-Einrichtung der Villa des Geh. Kommerzienrats Hammerschmidt, Auktion 7.12.1928, Los 868 (mit Abb., 'Der Bruder Kellermeister'). Grützner Album, München 1949. 1865 tritt Eduard von Grützner in die Malklasse von Hermann Anschütz an der Akademie der Bildenden Künste in München ein. Rat und Anregung erfährt er auch durch Carl Theodor von Piloty, ebenfalls wie Anschütz Historienmaler und einem feinmalerischen Detailrealismus verpflichtet, in dessen Klasse an der Akademie er 1867 aufgenommen wird. Bereits in Grützners Studienzeit klingt mit dem Gemälde 'Im Klosterkeller' die künftige Thematik seiner Arbeiten an, womit er gewissermaßen das Genre der klösterlichen Trinkgemälde aus der Taufe hebt. In der nachfolgenden Zeit spezialisiert sich Grützner mit großem Erfolg auf die Darstellung dieses durchaus weltlichen Aspekts klösterlichen Lebens: Die Szenen spielen sich meist in feucht-fröhlicher Atmosphäre in Kellern, Küchen und Schankstuben ab und verweisen in ihrer dunklen Tonalität auch auf die niederländische Malerei des Barock. Zahlreiche seiner beliebten 'Trinkgemälde', in denen er in anekdotisch-humoristischer Manier das Genre des lustigen und sinnenfreudigen Mönches bedient, werden in Zeitschriften reproduziert und dadurch weithin bekannt. Gerne zeigt er dabei den Moment, in dem die Mönche die von ihnen hergestellten alkoholischen Erzeugnisse etwas zu gewissenhaft 'verkosten', wie auch die links am Boden stehenden leeren Flaschen sowie die schläfrigen Augen des Klosterbruders erahnen lassen. Eduard Grützners Werke gehören zu Lebzeiten zum gängigen Inventar großbürgerlicher repräsentativer Ausstattung. Unser Bild befand sich einst in der Sammlung Rudolf Hammerschmidts (1853-1922), einer der führenden Industriellen in der Textilindustrie. Nach seinem Tod folgt die Versteigerung der Einrichtungsgegenstände und Kunstwerke aus der prachtvollen Villa Hammerschmidt in Bonn, die schließlich 1950 zum Sitz des Bundespräsidenten der BRD wird. [KT] Aufrufzeit: 17.06.2021 - ca. 17.00 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.ENGLISH VERSIONEduard von Grützner -1846 Großkarlowitz/Schlesien - 1925 München Deidesheimer. 1874. Oil on canvas. Balogh 111. Signed and dated in lower left. Inscribed on verso of the stretcher. 50 x 40 cm (19.6 x 15.7 in). PROVENANCE: Collection Rudolf Hammerschmidt (1853-1922) (until 1928). Collection Theodor Johannsen, Wedel (presumably acquired in 1928). Ever since family-owned. LITERATURE: Kunsthaus Lempertz, Cologne, Kunst-Sammlung und Innen-Einrichtung der Villa des Geh. Kommerzienrats Hammerschmidt, auction on December 7, 1928, lot 868 (with illu., 'Der Bruder Kellermeister'). Grützner Album, Munich 1949. Called up: June 17, 2021 - ca. 17.00 h +/- 20 min. This lot can be purchased subject to differential or regular taxation.

Los 125

Hermann Max Pechstein - - 1881 Zwickau - 1955 Berlin Tänzerin in schwarzer Hose. 1910. Tuschpinselzeichnung. Rechts unten monogrammiert. Verso wohl von fremder Hand bezeichnet. Auf chamoisfarbenem Velin. 44,5 x 34,2 cm (17,5 x 13,4 in), Blattgröße. [CH]. • Seit fast 50 Jahren Teil derselben Privatsammlung. • Aus der besten 'Brücke'-Zeit. • Tanz und Varieté nehmen in Pechsteins Œuvre und im gesamten Schaffen der Expressionisten eine besonders wichtige Stellung ein. • Die Federzeichnungen stehen im Zusammenhang mit dem motivisch ähnlichen, verschollenen Gemälde 'Der Tanz' aus dem gleichen Jahr (Soika 1910/48). • Die Tänzerin mit der voluminösen Hose lud Pechstein 1909 und 1910 mehrfach in sein Atelier ein, auch in dem Gemälde 'Tanz' (1909, Brücke-Museum, Berlin) steht sie im Fokus der Darstellung. • Weitere Zeichnungen aus dieser Werkphase befinden sich u. a. im Museum of Modern Art, New York (Liegender Akt, 1909), im Museum Ludwig, Köln (Kopf, 1910) und im Brücke-Museum, Berlin (Zwischen Schilf, 1910). PROVENIENZ: Galerie Nierendorf, Berlin. Privatsammlung (1969 vom Vorgenannten erworben). Aufrufzeit: 18.06.2021 - ca. 13.33 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird differenzbesteuert, zuzüglich einer Einfuhrumsatzabgabe in Höhe von 7 % (Ersparnis von etwa 5 % im Vergleich zur Regelbesteuerung) oder regelbesteuert angeboten (N).ENGLISH VERSIONHermann Max Pechstein -1881 Zwickau - 1955 Berlin Tänzerin in schwarzer Hose. 1910. Brush and India ink drawing. Rechts unten monogrammiert. Verso wohl von fremder Hand bezeichnet. Auf chamoisfarbenem Velin. 44.5 x 34.2 cm (17.5 x 13.4 in), Blattgröße. [CH]. • Part of the same private collection for almost 50 years. • From the best 'Brücke' times. • Dance and variety play a particularly important position in Pechstein's oeuvre and in the entire work of the Expressionists. • The pen and ink drawings are related to the missing painting 'Der Tanz' from the same year (Soika 1910/48), which has a similar motif. • Pechstein invited the dancer with the voluminous trousers to his studio several times in 1909 and 1910, and also depicted her in the painting 'Der Tanz' (1909, Brücke-Museum, Berlin). • Other drawings from this creative period are at, among others, the Museum of Modern Art, New York (Liegender Akt, 1909), the Museum Ludwig, Cologne (Kopf, 1910) and the Brücke-Museum, Berlin (Zwischen Schilf, 1910). PROVENANCE: Galerie Nierendorf, Berlin (1972). Private collection. Called up: June 18, 2021 - ca. 13.33 h +/- 20 min. This lot can be subjected to differential taxation plus a 7% import tax levy (saving approx. 5 % compared to regular taxation) or regular taxation (N).

Los 141

Hermann Max Pechstein - - 1881 Zwickau - 1955 Berlin Steilküste und Sonnenspiegelung. Um 1922. Öl auf leinenstrukturierter Malpappe, auf Holz montiert. Soika 1922/50. Unten links von fremder Hand kaum leserlich monogrammiert 'HMP' und datiert. 37,2 x 48 cm (14,6 x 18,8 in). • Stimmungsvolle abendliche Landschaftsdarstellung der von Pechstein so geliebten Ostseeküste mit besonderem, ungewöhnlichem Bildausschnitt. • Die Natur und das Leben in den abgelegenen pommerschen Fischerdörfern Rowe und Leba sind Pechstein in den 1920er Jahren große Quellen der Inspiration. • Weitere Ansichten von Leba aus demselben Jahr befinden sich u. a. im Stedelijk Museum, Amsterdam, in der Sammlung der Deutschen Bank, Frankfurt/Main, in der Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, Halle, im Chrysler Museum of Art, Norfolk/Virginia, und im San Diego Museum of Art, San Diego/Kalifornien. PROVENIENZ: Privatsammlung Hessen (1996 bis ca. 2006). Privatsammlung USA (ab 2006, Villa Grisebach Auktionen, 2.12.2006, Los 201). LITERATUR: Auktionshaus Wolff, Karlsruhe, 31.10.1986, Los 95. Sotheby's, London, 2.12.1987, Los 199. Villa Grisebach Auktionen, Berlin, 141. Auktion, 2.12.2006, Los 201. Aufrufzeit: 18.06.2021 - ca. 13.56 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.ENGLISH VERSIONHermann Max Pechstein -1881 Zwickau - 1955 Berlin Steilküste und Sonnenspiegelung. Um 1922. Oil on board with canvas structure, mounted on panel. Soika 1922/50. Lower left barely legibly monogrammed 'HMP' and dated by a hand other than that of the artist. 37.2 x 48 cm (14.6 x 18.8 in). • Atmospheric depiction of an evening at Pechstein's much-loved Baltic coast in an unsual image detail. • Nature and life in the remote Pommeranian fishing villages Rowe and Leba were a great source of inspiration for Pechstein in the 1920s. • Other Leba views from the same year are in possession of, among others, the Stedelijk Museum, Amsterdam, the Deutschen Bank Collection, Frankfurt/Main, the Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, Halle, the Chrysler Museum of Art, Norfolk/Virginia, and the San Diego Museum of Art, San Diego/California. PROVENANCE: Private collection Hesse (1996 until ca. 2006). Private collection USA (as of 2006, Villa Grisebach Auctions, December 2, 2006, lot 201). LITERATURE: Auction house Wolff, Karlsruhe, October 31, 1986, lot 95. Sotheby's, London, December 2, 1987, lot 199. Villa Grisebach Auctions, Berlin, 141st auction, December 2, 2006, lot 201. Called up: June 18, 2021 - ca. 13.56 h +/- 20 min. This lot can be purchased subject to differential or regular taxation.

Los 144

Hermann Max Pechstein - - 1881 Zwickau - 1955 Berlin Hecht auf Blättern. 1923. Öl auf Leinwand. Soika 1923/11. Rechts unten signiert (in Ligatur) und datiert. 62,5 x 90,5 cm (24,6 x 35,6 in). [CH]. • Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten. • Seit über 60 Jahren Teil derselben deutschen Privatsammlung. • Mit einer außergewöhnlichen Farbpalette und einer starken Reduktion von Form und Farbe schafft Pechstein hier ein Werk von auffallend zeitloser Modernität. • Weitere Stillleben des Künstlers befinden sich u. a. im Brücke-Museum, Berlin, und in den Kunstsammlungen der Städtischen Galerie, Nürnberg. PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers. Privatsammlung Deutschland. AUSSTELLUNG: Max Pechstein. Ostsee-Bilder, Gemälde, Zeichnungen, Photografien, Ostdeutsche Galerie, Regensburg, 9.7.-31.8.1981; Stiftung Pommern, Kiel, 19.9.-8.10.1981, Kat.-Nr. 17. Pommersches Landesmuseum, Greifswald (Dauerleihgabe bis Anfang 2021). Aufrufzeit: 18.06.2021 - ca. 13.57 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.ENGLISH VERSIONHermann Max Pechstein -1881 Zwickau - 1955 Berlin Hecht auf Blättern. 1923. Oil on canvas. Soika 1923/11. Signed in lower right (in ligature) and dated. 62.5 x 90.5 cm (24.6 x 35.6 in). [CH]. • Offered on the international auction market for the first time. • Part of the same German private collection for over 60 years. • With an extraordinary color palette and a strong reduction in form and color, Pechstein created a work of strikingly timeless modernity. • Other still lifes by the artist are at, among others, the Brücke Museum, Berlin, and the Städtische Galerie, Nuremberg. PROVENANCE: From the artist's estate. Private collection Germany. EXHIBITION: Max Pechstein. Ostsee-Bilder, Gemälde, Zeichnungen, Photografien, Ostdeutsche Galerie, Regensburg, July 9 - August 31, 1981; Stiftung Pommern, Kiel, September 19 - October 8, 1981, cat. no. 17. Pommersches Landesmuseum, Greifswald (permanent loan until early 2021). Called up: June 18, 2021 - ca. 13.57 h +/- 20 min. This lot can be purchased subject to differential or regular taxation.

Los 172

Otto Gleichmann - - 1887 Mainz - 1963 Hannover Frauenbildnis. 1926. Öl auf Leinwand. Links unten signiert und datiert. Verso nochmals signiert und datiert. 76 x 40 cm (29,9 x 15,7 in). • Otto Gleichmann ist Hauptfigur der Hannoverschen Sezession und stellt u.a. bei Flechtheim und Nierendorf aus, seit 1937 gelten seine Werke als entartet • Romantisch zarte und dennoch expressive Züge lassen sich wahrnehmen, etwas Mädchenhaftes, das an Bildnisse von Marie Laurencin erinnert. Die vorliegende Arbeit wird von Frau Petra Wenzel in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen. PROVENIENZ: Sammlung Ilse und Hermann Bode, Hannover/Steinhude. Privatsammlung Deutschland (durch Erbfolge). AUSSTELLUNG: Otto Gleichmann. Gemälde, Gouachen, Zeichnungen 1907-1932, Kestner-Gesellschaft, Hannover, 121. Ausstellung, 2. Juni-26. Juni 1932, Kat.-Nr. 13. Otto Gleichmann. Ölbilder, Aquarelle und Handzeichnungen 1908-1955, Kunstverein Braunschweig, 21. August-18. September 1955, Kat.-Nr. 15. Otto Gleichmann. Ölbilder, Aquarelle, Zeichnungen, Kunstverein Hannover, 25. August-22. September 1957, Kat.-Nr. 79. Die Zwanziger Jahre in Hannover, Kestner Gesellschaft, Hannover, 1962, Kat.-Nr. 14 mit Abb. Die Pelikan Kunstsammlung, Kestner Gesellschaft, Hannover, 1963, Kat.-Nr. 41 mit S/W-Abb. S. 83. Otto Gleichmann. Gemälde 1908-1963, Galerie im Rathaus Tempelhof, Berlin, 29. Januar-26. März 1970, Berlin 1970, Kat.-Nr. 22. Hannover. Kunst der Avantgarde in Hannover 1912-1933, Sprengel Museum Hannover, 23.9.2017-7.1.2018, Ausst.-Kat. S. 115 Sprengel Museum, Hannover (Dauerleihgabe bis Anfang 2021). LITERATUR: Elger, Dietmar und Krempel, Ulrich (Hrsg.). Malerei und Plastik. Band 1: Text. Band 2: Bestandsverzeichnis (Sprengel Museum, Hannover), Hannover 2003. „Als Künstler war er ein poetischer Träumer und wilder Phantast. Seine Phantasie war vielleicht nordisch, seine Farbe und sein Pinselstrich eher französisch, eine sehr persönliche, oft ganz raffinierte Handschrift.“ (Kate Steinitz) Die Begegnung mit diesem Frauenbildnis von Otto Gleichmann erweckt Staunen. Ein Erstaunen über den besonderen Charakter der Malerei Mitte der 1920er Jahre, der sich nicht an der Neuen Sachlichkeit orientiert, sondern bei aller Klarheit romantisch zarte und dennoch expressive Züge wahrnehmen lässt, etwas Mädchenhaftes, das an Bildnisse von Marie Laurencin erinnert, etwas Theatralisches, das an frühe Düsseldorfer Malerei von Gerd Wollheim denken lässt. Gleichmann malt das Bildnis einer in sich gekehrten, schüchtern anmutenden Frau mit gesenktem Blick, gerahmt von offen getragenem, weich auf das schulterbreite Dekolletee fallendem Haar. Es ist ein besonderes Bildnis, das im bis dato in Ausstellungen veröffentlichten Werk nicht zu sehen ist, etwa 1916 im Kestner-Museum, Hannover, im darauffolgenden Jahr im Kunstverein Jena, im Museum der Stadt Erfurt oder 1919 in Gleichmanns erster umfangreicher Ausstellung in der Galerie von Alfred Flechtheim in Düsseldorf mit Gemälden, Zeichnungen, Aquarellen seit 1911. Die Besucher und Besucherinnen entdecken einen an den Kunstakademien in Düsseldorf, Breslau und Weimar unterrichteten Künstler, der sich unter dem Eindruck der Kriegserlebnisse zu einem ungezügelten, überexpressiv malenden Einzelgänger wandelt. 1915 heiratet er die Malerin Lotte Giese. Nach den Kriegsjahren, an der Front in Russland und Frankreich, lässt sich Gleichmann dauerhaft in Hannover nieder. „Er trägt den Titel Studienrat und gibt Zeichenunterricht im Georgs-Gymnasium“, weiß die Künstlerin und Kunstkritikerin Kate Steinitz zu berichten. „Jedoch als Künstler war er ein poetischer Träumer und wilder Phantast. Seine Phantasie war vielleicht nordisch, seine Farbe und sein Pinselstrich eher französisch, eine sehr persönliche, oft ganz raffinierte Handschrift. Seine Blumen kamen aus einer Traumlandschaft, seine Tiere aus Angstträumen; seine Frauen und Männer waren Geister aus einem erotischen, oft morbiden Zwischenland zwischen Himmel und Hölle“ (Kate Steinitz, in: 50 Jahre Kestner-Gesellschaft, hrsg. von Wieland Schmied, Hannover 1966, S. 37f.). 1918 treten er und seine Frau der Hannoverschen Sezession bei. Und so wird Gleichmann auch Zeuge der Konstruktivisten, die sich 1921/22 um Kurt Schwitters, Hans Arp, Theo van Doesburg, Raoul Hausmann, El Lissitzky, László Moholy-Nagy, Hans Richter, Tristan Tzara und andere bilden. Er wird Zeuge des wohl 1923 begonnenen „Merzbaus“, dem vielleicht skurrilsten Werk Schwitters, ein fantastisch, verwirrend komponierter Raum mit vielfältig verbauten plastischen Formen, Fundstücken, Spolien und Reliquien aus anderen Zusammenhängen, ein Kunstraum, der eine geistige Entsprechung in den Proun-Räumen von El Lissitzky erfährt mit dessen streng experimentell gehaltenen Konstrukten, eine Weiterführung des Suprematismus in die dritte Dimension. Und Otto Gleichmann? Er nimmt teil an dem Aufbruch, ohne ihn selbst künstlerisch zu leben, lebt in einer Stadt, die mit der Kestner Gesellschaft seit 1916 am Puls der Zeit die Avantgarde ausstellt und 1932 auch ihm eine umfangreiche Retrospektive ausrichtet. Unter den Nationalsozialisten wird seine Kunst geächtet, sodass er sich aus der Öffentlichkeit zurückzieht. 1936 erhält er schließlich Ausstellungsverbot. Zudem sind einige seiner Bilder, die aus Museen beschlagnahmt werden, 1937 in der Münchner Ausstellung 'Entartete Kunst' zu sehen. Während des Zweiten Weltkriegs wird sein Atelier in Hannover ausgebombt. Trotz des Verlustes unzähliger Werke beginnt er kurz nach dem Krieg wieder Ausstellungen im In- und Ausland zu bedienen. 1987 würdigt ihn das Sprengel Museum in Hannover posthum mit einer großen Retrospektive. [MvL] Aufrufzeit: 18.06.2021 - ca. 14.36 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.ENGLISH VERSIONOtto Gleichmann -1887 Mainz - 1963 Hannover Frauenbildnis. 1926. Oil on canvas. Signed and dated in lower left. Once more signed and dated on the reverse. 76 x 40 cm (29.9 x 15.7 in). • Otto Gleichmann was the protagonist of the Hanover Secession, he exhibitioed at, among others, Flechtheim and Nierendorf. His works were defamed as degenarate as of 1937. • Romantic gentle and yet expressive features reminiscent of the portraits by Marie Laurencin can be observed. Mrs Petra Wenzel will include this work into the forthcoming catalog raisonneé. PROVENANCE: Collection Ilse and Hermann Bode, Hanover/Steinhude. Private collection Germany (inherited). EXHIBITION: Otto Gleichmann. Gemälde, Gouachen, Zeichnungen 1907 - 1932, Kestner-Gesellschaft, Hanover, 121st Exhibition, June 2 - June 26, 1932, cat. no. 13. Otto Gleichmann. Ölbilder, Aquarelle und Handzeichnungen 1908-1955, Kunstverein Brunswick, August 21 - September 18, 1955, cat. no. 15. Otto Gleichmann. Ölbilder, Aquarelle, Zeichnungen, Kunstverein Hanover, August 25 - September 22, 1957, cat. no. 79. Die Zwanziger Jahre in Hannover, Kestner Gesellschaft, Hanover, 1962, cat. no. 14 with illu. Die Pelikan Kunstsammlung, Kestner Gesellschaft, Hanover, 1963, cat. no. 41 with illu. in black-and-white on p. 83. Otto Gleichmann. Gemälde 1908-1963, Galerie im Rathaus Tempelhof, Berlin, January 29 - March 26, 1970, Berlin 1970, cat. no. 22. revonnaH. Kunst der Avantgarde in Hanover 1912-1933, Sprengel Museum Hanover, September 23, 2017 - January 7, 2018, ex. cat. p. 115. Sprengel Museum, Hanover (permanent loan until early 2021). LITERATURE: lger, Dietmar und Krempel, Ulrich (editors): Malerei und Plastik. Volume 1: Text. Volume 2: Inventory list (Sprengel Museum, Hanover), Hanover 2003. 'As artist he was a poetic dreamer and a wild visionary. His fantasy may have been northern, his colors and brushwork were rather French, a very personal and sophisticated style.“ (Kate Steinitz) Called up: June 18, 2021 - ca. 14.36 h +/- 20 min. This lot can be purchased subject to differential or regular taxation.

Los 174

Ernst Barlach - - 1870 Wedel/Holstein - 1938 Rostock Die Tänzerin. 1926. Bronze mit dunkelbrauner Patina. Laur 407. An der Standfläche mit dem Namenszug und der Nummerierung sowie mit dem Gießerstempel 'H.Noack Berlin'. Aus einer Auflage von 12 Exemplaren, die seit 1978 gegossen wurden. 90,5 x 16 x 6 cm (35,6 x 6,2 x 2,3 in). Gegossen von der Kunstgießerei Hermann Noack, Berlin 1979. 'Die Tänzerin' wurde von Barlach 1926 als eine Figur des insgesamt 9 Figuren umfassenden Relieffrieses des unausgeführt gebliebenen Beethoven-Denkmals entworfen, den Barlach in der Folge zum 'Fries der Lauschenden' weiterentwickelt hat. Vom Gipsmodell der 'Tänzerin' wurden keine Lebzeitgüsse gefertigt. [JS]. • Ein weiterer Guss der mit gekreuzten Beinen auf Zehenspitzen posierenden 'Tänzerin' befindet sich in der Sammlung des Ernst Barlach Hauses, Hamburg. • Das Gipsmodell der 'Tänzerin' ist in der Ernst Barlach Stiftung, Güstrow, erhalten. • Charakteristische, große Barlach-Bronze, die meisterlich von Barlachs Streben nach der geschlossenen Form zeugt. • Seltene Verschmelzung von Barlachs berühmter expressionistischer Formensprache mit der bildhauerischen Tradition der mittelalterlichen Portalfigur. Mit einer Expertise der Ernst-Barlach-Lizenzverwaltung, Ratzeburg, vom 13. Juni 1990 (in Kopie). PROVENIENZ: Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (seit spätestens 1990). Privatbesitz Berlin (vom Vorgenannten durch Erbschaft erhalten). Aufrufzeit: 18.06.2021 - ca. 14.38 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.ENGLISH VERSIONErnst Barlach -1870 Wedel/Holstein - 1938 Rostock Die Tänzerin. 1926. Bronze with dark brown patina. Laur 407. Stand with name and number as well as with the foundry mark 'H.Noack Berlin'. From an edition of 12 copies cast since 1978. 90.5 x 16 x 6 cm (35.6 x 6.2 x 2.3 in). Cast by the art foundry Hermann Noack, Berlin 1979. Barlach conceived the 'Tänzerin' in 1926 for the nine-figure relief frieze of an unrealized Beethoven monument. Barlach then used figures for the 'Fries der Lauschenden'. No lifetime casts of the 'Tänzerin' were made from the plaster model. [JS]. • Another cast of the 'Tänzerin' with crossed legs and in tip toe pose is part of the collection of the Ernst Barlach Haus, Hamburg. • The plaster model of the 'Tänzerin' is preserved by the Ernst Barlach Stiftung, Güstrow. • Characteristic, large Barlach bronze, a virtuoso document of Barlach's pursuit of the closed form • Rare fusion of Barlach's famous expressionist style and the medieval sculptural tradition of the portal figure. Accompanied by an expertise issued by the Ernst-Barlach-Lizenzverwaltung, Ratzeburg, on June 13, 1990 (in copy). PROVENANCE: Private collection North Rhine-Westphalia (since 1990 the latest). Private ownership Berlin (inherited from aforementioned). Called up: June 18, 2021 - ca. 14.38 h +/- 20 min. This lot can be purchased subject to differential or regular taxation.

Los 198

Hermann Max Pechstein - - 1881 Zwickau - 1955 Berlin Stürmische See Abends. 1953. Öl auf Malpappe. Soika 1953/2. Unten mittig monogrammiert (in Ligatur) und datiert. Verso signiert (in Ligatur), datiert und betitelt sowie auf einem Etikett handschriftlich mit dem Künstlernamen, der Datierung, Betitelung und Bezeichnung 'Berlin-Charlottenburg / Hochschule f. bild. Künste / Hardenbergstr.' bezeichnet. 70 x 84 cm (27,5 x 33 in). • Das Meer und maritime Sujets sind mit Pechsteins Œuvre untrennbar verbunden und charakterisieren sein gesamtes expressionistisches Schaffen. • In unmittelbarer Nahsicht gibt sich der Künstler dem Rausch der Farbe hin. • Das farbkräftige, turbulente Meeresstück schafft der Künstler während eines Sommeraufenthalts auf Amrum. • Dynamische Arbeit aus dem Spätwerk des großen Expressionisten. • Eines von nur fünf Meeresstücken auf dem internationalen Auktionsmarkt in den letzten 20 Jahren (Quelle: artprice.com). PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers. Sammlung Konsul Starck, Berlin (1970er Jahre). Privatsammlung Berlin. Privatsammlung Süddeutschland (2000 vom Vorgenannten erworben, Villa Grisebach Auktionen, 26.5.2000, Los-Nr. 33). AUSSTELLUNG: Mensch und Ding im Bild, Neues Museum, Wiesbaden, Nassauischer Kunstverein, Wiesbaden, 28.3.-20.6.1954, Kat.-Nr. 89. LITERATUR: Villa Grisebach Auktionen, Berlin, 79. Auktion, Ausgewählte Werke, 26.5.2000, Los-Nr. 33, mit ganzseitiger Abb. 'Dünenlandschaften, Meer und Fischerdörfchen durchziehen [..] leitmotivisch Pechsteins Œuvre. ' Aus: Der letzte Pechstein. Die Kunsthalle zu Kiel erwirbt Max Pechsteins Gemälde 'Am Strand' - das letzte Werk des Expressionisten aus dem Jahr 1954, zit. nach: www.kulturstiftung.de/der-letzte-pechstein-fuer-kiel/ Von der Ostsee bis nach Italien - Kirchners enge Verbundenheit zur See Obwohl auch E. L. Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und andere 'Brücke'-Künstler Inspirationen aus Aufenthalten an der Nord- und insbesondere an der Ostsee ziehen, ist Hermann Max Pechsteins gesamtes künstlerisches Schaffen ganz besonders eng mit der See und dem maritimen Leben verbunden. Zeit seines Lebens verbringt er vor allem die Sommermonate am Meer. Bereits 1909, als er das erste Mal in das kleine Dörfchen Nidden an der Kurischen Nehrung im damaligen Ostpreußen reist und dort das einfache Leben der Fischer kennenlernt, erhebt er die noch nahezu unberührte Küstenlandschaft zum Hauptmotiv seiner Arbeiten. Bis 1939 wird Pechstein noch fünf weitere Male nach Nidden zurückkehren, um dort jeweils einige Wochen zu leben und zu arbeiten. Doch auch andere Küstenorte lernt der Künstler kennen und schätzen, darunter Dangast am Jadebusen an der Nordsee (1910), den mittelalterlichen Fischerort Monterosso al Mare an der ligurischen Küste in Italien (1913/1924), die pazifische Inselgruppe Palau in der Südsee (1914), die Ostseebäder Leba und Rowe im damaligen Pommern (1921-1945) sowie in späteren Jahren die Ostseeinsel Usedom (1949), die Kieler Bucht (1952) und die Nordseeinsel Amrum, auf der im stürmischen Herbst 1953 das hier angebotene Werk entsteht. In einem Brief an einen Freund schreibt er über den Aufenthalt auf Amrum: 'Es waren Wochen mit Kälte und täglichem Sturm.' (H. M. P. an Dr. August Ochsenbein, zit. nach: ebd., Bd. II, S. 39). Die dynamische Kraft des Meeres einfangen Pechsteins maritime Reisen lassen den Künstler nicht nur Badeszenen, das Arbeitsleben der ansässigen Fischer, anlegende Schiffe, Kähne und Boote auf hoher See, Küstenlandschaften und Strandimpressionen auf die Leinwand bannen, sondern auch einzelne beeindruckende Meeresstücke, in denen er die Dynamik, Wandlungsfähigkeit und Kraft der sich durch stürmische Winde aufbäumenden, brechenden Wellen festhält. In ihnen – wie auch in unserem Werk – ermöglicht der Künstler das Nachempfinden einer stets eindrucksvollen Szenerie: Wie C. D. Friedrichs 'Der Mönch am Meer' blickt der Betrachter über die stürmische See bis hin zur Horizontlinie, auf der hier ein weit entfernter Kahn seinem Ziel entgegenfährt. Er hört das grollende Meeresrauschen, atmet tief ein, erschmeckt fast das Salz in der Luft und begreift in der hier in kräftigen Komplementärfarben veranschaulichten Abendstimmung womöglich die eigene Nichtigkeit. Das farbkräftige Spätwerk In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitet Hermann Max Pechstein nur noch an einzelnen wenigen Werken. 1953, im Entstehungsjahr unserer Arbeit, stellt Pechstein insgesamt nur zehn Gemälde fertig, 1954 nur noch vier. Die Farbe, die schon seit der 'Brücke'-Zeit das Zentrum seiner Werke bildet, ist in diesen späten Arbeiten leuchtender, kräftiger und hat wie in unserem Bild in Verbindung mit einer Reduktion auf wenige, wesentliche Bildelemente und einer Vereinfachung der Konturen ganz offensichtlich eine Steigerung des Ausdrucks zur Folge. [CH] Aufrufzeit: 18.06.2021 - ca. 15.10 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.ENGLISH VERSIONHermann Max Pechstein -1881 Zwickau - 1955 Berlin Stürmische See Abends. 1953. Oil on cardboard. Soika 1953/2. Bottom center monogrammed (in ligature) and dated. Verso signed (in ligature), dated and titled as well as with a label inscribed with the artist's name, date, title and the inscription 'Berlin-Charlottenburg / Hochschule f. bild. Künste / Hardenbergstr.'. 70 x 84 cm (27.5 x 33 in). • The sea and maritime subjects are inseparably connected with Pechstein's oeuvre and characterize his entire expressionistic creation. • The artist devotes himself to the ectasy of colors in close vision. • The artist created this turbulent seascape in strong colors during a summer holiday on the North Sea island of Amrum. • Dynamic work from the artist's late creative period. • One of just five seascapes offereed on the international auction market over the past 20 years (source: artprice). PROVENANCE: From the artist's estate. Collection of consul Starck, Berlin (1970s). Private collection Berlin. Private collection Southern Germany (acquired from aforementioned in 2000, Villa Grisebach Auctions, May 26, 2000, lot no. 33). EXHIBITION: Mensch und Ding im Bild, Neues Museum, Wiesbaden, Nassauischer Kunstverein, Wiesbaden, March 28 - June 20, 1954, cat. no. 89. LITERATURE: Villa Grisebach Auctions, Berlin, 79th auction, Select Works, May 26, 2000, lot no. 33, with full-page illu. 'Dune landscapes, the sea and fishing villages [..] are a leitmotif in Pechstein's oeuvre. ' From: Der letzte Pechstein. Die Kunsthalle zu Kiel erwirbt Max Pechsteins Gemälde 'Am Strand' - das letzte Werk des Expressionisten aus dem Jahr 1954, quote from: www.kulturstiftung.de/der-letzte-pechstein-fuer-kiel/ Called up: June 18, 2021 - ca. 15.10 h +/- 20 min. This lot can be purchased subject to differential or regular taxation.

Los 210

Karl Schmidt-Rottluff - - 1884 Rottluff bei Chemnitz - 1976 Berlin Gutshof im Mondlicht. 1934. Aquarell und Gouache. Links unten signiert und wohl von fremder Hand mit der Werknummer '3419' bezeichnet. Auf Aquarellpapier. 51,3 x 70 cm (20,1 x 27,5 in), blattgroß. • Großformatiges Aquarell von gemäldehafter Wirkung. • Äußerst kräftige, kontrastreiche Farbigkeit. • Der dargestellte Gutshof in Rumbke am Leba-See dient Emy und Karl Schmidt-Rottluff bis 1942 als Sommerresidenz. Die vorliegende Arbeit ist im Archiv der Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung dokumentiert. PROVENIENZ: Privatsammlung Sauerland (als Geschenk für langjährige Pflege direkt vom Künstler erhalten). Privatsammlung Baden-Württemberg (seit 2003, Villa Grisebach Auktionen, 28.11.2003, Los 43). Privatsammlung Hessen (2019 vom Vorgenannten durch Erbschaft erhalten). AUSSTELLUNG: Karl Schmidt-Rottluff. Neue Aquarelle, Ausstellungsraum Karl Buchholz, Berlin, 1935, Kat.-Nr. 12. Karl Schmidt-Rottluff. Gemälde, Aquarelle, Graphik, Kunsthandwerk aus Privatsammlungen, Lippische Gesellschaft für Kunst e. V., Lippisches Landesmuseum / Schloss Dettmold, 5.11.-3.12.1978, Kat.-Nr. 22, mit Abb., S. 18. Karl Schmidt-Rottluff. Aquarelle, Farbstiftzeichnungen, Schmuck, Kunstverein Paderborn, 1982, Kat.-Nr. 6, mit Abb., S. 22. LITERATUR: Gunther Thiem, Karl Schmidt-Rottluff. Ungemalte Bilder 1934-1944 und Briefe an einen jungen Freund, München/Berlin 2002, mit Farbabb., Nr. 6, S. 27. Villa Grisebach Auktionen, Berlin, 112. Auktion, Selected Works, 28.11.2003, Los 43, mit Abb., S. 81. 1932 verbringt Karl Schmidt-Rottluff die Sommermonate erstmals in dem kleinen Fischerdörfchen Rumbke am Leba-See in Hinterpommern. Bis 1942 weilt der Künstler in den Sommer- und Herbstmonaten regelmäßig an diesem recht entlegenen Ort an der Ostsee. Die hier von Badegästen noch unberührte Natur mit der so typischen flachen Landschaft inspiriert ihn in diesen Jahren zu farbkräftigen, stillen und dennoch monumentalen, sehr eindrücklichen Landschaftsdarstellungen (u. a. 'Spiegelnder See', 1932, Öl auf Leinwand, Museum Folkwang, Essen). Auch das hier angebotene, großformatige Aquarell entsteht während eines dieser Sommer und zeigt die kleine 'Sommerresidenz' des Künstlers, das Bauernhaus der Familie Eick. Die schwierige politische und gesellschaftliche Situation Deutschlands in den frühen 1930er Jahren führt dazu, dass auch Karl Schmidt-Rottluff in diesen Jahren mit zahlreichen Widrigkeiten zu kämpfen hat. Gleichzeitig mit der bereits beginnenden Diffamierung der modernen Kunst und der Entlassung von Professoren und Museumsdirektoren wird er noch 1931 zusammen mit E. L. Kirchner zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste ernannt, aber schon 1933 wieder ausgeschlossen. Die Möglichkeiten, Bilder auszustellen und zu verkaufen, reduzieren sich zusehends: Zwischen 1937 und 1946 findet keine einzige Einzelausstellung seiner Werke statt. Stattdessen öffnet 1937 u. a. die Propaganda-Ausstellung 'Entartete Kunst' in München, nachdem man in Schmidt-Rottluffs Heimatstadt Chemnitz schon 1930 die diffamierende Ausstellung 'Kunst, die nicht aus unserer Seele kam' gezeigt hatte, die insbesondere die 'Brücke'-Kunst um Karl Schmidt-Rottluff, E. L. Kirchner, Hermann Max Pechstein, Otto Mueller u. a. verhöhnt. 1941 folgt dann ein Mal- und Ausstellungsverbot. Ab 1933 fokussiert Schmidt-Rottluff seine künstlerische Kraft für einige Jahre vermehrt auf seine Papierarbeiten, arbeitet vorwiegend mit Gouache- und Aquarellfarben, später auch mit Pastellkreiden. Typisch für seine Arbeiten dieser Zeit sind sowohl die auch in unserer Arbeit gegenwärtige kräftige Farbigkeit als auch die starken Hell-Dunkel- und Komplementär-Kontraste. Die Farbe steht oftmals stark im Vordergrund, wird nur durch schmale Umrandungslinien begradigt und in Form gebracht, die jedoch kein dem Werk zugrunde liegendes Gerüst bilden: 'Die Blätter [..] sind räumlich und aus Farbe heraus angelegt wie Gemälde. Die getuschten Linien umhüllen leuchtend farbige Gebilde und umreißen das Körperliche ihrer Formen.' (Karl Brix, 1972, zit. nach: M. M. Moeller 2010, S. 85). Durch ihre außergewöhnliche Farbigkeit, den leichten, fließenden Pinselduktus, die spannende Gegenüberstellung von flächigen Bildkomponenten und deren gleichzeitiger Abgrenzung durch nur feine, schwarze Umrandungslinien vermag unsere Arbeit die besondere Stellung Karl Schmidt-Rottluffs innerhalb des deutschen Expressionismus eindrucksvoll zu visualisieren und beweist zugleich, dass seine Aquarelle seinen Gemälden in Ausdruck und Bildwirkung in nichts nachstehen. [CH] Aufrufzeit: 18.06.2021 - ca. 15.26 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.ENGLISH VERSIONKarl Schmidt-Rottluff -1884 Rottluff bei Chemnitz - 1976 Berlin Gutshof im Mondlicht. 1934. Watercolor and gouache. Signed in lower left and inscribed '3419' presumably by a hand other than that of the artist. On paper. 51.3 x 70 cm (20.1 x 27.5 in), the full sheet. • Large-size watercolor in painting-like quality. • Very strong colors with rich contrasts. • The depicted farmstead in Rumbke on Lake Leba served Emy nd Karl Schmidt-Rottluff as summer residence until 1942. The work is documented in the archive of the Karl and Emy Schmidt-Rottluff Foundation. PROVENANCE: Private collection North Rhine-Westphali (obtained directly from the artist). Private collection Baden-Württemberg (since 2003, Villa Grisebach Auctions, November 28, 2003, lot no. 43). Private collection Hesse (inherited from aforementioned in 2019. EXHIBITION: Karl Schmidt-Rottluff. Neue Aquarelle, exhibition premises Karl Buchholz, Berlin, 1935, cat. no. 12. Karl Schmidt-Rottluff. Gemälde, Aquarelle, Graphik, Kunsthandwerk aus Privatsammlungen, Lippische Gesellschaft für Kunst e. V., Lippisches Landesmuseum / Schloss Dettmold, November 5 - December 3, 1978, cat. no. 22, with illu. on p. 18. Karl Schmidt-Rottluff. Aquarelle, Farbstiftzeichnungen, Schmuck, Kunstverein Paderborn, 1982, cat. no. 6, with illu. on p. 22. LITERATURE: Gunther Thiem, Karl Schmidt-Rottluff, Ungemalte Bilder 1934-1944 und Briefe an einen jungen Freund, Munich/Berlin 2002, with color illu. no. 6 on p. 27. Villa Grisebach Auctions, Berlin, 112th auction, Selected Works, November 28, 2003, lot no. 43, with illu. on p. 81. 'No other artist, apart from Emil Nolde, had a similar strong influence on the development of Expressionism as Schmidt-Rottluff.' Magdalena M. Moeller, Karl Schmidt-Rottluff. Eine Monographie, Munich 2010, p. 80. Called up: June 18, 2021 - ca. 15.26 h +/- 20 min. This lot can be purchased subject to differential or regular taxation.

Los 300

Georg Kolbe - - 1877 Waldheim/Sachsen - 1947 Berlin Junge Frau. 1926. Bronze mit schwarz-brauner Patina. Auf dem Sockel mit dem Monogramm, dem Gießerstempel 'H.Noack Berlin Friedenau' und der Bezeichnung 'I' sowie mit dem Stempel 'made in Germany'. Eines von 10 Exemplaren. Höhe: 128,5 cm (50,5 in). Gegossen von der Kunstgießerei Hermann Noack, Berlin-Friedenau, vor 1940. Generell wurden nur Güsse für den Export in die USA nummeriert, und zwar mit '1' und '2', da für die ersten beiden Güsse niedrigere Einfuhrzölle erhoben wurden; die Nummerierung sagt jedoch in der Regel nichts über die zeitliche Reihenfolge der Güsse aus und ist aus Gründen der Steuerersparnis vereinzelt auch doppelt vergeben worden. • Lebzeitguss. • Neben dieser Bronze wurde kein weiteres Exemplar bisher auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten. • Ein Bronzeguss der 'Jungen Frau' steht seinerzeit auf der Terrasse von Kolbes Haus. • Aus der namhaften Sammlung Henry Ford, dem Präsidenten der Ford Motor Company. PROVENIENZ: Sammlung Mrs. Henry Ford II, Palm Beach/London. Privatsammlung USA. LITERATUR: Ursel Berger, Georg Kolbe - Leben und Werk, mit dem Katalog der Kolbe-Plastiken im Georg-Kolbe-Museum, Berlin 1990, vgl. S. 290 und 291. 'Kolbe ist von meinen Berliner Bekanntschaften die einheitlichste und stärkste Persönlichkeit. Sieht man ihn inmitten seiner Werke in seinem Atelier, so wird jedes Wort, jede Frage überflüssig. Man hat das Gefühl, dieser Mann ist mit seinem Werk so eins, daß nichts Unnötiges aus seiner Hand entstehen kann.' Günter von Scheven über Georg Kolbe 17.1.1932, zit. nach: Maria Frfr. von Tiesenhausen, Georg Kolbe. Briefe und Aufzeichnungen, Tübingen 1987, S. 129 Georg Kolbe ist einer der erfolgreichsten Bildhauer seiner Zeit. Zunächst studiert Kolbe Malerei in Dresden und München. Nach einem Studienaufenthalt in Paris, wo er mit dem plastischen Werk von Rodin in Berührung kommt, wechselt Kolbe zur Bildhauerei. Mittlerweile in Berlin ansässig, kann Georg Kolbe seinen künstlerischen Durchbruch erzielen, als seine in der Ausstellung der Berliner Secession viel beachtete Skulptur 'Tänzerin' (1911/12) von Ludwig Justi für die Sammlung der Nationalgalerie angekauft wird. Der Erste Weltkrieg unterbricht seine künstlerische Entwicklung, er kehrt aber unversehrt im Januar 1919 nach Berlin zurück und kann an seine Erfolge vor dem Krieg anknüpfen. Paul Cassirer widmet Kolbe im Herbst 1921 eine Einzelausstellung. 1927 nimmt er an einer großen Ausstellung im Glaspalast in München teil. Die Skulptur 'Junge Frau' entsteht auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Sie ist wohl nach demselben Modell wie die 'Kniende' geformt. Ganz entspannt steht sie vor uns, elegant hat sie den Kopf leicht zur Seite geneigt, das sensible Gesicht mit den halb geschlossenen Augen von uns abgewendet. In ihrer Schönheit und Nacktheit ruht sie ganz in sich. Kolbe zielt nicht auf eine große Raumwirkung ab, sondern stellt eine in sich geschlossene Figur dar, die aber gerade durch die Ruhe, die sie ausstrahlt, die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zieht. Ohne große Gesten, in einer vermeindlichen Einfachheit der Darstellung erzielt er bei aller Zurückgenommenheit und Zartheit einen eindringlichen Ausdruck des Gleichklangs von Körper und Seele. Ein Guss der 'Jungen Frau' stand auf der hinteren Terrasse von Kolbes Haus in Berlin in der Sensburger Allee. Bei einem Bombenangriff in Berlin am 16.12.1943 schlug eine Bombe unmittelbar dort ein. Die Skulptur wurde durch die Luft geschleudert und nur der Kopf blieb erhalten. Kolbe ließ den Kopf restaurieren und sockeln, er blieb bis zu seinem Tod in seinem Besitz und zeigt die besondere Verbundenheit des Bildhauers zu dieser Figur. [SM] Aufrufzeit: 18.06.2021 - ca. 17.00 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird differenzbesteuert, zuzüglich einer Einfuhrumsatzabgabe in Höhe von 7 % (Ersparnis von etwa 5 % im Vergleich zur Regelbesteuerung) oder regelbesteuert angeboten (N).ENGLISH VERSIONGeorg Kolbe -1877 Waldheim/Sachsen - 1947 Berlin Junge Frau. 1926. Bronze with black brown patina. Base with monogram, foundry mark 'H.Noack Berlin Friedenau' and inscription 'I' as well as with the stamp 'made in Germany'. One of 10 casts. Height: 128.5 cm (50.5 in). Cast before 1940 by art foundry Hermann Noack, Berlin-Friedenau. Only U.S. export casts were numbered '1' and '2', as lower import tax was levied on the first two casts; the number itself does not índicate the chronological order the casts were made in. For tax saving reasons some of the sculptures were assigned more than one number. • Lifetime cast. • Apart from this bronze to date no other copy has been offered on the international auction market. • A bronze cast of the 'Junge Frau' used to adorn the patio of Kolbe's residence. • From the notable collection of Henry Ford, president of the Ford Motor Company. PROVENANCE: Collection Mrs. Henry Ford II, Palm Beach/London. Private collection USA. LITERATURE: Ursel Berger, Georg Kolbe - Leben und Werk, with the catalog of the Kolbe sculptures at the Georg-Kolbe-Museum, Berlin 1990, cf. pp. 290 and 291. 'Among my Berlin acquaintances Kolbe is the one with the strongest personality. If you see him among all his works in his studio, every question becomes needless. You feel that this man is one with his work, that [sic!] nothing unneccesary will ever come from his hand.' Günter von Scheven about Georg Kolbe on January 17, 1932, quote from: Maria Frfr. von Tiesenhausen, Georg Kolbe. Briefe und Aufzeichnungen, Tübingen 1987, p. 129 Georg Kolbe was one of the most successful sculptors of his time. Kolbe initially studied painting in Dresden and Munich. After studying in Paris, where he came into contact with Rodin's sculptural work, Kolbe switched to sculpting. Now based in Berlin, Georg Kolbe had his artistic breakthrough when Ludwig Justi bought his sculpture 'Dancer' (1911/12) - which was highly acknowledged an exhibition at the Berlin Secession - for the collection of the Nationalgalerie. The First World War interrupted his artistic development, but he returned to Berlin unharmed in January 1919 and was able to build on the success he had before the war. Paul Cassirer dedicated a solo exhibition to Kolbe in the autumn of 1921. In 1927 he took part in a large exhibition at the Glaspalast in Munich. The sculpture 'Junge Frau' (Young Woman) was made at the peak of his creation, presumably after the same model as the 'Knieende' (Kneeling Woman). She stands in front of us in a completely relaxed pose, elegantly tilting her head just a little to one side, turning her face with the eyes half-closed away from us. In her beauty and nudity, she entirely rests within herself. Kolbe did not aim to create any spatial effect, but rather wanted to render a self-contained figure. However, she attracts the viewer's attention precisely because of the calm appeal she emanates. Without any grand gestures and in an allegedly simplified representation, he attained a striking expression of a harmony of body and soul despite all its tenderness. A cast 'Junge Frau' adorned the patio of Kolbe's residence on Sensburger Allee in Berlin. In an air raid on Berlin on December 16, 1943, a bomb landed exactly there and destroyed the sculpture of which only the head survived. Kolbe had the head restored and put it on a pedestal; it remained in his possession until his death and testifies to the sculptor's special bond with this figure. [SM] Called up: June 18, 2021 - ca. 17.00 h +/- 20 min. This lot can be subjected to differential taxation plus a 7% import tax levy (saving approx. 5 % compared to regular taxation) or regular taxation (N).

Los 304

Lyonel Feininger - - 1871 New York - 1956 New York Der junge Mann aus dem Dorfe / Mill with Red Man. 1917. Öl auf Leinwand. 48 x 40,5 cm (18,8 x 15,9 in). • Außerordentlich bewegte Werkhistorie. • Von Feininger gezwungenermaßen 1937 zurückgelassen, wird es von Hermann Klumpp verwahrt und vor den Nazis versteckt. • Nach komplizierten Verhandlungen auch auf staatlicher Ebene kehrte das Gemälde Mitte der 1980er Jahre in den Besitz der Familie Feininger zurück und hing im Esszimmer von T. Lux Feininger. • Ein von T. Lux Feininger stets bewundertes Bild. • Eine der beliebten karikaturhaften Figurenkompositionen mit kubistischen Anklängen aus seiner gesuchtesten Zeit.. - Achim Moeller, Direktor des Lyonel Feininger Project LLC, New York - Berlin, hat die Echtheit dieses Werkes, das im Archiv des Lyonel Feininger Project unter der Nummer 1662-08-18-20 registriert ist, bestätigt. - Das Gemälde ist im Werkverzeichnis der Gemälde von Lyonel Feininger (Lyonel Feininger: The Catalogue Raisonné of Paintings) von Achim Moeller unter der Nummer 196 verzeichnet. - Weiterführende Informationen für diesen Eintrag wurden von Moeller Fine Art Projects | The Lyonel Feininger Project, New York - Berlin zur Verfügung gestellt. PROVENIENZ: Dr. Hermann Klumpp, Quedlinburg (1902-1987, erhält um 1934 das Werk zur Verwahrung vom Künstler). Julia Feininger, New York (mit dem Tod von Lyonel Feininger 1956 geht das Werk rechtlich in das Eigentum von Julia Feininger über, verbleibt aber in der DDR). Nachlass Julia Feininger (mit dem Tod von Julia Feininger 1970 geht das Werk in das rechtliche Eigentum von T. Lux und Laurence Feininger über, verbleibt aber bis 1984 in den Staatlichen Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Berlin-Ost). Restitution an den Nachlass Julia Feininger (1984). Aus dem Nachlass von T. Lux Feininger, Cambridge (MA), USA. Privatsammlung Hessen. AUSSTELLUNG: Lyonel Feininger, Acquavella Galleries, New York, 15.10.-20.11.1985; Washington, D.C. 1986, Nr. 43 (mit Etikett auf der Rahmenrückseite). Lyonel Feininger: At the Edge of the World, Whitney Museum of American Art, New York, 30.6.-16.10.2011 (mit Etikett auf der Rahmenrückseite). Lyonel Feininger: From Manhattan to the Bauhaus, The Montreal Museum of Fine Arts, Montreal, 20.1.-13.5.2012. LITERATUR: du - Die Zeitschrift für Kunst und Kultur, Zürich, Nr. 5, 1986, S. 66, Abb. S. 50. Lyonel Feininger: Figurative Drawings 1908-1912, Achim Moeller Fine Art, 1990. Hans Schulz-Vanselow, Lyonel Feininger und Pommern, 1999, S. 106. Petra Werner, Der Fall Feininger, 2006, S. 155. Peter Nisbet, Lyonel Feininger: Drawings and Watercolors from the William S. Lieberman Bequest to the Busch Reisinger Museum, 2011, S. 137. Achim Moeller, Wolfgang Büche, Blick hinter die Kulissen, in: Christian Philipsen, Thomas Bauer-Friedrich, Wolfgang Büche, Lyonel Feininger: Paris 1912. Die Rückkehr eines verlorenen Gemäldes, 2016, S. 90-95. ' Aufrufzeit: 18.06.2021 - ca. 17.08 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.

Los 33

Louis Douzette - - 1834 Tribsees - 1924 Barth/Ostsee Mondnacht. 1872. Öl auf Leinwand. Rechts unten signiert und datiert. 25 x 47,5 cm (9,8 x 18,7 in). PROVENIENZ: Privatsammlung Berlin. Louis Douzette spezialisiert sich vor allem auf stimmungsvolle Landschaften, in denen das Zusammenspiel vom Licht der Dämmerung oder silbrigem Mondschein, der sich über dem niedrigen Horizont durch die Wolken hervor auf den sanften Meereswellen bricht, als atmosphärische Phänomene zum Thema des Bildes werden. Douzette lernt in den 1860er Jahren als Atelierschüler bei dem Marinemaler Hermann Eschke in Berlin und beginnt, sich an niederländischen Meistern wie Jacob van Ruisdael und Aert van der Neer, der vor allem für seine Nachtstücke bekannt ist, zu orientieren. Nach wiederholten Aufenthalten an der Ostseeküste auf Rügen und in dem kleinen Ort Barth, in dem Douzette aufgewachsen ist und in dem einige seiner Küstenlandschaften entstehen, reist er schließlich 1878 nach Paris, um die Werke der von ihm bewunderten Landschaftsmaler von Barbizon zu studieren. Deren romantische Naturauffassung entspricht auch seinem Wunsch, das Wirken der Natur auf die Seele in kleinen, intimen Formaten zu schildern, deren menschenleere Stille einen besonderen Zauber verströmt. [KT] Aufrufzeit: 17.06.2021 - ca. 17.42 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.ENGLISH VERSIONLouis Douzette -1834 Tribsees - 1924 Barth/Ostsee Mondnacht. 1872. Oil on canvas. Signed and dated in lower right. 25 x 47.5 cm (9.8 x 18.7 in). PROVENANCE: Private collection Berlin. Called up: June 17, 2021 - ca. 17.42 h +/- 20 min. This lot can be purchased subject to differential or regular taxation.

Los 363

Otto Mueller - - 1874 Liebau/Riesengebirge - 1930 Obernigk bei Breslau Sitzender weiblicher Akt. Um 1925. Farbige Kreidezeichnung. Pirsig-Marshall / von Lüttichau 1925/39. Rechts unten signiert. Auf festem Velin. 64 x 46 cm (25,1 x 18,1 in), Blattgröße. • Charakteristische Kreidezeichung in feiner Farbpalette. • Durch die klare Rahmenzeichnung einem Gemälde gleich. • Seit fast 70 Jahren in Familienbesitz, seit 50 Jahren nicht mehr ausgestellt. • Mueller ist stets damit beschäftigt, ausgewogene Erzählungen von ebenschönen Körpern in Szene zu setzen und die Proportion als das Maß herauszustellen. • Mueller geht es also um das Sein und die Gestalt der Frau. In ihr findet er Eros und Schönheit in idealisierter und reduzierter Form. PROVENIENZ: Sammlung Max Fischer, Stuttgart (bis 1954, Stuttgarter Kunstkabinett, 20.5.1954). Sammlung Ilse und Hermann Bode, Hannover/Steinhude (1954 vom Vorgenannten erworben). Privatsammlung Deutschland (durch Erbfolge). AUSSTELLUNG: Otto Mueller: Gemälde, Handzeichnungen und Aquarelle, Druckgraphik, Kunsthalle Bremen, 1956, Kat.-Nr. 66; Karl Ernst Osthaus-Museum, Hagen, 9.12.1956-13.1.1957, Kat.-Nr. 45; Städtisches Kunstmuseum, Duisburg, 26.1.-24.2.1957, Kat.-Nr. 54. Die Pelikan-Kunstsammlung. Aus dem Besitz des Hauses Günther Wagner, Hannover, Pelikan-Werke und der Familie Beindorff, Kunstverein Hannover, 28.4.-16.6.1963, Kat.-Nr. 103, Abb. S. 82; Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 8.1.-7.2.1965; Württembergischer Kunstverein, Stuttgart, 12.3.-2.5.1965, Kat.-Nr. 105, Abb. S. 62. Meister der Zeichnung in der deutschen Kunst des 20. Jahrhunderts, Kunstverein Hamburg, 2.9.-15.10.1967; Frankfurter Kunstverein, Frankfurt a. M., 27.10.-10.12.1967, Kat.-Nr. 173 m. Abb. LITERATUR: Wenzel Nachbaur, Otto Mueller Werklisten, Archiv Roman Norbert Ketterer, Kirchner Museum, Davos 1950er Jahre (m. Abb.). Stuttgarter Kunstkabinett Roman Norbert Ketterer, Auktion 19, 20.5.1954, Los 1471, Taf. 29. Der weibliche Akt, der Akt im Raum, der Akt in der Landschaft sind charakteristisch und tief verankert im Werk Otto Muellers. Besonders das Thema 'Akt in der Landschaft' formuliert der Künstler auf vielfältige Weise: So variiert er zwischen reiner Figurenstudie, umfangen von angedeuteten Wiesen und Buschwerk, oder mit vereinzelten Figuren belebten weitläufigen Landschaften mit Dünen, an verwunschenen Teichen und unter Baumgruppen. Aktdarstellungen wie in dieser Zeichnung „Sitzender weiblicher Akt“ sind dagegen eher selten, in der feinen Ausführung direkt und sehr viel intimer. Dargestellt sind Muellers jeweilige Lebenspartnerinnen wie seine erste Frau Maschka Meyerhofer, mit der der Künstler auch nach der Scheidung 1921 engen Kontakt behält, oder Irene Altmann, die unerfüllte Liebe zu Beginn der Professur 1919 in Breslau, ab 1921 Elisabeth Lübke, Muellers zweite Frau und Mutter des gemeinsamen Sohnes Josef, und schließlich Elfriede Timm ab 1927. Eine persönliche Beziehung zu dem Modell - hier also Elsbeth - ist dem Künstler für solch Nahsicht ausgesprochen wichtig. Zuweilen greift Mueller auch auf Fotos zurück, auch dient ihm bisweilen eine Gliederpuppe, um Bewegung und Grazie seiner Modelle imaginär nachzustellen. Es sind dies keine spontan festgehaltenen Szenen, wie sie Ernst Ludwig Kirchner oder Erich Heckel in ihren Ateliers erleben und damit den berühmten expressiven 'Brücke'-Stil kreieren. Mueller ist vielmehr damit beschäftigt, ausgewogene Erzählungen von ebenschönen Körpern in Szene zu setzen und die Proportion als das Maß herauszustellen. Mueller geht es also immer und immer wieder von Neuem um das Sein und die Gestalt der Frau. In ihr findet er Eros und Schönheit in idealisierter und reduzierter Form, um seine persönliche Vorstellung vom weiblichen Körper in vollendeter Bewegung oder wie hier in Anmut vor dem Künstler sitzend mit wenigen konzentrierten Strichen mit blauer Kreide zu zeichnen, den Raum mit etwas lavierendem Gelb zu bestimmen. Die Beschäftigung mit dem weiblichen Körper ist für den Künstler belebend und er lässt uns, die Betrachter:innen, an diesem Gefühl teilhaben. In der Suche nach dem Selbst, in der Suche nach dem Menschlichen entwickelt Mueller seine künstlerische Motivation. Und hier nährt sich der Gedanke, dass es Muellers Ziel sein könnte, wie in dieser Ausgewogenheit „Urbilder“ zu schaffen. Auf diesem Weg begleiten ihn das Studium künstlerischer Vorbilder, das Beobachten besonders weiblicher Körper, die starke Einflussnahme der Frauen in seinem Leben sowie seine ständige Selbstreflektion. [MvL] Aufrufzeit: 18.06.2021 - ca. 19.08 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.

Los 365

Lyonel Feininger - - 1871 New York - 1956 New York An der steilen Küste. 1921. Aquarell und Tuschfederzeichnung. Links unten signiert, rechts unten datiert 'März 1921' und unten mittig betitelt. Auf chamoisfarbenem Velin. 24,8 x 32,2 cm (9,7 x 12,6 in), Blattgröße. [CH]. • Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten. • Aus Feiningers wichtigem ersten Jahr am Staatlichen Bauhaus in Weimar. • Besonders detailliert ausgearbeitetes Werk. • 'An der steilen Küste' ist ein köstliches Beispiel für Feiningers feinen Humor. • Segelschiff - Dampfschiff - Luftschiff: Außergewöhnliches Zeugnis von Feiningers Faszination für die Technik seiner Zeit. Achim Moeller, Direktor des Lyonel Feininger Project LLC, New York - Berlin, hat die Echtheit dieses Werkes, das im Archiv des Lyonel Feininger Project unter der Nummer 1687-04-26-21 registriert ist, bestätigt. Weiterführende Informationen für diesen Eintrag wurden von Moeller Fine Art Projects | The Lyonel Feininger Project, New York - Berlin zur Verfügung gestellt. PROVENIENZ: Nachlass Julia (Julie) Feininger, New York (1970). Marlborough Fine Art, London (1971- mindestens 1973). Nachlass Ilse und Hermann Bode, Hannover/Steinhude. Privatsammlung Deutschland (durch Erbfolge). AUSSTELLUNG: Lyonel Feininger 1871-1956, Haus der Kunst, München, 24.3.-13.5.1973; Kunsthaus Zürich, 25.5.-22.7.1973, Kat.-Nr. 191 (mit Abb., S. 176). Lyonel Feininger. Originale auf Papier und Druckgraphik aus dem Besitz des Sprengel Museum Hannover, 28.5.-1.9.1996, S. 5 (mit Farbabb.). revonnaH. Kunst der Avantgarde in Hannover 1912-1933, Sprengel Museum, Hannover, 23.9.2017-7.1.2018, S. 21 (mit Farbabb.). Sprengel Museum, Hannover (als Dauerleihgabe seit 1986 bis Anfang 2021, Inv.-Nr. D 198). 'Ich fühle so unzählige Bilder auftauchen in meiner Fantasie, habe solche Sehnsucht nach Verwirklichung dieser Visionen, es ist wie ein Sichklammern an diesem Leben mit allen Erinnerungen [..] Seit dem Kriege, seit 1914, ist nicht diese sprudelnde Quelle von Sehnsuchtsvisionen über mich gekommen wie jetzt.“ Lyonel Feininger an seine Frau Julia am 9. September 1922. Das vorliegende Aquarell mit dem Titel 'An der steilen Küste' ist ein köstliches Beispiel für Feiningers feinen Humor. In der naiv-skurrilen Darstellung der Schiffe und des Zeppelins zeigt dieses Blatt eine heiter gelöste, fantasievolle Episode. Durch schwere See stampft ein Dampfer mit hoher Takelage, schwarze Rußwolken werden vom Wind verweht und umhüllen ein Segelboot mit quadratisch geformtem, gelbem Stander, der einen stilisierten Reichsadler führt. Darüber schwebt ein der Form eines U-Boots verwandter Zeppelin. Wie so oft geht es Lyonel Feininger in seinen Zeichnungen und Aquarellen um eine eher distanzierte Reflexion über die Realität. Sie gestatten ihm, sich nicht in dieser zu verlieren, sondern in ihr kosmische Zusammenhänge zu entdecken. So geht es hier um Schiffe: Segelschiff, Dampfschiff und Luftschiff. Und es geht um das Meer, für Feininger ein Synonym für geheimnisvolle Weite und Unendlichkeit. Feiningers Faszination für das Meer lässt sich bis in seine früheste Jugend zurückverfolgen und ebenso seine Liebe zum Modellschiffsbau, wie die detaillierte Zeichnung des Segelschiffs mit Klüverbaum und entsprechenden Vorsegeln zeigt, respektive die im 19. Jahrhundert und auch Anfang des 20. Jahrhunderts noch übliche Bemastung mit Takelage größerer Dampfschiffe dokumentiert. Nicht zuletzt verbindet das Luftschiff Feiningers Vision von sich bewegender Technik zwischen Meer und Himmel. Feininger erzählt diesen Zusammenklang besonders einfühlsam in diesem wunderbaren Aquarell über feinem Bleistift. Er erzeugt mit dem oft dünnen, lasierenden Farbauftrag hier eine spannungsvolle Verbindung, gewährleistet Leichtigkeit und Transparenz, welche er in einen nahezu immateriellen Zustand fernab einer genauen Darstellung des Dinglichen steigert. Gerade mit seinen Aquarellen gelingt es Feininger, das Schwebende zwischen Realität und Vision, Nähe und Ferne, sowie eine Abstraktion der Wirklichkeit zu vermitteln. Das Treffen dieser drei Schiffe erscheint somit als konstruiert im Fiktiven, es entsteht im Zusammenspiel aus vielen Skizzen, die Feininger während seiner Aufenthalte an den Küsten der Ostsee zeichnet. Die Berufung Feiningers 1919 als Formmeister für Grafik ans Bauhaus in Weimar bringt für ihn die lang erhoffte Anerkennung als Künstler. Die Lehrtätigkeit öffnet dem Künstler jene räumliche Nähe zu seinen über Jahre gepflegten und immer wieder aufgesuchten Motiven in der Umgebung, wie die Kirchen von Gelmeroda, Vollersroda, Umpferstedt oder Mellingen. In den Sommermonaten fährt Feininger an die Ostsee, etwa nach Timmendorf, und 1921 auch nach Heiligenhafen auf der östlichen Spitze der Halbinsel Wagrien und besucht die Insel Fehmarn. Die Nähe zum Meer bedeutet für Feininger große Lebensqualität, dort findet er die Schiffe, Schiffe aller Art: kleine Kutter, große Frachtdampfer oder elegante Segelyachten, bisweilen auch Luftschiffe. [MvL] Aufrufzeit: 18.06.2021 - ca. 19.12 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.

Los 367

Franz Marc - - 1880 München - 1916 Verdun Zwei gelbe Tiere (Zwei gelbe Rehe). 1912/13. Aquarell und Bleistift. Hoberg/Jansen B III XXVI S. 233 (ohne Abb.), Lankheit 621 (ohne Abb.). Auf gelblichem Maschinenpapier (am Falz perforiert). 17 x 10 cm (6,6 x 3,9 in), blattgroß. Aus dem Skizzenbuch XXVI von 1912/13. • Aquarelle in diesem Format gelten als die poetischsten Werke des Künstlers. • Aus dem Besitz der Familie des Künstlers blieb es bis heute in der Sammlung Ilse und Hermann Bode. • Als Dauerleihgabe im Sprengel Museum, Hannover. • Das Aquarell entsteht während der wichtigen Zeit des 'Blauen Reiter'. • In diesem nahezu ursprünglichen Zustand aus der besten Zeit kaum noch auf dem Markt zu finden. PROVENIENZ: Maria Marc, Ried (bis 1935/36). Sammlung Ilse und Hermann Bode, Hannover/Steinhude (wohl seit 1936). Privatsammlung Deutschland (durch Erbfolge). AUSSTELLUNG: Kunsthaus Zürich, 1934 (kein Kat.). Galerie Gutekunst & Klipstein, Bern, 1935 (kein Kat.). Kunstmuseum Basel, 1935 (kein Kat.). Kunsthaus Zürich, 13.1.-10.2.1935, Nr. 134. Franz Marc. Gedächtnisaustellung, 150. Jahre Ausstellung Kestner-Gesellschaft, Hannover, 4.3.-19.4.1936, Nr. 78 (aus hannoveranischem Privatbesitz, wohl Sammlung Hermann Bode). Zeitgenössische Kunst aus hannoverschem Privatbesitz, Kestner Gesellschaft, Hannover, 1954, wohl Nr. 93. revonnaH. Kunst der Avantgarde in Hannover 1912-1933, Sprengel Museum, Hannover, 23.9.2017-7.1.2018, S. 20 (mit Abb.). Sprengel Museum, Hannover (Dauerleihgabe bis Anfang 2021). „Gibt es für einen Künstler eine geheimnisvollere Idee als die, wie sich wohl die Natur in dem Auge eines Tieres spiegelt?“ Franz Marc, um 1911/12 Bei der Betrachtung dieses Aquarells - im Format etwas größer als eine Postkarte - gelingt es Franz Marc erneut, seine Ergriffenheit von der geheimnisvollen Schöpfungsmacht der Natur auf uns zu übertragen. Wir sind ergriffen von der Anmut der Darstellung, angetan von der erhabenen Formung der Tierkörper in fantasievoller Landschaft, angetan von der Wirkung der fein gesetzten Farben. Das Werk des Künstlers ist beseelt von tiefgreifenden Gefühlen für das Tier, welches sich instinktiv in der Natur bewegt, mit ihr verschmilzt, und bei all dem erscheint die Beobachtung des Künstlers nicht von dieser Welt: „Gibt es für einen Künstler eine geheimnisvollere Idee als die, wie sich wohl die Natur in dem Auge eines Tieres spiegelt? Wie sieht ein Pferd die Welt oder ein Adler, ein Reh oder ein Hund? Wie armselig, seelenlos ist unsere Konvention, Tiere in eine Landschaft zu setzen, die unserm Auge zugehört, statt uns in die Seele des Tieres zu versenken, um dessen Bildkreis zu erraten. […] Was hat das Reh mit dem Weltbild zu tun, das wir sehen? Hat es irgendwelchen vernünftigen oder gar künstlerischen Sinn, das Reh zu malen, wie es unserer Netzhaut erscheint, oder in kubistischer Form, weil wir die Welt kubistisch fühlen? Wer sagt mir, daß das Reh die Welt kubistisch fühlt; es fühlt sie als ‚Reh‘, die Landschaft muß also ‚Reh‘ sein. Das ist ihr Prädikat“, formuliert Marc 1911/12, Gedanken, die Maria Marc 1920 veröffentlicht. (Zit. nach: Franz Marc. Briefe, Schriften und Aufzeichnungen, hrsg. von Günter Meißner, Leipzig 1989, S. 233) Franz Marc nimmt die Naturwissenschaft sehr ernst, vergräbt sich zudem in den Geist der Tier-Symbolik und kann sich so auf romantische Weise in ausgeprägter Poesie seinen mitunter träumerischen Vorstellungen nach einer ursprünglichen Welt hingeben. So bindet Marc die gelben Rehe ein in kreisförmige, geometrische Linien, die er aus der Haltung der Tiere heraus ableitet. Die hügelige Landschaft im Vorder- und Hintergrund wird in diesen Rhythmus runder Formgebilde eingeschlossen und gerät in einen kreisenden Bewegungsimpuls, entwickelt sich aus der Körperform der Tiere. Tier und Umwelt vereint der Künstler zu einer alle Bildebenen durchdringenden Synthese mit einer weich fließenden, organischen, dem Kubismus entlehnten Formensprache. Franz Marc ist fasziniert von der kubistischen Gestaltungsform, um die inhaltliche Aussage zu steigern, zu konzentrieren und sie mit seinen sinnbildlich aufgeladenen Farben zu besetzen. Nicht zuletzt spielt die Farbpalette in seinen Kompositionswelten eine höchst symbolische Rolle, wie hier das Gelb: „Gelb ist das weibliche Prinzip, sanft, heiter und sinnlich“, schreibt Marc in einer längeren Überlegung über Farbtheorien im 19. Jahrhundert am 12. Dezember 1910 an seinen kürzlich in München gewonnenen Freund August Macke nach Bonn (August Macke, Franz Marc, Briefwechsel, Köln 1964, S. 28). [MvL] Aufrufzeit: 18.06.2021 - ca. 19.16 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.

Los 375

Paul Klee - - 1879 Münchenbuchsee (Schweiz) - 1940 Muralto/Locarno Grundverhexte Landschaft. 1924. Federzeichnung und Aquarell. Klee 3521. Rechts unten signiert und betitelt sowie unten mittig unterhalb der Darstellung datiert und mit der Werknummer '149' bezeichnet. Auf Bütten von Ingres, original auf Karton montiert, auf Malpappe. 28,5 x 32,5 cm (11,2 x 12,7 in), Blattgröße. Unterlagekarton: 32,5 x 47,9 cm (12,8 x 18,9 in). [CH]. • Seit Entstehung Teil der bedeutenden Sammlung Ilse und Hermann Bode. • Motivisch singuläres Werk mit der für Klee so charakteristischen Bildsprache und klaren Formulierung. • Surreale Komposition aus seiner wichtigen, erfindungsreichen Bauhaus-Zeit. • Bereits 1931 erstmals ausgestellt (Kestner Gesellschaft). • Paul Klee überrascht mit erstaunlichen Bildideen, beseelt von wundervollen Fantasien. PROVENIENZ: Sammlung Ilse und Hermann Bode, Hannover/Steinhude (direkt vom Künstler erworben. In seinem Œuvrekatalog vermerkt Klee: 'Dr Bode Zahnarzt in Hannover 300 GM'). Privatsammlung Deutschland (durch Erbfolge). AUSSTELLUNG: Paul Klee. Gemälde, Aquarelle, Graphik 1903-1930, Kestner-Gesellschaft, Hannover, 7.3.-5.4.1931. Paul Klee, Kestner-Gesellschaft, Hannover, 20.5.-22.6.1952, Kat.-Nr. 84. Zeitgenössische Kunst aus hannoverschem Privatbesitz, Kestner-Gesellschaft, Hannover, 1954, Kat.-Nr. 80 (auf Malpappe verso mit Ausstellungsetikett). Die Pelikan-Kunstsammlung, Kunstverein Hannover, 28.4.-16.6.1963. Die Pelikan-Kunstsammlung, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 8.1.-7.2.1965, Kat.-Nr. 69 (ohne Abb.). Paul Klee. Das Werk der Jahre 1919-1933 (Gemälde, Handzeichnungen, Druckgraphik), Kunsthalle Köln, 11.4.-4.6.1979, Kat.-Nr. 137 (mit Abb.). Paul Klee. Sonderklasse, unverkäuflich, Zentrum Paul Klee, Bern, 21.10.2014-1.2.2015, Museum der bildenden Künste, Leipzig, 1.3.-25.5.2015, S. 594. revonnaH. Kunst der Avantgarde in Hannover 1912-1933, Sprengel Museum Hannover, 23.9.2017-7.1.2018, S. 21 (mit Abb.). Sprengel Museum, Hannover (als Leihgabe bis Frühjahr 2021, auf der Malpappe verso mit dem teils handschriftlich, teils typografisch bezeichneten Etikett). LITERATUR: Bernd Rau, Kunstmuseum Hannover und Sammlung Sprengel, Bestandskatalog Paul Klee. Gemälde, farbige Blätter, Zeichnungen, druckgraphische Werke, Hannover 1980, Kat.-Nr. A5 (mit Abb.). 'Was dann aus diesem Treiben erwächst, möge es heißen, wie es mag, Traum, Idee, Phantasie ist erst ganz ernst zu nehmen, wenn es sich mit den passenden bildnerischen Mitteln restlos zur Gestaltung verbindet.' Paul Klee 1924 in einem Vortrag in Jena. 'Was dann aus diesem Treiben erwächst, möge es heißen, wie es mag, Traum, Idee, Phantasie ist erst ganz ernst zu nehmen, wenn es sich mit den passenden bildnerischen Mitteln restlos zur Gestaltung verbindet.' Paul Klee, Über die moderne Kunst, Bern 1945, S. 53. Paul Klees Bildideen zu entschlüsseln ist ein zumeist spekulatives Unterfangen. Vielmehr gilt es, sich seinen wundervollen Fantasien hinzugeben und sie auf sich wirken zu lassen. 'Grundverhexte Landschaft' ist so ein Blatt, das sich zwar beschreiben lässt, Zusammenhänge und Vermutungen sich jedoch nicht unbedingt schlüssig darlegen lassen. Oder vielleicht doch? 1924, das Jahr der Entstehung, dürfte einige Aufregung im Leben des Bauhauslehrers parat gehabt haben: Am 7. Januar eröffnet Katherine Dreier, Malerin und Kunstsammlerin, für Klee die erste Einzelausstellung in der New Yorker Kunstvereinigung 'Société Anonyme'. Etwas zeitversetzt hält Klee am 26. Januar den erst 1945 publizierten Vortrag 'Über die moderne Kunst' im Kunstverein in Jena anlässlich einer Ausstellung seiner jüngsten Arbeiten. Ende März gründen Klee, Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky und Alexej von Jawlensky die Künstlergruppe 'Die Blauen Vier'. Begleitet wird das vor allem für den amerikanischen Markt gedachte Projekt von der Malerin Emmy (Galka) Scheyer, die seit 1919 für Jawlensky händlerisch tätig ist. Und im Dezember geben Walter Gropius und die Meister am Bauhaus wegen massiven Budgetkürzungen die Auflösung des Staatlichen Bauhauses in Weimar bekannt. Für Klee wohl ein Jahr mit Höhen und Tiefen. Betrachten wir die surreal wirkende 'Grundverhexte Landschaft' eingehender, so ist für die Analyse ein Blick in den 1924 von Klee in Jena gehaltenen Vortrag aufschlussreich. In diesem überschreibt der Künstler einen Abschnitt mit 'Vom Vorbildlichen zum Urbildlichen!' und führt dann aus: 'Anmaßend wird der Künstler, der dabei bald irgendwo stecken bleibt. Berufen aber sind die Künstler, die heute bis in einige Nähe jenes geheimen Grundes dringen, wo das Urgesetz die Entwicklungen speist. Da, wo das Zentralorgan aller zeitlich-räumlichen Bewegtheit, heiße es nun Hirn oder Herz der Schöpfung, alle Funktionen veranlaßt, wer möchte da als Künstler nicht wohnen? Im Schoße der Natur, im Urgrund der Schöpfung, wo der geheime Schlüssel zu allem verwahrt liegt? Aber nicht alle sollen dahin! Jeder soll sich da bewegen, wohin ihn der Schlag seines Herzens verweist. So hatten zu ihrer Zeit unsere gestrigen Antipoden, die Impressionisten völlig recht, bei den Wurzelschößlingen, beim Bodengestrüpp der täglichen Erscheinungen zu wohnen. Unser pochendes Herz aber treibt uns hinab, tief hinunter zum Urgrund. Was dann aus diesem Treiben erwächst, möge es heißen, wie es mag, Traum, Idee, Phantasie ist erst ganz ernst zu nehmen, wenn es sich mit den passenden bildnerischen Mitteln restlos zur Gestaltung verbindet. Dann werden jene Kuriosa zu Realitäten, zu Realitäten der Kunst, welche das Leben etwas weiter machen, als es durchschnittlich scheint. Weil sie nicht nur Gesehenes mehr oder weniger temperamentvoll wiedergeben, sondern geheim Erschautes sichtbar machen.' (Paul Klee, Über die moderne Kunst, Bern 1945, S. 47). Natürlich sind Klees Bemerkungen über die moderne Kunst auch von seiner schier endlosen Poesie getragen. Sie mag in gewisser Weise seine Lehre am Bauhaus spiegeln, die er für seine Schüler entwickelt und für sie auch immer wieder von neuem belebt. Und doch darf man zur Dechiffrierung der 'Grundverhexten Landschaft' diese kurze Passage fast wörtlich zugrunde legen, um dieser 'fantastischen' Landschaft die Sinnfälligkeit zu entlocken. Entschlüsselt ist sie damit nicht, auch wenn Assoziationen reichlich hervortreten, je intensiver wir das im Raum schwebende Gebilde betrachten. Aus einer Ur-Blase irgendwo im gigantischen Kosmos schwimmend, gefüllt mit lebengebendem Plasma, so könnte man beginnen, erwächst eine Entwicklungslinie, an der entlang Mikroben die Photosynthese entwickeln, um damit das Wachsen der Urahnen von Pflanzen und Tieren zu ermöglichen. Am Ende überführt Klee die mit erotischen Bezügen angereicherte Linie, versehen mit stabilisierenden Gebilden, in eine zielgenaue Richtung: Das Ziel noch im Nichts wäre der Evolutionstheorie zufolge die Geburt der Primaten. Zeichnet Klee also den Beginn einer verkürzten Evolutionslinie für die Entwicklung der Erde? Vielleicht. 'Es wird niemand einfallen, vom Baum zu verlangen, daß er die Krone genauso bilde, wie die Wurzel', so Klee noch einmal in seinem Vortrag. 'Jeder wird verstehen, daß kein exaktes Spiegelverhältnis zwischen unten und oben sein kann. Es ist klar, daß die verschiedenen Funktionen in verschiedenen Elementarbereichen lebhafte Abweichungen zeitigen müssen.' (ebd., S. 13). 'Grundverhexte Landschaft' ist ein erstaunliches Gebilde, das irgendwo in den weiten Galaxien schwebt und uns mit Paul Klees neugierig machender Findung eine traumhafte Begegnung beschert. [MvL] Aufrufzeit: 18.06.2021 - ca. 19.32 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.

Los 38

Deutschrömer - - Bildnis einer Römerin. Um 1860/70. Öl auf Leinwand. Verso auf dem Keilrahmen nummeriert sowie mit Etikett, dort nummeriert und bezeichnet 'Feuerbach'. 47 x 35,5 cm (18,5 x 13,9 in). PROVENIENZ: Galerie Fritz Zickel, Berlin (bis 1930, Kunsthaus Lempertz, 25.11.1930, dort als Anselm Feuerbach angeboten, mit Echtheitsbestätigung von Hermann Uhde-Bernays). Sammlung Theodor Johannsen, Wedel (wohl 1930 vom Vorgenannten erworben). Seither in Familienbesitz. LITERATUR: Kunsthaus Lempertz, Köln, Galerie Fritz Zickel, Berlin: wegen völliger Aufgabe des Geschäfts und Löschung der Firma Fritz Zickel im Handelsregister, Versteigerung 25.11.1930, Los 16 (mit Abb., angeboten als Anselm Feuerbach: Mädchenkopf im scharfen Profil nach links, Römerin mit Korallen-Halskette; mit Echtheitsbestätigung von Hermann Uhde-Bernays). Als im frühen 19. Jahrhundert zahlreiche Maler in die zum Sehnsuchtsort und Zentrum der Kunst gewordene Stadt Rom aufbrechen, entwickelt sich neben der Verehrung der Schöpfungen von Antike und Renaissance auch ein regelrechter Kult um die Schönheit der Römerinnen. In der Vorstellung der Künstler bereits als Idealtypus vorhanden, waren diese stets auf der Suche nach dessen realer Entsprechung. Der Modellkult beginnt um 1820 mit der „Entdeckung“ Vittoria Caldonis durch August Kestner, der die Winzerstochter bei einem Ausritt durch Albano im Türeingang ihres einfachen Hauses sitzen sieht. Schnell avanciert das einfache Mädchen zum begehrten Modell, das durch seine unverstellte Natürlichkeit und seine Schönheit zahlreichen Malern als perfekte Projektionsfläche dient - mal als Bauernmädchen, als feine Dame, als Modellgesicht für Madonnengestalten -, ohne dass ihre Individualität jemals zum Vorschein gebracht wird. Anders als die zahlreichen Berufsmodelle, die oftmals wie beispielsweise an der französischen Akademie theatralische und gekünstelte Posen einnehmen oder zwischen Piazza Barberini und Piazza di Spagna in folkloristischer Tracht bereitstehen, sind solche eigenen Entdeckungen für die Künstler viel interessanter, da sie Zeugnis ästhetischer Urteilskraft sind. Oftmals gehen diese auch mit einer Ausschließlichkeit einher, die nicht selten in einer Liebesbeziehung endet, wie es zwischen Anselm Feuerbach und Anna Risi, genannt Nanna, der Fall ist. Auch Feuerbach verbreitet die Erzählung „seiner“ Entdeckung der verheirateten Nanna, Schustersfrau in Trastevere, die er bei einem Spaziergang entdeckt und die für ihn schließlich Mann und Kind verlässt. Feuerbach überschüttet sie mit Geschenken und präsentiert sie stolz in der Stadt. Nanna wird in den 1860er Jahren mit ihrer melancholischen Schwere und ihrer herben, ehrfurchtsgebietenden Hoheit zu seiner wesentlichen Inspirationsquelle für Bildnisse und mythologische Szenen. Auf Nanna, die ihn schließlich wegen eines reichen Engländers 1865 verlässt, folgt um 1867 Lucia Brunacci, der Feuerbach auf der Piazza Barberini begegnet. Ihre Gesichtszüge, von denen Feuerbach ebenso Porträts und Studienköpfe anfertigt, sind jedoch in den folgenden Gemälden schwer von denen Nannas zu trennen. Nicht nur bei Feuerbach überlagert der Typus der Römerin oftmals die Individualität der Dargestellten. Auch hier bildet sich in den Zügen der Porträtierten die Vorstellung einer unnahbaren und ehrfurchtsgebietenden Schönheit ab, der eine gewisse überzeitliche Größe antiken und renaissancehaften Charakters innewohnt. Sicherlich veranlasste die Qualität des Bildnisses den Feuerbach-Kenner Hermann Uhde-Bernays zu einer Zuschreibung an Feuerbach, erwähnt doch auch Julius Allgeyer für 1868 einen lebensgroßen „Studienkopf im Profil nach links“ als eines der ersten Porträts Lucias. Ob es sich tatsächlich um Lucia Brunacci oder ein anderes Modell handelt, ist schwer eindeutig festzustellen, da kaum wirklich aussagekräftige Bildnisse auszumachen sind, in denen das Modell mehr ist als der Anlass zur Darstellung eines bestimmten aktuellen Typus, der auch hier zum Tragen kommt. Mit malerischer Zurückhaltung wird die herbe Physiognomie mit dem kräftigen schwarzen Haar im Profil vor olivfarbenem Hintergrund platziert. Als einziger Schmuck unterstreicht die zweireihige charakteristisch italienische Korallenkette farblich das frische, fein modellierte Inkarnat. Der weiße, antikisierende Leinenüberwurf über den Schultern lenkt in keinster Weise von ihrer edlen und schlichten, unnahbaren Schönheit ab und perfektioniert so den Eindruck der reservierten Eleganz des Bildnisses. [KT] Aufrufzeit: 17.06.2021 - ca. 17.49 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.ENGLISH VERSIONDeutschrömer -Bildnis einer Römerin. Um 1860/70. Oil on canvas. Numbered and with a label on the reverse, there numbered and inscribed 'Feuerbach'. 47 x 35.5 cm (18.5 x 13.9 in). PROVENANCE: Galerie Fritz Zickel, Berlin (until 1930, Kunsthaus Lempertz, November 25, 1930, there offered as a work by Anselm Feuerbach, with a certificate of authneticity from Hermann Uhde-Bernays). Collection Theodor Johannsen, Wedel (presumably acquired from the above in 1930). Ever since family-owned. LITERATURE: Kunsthaus Lempertz, Cologne, Galerie Fritz Zickel, Berlin: due to the complete abandonment of the business and deletion of the Fritz Zickel company in the commercial register, auction on November 25, 1930, lot 16 (with illu., offered as Anselm Feuerbach: Mädchenkopf im scharfen Profil nach links, Römerin mit Korallen-Halskette; with a certificate of authneticity from Hermann Uhde-Bernays). Called up: June 17, 2021 - ca. 17.49 h +/- 20 min. This lot can be purchased subject to differential or regular taxation.

Los 381

Hermann Nitsch - - 1938 Wien - lebt und arbeitet in Prinzendorf Bodenschüttbild (38. Malaktion 1996). 1996. Öl und Blut auf weiß grundierter Jute. 250 x 300 cm (98,4 x 118,1 in). • Nitschs berühmte 'Schüttbilder' haben meist die Farbe des Blutes: Rot! • Monumentales und energiegeladenes Zeugnis von Nitschs legendärer Aktionskunst. • Nitsch gilt als Hauptvertreter des Wiener Aktionismus, seine berühmten 'Schüttbilder' befinden sich in bedeutenden internationalen Sammlungen, u. a. dem Museum of Modern Art, New York, der Tate Liverpool und der Albertina in Wien. • 2019 widmete die Albertina in Wien Nitschs großformatiger Aktionskunst die Ausstellung 'Nitsch. Räume aus Farbe'. PROVENIENZ: Aus einer bedeutenden europäischen Sammlung (1997 direkt vom Künstler erworben). 'Rot ist die Farbe, die am intensivsten zur Registration reizt, weil sie die Farbe des Lebens und des Todes gleichzeitig ist.' Hermann Nitsch 'Meine Arbeit ist ganz stark von der griechischen Tragödie beeinflusst. Da geht es immer um den Tod, das Leiden und die Auferstehung. Für mich als einer, der reale Geschehnisse inszeniert, sind Tod und Auferstehung [..] sehr wichtig.' Hermann Nitsch, 2017, zit. nach: Jürgen Klatzer u. a., Hermann Nitsch 'Die Angepassten sind die Schlimmsten', kurier.at, aufgerufen 1.4.2021. Riesig, energiegeladen, farbgewaltig und mystisch ist Hermann Nitschs faszinierendes 'Bodenschüttbild'. Nitsch entwickelt aus dem Aktionismus des von ihm erfundenen 'Orgien Mysterien Theaters' seine eigene Variante des Informel: das Schüttbild. Dabei ist die Aktion des Schüttens ein künstlerischer Vorgang und das Ergebnis ein gesteuerter Zufall. Durch nachträgliche manuelle Eingriffe, das Bearbeiten der Farbe auf der am Boden liegenden Leinwand unter Einsatz des gesamten Körpers - wie unter anderem Nitschs Handabdruck rechts unten sowie das mit Füßen und Fingern zerfurchte Rot belegt - werden die teils pastosen und dichten Farbverläufe zudem noch durch die Energie des künstlerischen Schaffensprozesses aufgeladen. Die Leinwand protokolliert das künstlerische Ergebnis einer malerischen Aktion. Rot steht dabei für Blut - das eigentliche und alleinige Medium, das die orgiastisch-mystische Vision des Künstlers transportieren kann. In der vorliegenden Arbeit kombiniert Nitsch Tierblut mit darübergesetzter pastoser roter Farbe, die das Werk durch seine besondere haptische Präsenz und Dichte auszeichnet. Als Bildträger wird vorrangig Rupfen verwendet, der in seiner Unregelmäßigkeit und Grobheit etwas Archaisches hat und mit der roten Farbe (= Blut) korrespondiert. Der Niederschlag auf dem Rupfen bleibt als Dokumentation eines 'geheiligten' Vorgangs. So ist das Bild nur noch der indirekte Überbringer einer Botschaft, die bereits in der Aktion des Schaffensprozesses Ausdruck fand. 'Nitsch deutet das Leben als Passion, den Malprozess als verdichtetes Leben und damit als Inbegriff der Passion. Jedes Bild hat diese Botschaft. Alle Farbspritzer erinnern an Blutspuren. Alle Bilder sprechen von Verletzungen, von Verletzungen, die nicht auszulöschen sind. Hermann Nitsch führt uns seine Bilder vor Augen, als weise er Wundmale vor.' (Wieland Schmied, in: Hermann Nitsch. Die Architektur des Orgien Mysterien Theaters, Bd. II, München 1993, S. 15). [JS] Aufrufzeit: 18.06.2021 - ca. 19.44 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.ENGLISH VERSIONHermann Nitsch -1938 Wien - lebt und arbeitet in Prinzendorf Bodenschüttbild (38. Malaktion 1996). 1996. Oil and blood on white-primed burlap. 250 x 300 cm (98.4 x 118.1 in). • Most of his 'Pour Pictures' have the color of the blood: Red! • Monumental and energetic document of Nitsch's legendary Action Art. • Nitsch is the main representative of 'Viennese Actionism', today his famous 'Pour Pictures' are in important international collections such as the Museum of Modern Art, New York, Tate Liverpool and the Albertina in Vienna. • In 2019 the Albertina in Vienna dedicated the show 'Nitsch. Räume aus Farbe' to Nitsch's monumental Action Art. PROVENANCE: From a renowned European collection (acquired from the artist in 1997). 'Red is the one colors that is most intensively noticed, as it is the color of life and death at the same time.' Hermann Nitsch 'My work is decisively influenced by Greek tragedy, where it's all about death, suffering and resurrection. For me as someone who orchestrates real events, death and resurrection are [..] very important.' Hermann Nitsch, 2017, quote from: Jürgen Klatzer et al, Hermann Nitsch 'Die Angepassten sind die Schlimmsten', kurier.at, read on April 1, 2021. Hermann Nitsch's fascinating 'Bodenschüttbild' (Floor Pour Picture) is huge, energetic, colorful and mystical. Nitsch developed his own variant of Informalism based on the actionism of the 'Orgies Mysteries Theater' he invented: the poured picture. The pouring action is an artistic process and the result is a controlled coincidence. Subsequent manual interventions, the processing of the color on the canvas lying on the floor using the entire body - such as Nitsch's handprint in bottom right and the red furrows executed with feet and fingers - the at times impasto and dense color gradients are also the result of the energetic process of artistic creation. The canvas documents the artistic result of a painterly action. Red stands for blood - the actual and sole medium able to convey the artist's orgiastic-mystical vision. In the present work Nitsch combines animal blood with pastose red paint above it, which leads to a distinguished special haptic presence and density. The preferred image carrier is made of burlap, which, for irregularity and coarseness has something archaic about it and corresponds to the red color (= blood). The downpour of paint on the burlap is a documentation of a 'sacred' process. So the picture is only the indirect bearer of a message already expressed in the action of the creative process itself. 'Nitsch interprets life as passion, the painting process as condensed life and thus as the epitome of passion. Every picture has this message. All splashes of paint are reminiscent of traces of blood. All pictures speak of injuries, of injuries that cannot be erased. Hermann Nitsch leads us the pictures in front of his eyes as if showed us his wounds. ' (Wieland Schmidt, in: Hermann Nitsch. Die Architektur des Orgien Mysterien Theaters, vol. II, Munich 1993, p. 15). [JS] Called up: June 18, 2021 - ca. 19.44 h +/- 20 min. This lot can be purchased subject to differential or regular taxation.

Los 40

Hans Thoma - - 1839 Bernau - 1924 Karlsruhe Flora. 1882. Öl auf Papier, aufgelegt auf Leinwand. Unten rechts monogrammiert und datiert. Verso auf dem Keilrahmen mit einem alten, nummerierten Etikett. 113 x 62 cm (44,4 x 24,4 in). • Eine Hommage des Künstlers an seine Frau, die Blumenmalerin Bonicella 'Cella' Thoma. • Außergewöhnliche Provenienz, zu den Vorbesitzern zählt Henry Thode, Direktor des Städelschen Kunstinstitutes Frankfurt 1889 und Förderer von Hans Thoma und Arnold Böcklin. • Wichtiges persönliches Motiv, welches der Künstler in verschiedenen Versionen angefertigt hat • Kompositorisch gelungenste Version, auf der die Ähnlichkeit mit Cella am deutlichsten zu tragen kommt. Wir danken Dr. Mathias Listl, Kunsthalle Mannheim, und Dr. Tessa Rosebrock, Kunstmuseum Basel, für die freundliche wissenschaftliche Beratung. PROVENIENZ: Sammlung Henry Thode, Heidelberg (1909, bis spätestens 1920). Sammlung Hermann Weiß, Landau (spätestens August 1933– mindestens September 1937). Sammlung Karl Georg Wambsganß, Mannheim (mindestens Mai 1939–1943). Privatsammlung Mannheim (drei Generationen in Familienbesitz). Gütliche Einigung mit den Erben nach Hermann Weiß (2021). Das Werk ist frei von Restitutionsansprüchen. Das Angebot erfolgt in freundlichem Einvernehmen mit den Erben nach Hermann Weiß auf Grundlage einer fairen und gerechten Lösung. AUSSTELLUNG: Hans Thoma 1839–1939, Gedächtnisausstellung zum 100. Geburtstag, Staatliche Kunsthalle, Karlsruhe, 1939, Nr. 122. Hans Thoma. Lebensbilder, Augustinermuseum Freiburg im Breisgau, 2.10.–3.12.1989, S. 232, Nr. 69 (mit Farbabb.). LITERATUR: Henry Thode, Klassiker der Kunst: Hans Thoma, Stuttgart/Leipzig 1909, S. 179 (mit Farbabb.), S. 528. Karl Robert Langewiesche, Hans Thoma. Der liebe Friede, Königstein im Taunus/Leipzig 1927, S. 21 (mit Farbabb.). Galerie Heinemann, München, Angebot von Hermann Weiß, 1933 und 1937 (Manuskript, Galerienachlass Heinemann - Deutsches Kunstarchiv Nürnberg, Kartei angebotene Bilder, KA-T-147, Dokument-ID: 26956). Staatliche Kunsthalle, Karlsruhe, Versicherungsnachweis für K. G. Wambsganß, 4.5.1939, Nr. 1 (Typoskript, Archiv der Kunsthalle Karlsruhe). Kunsthalle Mannheim, Verzeichnis der im Schlosskeller Heidelberg untergebrachten Kunstwerke aus Privatbesitz, wohl Herbst 1943, Nr. 10 (Typoskript, Stadtarchiv Mannheim, Bestand Kunsthalle, Ordner „Aufbewahrung von Kunstwerken, Leihgaben von Privaten, Aufbewahrung von Kunstwerken zur Begutachtung, 2012, Ordner 325, S. 6–8). Der Göttin des Frühlings und der Blüte kommt im Werk von Hans Thoma eine besondere Bedeutung zu. Diese reift heran in der Beziehung zu seiner Frau Bonicella, genannt Cella, die Thoma als Modell bei seinem Malerkollegen Victor Müller kennenlernt, der sie damals schon als Blumenmädchen inszeniert. Bald posiert sie auch für Thoma, der sie ebenfalls beim Blumenpflücken malt und den sie 1877 heiratet. Zwei Jahre später entsteht eine erste Version des Themas, die „Schwarzwaldflora“ (Hessisches Landesmuseum, Darmstadt). Bei Thoma nimmt Cella Unterricht im Malen und begeistert sich vor allem für Blumenstillleben, für deren Motive sie selbst im Sommer für Material sorgt. Thoma begründet die Entstehung des Themas in seinem Werk als eine liebevolle Hommage an die Gattin, „weil meine Frau sich im Heimschleppen von Feldblumen nie genug thun konnte“ (Hans Thoma: Offener Brief, in: Deutsche Kunst und Dekoration, 37, 1915/16, S. 39), und er als „geduldiger Ehemann“ sie anschließend natürlich beim Heimtragen unterstützt. Während seiner vorherigen Italienreisen hatte sich Thoma intensiv mit der italienischen Frührenaissance beschäftigt. Besonders Sandro Botticellis „Primavera“, in dem die Flora als zentrale Figur des Erwachens der Natur über eine blumenübersäte Wiese einherschreitet, in ihrem Schoß die Blumen tragend und auf dem Kopf eine Blütenkrone, ist dabei emblematisches Vorbild. Thomas Flora ist mit einer Krone aus Rosen, den Blumen der Liebe, geschmückt, in ihrem Korb befinden sich die von Cella so geliebten Feldblumen wie Margueriten. Ihr Gesicht trägt die Züge Cellas, deren Blick sich auf die mit romantischen Schmetterlingsflügeln versehenen kleinen Putti richtet. Diese kleinen, kindlichen Liebesboten sind für Thoma der naiv-natürliche Inbegriff des Lebens. Der sanfte Hain mit dem Plätschern der Quelle, dem Rauschen der Bäume vermittelt das lyrische Naturgefühl Thomas, das sich hier im Motiv des paradiesischen Liebesgartens, in dem ewiger Frühling herrscht, ausdrückt. Die ganz eigene, entrückte und so vollkommen aus der Zeit gefallene Bildwelt Thomas fasziniert auch Henry Thode, einer der ersten Besitzer des Bildes und großer Bewunderer Thomas. 1889 wird Thode zum Direktor des Städelschen Kunstinstitutes in Frankfurt berufen, wo er Thoma kennenlernt, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden wird. Neben seiner Begeisterung für die italienische Renaissance wird er zum Verfechter eines Kunstideals, welches sich im Gegensatz zum Impressionismus – für ihn lediglich „Raffinement einer zur Schau getragenen Technik“, reine Optik ohne seelischen Gehalt – mit dem „innigen Seelenausdruck“ und dichterisch-musikalischen Vorstellungen und Inhalten beschäftige; für ihn vollendet in den Werken Arnold Böcklins und Hans Thomas (vgl. Henry Thode, Hans Thoma: Betrachtungen über die Gesetzmäßigkeiten seines Stils, in: Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur, Heft 13, 1904, S. 297f.). Wie Thode ist auch der Ledergroßhändler Hermann Weiß aus Landau, einer der wohlhabendsten und angesehensten Bürger seiner Heimatstadt, ein ausgesprochener Liebhaber der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts. In seiner Sammlung finden sich Werke von Künstlern wie Carl Spitzweg, Wilhelm Trübner oder Eduard von Grützner. Die herrschaftliche Sieben-Zimmer-Wohnung in der Landauer Martin-Luther-Straße 28, die Hermann Weiß gemeinsam mit seiner Frau bewohnt, beherbergt neben der Kunstsammlung auch wertvollste Teppiche und Möbel. Als Jude hat Hermann Weiß in der NS-Zeit jedoch zunehmend unter Repressionen zu leiden. 1937/38 versucht er bereits, sich von einem Teil seiner Gemäldesammlung zu trennen. Was er nicht verkaufen kann, ist ihm dennoch verloren: Während der Novemberpogrome von 1938 wird die Wohnung des Ehepaars Weiß vollständig geplündert und zerstört. Nichts als Verwüstung bleibt zurück. Hermann und seine Frau Helene müssen in einer Pension in Wiesbaden unterkommen, bis ihnen im September 1939 endlich die Flucht nach Tel Aviv gelingt. Das Gemälde „Flora“ hatte Weiß bereits im Jahr 1937 zu verkaufen versucht. Das eindrucksvolle Kunstwerk gelangte schließlich, wohl auf privaten Wegen, in die Hände des bekannten Mannheimer Sammlers Karl Georg Wambsganß. Hier konnte es, zwischenzeitlich im Kellergewölbe des Heidelberger Schlosses vor den Bomben in Sicherheit gebracht, die Kriegsjahre unbeschadet überstehen. Heute kann dieses so zarte und liebreizende Gemälde mit seiner so bewegten wie bewegenden Geschichte auf Grundlage einer „fairen und gerechten Lösung“ in bestem Einvernehmen mit den Erben nach Hermann Weiß angeboten werden. [KT/AT] Aufrufzeit: 17.06.2021 - ca. 17.52 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.

Los 41

Wilhelm Busch - - 1832 Wiedensahl bei Hannover - 1908 Mechtshausen bei Seesen/Harz Waldrand mit sonnenbeschienener Baumgruppe. Um 1880/1885. Öl auf Karton. Gmelin 717. Links unten signiert. Verso mit nummeriertem und typografisch bezeichneten Etiketten sowie handschriftlich nummeriert und bezeichnet. 13,5 x 18,5 cm (5,3 x 7,2 in). • Bewegte, temperamentvolle Landschaft, in der die künstlerische Persönlichkeit und zeichnerische Pinselführung Wilhelm Buschs erkennbar wird. • Faszinierende malerische Auseinandersetzung mit den Gemälden niederländischer Alter Meister, für die sich Busch begeistert. • Die von Busch der Öffentlichkeit weitgehend vorenthaltenen Landschaften befinden sich heute u.a. in der Neuen Pinakothek sowie der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München, und im Albertimun - Galerie Neue Meister, Dresden. PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers. Hermann Nöldeke (1860-1932), Hattorf, Neffe des Künstlers (verso mit handschriftlicher Bezeichnung). Privatbesitz. Privatsammlung Norddeutschland. LITERATUR: Kastern Auktionen, Hannover, Auktion 9.4.2005, Los 4 (mit Abb.). Wilhelm Busch erreicht vor allem mit seinen humoristischen Geschichten größte Bekanntheit. Als begnadeter Zeichner und pointierter Karikaturist schafft er Bildergeschichten, die ab den 1860er Jahren veröffentlicht werden. Seine Eltern hatten für den Sohn eigentlich die Laufbahn des Ingenieurs vorgesehen, Busch jedoch hatte sich in den Kopf gesetzt, Maler zu werden. Das Studium in Düsseldorf scheitert an mangelndem Pflichtbewusstsein, ein Wechsel an die Akademie nach Antwerpen bringt ihn allerdings den so verehrten alten Meistern wie Rembrandt, Rubens, Adriaen Brouwer und Frans Hals näher. Deren Leichtigkeit und Unbefangenheit im Umgang mit der Farbe und das tonige Kolorit faszinieren ihn und prägen seine eigene Malweise. Wohl in der Enttäuschung, seinen eigenen Erwartungen nicht gerecht werden zu können, bricht er das Studium ab, jedoch nicht ohne weiterhin zu malen, allerdings ohne auszustellen. Die Frankfurter Jahre ab 1872 bei seinem Bruder Otto sind dabei am produktivsten. In einem letzten Versuch, sich als ernsthafter Maler zu etablieren, unterhält er ab 1877 in München ein Atelier, bis er sich endgültig ab 1881 bei seiner Schwester im elterlichen Haus in Wiedensahl niederlässt. Besonders seine Landschaften sind der Ausdruck seines sehr persönlichen und unaufhörlichen Dranges zur Malerei. In fast zeichnerisch-schraffierender Pinselführung, einzelnen Strichen des groben und für die kleinen Formate viel zu großen Pinsels, wirft Busch die Farbe auf das Papier. Schnell, ungestüm und bewegt wie seine Zeichnungen wirken die an holländischen Landschaften orientierten Ausblicke und Lichtverteilungen, bei denen ihn der Gedanke und das Tun mehr zu faszinieren scheinen als die Ausführung. Die scheinbare Unvollendetheit dieser Bilder lassen sie als Skizzen erscheinen, für Busch, der schon zu Studienzeiten wenig von akademischer Praxis hält, sind sie jedoch autonome Kunstwerke. Obwohl er mit mehreren Malern der Münchner Schule befreundet ist und ihm aufgrund dieser Kontakte eine Ausstellung seiner Bilder problemlos möglich gewesen wäre, hat er diese Möglichkeit sein malerisches Werk zu präsentieren nie ergriffen. Erst gegen Ende seines Lebens stellt er ein einziges Bild öffentlich aus. Die Furcht vor der Kritik hindert ihn, mit seinen sehr persönlichen, zugleich liebevoll und geringschätzig als „kleine Chosen“ bezeichneten Bildern an die Öffentlichkeit zu treten: „Bilder, meine Tochter, nennt man nur solche Malereien, die beanspruchen fertig zu sein; von den übrigen sagt man, es seien Studien, Skizzen oder G‘schmier, wo nicht viel Ehre mit einzulegen ist, was man demnach vor den Augen der Leute gern zu verbergen sucht“ (Wilhelm Busch an Grete Meier am 8.10. 1896, zit. nach: Gerhard Gerkens, Studien, Skizzen, G‘schmier. Wilhelm Busch und die Skizze als malerische Form, in: Wilhelm Busch als Maler seiner Zeit, Berlin 1982, S. 126). [KT] Aufrufzeit: 17.06.2021 - ca. 17.53 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.ENGLISH VERSIONWilhelm Busch -1832 Wiedensahl bei Hannover - 1908 Mechtshausen bei Seesen/Harz Waldrand mit sonnenbeschienener Baumgruppe. Um 1880/1885. Oil on board. Gmelin 717. Signed in lower left. Verso with numbered and typographically inscribed labels, as well as numbered and inscribed by hand. 13.5 x 18.5 cm (5.3 x 7.2 in). • A lively, spirited landscape in which Wilhelm Busch's artistic personality and brushwork are recognizable. • Fascinating painterly examination of the paintings by Dutch Old Masters, which Busch was enthusiastic about. • The landscapes, largely withheld from the public by Busch, are at the Neue Pinakothek and the Städtische Galerie im Lenbachhaus, Munich, and the Albertimun - Galerie Neue Meister, Dresden . PROVENANCE: From the artist's estate. Hermann Nöldeke (1860-1932), Hattorf, the artist's nephew (verso with an inscription). Privately-owned. Private collection Northern Germany. LITERATURE: Kastern Auktionen, Hanover, auction on April 9, 2005, lot 4 (wit illu.). Called up: June 17, 2021 - ca. 17.53 h +/- 20 min. This lot can be purchased subject to differential or regular taxation.

Los 42

Hans Thoma - - 1839 Bernau - 1924 Karlsruhe Herbstfeuer. Um 1880. Öl über Tusche auf Karton. Rechts unten monogrammiert. Verso mit alten, teilweise fragmentierten Etiketten sowie handschriftlich bezeichnet 'No 24 2 [unleserlich] Karlsruhe'. 37 x 48 cm (14,5 x 18,8 in). • Bedeutende Provenienz: von Karoline Oetker (1867-1945), Mäzenin, Philanthropin und Gattin des Firmengründers Dr. August Oetker, als Geschenk an den Prokuristen der Firma ausgewählt • Erstmals auf dem Auktionsmarkt angeboten • Charakteristische Schwarzwaldlandschaft mit außergewöhnlichem Fokus auf den sich auftürmenden Wolken. PROVENIENZ: Philipp Rühmer, München (bis 8.10.1937). Galerie Heinemann, München (8.10.1937 durch Ankauf von Vorgenanntem -10.6.1938, Heinemann.-Nr. 19590). Otto Fischer, Bielefeld (am 10.6.1938 von Vorgenanntem erworben). Sammlung Karoline Oetker, Bielefeld (1867-1945) (1938, wohl von Vorgenanntem erworben). Hermann Kandler, Bielefeld (Prokurist der Firma Dr. Oetker; 1938 von Vorgenannter als Geschenk erhalten, verso mit dem Etikett). Privatsammlung Norddeutschland. Gütliche Einigung mit den Erben der Galerie Heinemann (2021). Das Werk ist frei von Restitutionsansprüchen. Das Angebot erfolgt in freundlichem Einvernehmen mit den Erben nach Franziska Heinemann auf Grundlage einer fairen und gerechten Lösung. AUSSTELLUNG: Hans Thoma-Ausstellung, Frankfurter Kunstverein, 1.8.-23.9.1906, Kat.-Nr. 49. LITERATUR: Galerie Heinemann, München, Karteikarten zu Heinemann-Nr. 19590 (Typoskript, Galerienachlass Heinemann - Deutsches Kunstarchiv Nürnberg, Kartei verkaufte Bilder und Lagerbücher, KV-T-177 und KL-2146, Dokument-ID: 11399, 15122). Vor seiner Hinwendung zu einer überwiegend von mythologischen Gestalten geprägten Malerei ab den 1880er Jahren existieren von Hans Thoma zahlreiche Landschaften, die er bei seinen Aufenthalten in unterschiedlichen Regionen Deutschlands und Italiens anfertigt. In Bernau im Schwarzwald geboren, studiert Thoma im rheinabwärts gelegenen Karlsruhe u. a. bei Johann Wilhelm Schirmer und verbringt immer wieder die Sommermonate im heimischen Schwarzwald. Anschließend führen ihn Reisen und Aufenthalte kürzerer und längerer Dauer nach Basel, Düsseldorf und 1868 nach Paris, wo die Malerei Gustave Courbets und der Schule von Barbizon einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nach der ersten Italienreise 1874 kehrt er immer öfter nach Frankfurt zurück, bis er sich dort schließlich 1877 nach seiner Heirat mit der Malerin Bonicella 'Cella' Berteneder niederlässt. 1899 siedelt die Familie wieder nach Karlsruhe um, wo Thoma das Amt als Direktor der Großherzoglichen Kunsthalle übernimmt und als Professor für Landschaftsmalerei an der Kunstschule unterrichtet. Die Landschaft nimmt in allen seinen Werken eine bedeutungsvolle Stellung ein und ist wesentlich mehr als nur Hintergrundfolie. Viele seiner mythologischen Werke faszinieren durch das permanente Oszillieren zwischen in der Realität zu verortenden Ansichten und ihrer Übertragung in eine Welt der Imagination, in der sie von Gestalten der Mythologie bevölkert werden. Eng verwoben ist für Thoma die Idee der Landschaft und Natur als 'irdisches Paradies', als ein Ort der heimatlichen Geborgenheit, in der der Mensch mit den Jahreszeiten, Sommer und Herbst, Morgen und Abend in einen Zyklus idyllischen Lebens mit der Natur eingebunden ist. Besonders die sanfte, hügelige Landschaft des heimatlichen Tals bei Bernau ist ein immer wiederkehrendes Motiv, belebt durch heimkehrende Reiter oder Hirten mit ihren Tieren. Die dem Bild zugrunde liegende bewegte, geschwungene Linienführung, unter der lasierend aufgetragenen Farbe erkennbar, steigert sich über der sanften Anhöhe in den sich plastisch auftürmenden Wolken. Vor der Weite des Himmels wärmen sich die Hirten am Feuer. In der Gedämpftheit der dunklen grünen, erdigen Farbigkeit, farblich kaum zu unterscheiden von Bäumen und Ziegen, werden sie so eingebettet in die harmonische Gesamtheit der Landschaft. „Herbstfeuer“ ist auch eine Wiederentdeckung. Der Literatur über Hans Thoma ist das Bild unbekannt. Nachdem es 1906 im Frankfurter Kunstverein ausgestellt war, hatte sich seine Spur verloren. Umso beredter ist der Blick auf die Bildrückseite: Eine handschriftliche Notiz der „Frau Kommerzienrat Dr. Oetker“ vom 13.6.1938 bezeugt, dass die Witwe des bekannten August Oetker (1862-1918) das Bild Hermann Kandler geschenkt hatte, einem Kopf aus der Führungsriege von „Dr. Oetker“. Und noch ein wenig mehr von der Vorgeschichte lässt sich recherchieren: Nur drei Tage vor der Schenkung war das Werk durch die Münchner Galerie Heinemann an den Bielefelder Kunstsalon Otto Fischer verkauft worden. Die Galerie Heinemann ihrerseits hatte das Werk 1937 von Philipp Rühmer erworben. Weiter kann der Weg nicht zurückverfolgt werden - und doch weit genug. Denn das Jahr 1938 war das Schicksalsjahr für Franziska Heinemann und ihre Familie. Die jüdische Galerie, seit 1935 nur noch mit Ausnahmegenehmigung betrieben, wurde im Verlauf dieses Jahres vollständig „arisiert“. Die Firmenanteile des im Mai 1938 geflohenen Sohnes Fritz hatte Friedrich Zinckgraf bereits zum Januar 1938 übernommen; mit den Novemberpogromen war dann das endgültige Ende der einst so glänzenden Kunsthandlung erreicht. Inmitten dieser dramatischen Vorgänge wechselte „Herbstfeuer“ den Besitzer. Heute kann das Werk in bester Übereinstimmung mit den Erben der Galerie Heinemann angeboten werden. [KT/AT] Aufrufzeit: 17.06.2021 - ca. 17.54 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.ENGLISH VERSIONHans Thoma -1839 Bernau - 1924 Karlsruhe Herbstfeuer. Um 1880. Oil over ink on board. Lower right monogrammed. With old, partly fragmentarily preserved labels and inscribed 'No 24 2 [illegible] Karlsruhe'. 37 x 48 cm (14.5 x 18.8 in). • Significant provenance: from Karoline Oetker (1867-1945), patron, philanthropist and wife of the company founder, Dr. August Oetker, as a gift for the company's general manager. • Offered on the auction market for the first time. • Characteristic Black Forest landscape with an extraordinary focus on the towering clouds . PROVENANCE: Philipp Rühmer, München (until October 8, 1937). Galerie Heinemann, Munich (October 8, 1937 acquired from the above -June 10, 1938, Heinemann no. 19590). Otto Fischer, Bielefeld (acquired from the above on June 10, 1938). Collection Karoline Oetker, Bielefeld (1867-1945). (presumably acquired from the above in 1938) Hermann Kandler (general manager at Oetker; obtained as present from above in 1938, verso with the label). Private collection Northern Germany Amicable agreement with the heirs of Galerie Heinemann (2021). The work is free from restitution claims. It is offered in amicable agreement with the heirs after Franziska Heinemann on basis of a fair and just solution. EXHIBITION: Hans Thoma Exhibition, Kunstverein Frankfurt, August 1 - September 23, 1906, cat. no. 49. LITERATURE: Galerie Heinemann, Munich, file card on Heinemann no. 19590 (typescript, estate of Galerie Heinemann - Deutsches Kunstarchiv Nuremberg, file of sold pictures and inventory books, KV-T-177 and KL-2146, document-ID: 11399, 15122). Called up: June 17, 2021 - ca. 17.54 h +/- 20 min. This lot can be purchased subject to differential or regular taxation.

Los 485

Hermann Nitsch - - 1938 Wien - lebt und arbeitet in Prinzendorf Ohne Titel. 1987. Mischtechnik auf Pappe, auf Unterlagekarton montiert. Rechts oben signiert sowie teils unleserlich datiert und bezeichnet. 100 x 131 cm (39,3 x 51,5 in). [AM]. • Schüttbilder von Hermann Nitsch sind dem Informel und gleichermaßen dem amerikanischen ‚Actionpainting’ verbunden. • Nitsch ist einer der bedeutendsten Vertreter des Wiener Aktionismus. • 1972 und 1982 Teilnahme an der documenta V und VII in Kassel. PROVENIENZ: Privatsammlung Österreich. Aufrufzeit: 19.06.2021 - ca. 14.30 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.ENGLISH VERSIONHermann Nitsch -1938 Wien - lebt und arbeitet in Prinzendorf Ohne Titel. 1987. Mixed media on board, mounted on backing board. Signed in upper right, partly illegibly dated and inscribed. 100 x 131 cm (39.3 x 51.5 in). [AM]. • Hermann Nitsch's Pour Pictures have their roots in both Informalism and American Action Painting. • Nitsch is a protagonist of Viennese Actionism. • In 1972 and 1982 Nitsch participated in documenta V and VII in Kassel. PROVENANCE: Private collection Austria. Called up: June 19, 2021 - ca. 14.30 h +/- 20 min. This lot can be purchased subject to differential or regular taxation.

Los 486

Hermann Nitsch - - 1938 Wien - lebt und arbeitet in Prinzendorf Relikt. 1999. Mischtechnik. Blut auf Leinwand, auf Leinwand montiert. Verso auf der Leinwand signiert und unleserlich datiert. 150 x 150 cm (59 x 59 in). [EH]. • Hermann Nitsch zeigt in seinen Aktionen die dem Menschen innewohnenden Widersprüchlichkeiten. • 1972 und 1982 Teilnahme an der documenta 5 und 7 in Kassel. • Nitsch ist einer der bedeutendsten Vertreter des Wiener Aktionismus. PROVENIENZ: Privatsammlung Großbritannien. LITERATUR: Von Morenberg Casa d'Aste, Trento, Auktion 7.5.2008, Los 216, S. 86. Aufrufzeit: 19.06.2021 - ca. 14.32 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.ENGLISH VERSIONHermann Nitsch -1938 Wien - lebt und arbeitet in Prinzendorf Relikt. 1999. Mixed media. Blood on canvas, mounted on canvas. Signed and illegibly dated on the reverse. 150 x 150 cm (59 x 59 in). [EH]. • In his art actions Hermann Nitsch shows the contradictions inherent in humans. • Participation in documenta 5 and 7 in Kassel in 1972 and 1982. • Nitsch is one of the most important representatives of Viennese Actionism. PROVENANCE: Private collection UK. LITERATURE: Von Morenberg Casa d'Aste, Trento, auction on May 7, 2008, lot 216, p. 86. Called up: June 19, 2021 - ca. 14.32 h +/- 20 min. This lot can be purchased subject to differential or regular taxation.

Los 487

Hermann Nitsch - - 1938 Wien - lebt und arbeitet in Prinzendorf Malaktionsrelikt, Wiener Sezession. 1987. Öl und Blut auf leinwandstrukturiertem Karton auf Leinwand. Rechts oben signiert, datiert und bezeichnet. 100 x 176 cm (39,3 x 69,2 in). [EH]. • Nitsch ist einer der bedeutendsten Vertreter des Wiener Aktionismus. • Nitsch nennt seine 20. Malaktion 'Wiener Sezession'. • Rot ist untrennbar mit Nitschs Werk verbunden - als Farbe des Lebens und des Todes zugleich. • Die Schüttbilder bilden eine zentrale Werkserie im Gesamtwerk des Künstlers. PROVENIENZ: Galerie Fred Jahn, München. Süddeutsche Privatsammlung (seit 1990). 'Blut ist der Saft des Lebens und das rote hervorquellende Blut signalisiert die Verletzung, das Leid, die Gefahr, den Tod.' Zit. aus: Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, München 1990, S. 7. Aufrufzeit: 19.06.2021 - ca. 14.34 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.ENGLISH VERSIONHermann Nitsch -1938 Wien - lebt und arbeitet in Prinzendorf Malaktionsrelikt, Wiener Sezession. 1987. Oil and blood on canvas-structured board on canvas. Signed, dated and inscribed in upper right. 100 x 176 cm (39.3 x 69.2 in). [EH]. • Nitsch is the most important representative of Viennese Actionism. • Nitsch called his 20th painting action 'Wiener Sezession' (Vienna Secession). • Red is inseparably linked with Nitsch's work - as color of life and death at the same time. • The Pour Pictures are a key series in his oeuvre. PROVENANCE: Galerie Fred Jahn, Munich. Private collection Southern Germany (since 1990). 'Blood is the juice of life and the gushing red blood stands for injury, suffering, danger, death.' Quote from: artist. Critical Lexicon of Contemporary Art, Munich 1990, p. 7. Called up: June 19, 2021 - ca. 14.34 h +/- 20 min. This lot can be purchased subject to differential or regular taxation.

Los 54

Edward Theodore Compton - - 1849 London - 1921 Feldafing Großglockner von der Prager Hütte aus, früh. 1890. Öl auf Leinwand. Index Operum Nr. 690. Links unten signiert und datiert. Verso auf dem Keilrahmen mit altem Etikett, dort vom Künstler nummeriert und betitelt. 80 x 116 cm (31,4 x 45,6 in). • Insgesamt vier Mal besteigt Compton den Großglockner, ein letztes Mal 1919 im Alter von 70 Jahren. • Der höchste und markanteste Gipfel der Ostalpen nimmt in Comptons Schaffen als wiederkehrendes Motiv eine besondere Stellung ein. • Einst in der Sammlung Prof. Hermann Credners, bedeutender deutscher Geologe Ende des 19. Jahrhunderts. Wir danken Frau Sibylle Brandes, Tutzing, für die freundliche Auskunft. PROVENIENZ: Sammlung Prof. Dr. Hermann Credner (1841-1913), Leipzig (1890 erworben). Privatsammlung Süddeutschland (seit ca. 1927 in Familienbesitz). AUSSTELLUNG: Leipzig 1890. 100jähriges Jubiläum des Deutschen Alpenvereins, Völkerkundemuseum, München, 1969. In England geboren, sind die ersten Berge, die Compton bewandert, diejenigen in Westmoreland und Cumberland, in der Nähe des Wohnsitzes seiner Großeltern. Eine erste größere Bergtour ist wohl die mit seinem Bruder William, die ihn 1869 in die Schweizer Alpen führt, nachdem er selbst sich bereits 1867 am Thuner See im Berner Oberland von der schweizerischen Bergwelt nachhaltig beeindruckt zeigt. Insbesondere englische Alpinisten führen die Reihe von spektakulären Erstbesteigungen an, darunter auch Edward Whymper, der 1865 als Erster das Matterhorn erobert und als Mitglied des 1857 gegründeten Alpine Clubs unter anderem für dessen Journal Zeichnungen und Illustrationen fertigt, was seinen Erfolgen zur Sichtbarkeit verhilft. Auch Compton beschließt aufgrund seiner Faszination für diesen eindrucksvollen Naturraum, sich auf die Bergmalerei zu spezialisieren. Als begeisterter Bergsteiger ist es ihm möglich, die Gipfel sowohl physisch als auch malerisch zu erobern, darunter auch 1873 ein erstes Mal der Großglockner. Ungewöhnlich idyllisch und zugänglich weitet sich in unserem Gemälde der Blick über eine Hochalm, auf der sich ein Hirte mit seinen Schafen als Staffagefigur winzig gegen die Monumentalität der Gebirgszüge ausmacht. Das wechselvolle Spiel des Lichtes und die Schnelligkeit der Wetterphänomene, die immer auch eine gewisse unterschwellige Bedrohlichkeit in der Bergwelt präsent sein lassen, lässt in der Ferne den schneebedeckten Gipfel weiß leuchten, während aus dem Tal bereits Nebelschwaden aufziehen. Von der alten Prager Hütte aus – eine 1872 am Großvenediger erbaute Einkehrmöglichkeit – setzt Compton das sonnige Fleckchen im Vordergrund dramatisch gegen die kargen Zinnen der Glocknergruppe und betont dadurch umso mehr die Weite der in den Himmel ragenden Landschaft. Immer wieder hat sich Compton am Großglockner aufgehalten und diesen von Heiligenblut aus bestiegen, was zahlreiche Aquarelle und Zeichnungen dokumentieren. Zu der Großglockner-Sondernummer der 'Illustrirten Zeitung' vom 23. August 1900, Nr. 2982, steuert er Illustrationen rund um den Gipfel bei, die er im Laufe der Jahre gesammelt hat. Insgesamt vier Mal, darunter ein letztes Mal im Jahr 1919, mittlerweile im Alter von 70 Jahren, besteigt Compton den mit ca. 3800 Metern höchsten Gipfel Österreichs. Ein letztes großformatiges Bild dieses besonders malerischen Gipfels, den er als junger Mann mit Mitte 20 erstmals erreicht und der ihn die nächsten 50 Jahre begleitet, entsteht schließlich im Jahr darauf, wiederum ein Jahr vor seinem Tod 1921. [KT] Aufrufzeit: 17.06.2021 - ca. 18.10 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.ENGLISH VERSIONEdward Theodore Compton -1849 London - 1921 Feldafing Großglockner von der Prager Hütte aus, früh. 1890. Oil on canvas. Index Operum No. 690. Signed and dated in lower left. Verso on the stretcher with an old label, numbered and titled by the artist. 80 x 116 cm (31.4 x 45.6 in). • Compton climbed the Grossglockner four times, a last time in 1919 at the age of 70. • The highest and most prominnet peak of the Eastern Alps ís a recurring motif in Compton's creation. • Formerly part of the collection of prof. Hermann Credners, renowned German geologist at the end of the 19th century. We are grateful to Mrs Sibylle Brandes, Tutzing, for her kind expert advice. PROVENANCE: Collection Prof. Dr. Hermann Credner (1841-1913), Leipzig (acquired in 1890). Private collection Southern Germany (family-owned since ca. 1927). EXHIBITION: Leipzig 1890. 100 Year Anniversary of the 'Deutscher Alpenverein, Völkerkundemuseum, Munich, 1969. Called up: June 17, 2021 - ca. 18.10 h +/- 20 min. This lot can be purchased subject to differential or regular taxation.

Los 581

Rainer Fetting - - 1949 Wilhelmshaven - lebt und arbeitet in Berlin Dünen am Meer. 2008. Öl auf Leinwand. Verso auf der Leinwand signiert, zweifach datiert, betitelt sowie mit der Werknummer 'R 23' und den Maß- und Technikangaben bezeichnet. 80 x 80 cm (31,4 x 31,4 in). [CH]. • Die Arbeiten Rainer Fettings befinden sich heute in zahlreichen bedeutenden Museen und Sammlungen, u. a. im Städel Museum, Frankfurt am Main, und in der Berlinischen Galerie Museum für Moderne Kunst, Berlin. • Zusammen mit Salomé, Helmut Middendorf und Luciano Castelli gehört Fetting mit seinen expressiven, zugleich zeitlosen und zeitbezogenen Arbeiten in den 1970er Jahren zu den Mitbegründern der 'Neuen Wilden'. • Allein 2021 werden die Arbeiten des Künstlers in zwei Einzelausstellungen im Dortmunder U, Zentrum für Kunst und Kreativität, und im Vincent Van Gogh Huis in Zundert (NL) sowie in zahlreichen Gruppenausstellungen bedeutender Museen zu sehen sein, darunter das Ernst Barlach Haus / Stiftung Hermann F. Reemtsma, Hamburg, die Berlinische Galerie Museum für Moderne Kunst, Berlin, das Saint Louis Art Museum (USA), das Pori Art Museum (Finnland) und die Neue Galerie im Haus Beda in Bitburg. Die Authentizität der vorliegenden Arbeit wurde vom Künstler bestätigt. Wir danken für die freundliche Auskunft. PROVENIENZ: Galerie Pfefferle, München. Privatsammlung Norddeutschland (2008 vom Vorgenannten erworben). Aufrufzeit: 19.06.2021 - ca. 17.18 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.ENGLISH VERSIONRainer Fetting -1949 Wilhelmshaven - lebt und arbeitet in Berlin Dünen am Meer. 2008. Oil on canvas. Verso of the canvas signed, twice dated, titled and inscribed with the work number 'R 23' and the dimensions and the technique. 80 x 80 cm (31.4 x 31.4 in). [CH]. • Today Rainer Fetting's works can be found in many important musems, among them the Städel Museum, Frankfurt am Main and the Berlinische Galerie Museum für Moderne Kunst, Berlin. • Fetting, along with Salomé, Helmut Middendorf and Luciano Castelli, was one of the founding members of the 'Neue Wilde' (New Wild Artists) in the 1970s. • In 2021 the artist's work is honored in two solo shows at the DORTMUNDER U Center for Arts and Creativity and im Vincent Van Gogh Huis in Zundert (NL), as well as in many group exhibitions, among others at the Ernst Barlach Haus / Stiftung Hermann F. Reemtsma, Hamburg, the Berlinische Galerie Museum für Moderne Kunst, Berlin, the Saint Louis Art Museum (USA), the Pori Art Museum (Finland) and at the Neue Galerie im Haus Beda in Bitburg. This work's authenticty was kindly confirmed by the artist. We are grateful for the support in cataloging this lot. PROVENANCE: Galerie Pfefferle, Munich. Private collection Northern Germany (acquired from aforementioned in 2008). Called up: June 19, 2021 - ca. 17.18 h +/- 20 min. This lot can be purchased subject to differential or regular taxation.

Los 60

Walter Leistikow - - 1865 Bromberg - 1908 Berlin Garten in Grünheide. 1905. Öl auf Leinwand. Rechts unten signiert und datiert. Verso auf dem Keilrahmen handschriftlich nummeriert sowie mit altem fragmentarischen Etikett. 74 x 93 cm (29,1 x 36,6 in). • Charakteristisches Seen-Motiv aus dem Spätwerk Leistikows. • Historisch faszinierende Provenienz. • Entstanden nach der Rückkehr zu einer impressionistisch beeinflussten Malweise. • Leistikow gilt als Wegbereiter der Moderne im Berliner Ausstellungsbetrieb, u. a. als Mitbegründer der Berliner Secession 1898. • Besonders stimmungsvolle Farbharmonie der gedämpften, ruhigen Grün- und Blautöne im Werk Leistikows. PROVENIENZ: Sammlung Albrecht Guttmann, Berlin (spätestens ab 1909-1917, Cassirer/Helbing 18.5.1917). Sammlung Leopold Feig, Berlin (1917 vom Vorgenannten erworben, nach 1917 nicht mehr bei Leopold Feig oder seinen Nachfahren nachweisbar). Galerie an der Wagmüllerstraße, München (Jakob Scheidwimmer, lt. Rechnung vom 9.1.1942). Sammlung Reichsleiter Martin Bormann (1942 Erwerb vom Vorgenannten zu Ausstattungszwecken des Schlosses Posen. Verso mit der Nummer „P 5/I“). Altaussee, Depot (im CCP vergebene Zugangsnummer Altaussee: 8316). Central Collecting Point, München (1945-1949, verso mit der München-Nr. 13496). Ministerpräsident Bayern (treuhänderische Verwahrung 1949-1952). Kartause Mauerbach bei Wien (am 18.1.1952 Übergabe an das BDA Salzburg und Einlagerung in Mauerbach). 'Mauerbach Benefit Sale' zugunsten von Holocaust-Opfern (1996). Galerie Westphal, Berlin. Privatsammlung Norddeutschland (1998 beim Vorgenannten erworben, seither in Familienbesitz). Das Werk ist frei von Restitutionsansprüchen. AUSSTELLUNG: Achtzehnte Ausstellung der Berliner Secession, Ausstellungshaus der Berliner Secession, Berlin 1909, Kat.-Nr. 156 ('Regen in Grünheide', Sammlung Guttmann). LITERATUR: Kunstsalon Paul Cassirer und Hugo Helbing: Moderne Gemälde. Die Sammlung Albrecht Guttmann und Nachlass eines Berliner Sammlers, Versteigerung am 18.5.1917, Los 36 ('Regen in Grünheide', mit Abb.). Mauerbach Benefit Sale, Christie’s, Wien, Auktion 29.10.1996 [Benefizversteigerung zugunsten von Holocaust-Opfern], Los 289 (m. Abb.). Ingeborg Becker, Stimmungslandschaften: Gemälde von Walter Leistikow (1865-1908), Begleitbuch zur Ausstellung im Bröhan-Museum, 3.10.2008-11.1.2009, München u. a. 2008, S. 59. Walter Leistikow gilt als einer der prägendsten Künstler um die Jahrhundertwende, der in Berlin den Aufbruch in die Moderne wesentlich mitbereitet. Als er 1883 mit 17 Jahren das in der westpreußischen Provinz liegende Bromberg verlässt und an die Berliner Akademie kommt, wird er bereits nach einem halben Jahr dort wieder wegen „Talentlosigkeit“ entlassen, wie Lovis Corinth - mit dem er nach anfänglicher Antipathie eng befreundet ist - in seiner zwei Jahre nach Leistikows Tod erschienenen Biografie schreibt (Das Leben Walter Leistikows. Ein Stück Berliner Kunstgeschichte, Berlin: Cassirer 1910). Dies ist sicherlich als Verleihung eines antiakademischen Gütesiegels zu verstehen, das die Aufbruchsbewegungen der Moderne um 1900 kennzeichnet. Schon 1892 ist Leistikow einer der Mitbegründer der Gruppe 'Vereinigung der XI', benannt lediglich nach der Anzahl ihrer Mitglieder und ohne Zwang eines künstlerischen Programms, die grundlegende Veränderungen im Ausstellungswesen bezüglich der von den Entscheidungen einer Jury bestimmten Auswahlkriterien fordern. So drängen u. a. Ludwig von Hofmann, Max Liebermann, etwas später auch Max Klinger auf vom offiziellen akademischen Programm losgelöste Ausstellungsmöglichkeiten, in denen Naturalismus, Realismus, Impressionismus und auch Symbolismus in experimenteller Art und Weise koexistieren dürfen. Wenig später geht aus den 'XI' die Berliner Secession hervor, an deren Gründung Leistikow ebenfalls federführend beteiligt ist. Deren Gründungsmythos - verfestigt u. a. auch von Corinth - wird längere Zeit auf die fälschlich gemeldete Zurückweisung von Leistikows „Grunewaldsee“ durch die Jury der Großen Berliner Kunstausstellung zurückgeführt (1898 wird das Gemälde von der Berliner Nationalgalerie als Geschenk von Richard Israel angenommen). Ab Anfang der 1890er Jahre wendet sich Leistikow zunehmend seinem bevorzugten Motiv der märkischen Landschaft in der näheren Umgebung Berlins zu, deren versteckte Seen und mit lichten Kiefern bewaldete Ufer neue, unentdeckte Ansichten abseits des Großstadttreibens bieten. Einige seiner großbürgerlichen Förderer der wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Elite Berlins stellen ihm und seiner Familie ihre Villen am Grunewald-, Schlachten- oder Dianasee zur Verfügung, wo Leistikow mit seiner Familie die Sommer verbringt. Nachdem dank dieser Förderung Leistikows finanzieller Erfolg Ende der 1890er Jahre einsetzt, erwirbt er schließlich 1902 selbst ein Haus mit großem Atelier im südöstlichen Umland Berlins in Erkner/Grünheide. Einer der engsten Freunde Leistikows, der Schriftsteller und Journalist Theodor Wolff, charakterisiert seine Landschaften als „realistische Romantik“ - bei denen der realistische Natureindruck zwar zugrunde liegt, in denen der Maler aber sein Einfühlungsvermögen in die Natur über rein materialistische Nachbildung hinaus mit einfließen lässt und diese so in Stimmungslandschaften verwandelt. In seinem Enthusiasmus für die nördliche, symbolistisch beeinflusste Malerei etwa seines Freundes Edvard Munch, für den er sich bereits 1893 eingesetzt hatte, wird Leistikow zum Vertreter einer „nervösen Romantik“ (Hermann Bahr), deren Werke eine kontemplative Seherfahrung bereithalten. Nach 1900 macht sich Leistikow zusehends frei von der vorherigen Stilisierung im Sinne eines linearen und flächenhaften Jugendstils und gelangt zu einer lockereren Freilichtmalerei, die er bis zu seinem Lebensende verfolgt. Die Töne werden lichter und er entdeckt sein Interesse an fein nuancierten hellen Farbabstimmungen, so wie in unserem Bild die hellen Grün- und matten Blautöne miteinander harmonieren. Das impressionistische Motiv des Gartens lässt die Natur weniger mystisch als seine früheren Landschaften erscheinen. Nach wie vor bietet sich die Landschaft allerdings ohne Figuren dar, eine menschliche Präsenz ist nur leise in der Bestellung des Gartens mit dem Laubengang und den wenigen buntfarbigen Tupfen der blühenden Büsche zu erahnen. Leistikow lässt darüber in abgetönten Farben die drückende Hitze des weiten Sommerhimmels entstehen, der sich im Hintergrund über dem See wölbt. Die Natur des klaren, diesigen Sommertags wirkt beseelt für sich allein, in ihrem Wachsen und Sein eingefangen als „feine flüsternde Bilder“, wie Theodor Wolff schreibt. 1908 setzt Leistikow schließlich seiner langjährigen Syphilis-Erkrankung durch den Freitod ein Ende. Seine Werke sind heute in zahlreichen Museen im In- und Ausland präsent, allen voran dem Bröhan-Museum in Berlin, das ihm zu seinem 100. Todestag 2008 eine umfangreiche Retrospektive widmet. [KT] Aufrufzeit: 17.06.2021 - ca. 18.18 h +/- 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.

Los 3809

Krauth, Hermann (geb. 1954 Mannheim) Großformatige Darstellung "Kopf", so verso betitelt, sign. und dat. 1986. Öl/Lwd. 180x 155 cm.

Los 3865

Reimer, Hermann (geb. 1959 in Münster) "Paisaje", so verso betitelt. Öl/Lwd., rückseitig sign. und dat. 1988. Ca. 175x 125 cm.

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