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Dauthendey, Max: Brief 1891 "das liebe gute Würzburg" - Eigh. Brief m. U. "Max". 4 S. 8vo. (
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Berlin-Grunewald
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Dauthendey, Max: Brief 1891
"das liebe gute Würzburg"
- Eigh. Brief m. U. "Max". 4 S. 8vo. (Würzburg) 9.XII.1891.
An seinen "herzlieben Siegi", seinen Freund Siegfried Löwenthal in Berlin, mit intimen Bekenntnissen. "... dieser liebe letzte Brief von Dir half uns wieder recht kräftig der Zukunft zu vertrauen ... Wir waren heute von zwei bis vier Uhr zusammen. Vorhin ist lieb' Noldy [wohl Arnold Villinger] wieder fort und nun sehen wir uns erst morgen Abend um 6 Uhr wieder. Nicht wahr, wir können enthaltsam sein? ... Nun das hat aber auch seinen guten Grund, ich möchte in dieser Woche meine Josa noch majorenn erklären. Es war mir recht weh um's Herz, daß ich ihr in den letzten Wochen so untreu war, ich fürchtete schon, sie habe es so übel genommen, daß sie mir nie mehr zutrauern [!] würde. Aber jetzt habe ich zwei Abende von 8 - 1/2 11 bei ihr gesässen [!], ganz stumm, auf dem Sopha, nichts mit ihr auf dem Papier gesprochen, nur immer in Gedanken, sie saß ebenso stumm neben mir, so starrten wir schweigend in die Lampe. Allmählich, ganz allmählich schmiegte sie sich wieder enger an mich, immer zutraulicher, und heut Abend hoffe ich sie zum Plaudern zu bringen. Du glaubst gar nicht welche Zartheit und Aufmerksamkeit solche Wesen verlangen. Ich werde es mir merken und später bei denselben Beziehungen zu andern ähnlichen Geschöpfen hingebender sein, und jede Vernachlässigung vermeiden ... Wenn wir jetzt manchmal um 6 Uhr Abends durch die Domstrasse, den Kürschnerhof, bei Rosenthal und den flimmernden Schaufenstern vorbeiwandern, wundern wir uns, es ist uns gar nicht weihnachtlich zu Mut ... Dieses Jahr wirbelt bei uns beiden die Erwartung, das Bewußtsein der Trennung, der letzte prickelnde Vorschmerz des Abschiedes alle andern Gedanken nieder. - Sonntag sind wir nochmals auf die neue Welt, auf meinen Pfauenhof gebeten, um Adieu zu sagen. Jetzt beginnt schon allmählich das Lockern der Beziehungen, die mich an das liebe gute Würzburg so viele Jahre fesselten ... Es ist doch schade, daß ich die Atome, die gerne bleiben möchten, nicht hierlassen kann und mit den Andern, die sich abgestossen fühlen, fortstürmen kann ... Ein recht verwöhntes eigensinniges Ding dieses sog. Herz. - Abend[s] vor dem Einschlafen ist jetzt mein größtes Vergnügen mit Dir durch Berlin zu wandern und nach Brieg zu reisen ...". - Ferner über Oskar Richter, den "Mann meiner Josa", dessen kleine Tochter wenige Monate nach der Geburt verstorben sei. - Erste und letzte Seite etwas fleckig. - Beiliegend ein eigh. Briefumschlag an Siegfried Löwenthal vom 10. Sept. 1891.
"das liebe gute Würzburg"
- Eigh. Brief m. U. "Max". 4 S. 8vo. (Würzburg) 9.XII.1891.
An seinen "herzlieben Siegi", seinen Freund Siegfried Löwenthal in Berlin, mit intimen Bekenntnissen. "... dieser liebe letzte Brief von Dir half uns wieder recht kräftig der Zukunft zu vertrauen ... Wir waren heute von zwei bis vier Uhr zusammen. Vorhin ist lieb' Noldy [wohl Arnold Villinger] wieder fort und nun sehen wir uns erst morgen Abend um 6 Uhr wieder. Nicht wahr, wir können enthaltsam sein? ... Nun das hat aber auch seinen guten Grund, ich möchte in dieser Woche meine Josa noch majorenn erklären. Es war mir recht weh um's Herz, daß ich ihr in den letzten Wochen so untreu war, ich fürchtete schon, sie habe es so übel genommen, daß sie mir nie mehr zutrauern [!] würde. Aber jetzt habe ich zwei Abende von 8 - 1/2 11 bei ihr gesässen [!], ganz stumm, auf dem Sopha, nichts mit ihr auf dem Papier gesprochen, nur immer in Gedanken, sie saß ebenso stumm neben mir, so starrten wir schweigend in die Lampe. Allmählich, ganz allmählich schmiegte sie sich wieder enger an mich, immer zutraulicher, und heut Abend hoffe ich sie zum Plaudern zu bringen. Du glaubst gar nicht welche Zartheit und Aufmerksamkeit solche Wesen verlangen. Ich werde es mir merken und später bei denselben Beziehungen zu andern ähnlichen Geschöpfen hingebender sein, und jede Vernachlässigung vermeiden ... Wenn wir jetzt manchmal um 6 Uhr Abends durch die Domstrasse, den Kürschnerhof, bei Rosenthal und den flimmernden Schaufenstern vorbeiwandern, wundern wir uns, es ist uns gar nicht weihnachtlich zu Mut ... Dieses Jahr wirbelt bei uns beiden die Erwartung, das Bewußtsein der Trennung, der letzte prickelnde Vorschmerz des Abschiedes alle andern Gedanken nieder. - Sonntag sind wir nochmals auf die neue Welt, auf meinen Pfauenhof gebeten, um Adieu zu sagen. Jetzt beginnt schon allmählich das Lockern der Beziehungen, die mich an das liebe gute Würzburg so viele Jahre fesselten ... Es ist doch schade, daß ich die Atome, die gerne bleiben möchten, nicht hierlassen kann und mit den Andern, die sich abgestossen fühlen, fortstürmen kann ... Ein recht verwöhntes eigensinniges Ding dieses sog. Herz. - Abend[s] vor dem Einschlafen ist jetzt mein größtes Vergnügen mit Dir durch Berlin zu wandern und nach Brieg zu reisen ...". - Ferner über Oskar Richter, den "Mann meiner Josa", dessen kleine Tochter wenige Monate nach der Geburt verstorben sei. - Erste und letzte Seite etwas fleckig. - Beiliegend ein eigh. Briefumschlag an Siegfried Löwenthal vom 10. Sept. 1891.
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Dauthendey, Max: Brief 1891
"das liebe gute Würzburg"
- Eigh. Brief m. U. "Max". 4 S. 8vo. (Würzburg) 9.XII.1891.
An seinen "herzlieben Siegi", seinen Freund Siegfried Löwenthal in Berlin, mit intimen Bekenntnissen. "... dieser liebe letzte Brief von Dir half uns wieder recht kräftig der Zukunft zu vertrauen ... Wir waren heute von zwei bis vier Uhr zusammen. Vorhin ist lieb' Noldy [wohl Arnold Villinger] wieder fort und nun sehen wir uns erst morgen Abend um 6 Uhr wieder. Nicht wahr, wir können enthaltsam sein? ... Nun das hat aber auch seinen guten Grund, ich möchte in dieser Woche meine Josa noch majorenn erklären. Es war mir recht weh um's Herz, daß ich ihr in den letzten Wochen so untreu war, ich fürchtete schon, sie habe es so übel genommen, daß sie mir nie mehr zutrauern [!] würde. Aber jetzt habe ich zwei Abende von 8 - 1/2 11 bei ihr gesässen [!], ganz stumm, auf dem Sopha, nichts mit ihr auf dem Papier gesprochen, nur immer in Gedanken, sie saß ebenso stumm neben mir, so starrten wir schweigend in die Lampe. Allmählich, ganz allmählich schmiegte sie sich wieder enger an mich, immer zutraulicher, und heut Abend hoffe ich sie zum Plaudern zu bringen. Du glaubst gar nicht welche Zartheit und Aufmerksamkeit solche Wesen verlangen. Ich werde es mir merken und später bei denselben Beziehungen zu andern ähnlichen Geschöpfen hingebender sein, und jede Vernachlässigung vermeiden ... Wenn wir jetzt manchmal um 6 Uhr Abends durch die Domstrasse, den Kürschnerhof, bei Rosenthal und den flimmernden Schaufenstern vorbeiwandern, wundern wir uns, es ist uns gar nicht weihnachtlich zu Mut ... Dieses Jahr wirbelt bei uns beiden die Erwartung, das Bewußtsein der Trennung, der letzte prickelnde Vorschmerz des Abschiedes alle andern Gedanken nieder. - Sonntag sind wir nochmals auf die neue Welt, auf meinen Pfauenhof gebeten, um Adieu zu sagen. Jetzt beginnt schon allmählich das Lockern der Beziehungen, die mich an das liebe gute Würzburg so viele Jahre fesselten ... Es ist doch schade, daß ich die Atome, die gerne bleiben möchten, nicht hierlassen kann und mit den Andern, die sich abgestossen fühlen, fortstürmen kann ... Ein recht verwöhntes eigensinniges Ding dieses sog. Herz. - Abend[s] vor dem Einschlafen ist jetzt mein größtes Vergnügen mit Dir durch Berlin zu wandern und nach Brieg zu reisen ...". - Ferner über Oskar Richter, den "Mann meiner Josa", dessen kleine Tochter wenige Monate nach der Geburt verstorben sei. - Erste und letzte Seite etwas fleckig. - Beiliegend ein eigh. Briefumschlag an Siegfried Löwenthal vom 10. Sept. 1891.
"das liebe gute Würzburg"
- Eigh. Brief m. U. "Max". 4 S. 8vo. (Würzburg) 9.XII.1891.
An seinen "herzlieben Siegi", seinen Freund Siegfried Löwenthal in Berlin, mit intimen Bekenntnissen. "... dieser liebe letzte Brief von Dir half uns wieder recht kräftig der Zukunft zu vertrauen ... Wir waren heute von zwei bis vier Uhr zusammen. Vorhin ist lieb' Noldy [wohl Arnold Villinger] wieder fort und nun sehen wir uns erst morgen Abend um 6 Uhr wieder. Nicht wahr, wir können enthaltsam sein? ... Nun das hat aber auch seinen guten Grund, ich möchte in dieser Woche meine Josa noch majorenn erklären. Es war mir recht weh um's Herz, daß ich ihr in den letzten Wochen so untreu war, ich fürchtete schon, sie habe es so übel genommen, daß sie mir nie mehr zutrauern [!] würde. Aber jetzt habe ich zwei Abende von 8 - 1/2 11 bei ihr gesässen [!], ganz stumm, auf dem Sopha, nichts mit ihr auf dem Papier gesprochen, nur immer in Gedanken, sie saß ebenso stumm neben mir, so starrten wir schweigend in die Lampe. Allmählich, ganz allmählich schmiegte sie sich wieder enger an mich, immer zutraulicher, und heut Abend hoffe ich sie zum Plaudern zu bringen. Du glaubst gar nicht welche Zartheit und Aufmerksamkeit solche Wesen verlangen. Ich werde es mir merken und später bei denselben Beziehungen zu andern ähnlichen Geschöpfen hingebender sein, und jede Vernachlässigung vermeiden ... Wenn wir jetzt manchmal um 6 Uhr Abends durch die Domstrasse, den Kürschnerhof, bei Rosenthal und den flimmernden Schaufenstern vorbeiwandern, wundern wir uns, es ist uns gar nicht weihnachtlich zu Mut ... Dieses Jahr wirbelt bei uns beiden die Erwartung, das Bewußtsein der Trennung, der letzte prickelnde Vorschmerz des Abschiedes alle andern Gedanken nieder. - Sonntag sind wir nochmals auf die neue Welt, auf meinen Pfauenhof gebeten, um Adieu zu sagen. Jetzt beginnt schon allmählich das Lockern der Beziehungen, die mich an das liebe gute Würzburg so viele Jahre fesselten ... Es ist doch schade, daß ich die Atome, die gerne bleiben möchten, nicht hierlassen kann und mit den Andern, die sich abgestossen fühlen, fortstürmen kann ... Ein recht verwöhntes eigensinniges Ding dieses sog. Herz. - Abend[s] vor dem Einschlafen ist jetzt mein größtes Vergnügen mit Dir durch Berlin zu wandern und nach Brieg zu reisen ...". - Ferner über Oskar Richter, den "Mann meiner Josa", dessen kleine Tochter wenige Monate nach der Geburt verstorben sei. - Erste und letzte Seite etwas fleckig. - Beiliegend ein eigh. Briefumschlag an Siegfried Löwenthal vom 10. Sept. 1891.
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