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2393

Marr, Wilhelm: Brief 1869 Auch ein Hamburger "Emigrant" Marr, Wilhelm, politischer Publizist,

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Berlin-Grunewald
Marr, Wilhelm: Brief 1869
Auch ein Hamburger "Emigrant"
Marr, Wilhelm, politischer Publizist, Anarchist, zweimal aus der Schweiz ausgewiesen, prägte den Begriff "Antisemitismus" und gründete die "Antisemitenliga" (1819-1904). Eigh. Brief m. U. "W. Marr". 8 S. Gr. 8vo. Mont Chalet sur Bex (Schweiz) 21.XI.1869.
An Herrn Zacharias in Hamburg, vielleicht den Kaufmann Adolf Nicolaus Zacharias sen. (1826-1880). Umfangreicher, ziemlich übermütiger und blasphemischer Brief, in dem Marrs spöttischer, zu Polemik neigender Geist und sein krasser Antisemitismus zum Ausdruck kommt. Nach langjährigem Aufenthalt hat Marr Hamburg mehr oder weniger unfreiwillig verlassen und blickt nun aus schöner Schweizer Landschaft zurück: "... Ich befinde mich grade in einer wunderbaren Honigstimmung. Bei welkem Laube der Kastanien blühen die Rosen im Freien um mich her, die ganze Prachtnatur dieses schönsten Winkels der Erde glänzt wie Silber & Gold und dazu flog mir vor kurzem ungerufen eine neue sehr ehrenvolle & angenehme - belletristische - Verbindung mit einem großen ersten Journal zu ...". Kommt dann auf einen Altarfries in einer Hamburger Kirche zu sprechen: "... Ich lese nämlich von einem Relief als Altarfriese in partibus für, ich weiß nicht welches Grundstück unseres Herrgott's, und da ich eine Zeitlang auch zu den verschämten Unterstützern des 'Erbe's', welches Gott auf dem Hopfenmarkt besitzt, zählte, so will ich auch m. Scherflein zu genannter Friese beitragen, wenn dieselbe, was ich Ihrem Urtheil à discrétion überlasse, ein Kunstwerk ist. - Der Chevalier de Nazareth ist mir zwar eine sehr antipathische Persönlichkeit, (entre nous ein höchst arroganter Judenjunge!) aber der bocksfüßige Pan hat ja auch seine Statue, der trunkene Silen dito und so mag der Strolch, der in Kanaan die Bauern noch besoffener machte auf der Hochzeit, meinetwegen auch, in Ermangelung edler griechischer Helden, in Hamburg marmorirt werden. Kunst bleibt Kunst, ob sie den Apoll von Belvedere oder seinen Ziegenbock zum Vorwurf nimmt. Ich knüpfe an m. kleine Gabe nur die eine Bedingung, daß mein Name nicht öffentlich als Contribuant genannt werde. Die Menschen sind zu dumm in H.[amburg] & glauben am Ende, ich hinge mich an die Rockschöße Christi, um mir unter den Elbmedicäern lieb Kind zu machen ...". Er werde wohl nicht im Januar nach Hamburg kommen können. "... Vielleicht thut der 'Herr', den ich so eben unterstützt habe, auch Etwas für mich und führt mir einen Käufer m. Hauses zu, damit ich ex nexu treten kann. Von Hamburgensien habe ich mich jetzt bei den M. N. auch ganz frei gemacht, bitte also meiner Seele nichts in die Schuhe zu schieben. Ein reicher Sägemüller hier baut ein Haus & will mir die erste Etage überlassen, allwo ich dann m. Tage zu beschließen gedenke. Werde es m. Hamb. 'Mitrepublikanern' ewig danken, daß sie mich hinausgemaßregelt haben. Kommt mir heute so vor, als ob man einen Knuff von hinten gekriegt hat und in die Arme eines schönen Weibes gefallen ist ... Und hier gedenke ich mit Behaglichkeit m. Memoiren zu schreiben. - Ihr reichen Leute führt doch ein miserables Leben! Gebannt an Euer Comptoir, frißt Euer Ehrgeiz höchstens das Heu kleinstaatlicher, Undank lohnender Würden, ein Leben, welches ich Euch nicht zu gönnen, lange Jahre ein so kolossaler Esel war! ... Aber so sind die Menschen! Für 20 alte Weiber bauen sie Palläste, die Millionen kosten und ein gescheidter Kerl kann sich abzappeln, daß er schwarz wird! ... Doch ich will mir die schöne Natur nicht mit ... Rauchfleischreminiszenzen verderben. Ich habe jetzt Gott den Herrn mit Bfr. 10.- zu bestechen versucht. Vielleicht thut dieser Grundeigenthümer ein Wunder, das ihm ja nichts kostet, mir zu Liebe. Er hat die Esel sprechen lassen, ich muß abwarten daß die Esel Häuser kaufen!...". - Sehr selten.
Marr, Wilhelm: Brief 1869
Auch ein Hamburger "Emigrant"
Marr, Wilhelm, politischer Publizist, Anarchist, zweimal aus der Schweiz ausgewiesen, prägte den Begriff "Antisemitismus" und gründete die "Antisemitenliga" (1819-1904). Eigh. Brief m. U. "W. Marr". 8 S. Gr. 8vo. Mont Chalet sur Bex (Schweiz) 21.XI.1869.
An Herrn Zacharias in Hamburg, vielleicht den Kaufmann Adolf Nicolaus Zacharias sen. (1826-1880). Umfangreicher, ziemlich übermütiger und blasphemischer Brief, in dem Marrs spöttischer, zu Polemik neigender Geist und sein krasser Antisemitismus zum Ausdruck kommt. Nach langjährigem Aufenthalt hat Marr Hamburg mehr oder weniger unfreiwillig verlassen und blickt nun aus schöner Schweizer Landschaft zurück: "... Ich befinde mich grade in einer wunderbaren Honigstimmung. Bei welkem Laube der Kastanien blühen die Rosen im Freien um mich her, die ganze Prachtnatur dieses schönsten Winkels der Erde glänzt wie Silber & Gold und dazu flog mir vor kurzem ungerufen eine neue sehr ehrenvolle & angenehme - belletristische - Verbindung mit einem großen ersten Journal zu ...". Kommt dann auf einen Altarfries in einer Hamburger Kirche zu sprechen: "... Ich lese nämlich von einem Relief als Altarfriese in partibus für, ich weiß nicht welches Grundstück unseres Herrgott's, und da ich eine Zeitlang auch zu den verschämten Unterstützern des 'Erbe's', welches Gott auf dem Hopfenmarkt besitzt, zählte, so will ich auch m. Scherflein zu genannter Friese beitragen, wenn dieselbe, was ich Ihrem Urtheil à discrétion überlasse, ein Kunstwerk ist. - Der Chevalier de Nazareth ist mir zwar eine sehr antipathische Persönlichkeit, (entre nous ein höchst arroganter Judenjunge!) aber der bocksfüßige Pan hat ja auch seine Statue, der trunkene Silen dito und so mag der Strolch, der in Kanaan die Bauern noch besoffener machte auf der Hochzeit, meinetwegen auch, in Ermangelung edler griechischer Helden, in Hamburg marmorirt werden. Kunst bleibt Kunst, ob sie den Apoll von Belvedere oder seinen Ziegenbock zum Vorwurf nimmt. Ich knüpfe an m. kleine Gabe nur die eine Bedingung, daß mein Name nicht öffentlich als Contribuant genannt werde. Die Menschen sind zu dumm in H.[amburg] & glauben am Ende, ich hinge mich an die Rockschöße Christi, um mir unter den Elbmedicäern lieb Kind zu machen ...". Er werde wohl nicht im Januar nach Hamburg kommen können. "... Vielleicht thut der 'Herr', den ich so eben unterstützt habe, auch Etwas für mich und führt mir einen Käufer m. Hauses zu, damit ich ex nexu treten kann. Von Hamburgensien habe ich mich jetzt bei den M. N. auch ganz frei gemacht, bitte also meiner Seele nichts in die Schuhe zu schieben. Ein reicher Sägemüller hier baut ein Haus & will mir die erste Etage überlassen, allwo ich dann m. Tage zu beschließen gedenke. Werde es m. Hamb. 'Mitrepublikanern' ewig danken, daß sie mich hinausgemaßregelt haben. Kommt mir heute so vor, als ob man einen Knuff von hinten gekriegt hat und in die Arme eines schönen Weibes gefallen ist ... Und hier gedenke ich mit Behaglichkeit m. Memoiren zu schreiben. - Ihr reichen Leute führt doch ein miserables Leben! Gebannt an Euer Comptoir, frißt Euer Ehrgeiz höchstens das Heu kleinstaatlicher, Undank lohnender Würden, ein Leben, welches ich Euch nicht zu gönnen, lange Jahre ein so kolossaler Esel war! ... Aber so sind die Menschen! Für 20 alte Weiber bauen sie Palläste, die Millionen kosten und ein gescheidter Kerl kann sich abzappeln, daß er schwarz wird! ... Doch ich will mir die schöne Natur nicht mit ... Rauchfleischreminiszenzen verderben. Ich habe jetzt Gott den Herrn mit Bfr. 10.- zu bestechen versucht. Vielleicht thut dieser Grundeigenthümer ein Wunder, das ihm ja nichts kostet, mir zu Liebe. Er hat die Esel sprechen lassen, ich muß abwarten daß die Esel Häuser kaufen!...". - Sehr selten.

Valuable Books, Decorative Prints & Autograph Letters

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Erdener Str. 5 a
Berlin-Grunewald
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Germany

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